Erfahrung mit Vivarium Novum

Fragen zur Ausbildung rund um die alten Sprachen, ihrer Geschichte und ihrer Archäologie

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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon Laptop » Do 7. Nov 2013, 15:22

Salve. Was mich interessieren würde, wie war dein Kenntnisstand _vor_ Besuch des Vivariums [1]?


[1] ist das nicht eigentlich ein Tierpark, ein Zoo?
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon ille ego qui » Do 7. Nov 2013, 18:08

recte dicis, mi Laptopi. nomen autem redire puto ad hoc monasterium a Cassiodoro conditum: http://de.wikipedia.org/wiki/Vivarium_%28Kloster%29
quod quidem unde nomen suum acceperit, nescio ;-)

ad Vivarium Novum quidem quotannis fere etiam ei pauci se conferre solent, qui adhuc nihil litterarum Latinarum didicerint et tamen, modo strenue litteris ibi studeant, anno peracto optime Latine loquantur Latineque conscripta expedite legant :)

valeatis.
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon RM » Do 7. Nov 2013, 22:54

Laptop hat geschrieben: ist das nicht eigentlich ein Tierpark, ein Zoo?

"Vivarium Novum" heißt das, weil Luigis Gruppe vorher auf der Insel Vivara (=Vivarium) bei Procida und nicht weit von Ischia ihr Unwesen trieb. Schon mal dort gewesen?

8) RM
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon ille ego qui » Fr 8. Nov 2013, 16:33

quaerendum igitur reliquumst, cur Cassiodorus ille suum vetus vivarium hoc nomine nuncupaverit ...

valete :)
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon Zythophilus » Fr 8. Nov 2013, 17:38

Forsitan monachi illorum temporum sese more bestiarum gesserint. :D
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon Bertulus » Mi 13. Nov 2013, 00:12

Laptop hat geschrieben:Salve. Was mich interessieren würde, wie war dein Kenntnisstand _vor_ Besuch des Vivariums?

Nun ja, ich hatte zuvor bereits sieben Jahre in der Schule Latein und hatte recht anständige Kenntnisse im Übersetzen... lateinische Texte geschrieben oder gar Latein gesprochen haben wir aber nie. Entsprechend schnell konnte ich in der ersten Zeit einsteigen, gleichzeitig aber habe ich auch in den 5 Wochen, in denen ich jetzt hier bin, eine unheimliche Menge gelernt.
Es stimmt aber, dass bei der Bewerbung die Lateinkenntnisse der Schüler nicht wirklich kontrolliert werden, und es wurden in der Tat auch schon Leute ohne jegliche Kenntnisse aufgenommen (dieses Jahr waren allerdings keine dabei).

ist das nicht eigentlich ein Tierpark, ein Zoo?

Hoc prorsus nescio, scio equidem nos in Academia semper hoc de nomine iocari. Magister quidam enim saepissime de "Academia Bibarium Boum" loquitur... :D
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon ille ego qui » Do 14. Nov 2013, 22:31

quis magistrorum ita iocari consuevit?
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon Bertulus » Fr 15. Nov 2013, 00:07

Hoc tibi excitat studium, nonne? Georgius solet hoc facere :D
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon ille ego qui » Fr 15. Nov 2013, 14:23

"tibi excitat studium", "nonne?"
en Latinitas tua tota Academiam iam redolet :-)
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon Bertulus » Fr 28. Nov 2014, 18:10

Nach langer Zeit, die seit meinem letzten Posting hier vergangen ist, würde ich mich gerne nochmal melden: Zunächst vielen Dank an das Forum, und alle, die mich hier auf die Akademie aufmerksam gemacht haben und letzte Zweifel in mir geräumt haben.
Mein Jahr bei Vivarium Novum ist inzwischen vorbei, und ich komme nicht umhin, den fast einjährigen Kurs uneingeschränkt zu empfehlen. Wer die lateinische Sprache wirklich lernen möchte, der findet m.E. kaum irgendwo auf der Welt eine effektivere und fruchtbarerere Möglichkeit dazu als in der Akademie. Auch für Griechisch bekommt man eine sehr solide Grundlage, auf die man ohne Weiteres aufbauen kann. Dass man in neun Monaten nicht von null an perfekt Griechisch lernt, wenn man in der gleichen Zeit enorm viel Latein macht, sollte klar sein (so viel aber sei gesagt: nach ein paar Monaten geht man im Philosophieunterricht dazu über, die Texte von Platon, Aristoteles etc. auf griechisch zu lesen, magistro scilicet adiuvante).

Die Anzahl an Texten, die man im Verlauf des Jahres liest, ist ebenfalls sehr umfassend, und am Ende hat man von so ziemlich jedem antiken Autoren mindestens ein paar Seiten gelesen und einen ersten Eindruck. Wer die Zeit außerhalb des Unterrichts gut nutzt, schafft auch noch wesentlich mehr.
Und die Texte werden nicht lästigerweise in die Muttersprache übersetzt, sondern tatsächlich GELESEN, wie ich es mit einem deutschen oder englischen Text auch machen würde. Das geniale an der Methode ist, dass man auch komplizierte, verdrehte und längere Sätze, an denen ich mir in der Schule jedenfalls noch die Zähne ausgebissen hätte, ohne weiteres runterlesen kann und man sein Augenmerk nicht auf die Sprachhürde legen muss, sondern sich voll und ganz mit dem Inhalt oder der Kunst des Satzes beschäftigen kann. Und das klappt nach einer Weile nicht nur mit Cäsar und Nepos, sondern auch mit Vergil und Horaz (und allen anderen).
Die Dichter, sowohl Griechen als auch Römer, werden übrigens, wie es zu antiken Zeiten ohnehin üblich war, musikalisch vorgetragen, d.h. gesungen. Das ist nicht nur authentischer und meiner Meinung nach wesentlich angenehmer zu hören und zu rezitieren, sondern führt auch dazu, dass man die entsprechenden carmina ohne großen Aufwand, irgendwann sogar ganz von selbst, auswendig lernt - ein Balsam, um seinen Wortschatz zu erweitern und Redewendungen zu lernen. (Wer sich das genauer ansehen will, sei auf den Youtube-Kanal der Akademie verwiesen: https://www.youtube.com/watch?v=T4oJPdmxNH4)

Nebenbei schließt man enge Freundschaften sowohl mit den Lehrern als auch mit Mitschülern aus der ganzen Welt, was ganz natürlich entsteht, einfach dadurch, dass man eine so lange Zeit mit Gleichgesinnten und -interessierten zusammenlebt. Ich habe mit vielen noch regelmäßigen Kontakt, habe nachher sogar einige bei ihnen zu Hause besucht und sie mich.

Quid plura? Kann es jedem nur empfehlen. Wer sich den Ablauf des Jahres genauer ansehen will oder auch einen Eindruck bekommen möchte, wie gut man nach diesem Jahr auch Latein schreiben kann, dem sei der Artikel einer meiner Mitschüler ans Herz gelegt: https://www.academia.edu/9429419/_Romae_mihi_nutriri_contigit_atque_doceri_seu_annus_academicus_in_aedibus_academiae_c.n._Vivarium_Novum_strictim_percusus


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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon ille ego qui » Fr 28. Nov 2014, 23:31

:-)
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon ille ego qui » Fr 28. Nov 2014, 23:34

quid mirum? valde gaudemus :-)
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Re: Erfahrung mit Vivarium Novum

Beitragvon ille ego qui » Mi 31. Dez 2014, 00:15

en brevem de Vivario et de Latinitate pelliculam:
https://www.youtube.com/watch?v=y2JTcOY ... u8g-8sRJMQ
;-)
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Re: Vivarium Vetus

Beitragvon Prudentius » Mi 7. Jan 2015, 10:48

Ich möchte doch noch mal auf diese entlegene Örtlichkeit zurückkommen, auch wenn diese Gründung des Cassiodor kurzlebig war, und auf die Weichenstellung, die damit für die westliche Kirche verbunden war; die Kirche bestimmte ja ein Jahrtausend lang Europa; und dass die Kirche sich der Antike öffnete, war überhaupt nicht selbstverständlich; eine Schlüsselstellung nahm dafür Vergils 4. Ekloge ein, in der in prophetischer Sprache die Herabkunft eines Gottessohnes angekündigt wurde, ca. 40 v. Chr., das ermöglichte eine Parallelisierung von jüdischer Prophetie und gr./l. Antike, so dass dann auch Platon und Aristoteles die Tür geöffnet wurde; damit war der Weg geöffnet für eine Wissensschaftsentwicklung, zunächst, im MA., als Glaubernswissenschaft (Scholastik) und dann unabhängig, als kritische. emanzipatorische Bewegung, die aber auch als solche ihre Herkunft nicht verleugnet.
Die gr., orthodoxe Kirche hat keinen solchen Vergil gekannt, hat keine solche Öffnung zur Antike erlebt, keine wissenschaftliche Theologie entwickelt (über die "Summa theologiae" haben sie nicht schlecht gestaunt), keine solche wissenschaftliche Entwicklung ausgelöst.

Erst die moderne positivistische Religionsforschung hat die Deutung der 4. Ekloge als Vorankündigung von Weihnachten als unbegründet und unsinnig entlarvt - und damit auch sich selbst entlarvt; inzwischen ist man sich ja auch bewusst geworden, dass zu einem literarischen Werk nicht nur das gehört, was der Autor bewusst hineingelegt hat, sondern auch die Wirkung, die das Werk objektiv entfaltet hat.

lgr. P. :)
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Re: Vivarium Vetus

Beitragvon RM » Mi 7. Jan 2015, 19:36

Prudentius hat geschrieben:... auch wenn diese Gründung des Cassiodor kurzlebig war, ...

Du weißt schon, wieso "Vivarium" und wieso "Novum"? :wink:
Mit Cassiodor hat das von Aloysius alias Luigi eigtl. nur analogieartig zu tun.

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