Natalis Urbis

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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Natalis Urbis

Beitragvon consus » Sa 21. Apr 2007, 08:35

Nch Varro wurde „Roma, lux orbis terrarum atque arx omnium gentium“ (Cic.), am 21. April 753 v. Chr., also vor 2760 Jahren, gegründet. Lassen wir heute C. Iulius Solinus sprechen, der uns in seinen Collectanea rerum memorabilium (1, 17 f.) eine Art Geburtsurkunde überliefert:

(17) ... ut adfirmat Varro auctor diligentissimus, Romam condidit Romulus, Marte genitus et Rea Silvia, vel ut nonnulli Marte et Ilia; dictaque primum est Roma quadrata, quod ad aequilibrium foret posita. (18 ) Ea incipit a silva, quae est in area Apollinis, et ad supercilium scalarum Caci habet terminum, ubi tugurium fuit Faustuli. Ibi Romulus mansitavit, qui auspicato murorum fundamenta iecit duodeviginti natus annos, XI k. Mai., hora post secundam ante tertiam ..., sicut L. Tarruntius prodidit mathematicorum nobilissimus, Iove in piscibus, Saturno Venere Marte Mercurio in scorpione, Sole in tauro, Luna in libra constitutis.


>...Wie Varro als äußerst sorgfältiger Gewährsmann versichert, gründete Rom Romulus, Sohn des Mars und der Rea Silvia oder, wie einige andere meinen, des Mars und der Ilia; die Stadt hieß zunächst Rom im Geviert, weil sie im Gleichmaß angelegt war. (18 ) Sie nimmt ihren Anfang bei dem Wald, der auf dem Areal des Apollon liegt, und hat an der Spitze der Treppe des Cacus ihre Begrenzung, wo die Hütte des Faustulus stand. Dort hatte Romulus seine Bleibe, der nach einer Vogelschau die Mauerfundamente legte im Alter von achtzehn Jahren am 21. April zwischen acht und neun Uhr ..., wie der unter den Astrologen hochangesehene L. Tarruntius überlieferte, wobei Juppiter in den Fischen, Saturn, Venus, Mars und Merkur im Skorpion, die Sonne im Stier und der Mond in der Waage standen.<
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Beitragvon romane » Sa 21. Apr 2007, 09:25

vor 2759 J. :smile:
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Beitragvon consus » Sa 21. Apr 2007, 10:33

Salve, optime mi romane.

Bei meiner Berechnung gehe ich von der varronischen Zählung aus (753 v. Chr.), während die capitolinische Zählung im Jahr 752 v.Chr. das Gründungsjahr Roms sieht.

Hier der Berechnungsmodus:

(1) a.U.c. plus a.C. ergibt 754.

Beispiele:
a.U.c. 1 = a.C. 753
a.U.c. 360 = a.C. 394
a.U.c. 563 = a.C. 191
a.U.c. 753 = a.C. 1

(2) p.C. plus 753 ergibt a.U.c.

Beispiele:
a.U.c. 754 = p.C. 1
a.U.c. 755 = p.C. 2
a.U.c. 1000 = p.C. 247
a.U.c. 2000 = p.C. 1247
a.U.c. 2753 = p.C. 2000
a.U.c. 2760 = p.C. 2007

So auch u.a. in folgenden Kalenderrechnern im Netz:

http://www.ortelius.de/kalender/form_de2.php

http://www.gs.cidsnet.de/latein/zahlen.htm

Nach capitolinischer (catonischer) Zählung in der Tat 2007 p.C. = 2759 a.U.c.

Optime vale. :-D
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Beitragvon romane » Sa 21. Apr 2007, 10:52

Salve Conse

wieviele Jahre liegen zwischen 1 v.Chr. und 1 n.Chr. - wir haben kein Jahr NULL
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Beitragvon consus » Sa 21. Apr 2007, 11:21

In dem üblichen Berechnungsverfahren, mi romane, gibt es kein Jahr 0, d.h. kraft Festsetzung folgt auf den 31. Dezember a.U.c. 753 bzw. a.C. 1 unmittelbar der 1. Januar a.U.c. 754 bzw. p.C. 1. Die Zählung a.U.c. läuft also einfach weiter, wobei a.U.c. 754 als p.C. 1 definiert wurde. Zwischen a.C. 1 und p.C. 1 liegt kein Zwischenraum, a.C. 1 und p. C. 1 umfassen aber selbstverständlich 12 + 12 Monate = 2 Jahre.
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De natali Urbis

Beitragvon consus » Sa 21. Apr 2007, 19:19

Salvete, amici!

Aus Italien wurde ich auf das Festtagsprogramm zum Natale di Roma a. U. c. MMDCCLX hingewiesen; hier ein Beispiel aus dem Netz:

http://www.gsr-roma.com/natale_di_roma_2005.htm

Caelestes ita voluerunt, ut Roma caput orbis terrarum esset (nach Liv. 1, 16, 7).
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Beitragvon Apollonios » So 22. Apr 2007, 14:04

Und in 240 Jahren, wenn die societas honorabilis endlich wirklich die Herrschaft über Italien gesichert hat, wird zu Roms 3000. Geburtstag eine gewaltige Party stattfinden, mit Gladiatorenkämpfen, zu denen man die Arbeitslosen aus den Lagern holt und mit scharfen Waffen ausrüstet, und einem in einer Limousine durch die Straßen Roms chauffierten patrone, der Münzen und Trinkwassergutscheine unters Volk wirft... Und nachts ein Feuerwerk über dem Tiber, das so viel kostet wie die Durchfütterung aller italienischen Waisenkinder für ein Jahr...
Ich mag keine Stadtjubiläen. Meiner Erfahrung nach (750 Jahre Berlin ist eine Weile her) werden Städte zu Jubiläen laut und ungemütlich, und meist auch durch irgendwelchen architektonischen Unfug extra zum Jubiläum dauerhaft verschandelt.
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Beitragvon consus » So 22. Apr 2007, 14:50

Die Italiener, Apolloni mi, feiern, wie ich es von "meinen" Italienern weiß, nun einmal anders als wir eher zur Nüchternheit neigenden barbari nördlich der Alpen, nördlich des Mains... Suo quisque more dies habeat festos! Übrigens gehört zu den gruppi partecipanti auch die Legio I Minerva (aus Bonn). :-D
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Beitragvon Iulus » So 22. Apr 2007, 19:46

Wo kann ich mich denn bei dieser "Societas honorabilis" anmelden? :-D

Nein,im Ernst: Ich finde so etwas schön!Man muss doch seine Wurzeln feiern dürfen!Und reicht diese von uns Deutschen oder,wie Consus so treffend sagt,Barbari an den Tag gelegte Nüchternheit nicht an 364 Tagen im Jahr?! :)


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Beitragvon Apollonios » So 22. Apr 2007, 20:55

Versteht mich nicht falsch, comites. Ich bin durchaus fürs Feiern. Aber nicht für pseudo-geschichtlichen kommerziellen Halligalli, der die Kulturgeschichte zu einem Spektakel herabwürdigt. Und das war bisher jedes mir bekannte Stadtjubiläum...

übrigens: die "ehrenwerte Gesellschaft" ist die Mafia. Ich glaub nicht, daß die solche wie Dich nehmen, Iulus. Du bist zu nett für die.
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Beitragvon Iulus » Mo 23. Apr 2007, 15:58

Ad I : Da hast du natürlich Recht...

Ad II: Ich danke für das Kompliment... :wink:
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Beitragvon consus » Mo 23. Apr 2007, 20:05

Quod ad "Causam Nostram" (Italice "Cosa Nostra") attinet, amici, legite modo Roberto Saviano. Hüten wir uns aber, wenn von Italien die Rede ist, reflexartig die Mafia-Keule zu schwingen! :shock:
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Beitragvon romane » Mo 23. Apr 2007, 20:15

dann kommt der Urvater der Mafia - Schülerspruch - VERRES noch aus seinem Grab
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