Zoologisch-historische Frage

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Zoologisch-historische Frage

Beitragvon lera1 » Di 13. Okt 2015, 22:37

Grüß euch alle!

Beim Lesen der Descriptio Pennsylvaniae von Thomas Makin bin ich auf folgende - für mich rätselhafte - Verse (107-110) gestoßen:

Amphibia hic et non desunt animalia quaedam,
terra quibus vitam praebet et unda parem;
merx quorum pelles tantum venalis habetur,
utile non aliquod turpe cadaver habet.

Gibt es Frösche /Kröten / Molche in Neuengland, deren Haut man für irgendetwas verwendet hat? Wieso sollte man sonst deren Haut als "venalis" ansehen?
Das Werk stammt aus dem Jahre 1729; der Autor war Alkoholiker und ist - wohl im Suff - 1733 im Hafenbecken von Philadelphia ertrunken. (Vielleicht meinte er ja Reptilien - Schlangenleder lasse ich mir einreden...)
Vielleicht kennt ja jemand des Rätsels Lösung?
Vielen Dank jedenfalls,

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Re: Zoologisch-historische Frage

Beitragvon Tiberis » Di 13. Okt 2015, 23:52

auch wenn wir annehmen wollen, dass der verfasser diese verse nicht "im suff" geschrieben hat, ist wohl davon auszugehen, dass häute von reptilien gemeint sind. bezüglich der unterscheidung von amphibien und reptilien gab es früher offenbar unklarheiten bzw. überschneidungen. so soll selbst Linné ursprünglich den salamander den echsen (lacertae) zugeordnet haben. aber biologie ist nicht mein gebiet; vielleicht gibt es ja einen "experten" unter uns, der dir genauere auskunft geben kann.
dass kröten- oder molchhäute jemals handelsware gewesen sein sollen , wage ich doch zu bezweifeln.. :hairy:
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Re: Zoologisch-historische Frage

Beitragvon medicus » Mi 14. Okt 2015, 11:07

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Re: Zoologisch-historische Frage

Beitragvon Zythophilus » Mi 14. Okt 2015, 16:53

Der Alkoholkonsum scheint zumindest der Fähigkeit, Verse zu schreiben, nichts angehabt zu haben. Wer weiß, vielleicht wurde durch den Unfall eine Descriptio portus Philadelphiae zunichte gemacht :lol:
Für das 18. Jh. sollte der Unterschied zwischen den Klassen der Reptilien und Amphibien, besonders bei einem gebildeten Menschen, schon so weit bekannt sein, dass sie im Normalfall richtig eingeordnet werden. Zudem erklärt der Autor eigens, was er mit amphibia meint, wenn er (v. 108) schreibt: terra quibus vitam praebet et unda parem.
Auch wenn ich keinen Hinweis darauf gefunden habe, dass es tatsächlich so ist, scheint mir der "Schlammteufel", ein bis 75 cm großer Riesensalamander mit dem wissensch. Namen Cryptobranchus alleganiensis (alleganiensis), engl. "Hellbender", der geeignetste Kandidat für die Lederherstellung, selbst wenn man die Reptilien dazu nimmt.
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Re: Zoologisch-historische Frage

Beitragvon lera1 » Mi 14. Okt 2015, 17:54

vielen Dank für eure Hilfe! Der Riesensalamander könnte es wohl durchaus sein...
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Re: Zoologisch-historische Frage

Beitragvon Zythophilus » Mi 14. Okt 2015, 19:41

Der Chinesische Riesensalamander, der allerdings größer als sein amerikanischer Cousin wird, muss oder musste zumindest seine Haut für die Lederproduktion lassen. Der steht übrigens auch auf dem Speisezettel der Chinesen, was aber bestimmt keinen verwundert.
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Re: Zoologisch-historische Frage

Beitragvon Zythophilus » Do 15. Okt 2015, 06:46

Ein Argument für den Schlammteufel ist auch das Adjektiv turpe. Als schön gilt der Salamander nun wirklich nicht https://en.wikipedia.org/wiki/Hellbender#Etymology
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