Nach träglicher Sprachenerwerb in/vor dem Studium

Fragen zur Ausbildung rund um die alten Sprachen, ihrer Geschichte und ihrer Archäologie

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Nach träglicher Sprachenerwerb in/vor dem Studium

Beitragvon [Platzhalter] » Sa 10. Jan 2004, 10:45

Hallo,
interessanterweise gibt es hier schon einen Thread zum Thema Berufsmöglichkeiten im Fach Geschichte, deswegen brauche ich den nicht mehr zu eröffnen :) , aber parallel dazu habe ich ein paar andere, auch allgemeinere, Fragen an die, die sich an Hochschule auskennen, zum nachträglichen Sprachenerwerb.
Ich persönlich habe momentan nur Englisch und Latein, für viele andere Studienfächer werden aber noch andere Sprachen verlangt und selbst wenn sie nicht verlangt werden, sind sie auf jeden Fall sehr sinnvoll, allgemein fällt mir in den Geschichtswissenschaften und Archäologie da erst mal Französisch ein, Altgriechisch nicht zu vergessen.
Latein ist wohl hierbei die Sprache, die am stärksten nachgefragt und mit Sicherheit angeboten wird, Griechisch wohl auch. Da hört mein Wissen aber auch schon auf.
Also, meine erste Frage lautet, wie das genau mit dem nachträglichen Spracherwerb in diesen beiden Fächern aussieht, also wie lange die Kurse dauern und wieviel Arbeit man investieren muss; ist es z.B. sinnvoll ERST die Sprachen zu erwerben und dann mit dem eigentlichen Studium anzufangen?(Wochenstunden/Gesamtlaufzeit) (Latein habe ich zwar, wenn ich allerdings einen Studienweg einschlagen sollte, in dem diese Sprache von Bedeutung ist und nicht (fast) nur formal verlangt wird, also im Bereich Geschichte ist das sicherlich der Fall, würde ich mir (trotz Latinums) überlegen, ob ich nicht noch einmal so einen Kurs mache, damit ich die Sprache auch wirklich sicher anwenden kann)

So, bei diesen beiden klassischen Sprachen ist aber zumindest das Angebot schon mal sichergestellt, denke ich.
Bei Französisch oder Italienisch bin ich mir da jetzt aber nicht so sicher, kann mir jemand sagen, ob es da auch solche Kurse an der Uni gibt und wie das abläuft (Zeitaufwand etc.)?

MfG
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Beitragvon [shuttle-cock] » Sa 10. Jan 2004, 17:52

wie das mit dem Angebot von Sprachkursen ist, ist von Uni zu Uni unterschiedlich, da musst du dich schon direkt bei den entsprechenden Unis erkundigen. Ich studiere Latein und musste daher auch das Graecum an der Uni machen. Bei meiner Uni (HU Berlin) gab es einen zweisemestrigen Vorbereitungskurs à 8 Semesterwochenstunden und dann die Prüfung, an der FU Berlin läuft der Kurs dagegen über drei Semester.
Oftmals werden die entsprechenden Sprachkenntnisse schon zur Zwischenprüfung verlangt, daher ist es sinnvoll, diese zu Beginn des Studiums zu erwerben, damit man sich danach auf das eigentliche Studium konzentrieren kann.
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Beitragvon suetonius » Sa 10. Jan 2004, 18:28

ICh bin zwar noch ein schüler, aber einer meiner lehrer hat mir mal gesagt, dass man ein oder zwei semester nachstudieren muss. so ganz nebenbei...
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Beitragvon [shuttle-cock] » Sa 10. Jan 2004, 18:56

suetonius hat geschrieben:ICh bin zwar noch ein schüler, aber einer meiner lehrer hat mir mal gesagt, dass man ein oder zwei semester nachstudieren muss.


Kommt drauf an. Wenn man Bafög bekommt und das Graecum an der Uni machen muss, bekommt man ein Semester zusätzlich, bis wann man die Zwischenprüfung absolvieren muss. Ich kenne aber auch eine Komilitonin, mit der ich damals zusammen Leistungskurs Latein hatte, die trotz des Graecums an der Uni ihr Grundstudium in der Regelstudienzeit von 4 Semestern geschafft hat. Kommt halt immer drauf an, wie viel Zeit man für das Studium aufbringen kann, ob man evtl. nebenbei noch arbeiten gehen muss um sich das Studium zu finanzieren.
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Beitragvon peregrinus2002 » Sa 10. Jan 2004, 19:47

Bein uns in Münster kann man das Graecum in einem Semster machen, ich muss allerdings dazu sagen, dass der Arbeitsaufwand SUPERIMMENS ist und man sich von vornherein darüber klar sein sollte.

Zu Weihnachten (Halbzeit sozusagen) bestand der Kurs nur noch aus der Hälfte der Teilnehmer und man muss anmerken, dass man sich nicht der Illusion hingeben sollte, dass die andere Hälfte halt nur zufaul gewesen sei und es deshalb nicht gepackt hat.

Grundsätzlich ist es sicherlich von Vorteil die benötigten Sprachen erst abzuarbeiten, so dass man sich dann voll auf sein Studium konzentrieren kann, allerdings hat man, wenn man es andersherum macht, den Vorteil, dass man in "seinem Fach" schon einige Scheine gemacht hat, und somit dann wirklich weiss, wofür man das macht.
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Beitragvon Chrysostomus » So 11. Jan 2004, 12:16

Die Sprachnachweise für die lebenden Fremdsprachen - so ist es mir aus Münster bekannt, aber anderswo ist das wohl aauch so - sind durch Klausuren zu erbringen, in denen man funktionale Sprachkenntnisse nachweist. Das bedeutet, dass man einen Text - normalerweise eine historische Quelle - aus der Fremdsprache möglichst fehlerfrei ins Deutsche übersetzen muss. Dazu darf man ein zweisprachiges Lexikon benutzen. Die von den Historikern angebotenen funktionalen Sprachkurse bereiten auf genau diese funktionale Fähigkeit vor, das heißt man trainiert das Übersetzen ins Deutsche, aber nicht das aktive Sprechen der Sprache. Am Ende des Kurses oder der Kurse (für Französisch waren das z. B. zwei Kurse in zwei Semestern) steht dann eine Klausur, die den oben genannten Nachweis erbringen soll.

NB: Es geht natürlich nicht nur darum, diese Klausur zu bestehen, um dann nie wieder etwas mit den FRemdsprachen zu tun zu haben. Sondern man wird im Studium immer wieder mit Texten der FRemdsprachen zu tun haben und zwar nicht nur in den Quellentexten - dafür finden sich denn doch häufiger auch Übersetzungen - sondern vor allem auch in der relevanten Sekundärliteratur. Ich hatte es z. B. in meiner ersten Proseminar-Arbeit fast nur mit englischer Sekundärliteratur zu tun, da ich über die Romanisierung Britanniens nach Tacitus (Agricola) geschrieben habe. War aber ein gutes Training, hier sofort ins kalte Wasser geworfen zu werden. Man sollte - das so nebenbei - übrigens in der Schule niemals Englisch abwählen (auch wenn man da noch so schlecht ist) sondern es bis zur Oberprima durchziehen - und sei es nur mündlich im Überkurs -, man braucht es später!
Chrysostomus
 


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