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Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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Beitragvon CP » Sa 18. Okt 2008, 16:15

Dazu bräuchte ich eure Hilfe, was denkt ihr , warum ist für die Frauenwelt Kleidung so wichtig, was wollen sie damit ausdrücken?"



Das stimmt so auch nicht ganz, beziehungsweise nur für unsere "bürgerliche" Gesellschaft.

Schau Dir mal Bücher zur Kostümkunde an. Oder die schönen Darstellungen in Meyers Conversationslexikon aus dem letzten Viertel des 19. Jhdts. Da wirst Du schnell sehen, daß das nicht immer so war, daß nur Frauen viel Wert auf Kleidung legten.

Und wie sieht es mit den extrem "schwuchteligen" (Freunde mach ich mir heute bestimmt keine, jedenfalls nicht hier) Klamotten, speziell der katholischen, Geistlichkeit heute noch aus?
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Beitragvon consus » Sa 18. Okt 2008, 17:26

Servus, Shi.
Als Impuls gedacht: Vielleicht lohnt sich ein Blick in Tertullians De cultu feminarum, hier eine Übersetzung dieser christlich-kritischen Schrift im Netz (zur ersten Orientierung):
http://www.tertullian.org/articles/kempten_bkv/bkv07_16_de_cultu_feminarum.htm
Auch sonst gibt's noch einiges..., z. B. Ovids Medicamina faciei femineae (= Schönheitsmittel, aus der Zeit des Kaisers Augustus).
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Beitragvon Zythophilus » So 19. Okt 2008, 18:20

Bestimmt gibt es psychologische Untersuchungen darüber, warum Frauen, sei es generell oder in einer speziellen Gesellschaft, mehr Wert auf Kleidung legen; ich würde mich wundern, wenn Freud nichts dazu geschrieben hätte, sicher findet sich noch mehr. Da wirst du sicher Thesen mit mehr Aussagekraft entdecken als in einer Umfrage hier im Forum.
Die "schwuchteligen" Gewänder der Geistlichen haben damit nicht viel zu tun; ihre Entstehung und Bedeutung lässt sich erklären, vieles stammt aus der Antike bzw. Spätantike und geht u.a. auf das Hofzeremoniell zurück. Das kann einem gefallen oder nicht, aber man sollte es nicht gleich, ohne es verstanden zu haben, verunglimpfen.
Bestimmt ist es kein Zufall, dass der Papst wie ein röm. Consul rote Schuhe trägt (er tanzt damit freilich nicht).
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Beitragvon Zythophilus » So 19. Okt 2008, 19:12

SALVE

Auch auf die Gefahr, Feministinnen auf den Plan zu rufen, ist der letzte Grund von Schönheit bei Menschen, die in irgendeiner Form künstlich geschaffen wird, die Attraktivität für das andere Geschlecht, auch wenn sich derjenige, der sich schön anzieht, schminkt etc. nicht immer dessen bewusst ist.
In einer Gesellschaft, in der eine Frau materiell nicht oder nur kaum ohne Mann überleben kann, ist Schönheit die Strategie, um an eine möglichst gute Absicherung durch einen Partner zu bekommen. Da die meisten das tun, wird es eine Tradition, der die meisten wiederum unreflektiert folgen, auch wenn der ursprüngliche Sinn in den Hintergrund treten kann. Es ist eben nicht nur Kalkül, sondern vieles geschieht unbewusst.

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Beitragvon CP » Mo 20. Okt 2008, 16:03

Man schaue sich mal Photographien aus islamischen Ländern wie beispielsweise dem Jemen an:

Männer in "malerischer" bunter Kleidung, oft genug noch mit Krummdolch. Die Frauen im Tschador - verhüllt von oben bis unten.


Westliche Barockkleidung des Adels (!): Sowohl Frauen als auch Männer legen sehr viel Wert auf Kleidung. Pelze, wertvolle bunte Stoffe bei beiden Geschlechtern.

Ich glaube mich zu erinnern, daß der Soziologe Max Weber dies auch in seiner Schrift "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" als Produkt der protestantisch geprägten Entstehung des Kapitalismus beschreibt. Ganz sicher bin ich mir aber nicht, nach dreißig Jahren.

Männer auf Gemälden der protestantischen Niederlandes des 17. Jahrhunderts in schwarzer Kleidung. Genauso beispielsweise die Pilgrim Fathers. Zeitgleiche Gemälde des katholischen Flanderns zeigen Männer in sehr bunter und phantasievoller Kleidung.

Die "schwuchteligen" Gewänder der Geistlichen haben damit nicht viel zu tun; ihre Entstehung und Bedeutung lässt sich erklären, vieles stammt aus der Antike bzw. Spätantike und geht u.a. auf das Hofzeremoniell zurück. Das kann einem gefallen oder nicht, aber man sollte es nicht gleich, ohne es verstanden zu haben, verunglimpfen.


Ach Gottle, ja! So was war ja zu erwarten! Verunglimpfung! Ich würde ja gar nichts sagen, würden sich diese Herrschaften nicht selbst in alles einmischen, was sie nichts angeht!

Übrigens habe ich nirgendwo die antike Herrkunft dieser Klamotten bestritten.

Auch die kluge Else der Brüder Grimm trug rote Schuhe!:lol:
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Beitragvon Willimox » Mo 20. Okt 2008, 19:15

Zythophilus hat - meine ich - recht dezent die Verunglimpfungssache moniert.

Warum nach Max-Weber-Hinweisen und ernsthaftem Ton das deminutiv-forsche Trumpfen mit "Ach Gottle,ja"?

Es gibt hier im Forum manchen (und auch einen prototypischen), der sich rühmt, so zu schreiben, wie es nun einmal seine Art ist.
Die Maxime "Artenschutz sticht Respekt" steckt wohl dahinter.

"Reschpekt, ach Gottle, ja, Priester, nä, Priesteruniformen verdienen das nicht", ist da wohl eine naheliegende Replik?
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schwuchtelig?

Beitragvon Zythophilus » Mo 20. Okt 2008, 19:43

SALVE
Das Adjektiv "schwuchtelig" ist eindeutig negativ und drückt aus, dass jemand wie ein Homosexueller aussieht. Das soll einerseits eine Beleidigung für den sein, der so etwas trägt, andererseits zeugt es auch von der Geringschätzung von Homosexuellen. Es entspricht ziemlich genau dem lat. cinaedus. Man schlage bei Martial nach. Ob katholische Messgewänder oder Ordenstrachten u.ä. tatsächlich Homosexuellen besonders gefallen, weiß ich nicht.
Ob sich katholische (und andere) Geistliche in Dinge, die sie nichts angehen, einmischen oder nicht, stand ebenfalls nicht zur Diskussion. Ihre Amtstracht kann einem gefallen oder nicht, kann unzeitgemäß wirken oder passend. Das ist Geschmackssache.
Man kann auch der Meinung sein, dass die teilweise sehr prunkvolle Gestaltung von Messgewändern eine direkte Parallele zu der Vorliebe von Frauen für schöne Kleidung ist; diese Meinung teile ich nicht.
Ich sehe jedenfalls keinen Grund die sachliche Ebene zu verlassen.

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