Caesars letzte Worte

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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Caesars letzte Worte

Beitragvon Iulus » Di 10. Apr 2007, 11:43

Salvete!

Bei Sueton (De Vita Caesarum,Vita Divi Iuli 82) heißt es: "atque ita tribus et uiginti plagis confossus est uno modo ad primum ictum gemitu sine uoce edito, etsi tradiderunt quidam Marco Bruto irruenti dixisse: kai su teknon;"

Wie kommt Sueton eigentlich darauf,dass Caesars letzte Worte in griechischer Sprache waren?Gibt es dafür einen Grund? :?
Cives, floreat Europa,
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Beitragvon Apollonios » Di 10. Apr 2007, 12:27

Salve Iule,

Griechisch war die Sprache der Gebildeten. Dieser Artikel gibt einen guten Überblick über den Einfluß des Griechischen auf das Lateinische:

http://www.weikopf.de/Sprache/Indoeurop ... isch6.html
וָאֹמַר מִי־יִתֶּן־לִּי אֵבֶר כַּיּוֹנָה אָעוּפָה וְאֶשְׁכֹּנָה ׃
et dixi quis dabit mihi pinnas columbae ut volem et requiescam
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Beitragvon consus » Di 10. Apr 2007, 12:37

Salve, amice!
Meine Vermutung: Vielleicht klingen diese Worte besonders zärtlich. So soll nach Sueton (Galba 4, 1) Kaiser Augustus auch den kleinen Galba, den späteren Kaiser, in die Backe gekniffen haben mit den Worten „Και συ, τεκνον, της αρχης ημων παρατρωξηι“ (= Kai sy teknon... = Auch du, mein Söhnchen, wirst dereinst von unserer Herrschaft kosten).
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Beitragvon Iulus » Di 10. Apr 2007, 13:40

Salvete,Comites!

Die Tatasache,dass Griechisch die Sprache der Gebildeten war ist mir bekannt,ist in diesem Zusammenhang aber wahrscheinlich zu vernachlässigen.Interessant ist aber folgende Bemerkung des uns von Apollonios nahegelegten Artikels:

...und Griechisch war auch die Sprache der Liebe, was Lucrez bezeugt (IV 1160) und Juvenal (VI 196 ff) kritisiert.


Diese scheint mir Consus Theorie zu bestätigen.Gratias vobis ago! :)
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Beitragvon consus » Di 10. Apr 2007, 14:42

Die im Beitrag von Iulus erwähnte Lukrezstelle (4, 1160-1169), amici carissimi, ist wahrlich ein Beleg für Griechisch als Sprache der Liebe; denn sie enthält eine Fülle von griechischen Vokabeln, mit denen ein von Liebesleidenschaft Ergriffener in seiner Blindheit die vitia der Geliebten schön zu reden pflegt. So wird z. B. eine im Hinblick auf ihren Körperbau als „nervosa“ und „lignea“ zu beschreibende Geliebte gr. zu einer dorcas, d.h. Gazelle (und so geht es weiter mit anderen Merkmalen: legite modo!).

nigra melichrus est, inmunda et fetida acosmos,
caesia Palladium, nervosa et lignea dorcas,
parvula, pumilio, chariton mia, tota merum sal,
magna atque inmanis cataplexis plenaque honoris.
balba loqui non quit, traulizi, muta pudens est;
at flagrans, odiosa, loquacula Lampadium fit.
ischnon eromenion tum fit, cum vivere non quit
prae macie; rhadine verost iam mortua tussi.
at nimia et mammosa Ceres est ipsa ab Iaccho,
simula Silena ac Saturast, labeosa philema.


Es lohnt sich auch, in den Juvenal zu schauen.

Feliciter.
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