wann ne, wann non?

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wann ne, wann non?

Beitragvon formica » Do 3. Sep 2015, 08:39

Die Subjunktion ne steht beim: Optativ, Hortativ, Iussiv, Prohibitiv, Finalsatz und nach den Verben des Fürchtens und Hinderns und Widerstehens.
Non hingegen beim Potentialis, Irrealis und Dubitativ.

In der Atticus-Vita von Nepos 4.2 heißt es: ... cum quibus ne contra te arma ferrem...

Wieso steht hier ne und nicht non?
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon medicus » Do 3. Sep 2015, 09:20

@formica: Du musst den ganzen Satz lesen und die Satzzeichen berücksichtigen: oro te,.....,ne contra te arma ferrem. (ne= verneintes ut im Finalsatz)
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon marcus03 » Do 3. Sep 2015, 09:22

formica hat geschrieben:Wieso steht hier ne und nicht non?


Warum sollte NON stehen? Es handelt sich doch um ein gewöhnliches finales NE :?

... mit denen ich Italien verließ, um nicht gegen dich Krieg zu führen/ führen zu müssen

cf:
https://books.google.de/books?id=uZHoBQ ... ..&f=false

PS:
Sehe gerade, dass unser medicus schneller am Unfallort war, die richtige Diagnose gestellt und dich "sachgemäß" verarztet hat. :wink:
Zuletzt geändert von marcus03 am Do 3. Sep 2015, 09:29, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon SursumDeorsum » Do 3. Sep 2015, 09:26

'Noli, oro te', inquit Pomponius 'adversum eos me velle ducere, cum quibus ne contra te arma ferrem, Italiam reliqui'.

'cum quibus reliqui' ist der von 'eos' abhängige Relativsatz, in dem ein weiterer Nebensatz eingeschoben ist, nämlich ein verneinter Finalsatz: 'mit welchen ich, damit ich nicht die Waffen gegen dich erheben müsste, Italien verlassen habe'.
Pangere non potuit nisi potus scurra Cratinus;
sunt mihi fata eadem: Pierides madeant!


Mox Melitam multo mala murmure maltha migrabit.

Iuppiter est, quodcumque vides, quodcumque moveris.
Sortilegis egeant dubii semperque futuris
Casibus ancipites: me non oracula certum,
Sed mors certa facit. Pavido fortique cadendum est:
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon SursumDeorsum » Do 3. Sep 2015, 09:27

'non' als Verneinung nur bei Konsekutivsätzen: positiv 'ut', negativ 'ut non'.
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon medicus » Do 3. Sep 2015, 09:33

marcus03 hat geschrieben:medicus schneller am Unfallort war,


Da haben sich ja noch Retter in reicher Zahl mit noch umfangreicherer Hilfe eingefunden, sodass von einer vollständigen Gesundung der Ameise auszugehen ist. :-D
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon marcus03 » Do 3. Sep 2015, 09:36

SursumDeorsum hat geschrieben:'mit welchen ich, damit


Ein Deutschlehrer sagte mir vor Jahren, dass man heute Relativsätze nicht mehr mit dem Interrogativpronomen einleiten sollte/einleitet. Das sei veraltet bzw. klinge zu antiquiert und wirke gestelzt. :)
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon marcus03 » Do 3. Sep 2015, 09:44

medicus hat geschrieben:sodass von einer vollständigen Gesundung der Ameise auszugehen ist. :-D


Utinam ne quis in loco calamitatis alias formicas in auxilio nostrae formicae ferendo contriverit, ut quaedam damna "collateralia" essent deploranda. ;-)
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon SursumDeorsum » Do 3. Sep 2015, 09:56

marcus03 hat geschrieben:
SursumDeorsum hat geschrieben:'mit welchen ich, damit


Ein Deutschlehrer sagte mir vor Jahren, dass man heute Relativsätze nicht mehr mit dem Interrogativpronomen einleiten sollte/einleitet. Das sei veraltet bzw. klinge zu antiquiert und wirke gestelzt. :)

Ebenso meinte ein Dozent zu mir, ich müsse das Pronomen 'welcher, welcher, welches' als Relativpronomen aus meinen Sprachgebrauch entfernen, da er dies für ein ureigenes Merkmal des fränkischen Dialekts halte. Hier stehe ich nun, ich fränkischer Bauer mit antiquiertem Duktus :-D
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon marcus03 » Do 3. Sep 2015, 10:09

Ne nimis drisdis fueris, agrigola Frangonice ! Goedheum gavisurum esse mihi bersuasi, si duas sendendias reladivas legered. Ed nosdro guldori lin.and. muldum gaudi afferes, si duo bronomine udi non desines. :lol:
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon consus » Do 3. Sep 2015, 10:16

SursumDeorsum hat geschrieben:...Ebenso meinte ein Dozent zu mir, ich müsse das Pronomen 'welcher, welcher, welches' als Relativpronomen aus meinen Sprachgebrauch entfernen, da er dies für ein ureigenes Merkmal des fränkischen Dialekts halte. Hier stehe ich nun, ich fränkischer Bauer mit antiquiertem Duktus :-D
Solche "sprachpolizeilichen" Anweisungen ("müsse ... entfernen") halte ich für absurd. Man ist geneigt, "Auch das noch!" zu rufen, angesichts der schon sattsam bekannten sprachlichen Besonderheiten, welche man auf dem Felde der sog. politischen Korrektheit meint durchsetzen zu müssen. :pillepalle:
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon Zythophilus » Do 3. Sep 2015, 11:36

Karl Kraus referiert - ich weiß leider die Stelle - über den feinen Unterschied der Relativpronomina. Nach ihm bedeutet es, wenn ich sage "Das ist der höchste Berg, welchen ich bestiegen habe.", dass es sich um den absolut höchsten Berg handelt und ich den bestiegen habe, während "Das ist der höchste Berg, den ich bestiegen habe." aussagt, dass ich keinen höheren bestiegen habe, es aber durchaus höhere geben kann.
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon medicus » Do 3. Sep 2015, 12:26

Was man hier alles über seine Muttersprache als nativ speaker noch lernen kann! :book:
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon marcus03 » Do 3. Sep 2015, 12:49

Zythophilus hat geschrieben:"Das ist der höchste Berg, welchen ich bestiegen habe.", dass es sich um den absolut höchsten Berg handelt und ich den bestiegen habe,


Das würde man heute wohl in diesem Fall auch nicht mehr sagen, sondern gleich mit einem UND-Satz fortsetzen:
Das ist der höchste Berg und den/ihn/diesen habe ich bestiegen. Vermutlich würde man aber 2 separate HSe bilden: Das ...Berg. Den/Ihn/Diesen habe ich bestiegen.

O welch eine Haarspalterei !
(Und das sagt einer, der/welcher selber gerne (v.a.grammatische) Haare spaltet. ;-) )
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Re: wann ne, wann non?

Beitragvon krambambuli » Do 3. Sep 2015, 14:05

Die Aussage geht immer noch. Allerdings mit anderer Interpunktion.
Das ist der höchste Berg. Welchen ich bestiegen habe ;)

Im heutigen Umgangsdeutsch werden die Fragepronomina tatsächlich nicht mehr benutzt, sondern klingen bei dem, der sie gebraucht, altertümlich.
Für Übersetzungen aus dem Lateinischen, finde ich sie nach wie vor jedoch sehr hilfreich.
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