Ausnahmen bei Metrumbestimmung

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Ausnahmen bei Metrumbestimmung

Beitragvon Latain » Mi 19. Aug 2015, 19:22

Guten Tag,
ich bin es wieder und hoffe, niemanden mit meinen Metrumfragen zu nerven.

Ich habe mir ein neues Metrumbuch gekauft und verstehe folgende 3 Ausnahmen für die Metrumbestimmung nicht.
Synizése: Verstehe ich es richtig, dass
1. ein Vokal, der so klingt als würde das Wort jetzt enden (abfallende Betonung aufweist)
2. von einem Vokal gefolgt wird, der wie der Beginn eines neuen Wortes klingt (steigende Betonung)
dass dann 1. zum Konsonanten degradiert wird?
Bsp. im Buch: báltei wird zu baltji weil das -e abfallend und das -i steigend ist.
Mit etwas Übung müsste man das hinkriegen...

Jambenkürzung: Verstehe ich überhaupt nicht!
Das kommt nur in Verben vor?
Im Bsp: eadem verstehe ich es ja noch, das -e ist kur, das -a ist land und das Buch sagt u - wird zu - - Wann gilt das denn? Immer?
Nächstes Beispiel ist corripitur, da folgen keine 2 Vokale aufeinander! trotzdem ist das -o kurz, weil das i auch kurz ist. So könnte ich doch jeden Vers nach eigenen Wünschen 'passend machen'

Zitat: 'Beliebig lang aushaltbare Konsonanten können manchmal allein eine Längung bewirken (z.B. auslautendes -s). Ebenso kann die Kombination Muta + Liquida eine Längung bewirken.'
Okay, beim -s fällt die Betonung ab (Wortende), das ist klar. Aber wieso ist das -s soviel stärker als andere auslautende Konsonanten?? Bsp. sanguis -i ist lang wegen -s. Toll...
subridens. -u ist lang weil Muta + Liquida. In welchen Fällen gilt diese Ausnahme?

Ich bedanke mich für das Durchlesen und hoffe man hat alles nachvollziehen können.
Ihr dürft gerne einen Wälzer schreiben, ich muss das für ein Referat verstehen.
MfG Latain.
Zuletzt geändert von Latain am Mi 19. Aug 2015, 22:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Außnahmen bei Metrumbestimmung

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 19. Aug 2015, 19:29

Meine Frage ist zunächst diese:
Bist du Student/in? Ein Schüler stellt solche Fragen eigentlich nicht. ;-)
Ausnahmen.. ;-) Bestimmen der lateinischen Metrik..
Medicus domesticus
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Re: Außnahmen bei Metrumbestimmung

Beitragvon Latain » Mi 19. Aug 2015, 22:39

Guten Abend,

zuerst einmal ein Dankeschön für dein Interesse, aber auch wenn es meine Fragestellungen und Artikulation nicht vermuten lassen, bin ich tatsächlich Student. Wenn man aber ein 200 Jahre altes Fossil zum Prof hat, ist das Verständnis ziemlich schwierig. Und wenn wir schon dabei sind: Es ist kein Referat, sondern ein (nicht ganz unbedeutender) Teil meiner kommenden Arbeit.

Gruß Latain

P.S. Meine Deutschkentnisse... Freue mich immer über jede Korrektur.
Latain
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Re: Ausnahmen bei Metrumbestimmung

Beitragvon Tiberis » Do 20. Aug 2015, 02:42

Latain hat geschrieben:Jambenkürzung: Verstehe ich überhaupt nicht!
Das kommt nur in Verben vor?(1)
im Bsp: eadem verstehe ich es ja noch(2), das -e ist kur, das -a ist land und das Buch sagt u - wird zu - - Wann gilt das denn? Immer?
Nächstes Beispiel ist corripitur, da folgen keine 2 Vokale aufeinander! trotzdem ist das -o kurz, weil das i auch kurz ist. (3)So könnte ich doch jeden Vers nach eigenen Wünschen 'passend machen'

Zitat: 'Beliebig lang aushaltbare Konsonanten können manchmal allein eine Längung bewirken (z.B. auslautendes -s)(4). Ebenso kann die Kombination Muta + Liquida eine Längung bewirken.'
Okay, beim -s fällt die Betonung ab (Wortende), das ist klar. Aber wieso ist das -s soviel stärker als andere auslautende Konsonanten?? Bsp. sanguis -i ist lang wegen -s(5). Toll...
subridens. -u ist lang weil Muta + Liquida. (6)In welchen Fällen gilt diese Ausnahme?


also wirrer und chaotischer gehts wohl kaum noch. :hairy:
einige der allergröbsten missverständnisse habe ich mir erlaubt anzumerken:
(1) jambenkürzung hat mit der wortart nichts zu tun
(2) ein jambus besteht aus 2 silben (u - ); die jambenkürzung betrifft daher zweisilbige wörter.
(3) wofür soll corripitur als beispiel dienen?? die silbe cor- ist im übrigen lang (positionslänge).
(4) wer behauptet sowas? :pillepalle:
(5) -is als endung von sanguis ist selbstverständlich kurz!!!
(6) hier kommt die muta cum liquida- regel nicht zur anwendung, da sub- ein präfix des grundverbs ist.

angesichts dieser missverständnisse drängt sich der verdacht auf, dass das metrikbuch, das du dir zugelegt hast, nicht das richtige für dich sein könnte - aus welchen gründen immer.
empfehlenswert ist in jedem fall die "römische metrik" von Crusius (F.Crusius, Römische Metrik. München Hueber 1955) , nicht zuletzt auch deshalb, weil dort immer in ausreichender menge auf originalstellen bezug genommen wird.
für die allererste orientierung könntest du schon einmal hier nachschlagen:http://www.uzh.ch/latinum/bordin/catull/einfuehrung_lat_metrik.pdf
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Re: Ausnahmen bei Metrumbestimmung

Beitragvon Latain » Do 20. Aug 2015, 09:06

Guten Morgen,

Vielen Dank Tiberius für deine Mühen. Wenn du erlaubst übernehme ich deine Gliederung, sie scheint wirklich Vieles zu vereinfachen.

(1),(2) Also gilt die Jambenkürzung NUR bei zweisilbigen Wörtern? Und dabei dann immer?
(3) corripitur soll als Beispiel für eine Jambenkürzung dienen, weshalb das -o kurz ist. Damit würde sich die erste Frage klären...
(4), (5) steht genauso im Buch, Bsp. vom Prof war Vergil, Aeneis 10, 487:
un(a) eademque via sanguis animusque sequntur. -uu, -uu, -uu, -uu, -uu, -x
(6) Bedeutet dies, dass die Muta cum Liquida Regel nicht bei Präfixen geltend ist? Also z.B. bei com-, con-, im-, in-, abs-, sub-, ambi-, ante- ...
Bei jedweder Prädixen?

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit ^^
MfG Latain
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Re: Ausnahmen bei Metrumbestimmung

Beitragvon Tiberis » Do 20. Aug 2015, 15:02

salve,

zu deiner ersten frage: bei den komödiendichtern (Plautus, Terenz), die von der jambenkürzung sehr ausgiebig gebrauch machten, sind immer wieder auch mehrsilbige wörter betroffen. in der klassischen dichtung scheint die jambenkürzung jedoch auf zweisilbige jambische wörter beschränkt zu sein (mihi, tibi, nisi usw) .
Latain hat geschrieben:3) corripitur soll als Beispiel für eine Jambenkürzung dienen, weshalb das -o kurz ist.

mag sein, das sowas bei den komikern vorkommt. es müßte dann jedenfalls vor dem corripitur eine kurze silbe stehen, die zusammen mit der silbe cor- einen jambus ergibt. für die klassische dichtung würde ich eine derartige jambenkürzung so gut wie ausschließen.
bezügl. sanguis: wenn die endung -is, wie in der zitierten Vergilstelle, ausnahmsweise lang ist, kann das nicht am s liegen, denn dann müssten ja auch endungen auf -us (o-dekl.) vor anlautendem vokal lang sein.
eademque sehe ich im übrigen eher als synizese , aber darüber kann man wohl streiten..
Latain hat geschrieben:(6) Bedeutet dies, dass die Muta cum Liquida Regel nicht bei Präfixen geltend ist? Also z.B. bei com-, con-, im-, in-, abs-, sub-, ambi-, ante- ...
Bei jedweder Prädixen?

wenn das präfix auf einen verschlusslaut endet und darauf eine liquida folgt,limias tritt immer (!) positionslänge ein (sublimis, abripio usw).

;-)
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Re: Ausnahmen bei Metrumbestimmung

Beitragvon Latain » Do 20. Aug 2015, 18:59

Guten Abend,

Sehr gut, vielen Dank.
Also habe ich die Synizese (wie im ersten Beitrag erwähnt) richtig verstanden?
Verschlusslaute entsprechen Muta, ok...
Dann stellt sich mir zuletzt die Frage: Gibt es auch Wörter die mit con-, ante-, ... (Präfixen) beginnen, aber nicht als Präfix gelten? Ich müsste ja das Ursprungswort kennen (ire wird zu circumire), aber wenn das Ursprungswort zufällig mit con-, ante- ... beginnt, gilt dann die Regel von Tiberis immer noch?

Dann habe ich es endgültig verstanden und wir können das Thema abschließen, vielen Dank für die Mühen aller.

MfG Latain
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Re: Ausnahmen bei Metrumbestimmung

Beitragvon Tiberis » Do 20. Aug 2015, 23:24

Latain hat geschrieben:gilt dann die Regel von Tiberis immer noch?


es geht nicht um eine "regel von Tiberis" :D ; was ich zu dieser frage schrieb, ist in jedem metrikbuch nachzulesen. ;-)
Latain hat geschrieben:Gibt es auch Wörter die mit con-, ante-, ... (Präfixen) beginnen, aber nicht als Präfix gelten?

es gibt zumindest verba, in denen das con- nicht präfix ist (conor, condio...). was aber hat das mit der muta cum liquida-regel zu tun?? :?
die "regel von Tiberis", wie du sie nennst, bezieht sich ja nur auf präfixe , die auf eine muta (verschlusslaut) enden. dies ist weder bei con- noch bei ante- der fall.
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