Horaz - Biografie

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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Horaz - Biografie

Beitragvon maximus » Do 21. Apr 2005, 00:22

Für eine Unterrichtseinheit "Horaz" sollen Schüler zuvor eine Biografie bis zu dem Zeitpunkt der ersten Veröffentlichungen von Horaz durchlesen und 3 Fragen dazu beantworten:

1. Warum schloss sich Horaz dem Cäsarmörder Brutus an?
2. Welche Wendungen in seinem Leben waren ausschlaggebend für die
hohe Dichtkunst des Horaz, was hat ihn geprägt?
3. Wie war der politische Kontext der augusteischen Zeit?

hier die vita:

Horaz wurde am 8. Dezember 65 v. Chr. als Quintus Horatius Flaccus bei Venusia1 geboren. Über die Mutter ist nichts bekannt, ebenso wenig über seine Ahnen.² Sein Vater war ein „Freigelassener“, nachdem dieser im Bundesgenossenkrieg der Jahre 91-88 v. Chr. in den Stand des „captivus“, eines Gefangenen, abgestiegen war, da er nicht auf Seiten Roms gestanden war. Horaz hatte ein sehr inniges und freundschaftliches Verhältnis zu ihm, er schreibt ihm später sogar die Rolle des ursprünglichen Lehrers seiner Satirekunst zu. Sein Vater ermöglichte ihm auch eine umfassende Schulausbildung in Rom bei dem bedeutenden Grammatiker Orbilius, sodass er im Alter von 17 Jahren bereits eine umfassende Schulausbildung in Grammatik, Rhetorik und in der griechischen und römischen Literatur besaß. Daraufhin siedelte er nach Athen über, um auch eine philosophische Ausbildung zu erlangen. Er entschied sich dabei für keine spezielle Richtung, neben der Stoa und der Peripatos vertrat er jedoch in erster Linie die Ethik der Akademie und des Epikureismus; er nennt sich in seinem Epistel 1,4,16: „Epicuri de grege porcum“: „ein Schweinchen aus der Herde des Epikur“. Kritiker meinen jedoch, Horaz habe diese Auffassungen von einem pflichtlosen Glück vertreten, um seinen Wohlstand, den er im Laufe seines Lebens erlangt hat, zu rechtfertigen.
Horaz' Leben in Athen war sowohl durch Spaß und Müßiggang als auch durch einen engen Kontakt zur Oberschicht geprägt; er war also ein „Lebemann“, beherrschte aber dennoch gute Sitten. Von Anfang an zeigte er ein großes Interesse am Erlernen der alten, klassisch griechischen Dichtung und er suchte nach einem Hintergrundwissen für die Kunst, die er ursprünglich ja schon von seinem Vater geerbt hatte.

Wie viele junge Römer war Horaz ein „Republikaner“ und damit gegen die Alleinherrschaft Caesars und später das Kaiserreich. Nach seinem Mord an Caesar im Jahre 44 v. Chr. kam Brutus nach Athen, um dort leicht entflammbare junge Männer als Soldaten und Offiziere gegen die Truppen des Marcus Antonius und Octavian zu rekrutieren. Dies lies sich Horaz nicht zweimal sagen und wurde prompt von Brutus zum Militärtribun ernannt. Damit änderte sich auch sein Leben schlagartig:
An Stelle des Scherzens, Liebens, Feierns und Spielens trat nun die Verantwortung der Führung einer nicht unerheblichen Anzahl von Soldaten; zudem hatte er damit schon in so jungem Alter (kaum über 20) den Rang eines Ritters inne. In den folgenden Jahren schloss er also Bekanntschaft sowohl mit der Entsetzlichkeit eines Krieges als auch mit dem zwar gebildeten aber fanatischen Brutus, der es fertiggebracht hatte, einen großen Wohltäter, Caesar, aus doktrinären Gründen zu töten.
Im Herbst 42 v. Chr. miente es das Schicksal dann bei der so genannten „Doppelschlacht bei Philippi“ in Makedonien ziemlich gut mit Horaz. Das Lager des Brutus war im Norden durch Berge, das südlich angrenzende Lager seines Gefährten Cassius war durch ein großes Sumpfgebiet geschützt. Zusammen fassten beide Lager 80.000 Soldaten. Marcus Antonius und sein Heer, welches viel schlechter versorgt war als das Doppel-Lager konnte somit nur durch eine große List den Sieg erringen: Antonius befahl, rasch einen Damm durch das Sumpfgebiet zum Lager des Cassius zu errichten. Nach der schnellen Niederlage von Cassius' Heer war nach mehreren Wochen auch Brutus Armee geschlagen – dies war auch das Ende der Republik. Dass Horaz es geschafft hat, von dem Blutbad, an das er sich auch später nur mit Greuel und Zittern erinnert³, zu fliehen, grenzt aus heutiger Sicht an ein Wunder.

In Folge der Enteignungen der Triumvirn Octavian, Antonius und Lepidus verlor Horaz wie sein Vater Jahre zuvor das Landgut bei Venusia. Nach den Schrecken des Krieges war Horaz von da an auch Octavian freundlicher gesonnen, da er das Ende des Bürgerkrieges, welches Octavian anstrebte, als überaus Wichtig für Rom einschätzte. Wegen der Amnestie, d.h. der generellen Strafbefreiung für Verbrechen gegen die Triumvirn, konnte er sich nach Erholung von den Kriegserfahrungen in das Kollegium der 36 Staatsarchivare („scribae quaestorii“4) einkaufen. So hat er wiederum den Stand eines Ritters erlangt, welcher ihm auch einen gewissen Schutz vor den Unruhen des immer noch anhaltenden Bürgerkrieges bot – Octavian ließ gerade Perugia, den Unterkunftsort von M. Antonius' Bruder, zerstören.
Diese Zeit als Archivar kann man als Übergangszeit vom zunächst lebhaften, studierenden, dann leidenden Horaz zu dem Horaz, der bis heute eine große Nachwirkung hat, ansehen, wobei für ihn selbst stets klar war, dass sein bisheriges Leben, welches voller Kontraste gewesen war, sehr wichtig für seinen Werdegang gewesen ist.
Nach dem Jahre 40 v. Chr. zog sich Horaz gemäß seiner Lebensauffassung zusehends zurück und wurde schließlich in den neapolitanischen epikureischen Kreis um den Philosophen Siron aufgenommen. In dieser Gruppe war noch ein anderer angehender Dichter, der eine Horaz ganz ähnliche Biografie hatte – er war ebenfalls Sohn eines Freigelassenen und war enteignet worden – und wohl der bedeutendste aller römischen Dichter ist: Vergil5. Diese verband zusammen mit dem Dichter Varius eine lange Freundschaft. Es gab jedoch noch einen anderen, zu jener Zeit überaus angesehenen römischen Bürger, ohne den es wohl keiner der drei Schriftsteller zu großer Bekanntheit gebracht hätte: Mäcenas.
Gaius Maecenas wurde 70 v.Chr. geboren und war enger Berater Octavians. Nach ihm werden bis heute wohlhabende Förderer aller Arten der Kunst benannt. (Mäzene)
Varius und Vergil stellen Horaz Mäcenas 38 v.Chr. vor und dieser schenkt ihm 34 v.Chr. – das Talent des Horaz hat er wohl bald erkannt – ein Landgut in den Sabinerbergen, in welchem sich Horaz in den folgenden Jahren ungestört der Weiterbildung in drei verschiedenen lyrischen Textarten widmen kann: Epode, Satire und Ode bzw. Carmen.
Die Aufnahme in den Kreis des Mäcenas, in dem die Fähigkeiten über den gesellschaftlichen Rang gestellt worden sind, war der letzte Faktor, welcher ihn bei der Erstellung seines überaus bedeutenden Werks unterstützt hat. Horaz hatte die Ruhe und Zurückgezogenheit – seit 34 v.Chr. auf seinem Landgut - auch bitter nötig, denn in Rom gab es seit einigen Jahren keine regelmäßige Arbeit des Senates mehr, Octavian führte immer noch Krieg – er schlug seinen ehemaligen Freund Antonius 31 vernichtend - und hatte überdies Probleme mit Sextus Pompeius, dem Verwalter Siziliens, der bis zum Frieden von Misenum im Jahre 39 v.Chr. die Getreidelieferung verweigerte.

1 heute Venosa: Stadt in der süditalienischen Region Potenza, etwa 200 km östlich von Neapel
² Satire 2,1,34: „Lucianus an Apulus anceps“: „ungewiss Lukaner oder Apuler“
³ Epistel 2,2,50: „decisis humilem pinnis“: „gedemütigt mit gestutzten Flügeln“
4 Verwalter der Akten der Senatsverhandlungen und der Finanzen des Reiches
5 Publius Vergilius Maro

Quelle:
Horaz – Werk und Leben; Gregor Maurach; 2001



Meint ihr, die vita is okay und ist das machbar für 12.klässler?
übt Kritik!
vielen Dank schonmal,
MfG
maximus
 

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