Marschleistung der römischen Legionäre

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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Marschleistung der römischen Legionäre

Beitragvon CP » Mo 9. Jun 2008, 16:56

Salvete,

unser Lateinlehrer erzählte uns, und ähnliches erfuhr ich anläßlich eines Besuches des Badischen Landesmuseums, eine Marschleistung von umgerechnet rund siebzig Kilometern am Tag, drei Tage hintereinander, auf befestigten Straßen allerdings, dafür aber mit Gepäck, sei den Legionären in Ausnahmefällen möglich gewesen. - Die sogenannten Eilmärsche, die bei Cäsar auf jeder zweiten Seite vorkommen :hammer: .


Ich erzählte dies am Wochende Bekannten, unter denen sich ein Hauptmann der Bundeswehr befand.


Dieser hielt das für schlicht unmöglich. Rund dreißig Kilometer sei das Maximum unter Gepäck (30) kg für drei Tage, allerdings auch nicht unbedingt mit Wehrpflichtigen.

Jetzt bin ich aber arg enttäuscht von den Legionären! :lol: Die Kampfeskraft unserer Streitkräfte ist mir aus Gründen, die ich hier nicht erörtern möchte, eigentlich eher gleichgültig. :x

Weiß hier - in diesem gebildeten Forum - der eine oder die andere etwas mehr als mein wochenendlicher Hauptmann?


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Zuletzt geändert von CP am Di 10. Jun 2008, 14:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Apollonios » Mo 9. Jun 2008, 17:17

Ich weiß nicht, was Bundeswehrsoldaten können. Von mir weiß ich, daß ich (allerdings mit leichtem Gepäck, halb so viel wie der oben erwähnte Bundeswehrsoldat) im Flachland 50 km am Tag schaffe, im Gebirge 20 km. Nach einem 24stündigen Gewaltmarsch von ca. 80 km (man wird ab der 15. Stunde deutlich langsamer) brauch ich eine zweitägige Pause, in der ich nur so ein bißchen schlendere.
Das sind aber nur die Erfahrungen ohne feindliches Heer im Nacken, bloß so aus Freude am Wandern. Ich vermute, die von den Legionären erwähnte Leistung ist im Zustand großer Angst durchaus möglich.
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Beitragvon chefren » Mo 9. Jun 2008, 17:33

Wetterverhaeltnisse wie koerperliche Verfassung werden dabei eine grosse Rolle spielen.

Theoretisch gesehen ist doch alles machbar. Ist nur die Frage ob auf Verluste Ruecksicht genommen wurde. .
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Beitragvon CP » Mo 9. Jun 2008, 17:46

Savete,

ich legte in der Türkei (altes Phrygien, die Gegend um Eskisehir) vor fünf Jahren an einem Tag rund dreißig Kilometer zurück. Gepäck an die dreißig Kilogramm (ich hatte eine umfangreiche Photoausrüstung mit mir), die Wege waren in Ordnung, Feldwege, nicht asphaltiert, ich mußte nur ganz selten mal unwegsames Gelände passieren.

Anschließend war ich zwei Tage krank! - Es ging nichts mehr.

Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt auch schon sechsundvierzig Jahre alt und, was wahrscheinlich wichtiger ist, nicht trainiert und damals noch sehr starker Raucher.

Der Vergleich mit Legionären hinkt also etwas! Feind im Nacken hatte ich auch keinen.



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Beitragvon CP » Mo 9. Jun 2008, 17:51

Noch was anderes - weshalb steht das jetzt zwei Mal im Forum?

Grüße

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Beitragvon chefren » Mo 9. Jun 2008, 18:14

CP hat geschrieben:Noch was anderes - weshalb steht das jetzt zwei Mal im Forum?

Grüße

N. P.



Keine Ahnung, aber jetzt stehts nur noch einmal dort :)
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Beitragvon consus » Mo 9. Jun 2008, 19:03

Empfehle, mal einen Blick in die Bücher von Markus Junkelmann zu werfen. :idea:
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Beitragvon Princeps » Mo 9. Jun 2008, 19:03

Der ausgewiesene Kenner auf diesem Gebiet Marcus Junkelmann ist im April 1985 bepackt wie ein Legionär (29 kg) die Strecke Verona - Augusburg über den Brenner 540 km in 21 Tagen marschiert, also ca. 25 km am Tag, und hat sich auf altrömische Weise ernährt. Die 29 kg sind - wie ich aus einem halbstündigen Film darüber weiß - nur das Gepäck, insgesamt darf man 40-50 kg (Kettenhemd usw.) ansetzen. Zur Marschleistung der Legionäre kommt hinzu: Lagerbau / Befestigung - Zeltaufbau / eigenes Essen zubereiten - Ausrüstung in Ordnung halten.

Allein die Marschleistung zu sehen verkennt das Problem. Der heutige Soldat wird von der Feldküche versorgt, schläft in aufgebauten Zelten, muss weniger Wache schieben u.a.m.

Gruß Princeps

Da hatten wohl zwei die gleiche Idee! :lol: MarCus :lol:
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Beitragvon consus » Mo 9. Jun 2008, 19:31

MarCus! Wie konnte ich mich nur der barbarischen Schreibweise schuldig machen! :lol: -------
Vielleicht noch interessant eine Stelle aus Vegetius’ Handbuch Epitoma rei militaris (1, 18 ), betreffend die Grundausbildung der Rekruten (um 400 n. Chr.):
Pondus quoque baiulare usque ad LX libras et iter facere gradu militari frequentissime cogendi sunt iuniores, quibus in arduis expeditionibus necessitas inminet annonam pariter et arma portandi. Nec hoc credatur esse difficile, si usus accesserit; nihil enim est, quod non adsidua meditatio facillimum reddat.

usque ad LX libras] bis zu 60 röm . Pfund, also ca. 19, 5 kg Marschgepäck...
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Beitragvon Princeps » Mo 9. Jun 2008, 20:55

Bei solchen Weicheieren und Warmduschern, lieber Consus, konnte das römische Reich gegen die vordringenden Naturburschen natürlich keinen Bestand haben! Ca. 19 kg - da schleppt unsere Jugend heute ja mehr an Elektronik (MP3, Handy, Notebook etc.) mit sich herum, allerdings stilgerecht in Made-in-China-Schuhwerk mit drei Streifen oder einer Reminiszenz an die Siegesgöttin. :hairy: :kopfschuettel:
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Beitragvon Apollonios » Mo 9. Jun 2008, 20:56

Dafür aber mit ultraleichter Kleidung! Keine Lederkoller, keine Kettenhemden, selbt die Helme sind aus Styropor statt Metall.
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Beitragvon chefren » Mo 9. Jun 2008, 21:53

doch mit sicherheit keine 30km+ am tag zu fuss oder zumindest nicht am stueck :)
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