latrinen

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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Beitragvon consus » Di 2. Okt 2007, 18:25

Servus, Alexander!

In den Thermen war Geschlechtertrennung durchaus vorgesehen, und balnea mixta galten als nicht sehr solide; denn man trug in der Regel keine Badekleidung. Dass gemeinsames Baden von Frauen und Männern trotz allem vorkam, lässt sich u. a. dem folgenden Martialepigramm (3, 72) entnehmen (vgl. 7, 35):

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Vis futui nec vis mecum, Saufeia, lavari:
     nescio quod magnum suspicor esse nefas.
Aut tibi pannosae dependent pectore mammae
     aut sulcos uteri prodere nuda times
aut infinito lacerum patet inguen hiatu             
     aut aliquid cunni prominet ore tui.
Sed nihil est horum, credo, pulcherrima nuda es.
     Si verum est, vitium peius habes: fatua es.


Nun zu den latrinae publicae (auch foricae nach Iuv. 3, 38 genannt). U. a. hat sich in Ostia eine solche Anlage erhalten. Solche latrinae haben ein Dutzend und mehr nebeneinander liegende Sitzplätze ohne Abtrennung. So konnte man sich dort treffen, plaudern, Leute kennen lernen usw. Dazu wieder sehr witzig Martial, der von einem gewissen Vacerra berichtet, der cenaturiendi, non cacaturiendi causa die latrina publica aufsuchte (11, 77):
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In omnibus Vacerra quod conclavibus
consumit horas et die toto sedet,
cenaturit Vacerra, non cacaturit.

Von einer Geschlechtertrennung auf latrinae publicae kann m. E. vermutlich nicht die Rede sein; sie war vielleicht, wie man sich vorstellen kann, auch nicht so nötig... Aus anatomischen Gründen kam die Benutzung von amphorae, in denen Urin als Rohstoff für das Gerberhandwerk gesammelt wurde, nur für Männer in Frage. Dazu Macrobius (Sat. 3, 16, 15):
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Inde ad comitium vadunt, ... Dum eunt, nulla est in angiporto amphora, quam non impleant, quippe qui vesicam plenam vini habeant.


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Lit. (u.a.): Alltag im Alten Rom, Ein Lexikon von Karl-Wilhelm Weeber, 2. Aufl. Zürich 1995; Stichw. Baden, Toilette.

Einem freundlichen Hinweis von Apollodorus verdanke ich folgende Literaturangabe, die ein genaueres Eindringen in die Materie ermöglicht:

Neudecker, Richard: Die Pracht der Latrine – Zum Wandel öffentlicher Bedürfnisanstalten in der kaiserzeitlichen Stadt, München 1994, insbesondere S. 64f.
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