griechisches Theater

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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griechisches Theater

Beitragvon Juna » Mi 1. Okt 2003, 14:54

Habt ihr einen Überblick über das griechische theater von ihren Ursprüngen bis heute?
Wäre über jede Information dankbar!!!
Juna
 

Beitragvon Platon » Mi 1. Okt 2003, 16:03

Bei Google gibt's zu diesem Thema sicherlich genug...
Platon
 

Beitragvon Juliane » Mi 1. Okt 2003, 19:08

Bei Google gibt es nicht das, was wir suchen @ Platon!!
Juliane
 

Beitragvon Platon » Mi 1. Okt 2003, 19:13

Was sucht ihr denn bzw. was soll dieser "Überblick" enthalten? Wär' schön, wenn ihr euch ein bisschen klarer ausdrücken könntet....

Gegebenenfalls könntet ihr mal in ein Theaterlexikon schauen.
Platon
 

Beitragvon Chrysostomus » Fr 10. Okt 2003, 15:53

Standardwerk dazu:

Horst-Dieter Blume, Einführung in das antike Theaterwesen


Das Buch müsste in jeder wissenschaftlichen Bibliothek zu bekommen sein...
Chrysostomus
 

Beitragvon Athene » Mo 1. Dez 2003, 05:42

Ich habe zu Hause einiges Material dazu, leider bin ich im Moment nur nicht dort. Ich habe vor drei Monaten zu Sophokles, seinem Stück "Elektra" und zum Theater (von den Anfängen bis heute -> Rezensionen) die mündliche Matur gemacht. Vielleicht habe ich einiges, was für dich von Interesse ist. Ich schreibe heute Abend dann noch einmal von zu Hause aus.
Athene
 

Beitragvon Athene » Di 2. Dez 2003, 19:04

Das Theater hat seinen Ursprung in alten bäuerlichen Kulttänzen, bei denen es recht ausgelassen zuging und Verkleidung und Maske, wie in den älteren Kulturen Vorderasiens, kultische Bedeutung hatten. Heute kann man sagen, dass das Theater um etwa 500 v. Chr. aus dem Dionysoskult entstanden ist, weil von diesem Zeitpunkt an die kultischen Feiern offiziell in mehreren Poleis in den Festkalender aufgenommen wurden.
Um 534 v. Chr. gab es den ersten tragischen Wettstreit (Agon), an welchem drei Dichter beteiligt waren. Wie sich die Tragödie aus den primitiven kultischen Tänzen entwickelt hatte, kann man auch heute noch nicht genau nachvollziehen.
Die Tragödie war eine Kombination des alten kultischen Chorliedes im dorischen Dialekt mit der Versrede im attischen. So entstand in Athen um 500 v. Chr. eine neue literarische Grossform.

Der Themenkreis war weit: So fand man Tragödien, die sich mythische Themen zum Inhalt gemacht hatten, aber solche die sich um Heldensagen oder die Zeitgeschichte handelten.

Die Tragödie wollte aber nicht, wie die homerischen Epen, heroische Taten verherrlichen und bedeutende Geschlechter rühmen, sondern eine mögliches Schicksal des Menschen, seine Grenzen, seine Fehler und Schuld, seine Abhängigkeit vom Willen der Götter oder auch seine Einbindung in sein Geschlecht und seine Zeit in den Mittelpunkt der Handlung rücken.
So sollte der Prozess der Erkenntnis und Selbsterkenntnis unter den Zuschauern gefördert werden.

Der tragische Wettstreit (Agon) war in ein Fest eingebunden. Und weil ebend dieses nach der Einführung der Demokratie 511/510 v. Chr. zum Ausgleich zwischen den Bevölkerungsschichten beitragen sollte, mussten sich der Adel und die Reichen an ihm ebenso beteiligen wie die einfachen Bürger: Die einfachen Bürger mussten sich als Chorsänger zur Verfügung stellen.
Im Lauf der Zeit änderte sich das Verhältnis der Partien, die der Chor sang, zu Gunsten der gesprochenen so, dass diese schliesslich etwa Dreiviertel des Gesamttextes ausmachten.
Aischylos führte dann den zweiten und bereits Sophokles den dritten Schauspieler ein. Jeder von eben diesen spielte mehrere Rollen. Es konnten männliche wie weibliche sein.

Jedes Frühjahr, im März/April, feierte Athen die Dionysien. Der Chor, der damals im Bocks-Kostüm aufgetreten sei, habe der Tragödie übrigens ihren Namen gegeben: "trag-odia", Bocks-Gesang.
Die Sitze des Theater waren ursprünglich aus Holz (der Steinbau des Zuschauerraumes stammt aus nachklassischer Zeit). Das ganze Theater in Athen fasste 14 000 bis 17 000 Zuschauer, und auch wenn die Plätze nicht ausreichten, um das ganze "Volk" aufzunehmen, so war das Athener Theater doch das "Theater der Polis".
Das Theater war so gebaut (viele andere übrigens auch), dass das Meer die natürliche Kulisse war. Die Akustik eines solchen "Raumes" soll ans Wunderbare gegrenzt haben: In der letzten der einundsiebzig Reihen versteht man jedes Wort eines gewöhnlichen Gesprächs unten auf der Bühne. Mit der Inszenierung der Stille aber begann das Spiel. Musik und Tanz wurde von den Dichtern ebenso eingeplant wie das stumme Spiel der Darsteller.

Das einzige Stück, das bis dato als Trilogie erhalten geblieben ist, ist Aischylos` "Orestie". Jeder der drei Dichter, die am Agon beteiligt waren, schrieben dafür drei Tragödien und ein Satyrspiel. Das erste Stück, welches ungefähr zweieinhalb Stunden dauerte, wurde am Vormittag gegeben; die anderen, kürzern zeigte man am Nachmittag mit einer kurzen Pause dazwischen, gefolgt vom Satyrspiel.

Der Wettbewerb bedingte noch eine Vorschrift: Es durften nur neue Stücke gegeben werden.

Ja, und im klassischen Jahrhundert verstand es sich von selbst, dass kein Sitz vornehmer war als der andere (Ausgleich der Bevölkerungsschichten).
Athene
 


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