inobliti

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inobliti

Beitragvon medicus » Do 21. Apr 2016, 09:23

Ich grübel über die Bedeutung des Wortes auf einem Grabstein.
Der Georges gibt "nicht uneingedenk" an
http://www.zeno.org/Georges-1913/A/inob ... =inoblitus

Ist damit die Verstorbenen oder die Angehörigen, die gedenken gemeint? :help:
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Re: inobliti

Beitragvon romane » Do 21. Apr 2016, 09:48

nicht vergessen - unvergessen
Die Freiheit ist ein seltsames Wesen - wenn man es gefangen hat, ist es verschwunden

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Re: inobliti

Beitragvon marcus03 » Do 21. Apr 2016, 10:55

romane hat geschrieben:nicht vergessen - unvergessen


Offenbar heißt es das gerade nicht. (s. Georges)

unvergessen = inobliteratus

Ein Druckfehler/Meißelfehler auf dem Grabstein?
Ob der Steinmetz damit vllt. die Kosten in die Höhe treiben wollte?
Ein Sokrates als ehrliche Steinmetzhaut hätte das wohl nicht gemacht. ;-)
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Re: inobliti

Beitragvon Tiberis » Do 21. Apr 2016, 16:10

medicus hat geschrieben:Ist damit die Verstorbenen oder die Angehörigen, die gedenken gemeint?


letzteres. inoblitus = nicht vergessen habend = eingedenk = im gedenken (an jmd)
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Re: inobliti

Beitragvon marcus03 » Do 21. Apr 2016, 16:22

Macht die Kombination cari et inobliti Sinn auf einem Grabstein?

cari sind doch die, die man schätzt, inobliti die, die eingedenk sind. Das kommt mir in diesem Kontext seltsam vor.
Hätte jemand eine Erklärung, falls das wirklich gemeint sein sollte. Was haben die Eingedenken auf dem Grabstein verloren? :?
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Re: inobliti

Beitragvon medicus » Do 21. Apr 2016, 19:23

Deine Lieben, die an dich denken/Deine Lieben denken an dich/ Deine Lieben im Gedenken

https://www.google.de/search?q=in+still ... AnUQsAQIFA
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Re: inobliti

Beitragvon Tiberis » Do 21. Apr 2016, 20:07

@medicus
ein foto von diesem grabstein wäre hilfreich...
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Re: inobliti

Beitragvon Zythophilus » Do 21. Apr 2016, 20:27

Auf modernen Grabsteinen ist es unüblich, dass der bzw. die Errichter im Nominativ - ggf. mit Ergänzungen - aufscheinen. Die normale aktive Verwendung von inoblitus, wie es oblitus als Form eines Deponens entspricht, scheint mir nicht sinnvoll, wenn es um die Begrabenen geht. Das Wort "unvergessen" ist jedenfalls nicht selten, und da geht es um den oder die, die bestattet sind, und von ihren Angehörigen nicht vergessen worden sind, also durchaus im einem passiven Sinn.
Gerade die Perfektpartizipien von Deponentien tauchen immer wieder auch mit passiver Bedeutung auf, sodass ich das bei oblitus bzw. inoblitus ebenfalls annehme, auch wenn es keine klassischen Belege zu geben scheint.
Ist ein passives (in)oblitus als Fehler zu sehen, weil der Schreiber sich vielleicht nicht auskannte, oder war es andererseits sogar eine praktische Lösung, wenn man das in einer Stilübung erforderliche quem obliti non sunt o.ä. nicht schreiben musste?
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Re: inobliti

Beitragvon medicus » Do 21. Apr 2016, 20:36

Es handelt sich um eine Anfrage aus einen anderen Forum, die ich mit Eurer Hilfe beantworten wollte.Die Angehörigen haben wohl auch den Verdacht, die Inschrift könne fehlerhaft sein. :roll:
Vielen Dank.

P.S. Nachdem ich den Beitrag von Zythophilus gelesen habe, habe ich "Grabstein und inoblitus" gegoogelt und fand eine Inschrift "OSSIBUS AMICI INOBLITI" /Grabstätte 6b
https://www.google.de/url?url=https://w ... XZJiuTWbeg
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Re: inobliti

Beitragvon Zythophilus » Do 21. Apr 2016, 21:12

Eine Tequila-Marke namens Inoblitus ist zumindest, wenn es nach den Produzenten geht, unvergesslich. Da liegt zwar ein gewisser Wortwitz drinnen, aber es ist wohl nicht gemeint, das der Schnaps selber nicht vergisst. http://www.inoblitustequila.com/wp-cont ... silver.png
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Re: inobliti

Beitragvon Zythophilus » Do 21. Apr 2016, 21:13

Den Grabstein, o medice, habe ich auch gefunden, aber der Link für die pdf-Datei ließ sich nicht gut kopieren.
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Re: inobliti

Beitragvon medicus » Fr 22. Apr 2016, 07:25

Auf jeden Fall danke für deine erschöpfende Auskunft. Jetzt sind die Dige klar. :-D
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