Errare Humanum Est

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Errare Humanum Est

Beitragvon pseudo » Mi 1. Mai 2019, 13:30

Wertes Lateinforum,

ich musste damals als Strafarbeit am Gymnasium die Sentenz Errare Humanum Est auswendig lernen (s.u.).
Ich habe versucht, alles aus dem Gedächtnis noch einmal aufzuschreiben. Ich konnte die original Sentenz nirgends im Internet finden. Deshalb habe ich mich hier angemeldet. Vielleicht kann ja jemand den betreffenden Text unten prüfen.
Vielen Dank im voraus.


ERRARE HUMANUM EST

EMILIUS ET CLAUDIUS BONI DISCIPULI SUNT. LIBENTER LABORANT. ETIAM JULIA ET LUCIA ATTENTAE ET STRENUI SUNT. TUM STUDIUM LATINUM VERUM GAUDIUM EST. HODIE FENESTRAE PATENT. ASINUS! PROCUL EXCLAMAT. QUIS CANTAT? PAULUS INTEROGAT. TUM EMILIUS PUELLAEQUE RIDENT ET EXCLAMAT: ERRARE HUMANUM EST.
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon Christophorus » Mi 1. Mai 2019, 13:56

ERRARE HUMANUM EST

EMILIUS ET CLAUDIUS BONI DISCIPULI SUNT. LIBENTER LABORANT. ETIAM JULIA ET LUCIA ATTENTAE ET STRENUI SUNT. TUM STUDIUM LATINUM VERUM GAUDIUM EST. HODIE FENESTRAE PATENT. ASINUS! PROCUL EXCLAMAT. QUIS CANTAT? PAULUS INTEROGAT. TUM EMILIUS PUELLAEQUE RIDENT ET EXCLAMAT: ERRARE HUMANUM EST.

Iulia
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Asinus ohne Ausrufezeichen
"Quis cantat?", Paulus interrogat.
exclamant
"Errare humanum est."
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon Laptop » Mi 1. Mai 2019, 22:50

Der Esel exclamat, und die Kinder exclamant, damit lernen wir, daß die Kinder genauso klingen wie der Esel!? Besser wohl => procul asinus rudit. Aus welchem Lehrbuch stammt der Text?

TUM STUDIUM LATINUM VERUM GAUDIUM EST
Mein Gott, ist das ein Spass. Vor allem mit solchen ... Texten, die man als Strafarbeit auswendig lernen soll :cry:
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon Laptop » Do 2. Mai 2019, 15:19

Vor allem wenn versucht wird für Kinder witzig zu sein und dann sowas peinliches bei rauskommt. Ich hab mich immer gefragt was an den Ørberg-Büchern so abgefeiert wird ( mir waren die Textinhalte immer ein wenig zu harmlos ). Aber wenn ich sehe was es sonst so gibt, dann verstehe ich es mittlerweile. Ørbergs Bücher wirken wie aus einem Guss ohne zuviel buntiges Tamtam, sie sind auch inhaltlich durchdacht und der Rest der Lateinbücher ist einfach so schlecht, dass Ørberg unter diesen glänzt! Ich schaue sogar ab und zu rein und lerne noch etwas dazu, vor allem was die Vokal-Quantitäten betrifft. Vivat Ørberg etsi mortuus sit!
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon Zythophilus » Do 2. Mai 2019, 21:51

Ørberg ist sicher sehr gut geeignet, aktive Lateinkompetenz zu erlangen. Die Zeit dafür bietet der Lehrplan in Österreich nicht; außerdem ist es nicht vorgesehen.
Der Elementarunterricht muss, gerade wenn man noch nahe am Anfang ist, mit sehr wenig Grammatik auskommen, auch der Wortschatz ist äußerst beschränkt. Dazu sollen noch halbwegs stimmige und das Zielpublikum (also etwa Zwölfjährige) ansprechende Geschichten kommen, in die diese Grammatik und der Wortschatz verpackt sind. Da passiert es sicher sehr häufig, dass, solange die Grammatik korrekt ist, nicht alles einem elaborierten Sprachgebrauch entspricht. Manches klingt durchaus seltsam für den Profi. Nicht für den Lernenden. Wer sich etwas Literarisches erwartet, wird enttäuscht.
Das Verb clamare gibt es außerdem auch bei Tieren. So schlimm scheint es also auch nicht zu sein.
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon Zythophilus » Do 2. Mai 2019, 23:05

Ich verstehe die Kritik an dem Text, habe aber auch keine Lust sie zu hören, ohne einen Vorschlag, wie ein lesbarer Text aussieht, der den Vorgaben des Lehrplanes entspricht und der nicht mehr als die in dieser Phase des Elementarunterrichts bekannte Grammatik und den sehr eingeschränkten Wortschatz verwendet, zu bekommen. Das Geheul darüber, wie schlecht es wäre, ist entbehrlich, solange der Kritiker nicht etwas Besseres präsentiert. Dass Ørberg für diese Maßgaben geeignet wäre, glaubt auch nur jemand, der von den Vorgaben eines Lehrplanes, den zur Verfügung stehenden Stunden etc. keine Idee hat.
Ich warte auf einen relativ sinnvollen Text, der die Kriterien, die eben von der Realität eines schulischen Lateinunterrichts gefordert werden, erfüllt und literarisches Qualitäten trotz Beschränkung auf A- und O-Deklination sowie a- und e-Konjugation (natürlich nur im Präsens Aktiv) und esse aufweist. Da wird es schwer ein passendes Verb für die Laute des Esels zu finden.
Das ist die Herausforderung - und zum 1000. Mal gibt es diesen Text noch immer nicht. Statt dessen wird ein Youtube-Video gepostet; eine Art von "Spaß", die mich eher an das Altersniveau des Zielpublikums erinnert. Das ist natürlich auch eine Antwort.
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon Christophorus » Do 2. Mai 2019, 23:59

Es gibt nur ein´ Rudi Völler! :D

Auch das aktuelle Lehrwerk Cursus sagt in seiner ersten Lektion: "Asinus non iam clamat."

Wie wäre es denn mit einem Nelogismus: i-are

Mal schauen, ob sich der Themenstarter noch einmal meldet ... :roll:
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon Zythophilus » Fr 3. Mai 2019, 06:49

Der Themenstarter ist vermutlich einigermaßen überrascht, wenn nicht verschreckt.
Ich habe ja nichts dagegen, wenn Texte aus Elementarlehrbüchern in Bezug auf Fehler analysiert werden: Sollten Grammatikfehler entdeckt werden, so gehören die natürlich eliminiert. Stilistische Fehler wie das angeblich falsche Verb für Tierlaute kann man natürlich ebenso kritisieren, doch sollte diese Kritik hier im Forum mit einem Verbesserungsvorschlag einhergehen, der den Maßgaben des Texts entspricht, die sich nicht unbedingt an Quintilian orientieren. Die Mängel sind Folge eines Kompromisses.
Ich bin mir dessen bewusst, dass es sehr oft nicht wirklich lateinisch klingt; das ist aber für jemanden, der die Kasusendungen lernen soll und ein paar Sätze braucht, die ihm auch inhaltlich ein bisschen etwas sagen, kein Thema.
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon marcus03 » Fr 3. Mai 2019, 06:59

Christophorus hat geschrieben:Wie wäre es denn mit einem Nelogismus: i-are


clamare scheint es gut zu treffen. Auch im Dt. scheint der Esel zu schreien:

https://de.wikipedia.org/wiki/Tierlautbezeichnungen
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon Zythophilus » Fr 3. Mai 2019, 08:02

Für Geräusche und Tierlaute verwenden die Römer oft sehr allgemeine Laute wie strepere. Die Standardübersetzungen passen nicht unbedingt: clamare ist nicht nur ein Schreien als menschliche Äußerung.
rudere ist sicher das beste Wort für das Schreien des Esels, aber geht auch bei anderen Tieren, sogar bei Menschen. Das heißt allerdings nicht, dass es nicht andere, ebenfalls passende Verben auch möglich sind.
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon medicus » Fr 3. Mai 2019, 08:18

Hier ein Beleg:
SHA.AntGeta.5.5.4 elefanti barriunt, ranae co[r]axant, equi hinniunt, asini rud[i]unt, tauri mugiunt, easque de veteribus
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon marcus03 » Fr 3. Mai 2019, 08:34

Siehe auch:
http://www.zeno.org/Georges-1913/A/rudo?hl=rudo

Ergo vocem novam creare opus non est.
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon marcus03 » Fr 3. Mai 2019, 12:45

Stomachatus hat geschrieben:Wenn Du von Ørberg nicht überzeugt bist, brauchst Du es nicht, in den Dreck zu ziehen.

Er hat gar nichts in den Dreck gezogen. Mäßige deinen Ton. Zythophilus ist sicher ein exzellenter Lehrer, der sein Bestes gibt im schulischen Rahmen. Zudem ist er ein liebenswerter Mensch mit höchster Sachkompetenz.
Du kannst ihm das Wasser nicht reichen. Musst du immer gleich ausrasten, wenn einer begründet deine Meinung nicht teilt? :(
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 3. Mai 2019, 16:01

In den Dreck gezogen hat Zythophilus Ørberg nicht. Ich verstehe ihn, wenn er die Stundenzahl und den Plan in Ö bemängelt. Fachlich ist er hier ziemlich hoch anzusetzen, in der Dichtung fast unschlagbar. Mich wundert nur, dass Lateinlehrer, die Reduktion ihres Faches immer so hinnehmen. Klar hatten wir in Bayern in meiner Zeit mehr Stunden gehabt. Ob sie immer sinnvoll genutzt wurden, ist eine andere Frage. Wie ich früher schon mal vorgeschlagen habe: Experimente in Latein, eine Sprache die nicht lebensnotwendig ist, wären ganz einfach möglich, nur: Alle Beteiligten müssen es wollen!
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Re: Errare Humanum Est

Beitragvon Zythophilus » Fr 3. Mai 2019, 16:08

Ich halte die Methode von Ørberg einfach für für den normalen Schulunterricht nicht geeignet. Mit ausreichenden Ressourcen und dem Ziel aktive Lateinkompetenz zu erreichen, konkret lateinische Texte zu verfassen und lateinisch zu sprechen, scheint mir seine Methode durchaus als praktikabel. Das ist aber - das kann man bedauern - nicht das Ziel des schulischen Lateinunterrichts in Österreich. Elemente von Ørberg mag man übernehmen können, aber de facto definieren Lehrpläne sehr genau, was ein Schüler am Ende einer Schulstufe, zumindest können muss, heutzutage mit dem Modewort "Kompetenzen" bezeichnet. Das wird mit Pathos beschrieben, lässt sich aber gerade im Elementarunterricht normalerweise relativ deutlich herauslesen. In Kleinigkeiten kann man sich darüber hinwegsetzen, aber die zuständigen Behörden und verstärkt auch die Eltern achten darauf, dass es in den vorgegebenen Bahnen abläuft. Da kann es schon Probleme geben, wenn nicht das richtige Schularbeitenformat, das nicht einmal gesetzlich festgelegt ist, verwendet wird.

Bei der Schola Aestiua in Posen geht es darum, aktive Lateinkompetenz zu erwerben. Ich erwarte mir von den Teilnehmern meiner Kurse, dass sie als Voraussetzung fehlerfreie lateinische Sätze, meinetwegen auch einfachere, bilden können. Ob sie diese Fähigkeit mit Ørberg oder anderswie erlangt haben, weiß ich im Normalfall nicht; ich habe auch keinen Einfluss darauf. Aus dem normalen Schulunterricht, egal ob der in Österreich, Deutschland, Polen oder anderswo stattgefunden hat, bringen sie das jedenfalls nicht mit.
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