Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büchern?

Fragen zur Ausbildung rund um die alten Sprachen, ihrer Geschichte und ihrer Archäologie

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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon romane » Fr 23. Aug 2013, 18:13

Longipes hat geschrieben:Eine Kollegin von mir meinte kürzlich, ihr Grundkurs, der gerade die Sestiana behandelte, lese Texte, die er nicht versteht, in einer Sprache, die er nicht versteht. Daher ist für viele Schüler die Cicerolektüre eine Qual und wird als ätzend lang empfunden.


Häufig fehlt es zum Verständnis besonders an den Grundsatzinformationen - man müsste wohl auch eine Hinführung zum Autor und zum Werk lesen.
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 24. Aug 2013, 10:20

romane hat geschrieben:
Longipes hat geschrieben:Eine Kollegin von mir meinte kürzlich, ihr Grundkurs, der gerade die Sestiana behandelte, lese Texte, die er nicht versteht, in einer Sprache, die er nicht versteht. Daher ist für viele Schüler die Cicerolektüre eine Qual und wird als ätzend lang empfunden.


Häufig fehlt es zum Verständnis besonders an den Grundsatzinformationen - man müsste wohl auch eine Hinführung zum Autor und zum Werk lesen.

Romane spricht da einen guten Punkt an. Das Problem bei Cicero in der Lektürephase war - und wir haben ja viel Cicero übersetzt - , dass oft der Background fehlte. Dann natürlich der Stil Ciceros mit ellenlangen, verschachtelten Sätzen, die nicht wenige von uns zur Verzweiflung brachten. Mich hat z.B. bei DE IMPERIO CN. POMPEI AD QVIRITES ORATIO besonders dieser übertriebene, überschwängliche Stil angeödet. Wir hatten eigentlich erst im LK Latein den Wert Ciceros besser erkannt, da da das Übersetzen, das Vokabular und die Grammatik selbst nicht mehr das Problem waren. Wir konnten uns da mehr um das Verständnis kümmern.

@Prudentius: Um deinen Gedächtnis, was den LK Latein und dessen Cicerolastigkeit in Bayern in meiner Zeit betraf, auf die Sprünge zu helfen.. ;-) :

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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon Zythophilus » Sa 24. Aug 2013, 10:48

Licetne te Medicum Ciceronianum uocare? :D
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 24. Aug 2013, 11:01

Licet, o Zythophile... ;-)
Wobei man sich noch vorstellen muß, dass wir 6 Stunden Latein pro Woche im LK hatten..
Das wäre sicher eine gute Vorbereitung auf ein Latinistik-Studium.. ;-)
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon ataraxia » Sa 24. Aug 2013, 15:25

@ Medicus domesticus :

Das denke ich auch -ja !


Beneidenswert-bei uns gab es nämlich nichtmal einen LK. :(
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon GurkenPaule » So 25. Aug 2013, 09:41

So wichtig Originallektüre auch ist, ohne ein ausgeprägtes Grammatikwissen kann die auch zur Tortur werden. Es kommt darauf an wie gut der Lateinunterricht in der Schule war, aber ich rate schon an zumindest den Stoff aus Schulzeiten sehr gut zu verinnerlichen bevor man sich an das Lateinstudium heranwagt.

Dies ist nun zwar ein wenif Off-Topic, aber es wurde ja ohnehin schon über den Lateinunterricht diskutiert.
Ich kritisiere großteils, dass Latein einfach nicht wie eine Sprache gelehrt wird, sondern mehr wie eine Naturwissenschaft. Besonders auf der Universität, wo ich studiere, ist dies spürbar. Durch mein Nebenfach Englisch wird dies noch mehr verdeutlicht. Was ich sagen will ist, dass viel zu viel Phrasen gedroschen werden, Deutsch-Latein sich nur auf Grundkenntnisse großteils spezialisiert, bis ein zu großer Sprung zu viel zu hohen Anforderungen kommt und dass viel an der eigentlichen Sprache vorbeigelehrt wird. In Grammatikkursen wird die Grammatik oft frei von jedem Kontext unterrichtet. Grammatik hat stets eine Beudeutng, die viel zu wenig analysiert oder beigebracht wird.
Auf unserer Uni wird auch viel zu wenig das Übersetzen Latein-Deutsch gelehrt. Bei Prüfungen heißt es dann oft, zu ungenau übersetzt. Solle man aber nicht den Geiste einer Sprache übersetzen und nicht wortwörtlich eine Übersetzng anstreben?
Latein ist eine Sprache, und als solche solle sie gelehrt und gelernt werden.
Daher unterstreiche auch ich die Wichtigkeit von Originallektüre. Wenn man nicht in dem Land leben kann, wo die Sprache gesprochen wird, so lernt man eine Sprache am besten durch intensive Lektüre. Sich nur auf Cicero und Caesar zu beschränken mag einem helfen die Stilseminare zu bestehen, aber die wirkliche Sprache erschließt sich einem auch nur wenn man verschiedene Autoren liest.
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon Medicus domesticus » So 25. Aug 2013, 09:58

GurkenPaule hat geschrieben:Sich nur auf Cicero und Caesar zu beschränken mag einem helfen die Stilseminare zu bestehen, aber die wirkliche Sprache erschließt sich einem auch nur wenn man verschiedene Autoren liest.

Genau das ist auch meine Meinung. Was ich einfach immer komisch finde: In der Uni wird plötzlich Deutsch-Latein gelehrt, aber in der Schule nicht mehr. Das gibt es eigentlich in keiner Sprache. Das ist kontraproduktiv. Da mir Latein sehr am Herzen liegt, kenne ich natürlich einige Lateinlehrer, Studenten, Schüler (wie meine eigenen Kinder), die genau dies auch monieren. Im Lateinstudium müsste sich viel ändern, um etwas zu bewirken. Und dann kann es auch auf den wirklichen Lehrplan übergehen. Da wird vieles einfach verschlafen und im Trott weitergemacht.
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon consus » So 25. Aug 2013, 10:59

Equidem timeo, amici, ne hoc loco praeceptis obruamur decantatis. Nonne Prudentius nuper et Tiberis omnia fere dixerunt quae ad Latine discendum docendumque maximi sunt momenti?
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon marcus03 » So 25. Aug 2013, 11:02

Medicus domesticus hat geschrieben:In der Uni wird plötzlich Deutsch-Latein gelehrt, aber in der Schule nicht mehr. Das gibt es eigentlich in keiner Sprache. Das ist kontraproduktiv.


Dem kann ich nur voll zustimmen. Ein echtes Sprachbewusstsein kann so kaum entstehen.
Aber bedenke: Das Ganze ist auch eine Zeitfrage. In einer Welt des "Immer mehr in immer weniger Zeit" ein echtes Problem, denke ich. :sad:
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon Medicus domesticus » So 25. Aug 2013, 11:44

consus hat geschrieben:Equidem timeo, amici, ne hoc loco praeceptis obruamur decantatis. Nonne Prudentius nuper et Tiberis omnia fere dixerunt quae ad Latine discendum docendumque maximi sunt momenti?

Dem kann ich nicht zustimmen, Conse. Ihr bestimmt nicht, was wirklich für Latein wichtig ist oder nicht. Die Praxis zeigt vieles viel eindeutiger auf. Latein ist kein Elfenbeinturm. Ich bin auch ein Liebhaber des klassischen Lateins, aber eben nicht nur, da Latein mehr ist als nur die Beschränkung auf diesen Ausschnitt.
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon Medicus domesticus » So 25. Aug 2013, 12:49

Longipes hat geschrieben:Den Lateinunterricht tatsächlich als Propädeutikum für die Uni zu betrachten, ist - zumindest bei uns - utopisch.

Traurig, gell :(
Aber es stimmt wirklich. Wir hatten bei uns im Gymnasium auch immer wieder Schüler aus NRW u.a. mit extremen Schwierigkeiten in Latein in Bayern Fuß zu fassen. Die Unterschiede sind gewaltig.
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon Zythophilus » So 25. Aug 2013, 13:27

Ich denke nicht, dass Consus oder Tiberis vorschreiben oder gar bestimmen, was für Latein wichtig ist. Gewisse Fertigkeiten sind unabdingbar. Was bei einem Studium konkret verlangt wird, bestimmen die jeweiligen Professoren anhand des konkreten Studienplanes.
Für Übersetzungen aus dem Deutschen ins Lateinische wird, soweit ich es beurteilen kann, die klassische Latinität eine Cicero und Caesar herangezogen. Man kann die beiden ablehnen oder lieben, doch ich denke nicht, dass ein Weg an ihnen vorbeiführt.
Der Schulunterricht ist nur bedingt als Vorbereitung auf ein Lateinstudium anzusehen. Die relativ knappe Stundenzahl lässt eine sehr intensive Auseinandersetzung nicht zu. Nehmen wir ein Beispiel aus dem Elementarunterricht: Das Unterrichtswerk "Medias In Res" lässt das Supinum - ich sehe direkt Marcus03s Tränen vor mir - weg, es wird nicht einmal erwähnt. Es ist offensichtlich vorgesehen, dass relativ seltene und schwierige Grammatikphänomene in den Lektürebüchern generell erklärt, d.h. mehr oder weniger übersetzt werden und, wo das nicht der Fall, ist der Lehrer das übernimmt.
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon Medicus domesticus » So 25. Aug 2013, 13:30

Zythophilus hat geschrieben:Der Schulunterricht ist nur bedingt als Vorbereitung auf ein Lateinstudium anzusehen. Die relativ knappe Stundenzahl lässt eine sehr intensive Auseinandersetzung nicht. Nehmen wir ein Beispiel aus dem Elementarunterricht: Das Unterrichtswerk "Medias In Res" lässt das Supinum - ich sehe direkt Marcus03s Tränen vor mir - weg, es wird nicht einmal erwähnt. Es ist offensichtlich vorgesehen, dass relativ seltene und schwierige Grammatikphänomene in den Lektürebüchern generell erklärt werden und, wo das nicht der Fall, ist der Lehrer das übernimmt.

Das ist aber in Bayern nicht so, Zythophile. Auch das Supinum wird besprochen. Knappe Stundenzahl ist auch nicht der Fall. Mein ältester Sohn hat neusprachlichen Zweig mit 4 Stunden Latein pro Woche, zusätzlich Spanisch und Englisch. Eine knappe Zeit für Latein lasse ich nicht mehr gelten, um entsprechende Inhalte zu vermitteln (zumindest in Bayern). Grundlagen gehören gefälligst in der Schule vermittelt. Deutsch-Latein ist eine ganz andere Frage: Wenn man das in der Uni voraussetzt (wir hatten es auch in den ersten 2 Lateinjahren) dann muß man es auch in der Schule vermitteln. Die Zeit für eine Sprache ist in der Schule über Jahre genügend da, es ist eine Vermittlungsfrage.
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon Zythophilus » So 25. Aug 2013, 13:59

In Österreich sieht es bei sechsjährigem Lateinunterricht meist so aus, dass im ersten Lernjahr vier Stunden zur Verfügung stehen, dann jeweils drei. Es kann etwas anders aussehen, theoretisch natürlich auch mehr, praktisch eher weniger.
Die vierjährige Variante ("Kurzlatein") hat pro Lernjahr drei Stunden zur Verfügung. Der Lehrplan sieht vor, dass die Autorenlektüre im zweiten Semester des zweiten Lernjahres beginnt, doch das bleibt fast immer Illusion.
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Re: Vorbereitung auf das Latinistik Studium-mit welchen Büch

Beitragvon marcus03 » So 25. Aug 2013, 14:39

Zythophilus hat geschrieben:ich sehe direkt Marcus03s Tränen vor mir


Lacrimando cunctae aquae copiae corporis consumptae sunt. :( :( :(
Tamen autem tibi persuasum sit pugnas pro supino pugnandas numquam finitum iri, quod quidem facile factu non fuerit. A deis quasi missus esse videor servatum ac divulgatum supinum, cuius aurea aetas me patrono, amatore defensoreque ferventissimo florere iam coepit. 8)
Legem ferre in animo habere, qua qui Latine loquentes vel scribentes supinum fugiunt poenas non parvas
dare debebunt. Supinum contemnere est linguam Latinam magnis divitiis privare. Quae supino sublato
pauperior reddatur. :)

PS:
Esse dicuntur, qui supini causa amentes facti sint. In quorum numero me habitum iri non spero, quod quidem difficile plene exclusu fuerit. :lol:
Ceterum censeo supinum distichis quam amplissimis iamdudum dignum esse, quae a te munus egregium susceptum iri
expectem animoque ardentissimo cupiam. Medios ergo in hexametros ! :klatsch:
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