Menschen, die ständig in solchen Kategorien denken, finde ich armselig. "Et - et" statt "aut - aut" ist angesagt! Es spricht absolut nichts dagegen, sich in der Schule mit Programmiersprachen zu beschäftigen. Es ist auch wertvoll, sich mit alten Sprachen, sei es Latein, sei es Griechisch oder eine andere, auseinander zu setzen.
Das Problem ist, wenn man schon das Geld nicht bereitstellen will, beides in der Schule anzubieten:
Was kann ich mir eher selbst beibringen? Und da weiß ich aus Erfahrung, dass über Programmiersprachen deutlich mehr online zu finden ist als über Latein oder gar Altgriechisch. Ich selbst habe die österreichische Langform Latein (6 Jahre) absolviert, das Programmieren mit php habe ich mir selbst beigebracht, ausgehend von html. Viel verdanke ich hier den zahlreichen Internetseiten, auf denen jeder noch so ausgefallene Befehl detailliert erklärt wird. Natürlich bin ich kein Profi auf diesem Gebiet, aber zum Erstellen dieser Website hat es bisher gereicht
. Mit Basic, das ich im Gymnasium gelernt habe, konnte ich nach der Schule nie wieder etwas anfangen. Das Programmieren mit Zeilennummern (!) hat mich im Gegenteil so "versaut", dass ich mir mit objektorientierter Programmierung bis heute sehr schwer tue und das nach Möglichkeit vermeide.
Ein weiteres Argument für Latein in der Schule und Programmierung im Selbststudium: Wenn ich beim Programmieren einen
Fehler mache, und sei es nur das Auslassen eines Kommas, fliegt mir das Ding um die Ohren oder funktioniert zumindest nicht mehr. Wenn ich eine Zeit falsch übersetze oder eine Zahl, fällt das nicht unbedingt auf. Solange der Sinn nicht vollkommen entstellt wird, muss das dem Übersetzer nicht unbedingt seltsam vorkommen. Es passiert jedenfalls nichts Vergleichbares.
Abschließend: Damit jemand etwas unterrichten kann, muss er es erst einmal selbst beherrschen - und zwar gründlich. In der Programmierung ist Wissen, das
heute aktuell ist, in zehn Jahren wahrscheinlich nur noch dazu zu verwenden, ein altes Programm für Geräte im Computermuseum zu erstellen. Wenn also jemand Informatik studiert hat und sich - mirabile dictu - an eine Schule verirrt, muss er dennoch die Trends mitmachen, als wäre er ein Informatiker in der Wirtschaft, und das, obwohl Programmierung ein nicht allzu wichtiger Teil des Lehrplans ist und er nur einen Bruchteil seiner Kollegen verdient. Dann müsste er noch entscheiden, auf welche Plattform er sich konzentriert (Windows, Linux, Apple), auf welche Art von Gerät (stationär, mobil), wenn mobil, auf welche Anbieter (Microsoft, Google, Apple, Blackberry, Samsung, ...). Latein ist so, wie es vor 20, 50 oder 100 Jahren war, auch wenn es heute mit anderem Ziel und anderen Methoden unterrichtet wird.
Insofern bleibe ich beim Grundsatz: Die Basics, Genauigkeit, ein (grammatisches) System, die Inhalte - darin ist Latein nicht zu schlagen, weder von modernen Fremdsprachen noch von Programmiersprachen. Das sollte man in der Schule lernen. Den Rest, den man "praktisch braucht", kann man danach mit Leichtigkeit erlernen, ob es jetzt Spanisch oder Swift 2 ist.