schwer leserliche Handschrift.

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schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon Laptop » Mi 17. Jul 2019, 13:52

sole_niter#301.jpg
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Salvete. Ich sitze an einer Original-Handschrift des Comenius, und bin bei diesem Wort überfordert: steht hier solemniter oder solenniter? Oder vielleicht sogar ein Doppel-l sollenniter, sollemniter? Bzw. hat jemand einen Tipp wie ich einen fähigen Handschriftenleser finde?

Das ganze Blatt ist hier einsehbar: https://imgur.com/sF2AjcP 7. Zeile von unten, 2. Wort von rechts.
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon consus » Mi 17. Jul 2019, 17:18

Meines Erachtens ist "solemniter" zu lesen, und zwar aus folgendem Grund: Zwischen so le und i ter stehen entweder die Buchstaben mn oder nn. Die mit der Hand geschriebenen Buchstaben m und n laufen beide nach oben in Spitzen aus.
Ich zähle in der vorliegenden Hs. 5 Spitzen (3 bei m und 2 bei n), die sich mit der Buchstabenverbindung mn erklären lassen. Hätte Comenius das n verdoppelt, dann wären nur 4 Spitzen zu sehen.
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon Laptop » Mi 17. Jul 2019, 21:25

Bei dem Zählen der Spitzen war ich mir unsicher, aber ja, so kommt es hin. Das deckt sich auch mit der von mir mittlerweile besorgten Zählung der Inzidenzen in den Opera Didactica Omnia, wo solemniter leicht überwiegt:
1. Teil: 8x solenn.. 9x solemn..
2. Teil: 4x solenn.. 4x solemn..
3. Teil: 1x solenn.. 7x solemn..
4. Teil: 3x solenn.. 4x solemn..
5. Teil: 4x solenn.. 10x solemn..
6. Teil: 6x solenn.. 11x solemn..
7. Teil: 0x solenn.. 4x solemn..
Nur ist eine Handschrift eben nochmal um vieles ausschlaggebender, daher gilt die korrekte Lesung der Handschrift viel mehr in der Waagschale, als alle Druckbelege. :klatsch:
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon marcus03 » Do 18. Jul 2019, 10:46

Stomachatus hat geschrieben:Und wozu soll das gut sein?

Warum soll alles für etwas gut sein müssen?
Wozu gibt es die Welt? Warum/Wozu gibt es etwas und nicht nichts?
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon Laptop » Mo 22. Jul 2019, 20:25

Tja, wozu soll die Altphilologie gut sein? Wer solche fragen stellt landet bei der Motivation aller Wissenschaften, nämlich - neben einem Arbeitsplatz - auch die Neugier und der Erkenntnisgewinn. Mein Thema ist die Orthographie des spätneuzeitlichen Lateins. Ist das genehmigt oder irrelevant in Deinen Augen?
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon Medicus domesticus » Di 23. Jul 2019, 08:30

Stomachatus hat geschrieben:Akademische Altphilologie ist reine Zeitverschwendung.
Alte Texte lesen, Denken, handeln – das ist schön

Ich habe gemerkt, dass es häufig an den Einzelpersonen liegt in einer Fakultät. Die Latinistik ist halt meist auf den Lehrerberuf ausgerichtet. In der Forschung sind nur wenige. Trotzdem gibt es interessante Seminare. Ich fand damals im Nebenstudium in Salzburg die Verbindung zur Geschichte und Archäologie interessant. Texte ohne geschichtliche Hintergründe zu analysieren war nie meine Priorität.
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon marcus03 » Di 23. Jul 2019, 08:33

Stomachatus hat geschrieben:zur Lösung einer übergeordneten Sinnfrage

Wenn du das zuende denkst, landest du bei der Frage, warum es die Welt mit ihren Sprachen überhaupt gibt?
Warum beschäftigst du dich mit Latein, einer Sprache, die im Leben von 99;99... % der Menschheit keine Bedeutung hat.
Gäbe es nur eine Sprache, wäre alles viel einfacher auf der Welt, rein pragmatisch gesehen, aber auch
viel langweiliger. "Gott liebt die Vielfalt". Was gibt es Schlimmeres als Langeweile.
Vlt. brauchte das Nichts oder Gott einst das Sein, weil ihnen stinklangweilig war.

Sagte nicht Aristoteles: Die schönste Erkenntnis ist die, die man um ihrer selbst will anstrebt, oder so ähnlich.

PS:
Du hast nicht zufällig eine Antwort an die allen anderen Fragen übergeordnete Frage:
Was soll das ganze Welttheater?

Laptop scheint dir in dieser Hinsicht vlt. einiges vorauszuhaben: Er forscht und genießt! :)

Nonne et ad hoc nati sumus: ad investigandum investigandi causa
Wenn dabei etwas Nützliches abfällt, umso besser. Die Weltraumforschung lässt grüßen, ohne die wir
vlt. heute nicht per Internet kommunizieren würden.
Ob Apollo auch oft langweilig war? ;-)
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon Medicus domesticus » Di 23. Jul 2019, 08:42

Ich finde und fand Laptops Fragestellungen immer wieder interessant, da er sich viele Gedanken macht. Geholfen habe ich ihm desöfteren. Mach weiter so, denn nur wenige schauen so genau nach. Die handschriftlichen Belege sind sicher zielführend, nur fehlerlos sind sie auch nicht immer.
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon Medicus domesticus » Di 23. Jul 2019, 08:51

Jeder ist anders. Laptop ist auch anders als du. Abqualifizieren würde ich ihn deshalb nicht, da auch jeder in der Wissenschaft anders zu einem Fach beiträgt. Das ist Pluralität. In der Medizin ist es genauso. Bei absoluten Meinungen deinerseits wäre ich vorsichtig, denn du vertrittst häufig nicht die Meinung vieler hier.
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon Medicus domesticus » Di 23. Jul 2019, 09:26

Stomachatus hat geschrieben:mein „Abqualifizieren“, wie Du Dich ausdruckst, bezieht sich auf die Fragestellungen und nicht auf die Person. Das ist ein bedeutender Unterschied. Wenn ich persönlich angreife, drucke ich mich bekanntlich anders aus.

Du qualifiziert schon ab mit deinen Antworten. Man kann das schlecht trennen. Vielleicht liegt es auch daran, dass du eine andere Muttersprache hast. Ich kenne Laptop hier schon Jahre, du nicht. Deswegen kenne ich seine Herangehensweise.
Stomachatus hat geschrieben:Die Meinung vieler hier ist, dass Latein ein Luxusspielzeug für Akademiker wäre, ein Kreuzworträtsel für einen ewigen Beamtenstrandurlaub. Dann bin ich froh, dass ich bei einer solchen Meinung nicht mitmache.

Wieder ein Totschlagargument deinerseits. Deine Abneigung gegen alles, was du nicht als gut empfindest, kennen wir ja. Ich mache es mehr an Personen fest, denn Latein ist nicht lebensnotwendig, aber ein großer Bestandteil unserer Geschichte.
Da ich gerade post-Dienst bin in der Notaufnahme (https://youtu.be/cORLxcDmhnY ;-) ) und heute einen freien Tag habe, verabschiede ich mich von dir und werde den schönen, freien Tag genießen. :D
Zuletzt geändert von Medicus domesticus am Mi 24. Jul 2019, 21:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon marcus03 » Di 23. Jul 2019, 12:03

Stomachatus hat geschrieben:Du bist nur ein Troll

Gerade diesen Eindruck kann man von dir sehr oft haben.
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon Laptop » Di 23. Jul 2019, 13:56

Ich gebe zu, daß meine Fragestellungen manchmal etwas sehr kleinlich erscheinen, aber sie wirken nur so klein, weil ich vieles andere bereits erreicht habe, und zum Schluss noch Ungelöstes übrig bleibt, das ich dann nicht unter den Tisch fallen lassen möchte. Auf dem letzten 1% der Projektstrecke möchte ich ungern den Anspruch der Sorgfalt aufgeben.
( Um mal einzutauchen: In alten Drucken erkennt man oft nicht ob ein Leerzeichen gesetzt wurde oder nicht, bzw. ob es nur aus Platzmangel im Satzspiegel ausgelassen wurde. Bei einer Transkription sollte man das nicht einfach nach Gutdünken interpretieren, es zählt der Wille des Autors, nicht der des Setzers oder der des Wörterbuchs. Alles andere wäre nicht sorgfältig. Eine "Normalisierung" nach klass. Maßstab wird dem Anspruch der Autorentreue nicht gerecht. Leider wird so eine Normalisierung viel zu oft gemacht bzw, ist immer noch Standard, was vieles verdunkelt das man sonst noch hätte erfahren können aus dem Original-Text. Bspw. ist das Wissen um die Etymologie, sogar das um die Aussprache, gekoppelt mit der Orthographie. Denke an die virtuelle Figur Sherlock Holmes, der aus kleinsten Spuren noch einen Rückschluß auf die realen Begebenheiten anstellen konnte. )
Wir könnten heute die Texte der Alten nicht so gut lesen, wenn nicht Gelehrte sich Jahrhunderte mit größter Sorgfalt um die winzigsten Details gekümmert hätten, bspw. bei der Erforschung der Vokalquantitäten. Hätten die Mönche (häufig keine Gelehrten) sorgfältiger transkribiert, wüßten wir noch mehr. Mein Ding ist eben die Orthographie, und solange ein Erkenntnisgewinn dabei herauskommt, gibt es sicherlich sinnlosere Tätigkeiten.

@medicus domesticus Ja, jetzt denke ich auch es ist ein Irrtum des Autors, war aber zuerst zögerlich das zu glauben, denn ich ging erst mal von fehlender Kenntnis auf meiner Seite aus.
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon Medicus domesticus » Di 23. Jul 2019, 18:02

Stomachatus hat geschrieben:
Medicus domesticus hat geschrieben:

Faule Ausreden am laufenden Band, mit Verlaub

Was soll das bedeuten? Was sind wirkliche "faule Ausreden" in der deutschen Sprache? Mach dir das zuerst klar, bevor du so etwas schreibst.
Ich sehe übrigens keinen Bedarf Laptop zu kritisieren, warum? Den Rest hat er selbst dazu geschrieben.
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Re: schwer leserliche Handschrift.

Beitragvon Prudentius » Fr 26. Jul 2019, 10:52

Laptop hat geschrieben:Eine "Normalisierung" nach klass. Maßstab wird dem Anspruch der Autorentreue nicht gerecht. Leider wird so eine Normalisierung viel zu oft gemacht bzw, ist immer noch Standard,


Es kommt darauf an, für welche Strategie du dich als Editor entschieden hast, Autorentreue oder Leserfreundlichkeit, das sind zwei ganz verschiedene Möglichkeiten. Und bei Autorentreue gibt es knifflige Fragen: schleudert der Autor manchmal etwas hin, im Vertrauen, dass Setzer und Corrector es schon richtig hinbringen?
Und dann kommt noch der Verlagslektor: um das Buch verkaufen zu können, muss es eingängig lesbar sein.
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