Rückübersetzung ins Lateinische II

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Rückübersetzung ins Lateinische II

Beitragvon Sinatra » So 20. Dez 2020, 18:14

Folgenden Text muß ich rückübersetzen:
Und dieser Punkt hat mich in deiner ganzen Verteidigungsrede am meisten in Erstaunen versetzt:
dass du sagtest, man solle sich nicht nach der Meinung der Rechtskundigen richten. Ich vernehme
(zwar) dies nicht erst jetzt und nicht allein in diesem Prozess, doch wunderte ich mich sehr, aus
welchem Grund es von dir vorgebracht wurde. Denn die anderen greifen dann zu dieser Art zu
Reden, wenn sie glauben, dass sie Billigkeit und Anstand auf ihrer Seite hätten, welche sie
verteidigen sollten. Wenn (von Seiten des Prozessgegners) mit Worten und (sogar) Buchstaben
und, wie man gewöhnlich sagt, mit der ganzen Härte des Rechtes gekämpft wird, dann pflegen sie
sich einer derartigen Ungerechtigkeit mit dem eindrucksvollen Namen des Billigen und
Anständigen zu widersetzen. Dann machen sie Stimmung gegen das Haschen nach Worten und
die Fallstricke der buchstäblichen Auslegung, dann schreien sie, man müsse die Sache nach billigem
und vernünftigem, nicht nach durchtriebenem und verdrehtem Recht entscheiden; der
Rechtsverdreher halte sich an den Wortlaut der Erklärung, der rechtlich gesinnte Richter aber
nehme die Absicht des Schreibers in Schutz. In diesem Prozess aber bist du derjenige, der sich mit
dem Wortlaut und den Buchstaben verteidigt.

Hier meine Lösung:



Et haec pars tuae omnis defensionis me maxime superfecit: Quod dixis non accomodandum sit ad sententiam iure consultorum. Audivi haec antea et non solum in isto iudicio, sed valde miror de causa, qua tu haec tulistis. Nam alii utuntur hoc genere orationis, si credunt probitatem pudoremque suos haberent, quos defendere debent.
Si cum verbis et litteris et, ut solunt dicere, cum severitate dura legum, pugnant, tali iniuriae resistere grave nomine probi et iusti solent.
Tum agitant contra captationem verborum et laqueos interpretaionis expressae ad verbum, postulant rem praeter probum rationaleque, non improbum sceleratum ius iudicandam esse.

Contortor legum verbam ac litteras scripti secutus esset, iudex iustus protegerent intentionem scribae.
In hoc iudicio tu es, qui defendis cum litteris verbisque.
Sinatra
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Re: Rückübersetzung ins Lateinische II

Beitragvon marcus03 » So 20. Dez 2020, 19:05

Atque illud in tota defensione tua mihi maxime mirum
videbatur, te dicere iuris consultorum auctoritati obtempe-
rari non oportere. Quod ego tametsi non nunc primum
neque in hac causa solum audio, tamen admodum mirabar
abs te quam ob rem diceretur. Nam ceteri tum ad istam
orationem decurrunt cum se in causa putant habere aequum
et bonum quod defendant; si contra verbis et litteris et,
ut dici solet, summo iure contenditur, solent eius modi
iniquitati aequi et boni nomen dignitatemque opponere.
Tum illud quod dicitur, 'sive nive,' inrident, tum aucupia
verborum et litterarum tendiculas in invidiam vocant, tum
vociferantur ex aequo et bono, non ex callido versutoque
iure rem iudicari oportere; scriptum sequi calumniatoris
esse bonique iudicis voluntatem scriptoris auctoritatemque
defendere.In ista vero causa cum tu sis is qui te verbo
litteraque defendas,
https://latin.packhum.org/loc/474/8/11/405-423#11
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Re: Rückübersetzung ins Lateinische II

Beitragvon Sinatra » Mo 21. Dez 2020, 10:02

Salve Marce et gratias ago!!!

Also für die REP III Klausur in zwei Monaten müssen wir eine zusammenhängende Passage entweder aus der Rede
1. Pro Q. Roscio Comoedo

oder

2 Pro A. Caecina übersetzen, also Deutsch - Latein.

Die im Seminar zu übersetzende Passage stammt aus letzterer und damit scheidet dieser Abschnitt dann schonmal aus.

Überhaupt bietet die erste Rede nur wenige bis gar keine Passagen, die man zusammenhängend als Klausurtext vorlegen kann, es sei denn, man gibt jedes zweite Wort an, bei der Caecina -Rede gibt es viel mehr Möglichkeiten, werde mich auf diese konzentrieren.

Viele Grüße

Sinatra
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Re: Rückübersetzung ins Lateinische II

Beitragvon marcus03 » Mo 21. Dez 2020, 10:21

Beide sind so kurz, dass man sie auswendiglernen könnte.
Man kann sie auf jeden Fall locker durcharbeiten.
Seltsam, dass ein Dozent solche Hinweise gibt.
Die Benotung wird wohl um so strenger sein.
Bei wieviel Fehlern ist man durchgefallen?
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Re: Rückübersetzung ins Lateinische II

Beitragvon Sinatra » Mo 21. Dez 2020, 14:17

NUn, also die Caecina Rede ist immehin 55 Seiten lang, wenn man die Tusculum Ausgabe nimmt, da habe noch etwas zu arbeiten
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Re: Rückübersetzung ins Lateinische II

Beitragvon marcus03 » Mo 21. Dez 2020, 14:25

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Re: Rückübersetzung ins Lateinische II

Beitragvon medicus » Mo 21. Dez 2020, 18:02

Salvete doctissimi magistri!
Ich habe eine grundsätzliche Frage, welchen Zweck die Rückübersetzungen aus dem Lateinischen haben? Regen die Aufgaben nicht dazu an, durch Geschick den Orginaltext zu finden? Wenn der Orginaltext gefunden ist, muss er ja so verändert werden, dass er nicht als solcher vom Dozenten erkannt wird.
Wäre es nicht eine Aufgabe für einen Altphilologen, einen deutschen Text zu erstellen, der trefflich in die Antike passt, und von den Studiosi übersetzt werden muss?
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Re: Rückübersetzung ins Lateinische II

Beitragvon marcus03 » Mo 21. Dez 2020, 18:51

medicus hat geschrieben:Wäre es nicht eine Aufgabe für einen Altphilologen, einen deutschen Text zu erstellen, der trefflich in die Antike passt,

Das wäre viel aufwändiger und schwieriger zu korrigieren. Zudem könnte man im Zweifel nicht so leicht
Belegstellen finden.
Es gilt auch das ökonomische Prinzip, denke ich: Mit möglichst geringem Aufwand ein Ziel erreichen.

PS:
Interessant wäre auch zu wissen, nach welchen Kriterien Staatsexamenstexte ausgesucht werden?
Soweit ich weiß, werden Lehrstühle beauftragt, die Prüfungen zu erstellen.
Angebot und Nachfrage auf dem LehrerInnen-Markt dürfte auch eine Rolle spielen, wenn's
um den Schwierigkeitsgrad geht. Ob die Zügel angezogen oder gelockert werden sollen,
gibt dann das KuMi vor.
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