moderne Vorurteile gegenübr den alten Römern

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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moderne Vorurteile gegenübr den alten Römern

Beitragvon Cleo » So 14. Okt 2007, 15:44

Hallöchen ihr Lieben,

mich interessiert, welche Vorurteile heutzutage gegenüber den alten Römern bestehen.
Also wie sie z.B. in "Asterix und Obelix" oder anderen Texten/Karikaturen etc. dargestellt werden. Welche Laster ihnen vorgeworfen werden, aber auch welche Tugenden man ihnen anrechnet.
Vielleicht weiß der eine oder andere ja sogar, wie es um den Wahrheitsgehalt bestimmter Darstellungen steht.

Lg, Cleo
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Beitragvon romane » So 14. Okt 2007, 17:02

Asterix und Obelix stehen doch nicht für Vorurtile gegenüber den Römern - eher ein Spiegelbild für Franzosen (zumindest bei den 'ersten' Heften
Die Freiheit ist ein seltsames Wesen - wenn man es gefangen hat, ist es verschwunden

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Beitragvon Brian Cohen » Mo 15. Okt 2007, 11:52

Salut,

Das bekannteste Klischee ist sicher, dass die Römer als schwacher Abklatsch der Griechen angesehen werden (wie das bis vor kurzem auch für die Azteken gegenüber den Maya galt). Üblicherweise wird angenommen, die Griechen seien sozusagen das Volk der Dicher und Denker, die Römer hingegen das Volk der Macht und des Krieges.
"Und die Verwirrung wird all jene verwirren, die nicht wissen, mmhh... und niemand wird wirklich genau wissen, wo diese kleinen Dinge zu finden sind, die verknüpft sind mit einer Art von Handarbeitszeug, das durch die Verknüpfung verknüpft ist. Und zu der Zeit soll ein Freund seines Freundes Hammer verlieren. Und die Jungen sollen nicht wissen, wo die Dinge, die jene Väter erst um acht Uhr am vorhergehenden Abend dort hingelegt hatten, kurz vor Glockenschlag..."
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Beitragvon romane » Mo 15. Okt 2007, 18:17

ist das ein Klischee?
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Asterix & Obelix und die Römer

Beitragvon Zythophilus » Mo 15. Okt 2007, 21:05

Wenn Asterix & Obelix mit Römern zu tun haben, so sind dies zumeist römische Soldaten. Die schneiden schlecht ab, werden mit wenigen Ausnahmen als dumm und unfähig dargestellt. Das ist die Fiktion dieser Geschichten, dieser Punkt entspricht eben nicht der historischen Realität. Daher handelt es sich eben nicht um Vorurteile gegen die "alten Römer"; spätestens nach der Lektüre des Bellum Gallicum weiß man, dass eben kein Dorf den Eindringlingen auf Dauer Widerstand leisten konnte.
Die zivilen Römer kommen da viel besser weg.
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Beitragvon Cellus » Di 16. Okt 2007, 13:39

Die Römer sind immer die Bösen.

An dieser gängigen Darstellung störe ich mich auch manchmal. Ohne verleugnen zu wollen, dass das imperium Romanum sehr viele Grausamkeiten mit sich brachte, darf man nicht vergessen, dass durchweg alle antiken Völker aus heutiger Sicht nicht weniger grausam waren, mit den Unterschied, dass Roms Machtressourcen beispiellos groß waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass in einem so großen Reich, mehr moralische Deliquenten zum Zug kommen, ist natürlich weitaus größer als in einem kleinen Stadtstaat. Denkt man an die völlig Zerstörung Korinths, Numantias oder Karthago durch die Römer, sollte man sich z.B. auch die Ermordung von 80.000 (!) zivilen Römern und Italikern durch Mithridates VI. Eupator vor Augen halten.

Wie die moralische Deliquenz der Römer mit der Größe Roms korreliert, wird besonders an den Vorgängen im Kolosseum deutlich. So groß das Kolosseum war [wenige modern Stadien können soviele Menschen beherbergen], so groß war auch die Zahl der dort grausam hingerichteten Menschen. Ich denke, die Römer waren ihrer eigenen Größe selbst nicht Herr, wie man am Niedergang der Republik sehen kann. Dadurch erklärt sich wohl auch die heutige, nicht unberechtigte Aversion gegenüber "Imperien", die bei der häufig negativen Darstellung der Römer in den Medien auch eine große Rolle spielen dürfte. Für das dabei entstandene, Klischee besetzte Römerbild tragen nicht zuletzt die "Medienmacher" bei, indem moderne politische Aufassungen in die mediale Darstellung der Römer - bewusst oder unbewusst - Einzug finden.

A & O sollte man mit Humor nehmen, auch wenn es bei vielen wohl nicht minder zum Geschichtsbild beiträgt als der Monumentalfilm. Meinem älteren Bruder musste ich mal erklären, dass die Römer eigentlich nicht gegen die Gallier "verloren" haben. :-D

Hier noch ein Auszug aus einer Rezension zu M. Junkelmanns, Hollywoods Traum von Rom. "Gladiator" und die Tradition des Monumentalfilmes, Mainz 2004.

Der Visualisierung der Größe Roms ist das folgende Kapitel gewidmet (271-303). Junkelmann kann hier zeigen, wie nicht durch die präzise Rekonstruktion, sondern durch Monumentalisierung der Eindruck von Größe vermittelt wird. Auch geht er der Bedeutung faschistischer Ästhetik für die Bildkomposition in "Gladiator" nach. Dem folgen Überlegungen zur Funktion der Römer im Film und der Antikfilmen inhärenten Aktualisierung des gezeigten Stoffes, das heißt der Übersetzung des Plots in die Zeit des Rezipienten (305-347). Es wird deutlich, wie in Hollywoodproduktionen der 50er-Jahre das kaiserzeitliche Rom als Chiffre für faschistische oder kommunistische Systeme Verwendung fand, während es in "Fall of the Roman Empire" als Analogie zur USA und der von ihr betriebenen Außenpolitik wurde. Das Buch endet mit einer Analyse der Sterbeszenen in "Gladiator" (349-360). Eine Filmografie und ein umfangreiches Literaturverzeichnis runden den Band ab."

http://www.sehepunkte.de/2004/09/5783.html
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Danke!

Beitragvon Cleo » Do 25. Okt 2007, 17:13

Tut mir leid, habe mich lange nicht gemeldet.
Ich möchte mich bei euch bedaken, für eure Anregungen, Ideen/Wissen.
Vllt fällt dem einen oder anderen noch mehr ein. :)
Und, ja, romane, ich habe mich ich habe mich nicht adäquat ausgedrückt. Ich meinte nicht nur Vorurteile sondern generell, wie das Bild der alten Römer in der heutigen Zeit aussieht, wodurch es wie geprägt wurde. Aber vllt würde es helfen, wenn du uns aufklären würdest und die Einträge berichtigen/erweitern würdest, anstatt lediglich festzustellen, dass dieses oder jenes so nicht stimmt.
LG
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