Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Fragen zur Ausbildung rund um die alten Sprachen, ihrer Geschichte und ihrer Archäologie

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Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon ClaudiaK » So 24. Jan 2021, 18:49

Im Didaktikteil der Examensklausur Latein Herbst 2020 der Uni Regensburg findet sich folgende Aufgabenstellung.

Im Zuge der #MeeToo-Debatte kommt Katharina Wesselmann, Professorin für Didaktik der Alten Sprachen an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in dem Artikel „Metamorphosen der sexuellen Gewalt“ (Zeit online, 10.09.2019) u.a. zu folgender Frage:

„Die deutschsprachige Altphilologen-Community hat auf #MeeToo bisher nicht reagiert […]; die Gewalt in den Text wir schlicht ignoriert. Werden dennoch unbequeme Fragen gestellt, lautet die Standardantwort, die Welt der griechisch-römischen Antike sei eben leider nicht ganz so wunderbar wie die unsrige gewesen. […] Aber wenn die Welt der antiken Texte so fremd ist, wenn sie rein gar nichts mit unserer Gegenwart zu tun hat – wieso sollen dann Jugendliche antike Texte überhaupt lesen?“

Erläutern sie ausgehend – von dem obigen Zitat -, inwieweit die Behandlung politisch inkorrekter Inhalte im lateinischen Lektüreunterricht einerseits Gefahren bergen, andererseits aber auch gerechtfertigt werden kann! Konkretisieren Sie Ihre Ausführungen anhand geeigneter Beispiele aus dem derzeit gültigen Lehrplan für Latein.




Meine Überlegungen:
Ich habe damals den Artikel gelesen und meine, dass selbst die Professorin keinen Standpunkt dazu hatte, wie man die Texte lesen könnte. Und seit meiner Lektüre von Hygin und dem dabei gefühlt am häufigsten gelesenen Wortes comprimere, frage ich mich das auch: Wie kann man die Texte lesen?
Für eine Annäherung wage ich zuerst einen Blick in meine eigene weibliche Befindlichkeit. Ich mag die Texte von Ovid und sie stoßen mir auch gar nicht metoo-mäßig sauer auf. Woran liegt das? Evidenzbasiert und per Umfrage unter den Frauen empirisch belegt gehört ein gewalttätiger Übergriff durch einen attraktiven fremden Mann bei Frauen wohl ins Standardrepertoir erotischer Fantasien. Es ist ein Kompliment an ihre überwältigende Schönheit. Apoll als Gott wäre ja durchaus so ein attraktives Wesen.

Der Knackpunkt: Es handelt sich um eine Fantasie (Ich verweise mal auf die große Leserinnenschar von Fifty shades of Grey) und nicht um eine Aufforderung zu einer Umsetzung im echten Leben. Kein Mann ist so überwältigend attraktiv, schön oder reich wie Apoll oder George Clooney. Ein normaler Mann muss sich den Beziehungsmarkt begeben und wird durch Frauen, die wiederum ihrerseits einen Marktwert haben, bewusst oder unbewusst, geprüft und handelt Langfristigkeit aus und muss meist heutzutage immer mal nachverhandeln. Soviel zu Realität einerseits und Fantasie/Mythos/Fiktion/Genuss andererseits.

Der zweite Punkt betrifft die strukturelle Gewalt gegen Frauen. Das hat weder was mit Misogynie in der Antike noch heute zu tun. Es gab Matronen, die waren hoch geschätzt und Frauen, an denes sich nicht vergriffen werden durfte. Mögen sie Idealprojektion gewesen sein oder nicht, z.B. Vestalinnen, die konkrete Frau, die den Job gemacht hat, wurde geachtet.
Im Gegenzug waren von Ausbeutung (bei Frauen eben die körperliche) und Disziplinierung durch Gewalt nicht nur Frauen betroffen, sondern je nach Stellung in der Hierarchie, alle.
Das betrifft die Ebene des pragmatisch-historischen Hintergrundswissens.

Was macht nun ein Vergewaltigunstext bzw. politisch inkorrekte Texte (für all jene Studenten, die sich mit der feministischen Problematik gar zu schwer tun) nun so problematisch? Vermutlich die facheigene Legitmation: Texte ausgewählt und Autoren gelesen werden sollen solche, die das menschlich – überzeitliche thematisieren, eine existenziell Erfahrung ermöglichen, den anthropologischen Kern (und damit den unabänderlichen Kern des Menschseins )abbilden, die einen existentziellen Transfer erlauben (also Parallelen finden lassen zum Schülerdasein).
Eine unhinterfragte Lektüre mit diesem Fachideal würde das, was damals schon „nicht ganz so wunderbar war“, als unabänderlich befestigen und in unserer heutigen Gesellschaft wiederholen.

Auf diesen reflexiven Abstand fordernden Lerngegenstand, und der erforderlichen klaren Formulierung, dass es einen Unterschied zwischen eskapistischer Fiktion und korrektem zwischengeschlechtlichem Umgang gibt, trifft zu guter Letzt ein junger Mensch, der sich in einem Entwicklungsstadium befindet, in dem er noch Orientierung sucht und nicht schon wieder Abstand, der sich mit einem Gegenstand motiviert befassen soll, und nicht bereits gleich wieder reflexiv distanzieren. Der genau das sucht, was das Fachideal bietet.

Erste Konsequenz: Solche Text darf man jungen Menschen, die ihren aufsaugenden und verinnerlichenden Lesegestus noch nicht als solchen reflektieren und zum Inhalt keine gewohnheitsmäßig distanzierte Haltung haben (das würde ja auch der Lesefreude und -motivation abträglich sein und geistige Arbeit erfordern ) nicht zum Lesen geben, wenn man interessiert ist, dass nicht-wiederholungswürde Mechanismen wiederholt geistige Träger finden.

Zweite Konsequenz: Man nimmt Abstand von der Fachlegitimation.

Meine Frage:
Welche anderen Antworten gäbe es auf diese Frage der Uni Regensburg?
Oder in Didaktikersprache: Was ist der Erwartungshorizont?
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon Willimox » So 24. Jan 2021, 23:15

Das ist erstens eine spannende Frage, ausserdem führt sie Intressierte dazu, die Fragestellungen im Regensburger Examenskatalog durchzulesen (leicht im Internet zu finden), das zu sehen und zu würdigen, was von angehenden Lehrern etwa in der Schulbuchanalyse ,und der Argumntation gefordert wird und und...

Für heute nur eine leicht polemische Spitze: Die poetische Qualität in der Sprache Ovids wird in der notwendigen Übersetzungsarbeit - ich sage es höflich- beiseite gestellt, narkotisiert, sie kommt kaum zur Geltung.

Im moralisch-ethischen Bereich ist Literatur seit jeher mit einer anthropologischen Disposition befasst: Mit Aggression und Kooperation, mit kaltem Darwinismus und wärmender Fairness, mit der Konzentration von Leistungen für und auf die eigene Gruppe oder auch für "fremde" und ferne Gruppen.

Eine Humanitas-Sonderstellung antiker Hochkultur wird man kaum stichhaltig verteidigen können.

Aber erstmal genug, vielleicht konzentrieren wir uns auf die Metamorphosen und ihre Legitimation als schulische Lektüre. Die Welt der Wunder und der Gewalt ist dem Shakespeare-Kenner ebenso vertraut wie dem Harry-Potter-Eleven oder dem Söder der GOT-Welten.

Dass es sich hier um Fiktionen handelt, in denen sich vielleicht kathartisch etwas ausleben und abreagieren lässt? Und/oder ob man hier die dunklen Seiten von sich und anderen mehr oder weniger staunend erfahren kann?
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon ClaudiaK » Mo 25. Jan 2021, 01:14

Hallo Willimox,

danke, dass du noch mal auf die Auffindbarkeit im Netz hingewiesen hast.
Die Klausuren haben oft eine Frage zur Legitimation des Faches oder eines Inhalts und dann eine zur Lehrbuchanalyse.

Was du "Humanitas-Sonderstellung antiker Hochkultur" nennst, ist im didaktischen Diskurs tatsächlich ein wichtiges Kriterium für die Textauswahl. Denn bei aller Kompetenzorientierung muss Latein an einem konkreten Text und einem konkrete Inhalt eingeübt werden. Also liegt man nicht daneben, wenn man etwas wählt, das exemplarisch für die gute Seite des menschliches Daseins ist. Texte prägen ja auch den Leser (und als Lehrer will man ja auch, dass die Kinder von einem positiven Menschenbild geprägt werden) und die Einstiegstexte bieten daher viel Identifikationspotential für die kleinen Schüler.

Aber wahrscheinlich muss man dann die Text bei den höheren Klassen immer mehr in ihren zeithistorischen und gattungspezifischen (Fiktion als Genre der Katharsis, großartig) Kontext stellen und die Schüler anregen, die Texte als Kontrastfolie zu nutzen und doch eher das Fremde zu erkennen, bei Cicero vlt. das Manipulative, sich zu distanzieren und die eigene Position gegenüber dem Gegenstand zu stärken. Jedenfalls dürfen diese politisch nicht-korrekten Texte nicht identifikatorisch rezipiert werden.

Vermutlich ist das eher die Richtung, in die die Frage der Uni Regensburg zielt, und die sexuelle Gewalt ist dabei nur die provokanteste Ausprägung von politischer Unkorrektheit.
Schön, dann kann ich das feministische Gedankengut rauslassen. (Nicht dass es noch Punktabzug gibt.)
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon Willimox » Mo 25. Jan 2021, 10:06

Grüss dich, ClaudiaK

Der Begriff "Erwartungshorizont" deckt neben den spezifizierenden, technischen Aspekten der lateinischen Sprache seit Hans-Robert Jauss ästhetisch- kulturelle Aspekte und moralisch kulturelle Aspekte ab.

Wer nun das Lateinische mit der Behauptung zu legitimieren versucht, dass es eine Humanitas-SonderStellung oder gar ein Monopol habe, kommt argumentativ nicht nur bei den Kollegen anderer Sprachen in große Bredouillen. Die These wird als Verblendung und typische Arroganz von Leuten gesehen, die immer noch im 19. Jahrhundert leben.

Dass man in Lehrbüchern für den Anfangsunterricht neben historisch-politischen Texten vor allem Familiensituationen ins Spiel bringt, ist legitim. Und hat nicht unbedingt mit dem "Guten" zu tun.

Alles andere erschwert den Zugang noch zusätzlich. Man muss sich nur mal vor Augen führen, wieviel Frustration der willige L2-Schüler erfährt, wenn ihm halbwegs klar wird, dass das lateinische Deklinationssystem mit seiner synthetischen Hyperstruktur so etwas ganz Anderes ist als das einfache Englisch mit seinen Stellungsregeln und Präpositionalausdrücken, die ökonomisch elegant das ganze Kasussystem gut ersetzen können.

Dass in solchen Lehrbuchtexten das monopolartig (!) Gute oder doch das besonders Attrakive der Lateinischen Familienkultur, die mehr biete als andere Kulturen, transportiert werde, ist ein wenig wacklig. Es geht eher darum, Privaträume aufzumachen und die politisch-historischen Räume mit ihren Abstraktionen vorläufig geschlossen zu halten. Sprachlernen durch
Annäherung an fremde Zeiten durch die erkennbare Nähe zu eigenen Situationen. Und nicht zu Grossereignissen.

Die eventuellen Katharsis-Ziele in der Oberstufe dürften kaum zu erreichen sein. Der komplexe Wirtschatz, die freie Wortstellung, verschärft durch metrische Erfordernisse, dürften da einiges an Mauern errichtet haben, das der emotionalen Intelligenz kaum unüberwindbar ist.

Das ist nix Besonderes oder Lateindepravierendes. Man lese mit Studenten einmal den Faust oder ein zugängliches Shakespeare-Drama wie Romeo und Julia. Die Erfahrungen sind nur manchmal ermutigend.

Dass Fiktion und Mythos Gewaltphantasien transportieren, aber nicht zwingend zu realer Gewalt anregen, muss genug sein, so wenig tröstlich das auch ist.

Nebenbei, der Hinweis auf die amerikanische Professorin im Zeitartikel ist wohl wirklich das, was man guten Gewissens und ohne Selbstverblendung im/für klassischen Unterricht anführen kann. Und so lässt sich denn auch der feministische Aspekt ohne Zetern ins Spiel bringen. Historische soziokulturelle Einbettung ist der Schlüssel und nur selten eine Reinwäscheanstalt.

Was Freude bereiten kann - in der Oberstufe - Ciceros Privatbriefe, kombiniert mit Roman- Auszügen der Harris-Cicero-Werke. Ille ego qui hat das schon erwähnt. Wanka in München operiert da rum ....

Auch unser Reginald Foster - seine " Carnes" stehen noch an - hat sowas versucht. :chefren:
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon ClaudiaK » Mo 25. Jan 2021, 18:09

Hallo Willimox

Dass in solchen Lehrbuchtexten das monopolartig (!) Gute oder doch das besonders Attrakive der Lateinischen Familienkultur, die mehr biete als andere Kulturen, transportiert werde, ist ein wenig wacklig. Es geht eher darum, Privaträume aufzumachen und die politisch-historischen Räume mit ihren Abstraktionen vorläufig geschlossen zu halten. Sprachlernen durch
Annäherung an fremde Zeiten durch die erkennbare Nähe zu eigenen Situationen. Und nicht zu Grossereignissen.


"Annäherung an Privaträume" und "vorläufig keine Abstraktionen" nehme ich gerne so an.
Würde aber doch dabei bleiben, dass gerade im Anfangsunterricht die zu Grunde liegenden Werte in den Texten denen unserer Gesellschaft entsprechen.

Allerdings bin ich immer noch mit diesem Legitimationsproblem für das Fach Latein und den Inhalten beschäftigt. Wie z.B. Ovid-Texte. Oder überhaupt die Sprache als Gegenstand als solcher.

Es scheint mir leichter zu zerlegen, was als Begründung zum Lernen für die Sprache gebracht wird, als Begründungen selbst zu finden. Manchmal bin ich geneigt zu sagen, Latein ist für die Sprachen das, was Sport, Musik und Kunst / Gestalten für andere ist, nur eben auf Sprachebene. Die Freude und das Vergnügen beträfen dann das Erkennen auf formaler und gestalterischer Ebene, ohne einen Bezug zum Inhalt.

Aber um Latein als Ausgleich oder Auflockerung zwischen den anderen Fächern des Stundenplans zu betrachten, scheint es doch wieder zu ernst genommen zu werden. (Auch kann beim Sport jeder rennen, schnell oder langsam, bei Latein bleibt man irgendwann schlimmstenfalls liegen, wenn es nicht so etwas schönes wie die Binnendifferenzierung gäbe.)

Was nun doch wieder die Inhaltsseite anbelangt, so hattest du Mythologie und Fiktion in eine Reihe gestellt mit GOT, Harry-Potter, Shakespeare, so habe ich eine zu Gunsten der jeweils älteren Produkte die Theorie, dass mit ihnen die Welt besser gelesen und und alles Folgende verstanden werden kann als mit den neueren.

Nämlich epistemologisch gesehen scheint mir das Clustern und persönliche Verarbeiten von Wissensbeständen leichter zu fallen, wenn man versteht, wo und wie etwas anfängt und dann dann alles folgende als transformiert aber nicht komplett aus der Welt verschwunden betrachtet.

So, wie nun bringe ich das im Elternabend rüber?
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon Willimox » Mo 25. Jan 2021, 22:51

Hm,

bin mir nicht sicher, ob ich die Bedarfssituation einsehe:

Familienzentrierte Lektionen verwendet jede Didaktik des Fremdsprachenunterrichtes. Von einem Monopol in Methode oder Wertesystem in lateinschen Einführungslektionen kann man nur schwer sprechen.

Das Ursprungs- und Anfangsargument wurde recht schnell und grausam von clevereren Sprechern zerpflückt: War nicht Althochdeutsch? - Das ist der Beginn. Oder Gotisch? Na gut, die kulturelle Breitenwirkung war nicht so groß,
Aber warum dann nicht Griechisch? Die Römer haben doch von denen alles mögliche abgekupfert. Und wenn dann doch Latein, warum wird eigentlich nur maximal einen Monat mit dem römischen Zahlensystem im Gymnasium gearbeitet? Ist wohl nicht so weit her mit dem Anfangsargument.

Also wie sieht es ungefähr aus:

Brainstorming für einen fiktiven Elternabend (Uniübung)?
Echter Elternabend? Welche Klassenstufe? L2?

Pragmatische Argumente sind - leider - für Eltern am überzeugendsten.
Ästhetisch-moralische haben nur geringen Stellenwert.

(Sprache für Tüftler und Bastler, Detektivsprache, mikroskopische Sprache, ästhetisch-rationale Sprache-.....
Gerne auch per pn.
:chefren:

Wie auch immer. Mit dieser Gaudeamus-Version habe ich die besten Opener-Effekte genossen, wenn man sie vorspielt und daran induktiv die Besonderheiten von Latein unterhaltsam präsentiert:

https://www.youtube.com/watch?v=czIfEhsQoho
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon Willimox » Di 26. Jan 2021, 19:09

Gaudeamus Links - youtube

Bild
(Allgemeines Deutsches Kommersbuch 1914, S. 253)

(1)
https://www.youtube.com/watch?v=qxuvbab7Xs4
Universitätschöre: Challenge
(2)
http://www.youtube.com/watch?v=v4xQ9XSEXVY
konventionell mit Text
(3)
https://www.youtube.com/watch?v=jg2e-1b6MCs
konventionell mit Text
(4)
http://www.youtube.com/watch?v=iHNvEvJ9WxQ
Perugia Uni fuere atrociiii-ter
(5)
http://www.youtube.com/watch?v=Ec4EzA3niaU
Bukarest Fußballstadion
(6)
https://www.youtube.com/watch?v=IaXfBmj-YzI
People will talk (Cary Grant), ab 1:39
(7)
https://www.youtube.com/watch?v=J561C3KWAqU
***Uni Sydney die einzelnen Fakultäten
(8)
https://www.youtube.com/watch?v=Qi9e4nHW-Ls
***Bergendy leicht verjazzt (Ungarn)
(9)
https://www.youtube.com/watch?v=BfHR5f68NKU
sauber gesungen
(10)
https://www.youtube.com/watch?feature=p ... UN0yclBGzc
Serenade der Mediziner
(11)
https://www.youtube.com/watch?v=oUBgsW1Ne1g
*rock-version recht gut
(12)
https://www.youtube.com/watch?v=Bs421HdRi6A
***Doo Wop recht gut
(13)
https://www.youtube.com/watch?v=n5NZw5yBy0g
verfremdet moll
(14)
http://www.youtube.com/watch?v=a-thn_hcM10
unverfremdet

http://www.youtube.com/watch?v=Ssaapc1Wrmw
Lollipop
https://songlexikon.de/songs/myboylollipop/
(15)
https://www.youtube.com/watch?v=czIfEhsQoho
***Universitat Oberta de Catalunya
(16)
https://www.youtube.com/watch?v=pZUM903-IU8
***Swinging Teachers: Carmina of XIII Sec.,

Dixlandversion, performed by The Swinging Teachers, Bayerischer Schulbuch-Verlag - Munchen, in 1973. Walter Berthold (tp), Roland Eckart (tb), Peter Schinitter (cl), Hans-Rainer Hegendorfer (banjo), Manfred Schallmaier (b), Horst Bunke (dr), Dr. Dieter Geibendorfer (vocal)
Zuletzt geändert von Willimox am Mi 27. Jan 2021, 12:19, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon ClaudiaK » Di 26. Jan 2021, 19:46

Salve Willimox.

Sind die Sternchen *** eine Art Ranking?
Wenn du sie noch durchnummerierst, bekommst du meine 3 Favoriten und ein paar Kommis (youtubeSprech).
Eine Frage zu lollipop: Ich sehe das TC nicht. Ist das vielleicht die neue akademische Ausdrucksform von Freude? Allerdings recht wortkarg.

Claudia
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon ClaudiaK » Di 26. Jan 2021, 21:36

Ok, versprochen ist versprochen.
Ranking: 13, 15,16
1 scheint nur Ausgewählten zugänglich
14 3/4 kann nach Schütteln der Noten in Gaudeamus igitur überführt werden, hat aber, da außerhalb der Zählung befindlich, eine andere Funktion und einen Subtext, also auch nur Ausgewählten zugänglich. 8)
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon Willimox » Mi 27. Jan 2021, 10:25

Sie haben die Aufgabe, in einer Elternversammlung zur Sprachenwahl für Schüler der sechsten Klasse (Latein - Französisch, Sprachenorientierung - naturwissenschaftliche Orientierung), die Erziehungsberechtigten von der Attraktivität der Lateinwahl zu überzeugen. Bedenken Sie dabei, welche rhetorischen Mittel einer ars persuadendi zur Verfügung stehen und welche man verantwortlich einsetzen kann.

Pragmatische Gesichtspunkte des Auditoriums (Was bringt Latein meiner Tochter, meinem Sohn?) sind ebenso zu berücksichtigen wie Aspekte des Vergnügens und der staubfreien Vitalität einer angeblich toten Sprache.

In einem öffentlichen Diskurs hat der Pro-Latein-Sprecher mit hochgezogenen Augenbrauen den Satz formuliert "In manchen Western findet sich die Botschaft, nur ein toter Indianer sei ein guter Indianer. Nun, ich will etwas Ähnliches sagen. Nur eine tote Sprache ist eine gute Sprache", hier hebt der Redner die rechte Hand auf Kopfhöhe, "wenn es sich bei dieser Sprache um das vitale und vitalisierende Latein handelt."

Vergnügen ist ein wichtiger Weg, um Zustimmung in der dialogischen Beziehung zwischen Redner und Publikum zu erlangen: Der Autor der Rhetorica ad Herennium sagt, dass die Aufgabe (officium) des Redners darin besteht, "mit der Zustimmung seiner Zuhörer zu sprechen", und fügt den wichtigen Satz hinzu, "soweit es in seiner Macht steht, dies zu tun" (dicere ... cum adsensione auditorum quoad eius fieri poterit; Rhetorica ad Herennium 1.2.1). Die Vermeidung von Arroganz und anderen Zeichen, die das Publikum als vorsätzliche List ansehen könnte (z.B. 1.4.5, 1.10.17), verwandelt die Rede in ein gemeinsames Theater der kollektiven Erfahrung, in dem die öffentliche Inszenierung darauf zielt, den Lauf der Dinge zu bestimmen, die Geltungsansprüche einer strittigen Meinung auf die Probe zu stellen und die eigene Meinung möglichst plausibel zu machen ....

Versuchen Sie mit einer oder zwei Fassungen von "Gaudeamus igitur" (siehe Begleitmaterial Links) und dem Gaudeamus-Text des Kommersbuches das Publikum für die Lateinwahl zu gewinnen. Powerpoint, Charts und ähnliches sind für einen modernen Cicero und sein Auftreten unerlässlich und selbstverständlich. Sei dieses Auftreten virtuell, sei es embodiment-real in der Aula des Gymnasiums.

Auditorium te mox exspectat.
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon mystica » Mi 27. Jan 2021, 12:08

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Zuletzt geändert von mystica am Do 14. Jul 2022, 15:34, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon Willimox » Mi 27. Jan 2021, 12:26

University Choirs and Orchestra | International Virtual Project

https://www.youtube.com/watch?v=qxuvbab ... +Challenge

Bild
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon mystica » Mi 27. Jan 2021, 12:43

.
Zuletzt geändert von mystica am Do 14. Jul 2022, 15:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon Willimox » Mi 27. Jan 2021, 13:06

Benigne exaudi, Mystica stupenda, studentes cantantes supra.
Bild
(admiranda Laura Gibbs fecit)
(Challenge).

linguae universales omnia tempora explent.

p.s.
Version 1, liebe ClaudiaK, wurde durch das aktuelle und zugänglichere "Challenge" ersetzt.
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Re: Staatsexamen "Metamorphosen der sexuellen Gewalt"

Beitragvon Tiberis » Mi 27. Jan 2021, 15:05

mystica hat geschrieben: Eine eigene kritische Analyse eines lateinischen Textes bleibt ihnen aufgrund ihrer mangelnden Lateinkenntnisse versagt, was aber bei einer wissenschaftlichen Arbeit unabdingbar ist.


Es gibt nur sehr wenige Studienfächer, in denen man eventuell vor der Aufgabe stehen könnte, einen lateinischen Text kritisch zu analysieren.
Dazu kommt, dass wohl die wenigsten derer, die im Gymnasium Latein gelernt haben, überhaupt zu einer solchen "kritischen Analyse" befähigt sind.
Tatsache ist jedenfalls, dass Lateinkenntnisse nur noch für wenige Studienrichtungen vorausgesetzt werden. Somit ist das Argument, dass man Latein "später einmal brauche", für einen Großteil der Schüler (bzw. deren Eltern) nicht wirklich relevant.
Wer "pro Latein" argumentieren möchte, sollte auf utilitaristische Aspekte möglichst verzichten und zunächst einmal den Unterschied zwischen Bildung und Ausbildung bedenken. Im Gymnasium - einer allgemein bildenden (!) höheren Schule - sollte beim Erwerb von Fähigkeiten und Kenntnissen nicht die Frage nach der Nützlichkeit, sondern nach dem Bildungswert gestellt werden.
Auch das Wissen um historische Zusammenhänge, die Kenntnis bedeutender Werke aus Kunst, Musik und Literatur usw. kann niemals unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit betrachtet werden, aber ein gebildeter Mensch ohne dieses Wissen ist kaum vorstellbar.
Kein Geschichtelehrer , kein Philosophieprofessor, kein Kunsterzieher käme angesichts dieser Selbstverständlichkeit auf die Idee, den Wert seines Faches mittels irgendwelcher Nützlichkeitsargumente zu rechtfertigen. Nur die Lateiner gehen ständig wie Bauchhändler herum und glauben, ihre "Ware" mit allerlei gefinkelten Werbemethoden anpreisen zu müssen. Es ist tatsächlich beschämend, in einer allgemein bildenden Schule für ein Fach Reklame zu machen , das wie kaum ein anderes zu ebendieser Allgemeinbildung beiträgt.
Kein anderes Fach vermittelt einen besseren Einblick in Sprachstrukturen, kein anderes Fach (von Griechisch abgesehen) gewährt einen besseren Zugang zur antiken Welt und somit zu den Grundlagen europäischer Kultur. Unzählige Argumente für den Bildungswert des Faches Latein ließen sich aufzählen, weit mehr als für jedes andere an Gymnasien unterrichtete Fach.
Aber freilich, in einer Zeit, in der zwar alle von Bildung reden, in Wahrheit aber Ausbildung meinen, in einer Zeit, in der der Nutzen mehr gilt als der Bildungswert, wundert es nicht, wenn selbst Lateiner, vom Virus des Utilitarismus infiziert, wie Staubsaugervertreter agieren und nur noch glauben, mit diversen Werbetricks die Existenz ihres Faches rechtfertigen zu müssen.
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
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