mansio entdeckt ...

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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mansio entdeckt ...

Beitragvon Brakbekl » Mi 16. Nov 2011, 10:26

Die eigentliche Entsprechung für Mansio wäre folglich nicht Haus, sondern die Bleibe .... Das Wort benutzen wir Deutschen ja auch noch ....


http://noe.orf.at/news/stories/2509449/
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Re: mansio entdeckt ...

Beitragvon Laptop » Mi 16. Nov 2011, 12:22

Sicherlich, das legt schon die Etymologie nahe. Georges führt „Bleibe“ nicht an, was ich auch als Unzulänglichkeit sehe. Eine mansio kann auch eine Autobahnbrücke sein, muß also nicht mal 4 Wände haben.

Wo wir schon dabei sind, kannst du mir vielleicht casa, tugurium, gurgustium, mapalia, magalia, attegiae differenzieren? :-) Sowohl der Bedeutung nach, als auch abgrenzenden dt. Entsprechungen zuordnen? Irgendwie sind alles eine Art Hütte?
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Re: mansio entdeckt ...

Beitragvon Brakbekl » Mi 16. Nov 2011, 13:08

muß leider los, attegia - tegere ??? also Anschutz?? Andach(t) ??? wohl eher Schützengrabenähnlicher Unterstand
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Re: mansio entdeckt ...

Beitragvon Laptop » Mi 16. Nov 2011, 19:30

Freut mich, so eine Antwort hatte ich mir gewünscht, Longipes. Ist mit „Erdhaus“ ein Lehmhaus gemeint, so wie es die Gallier bauten? Diese konnten auch recht groß sein. Ist die Bezeichnung attegia so speziell, daß man sie nicht auf eine Hütte aus Holz anwenden kann, daß Wände aus Lehm das wesentliche Merkmal sind?

Zu gurgustium habe ich folgendes gefunden, und zwar der fast deckungsgleiche Inhalt zweier Beschreibungen:
Schlagwort „gurgustium“ in Calepinus’ (1502): «Seruius docet gurguſtium eſſe obſcuram & latentem tabernam.»
Schlagwort „Spelunke“ in Meyers (1909): «höhlenartige, dunkle, versteckte Räumlichkeit»
Freilich paßt „Loch“ ebenso als Entsprechung auf das Fremdwort „Spelunke“.
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Re: mansio entdeckt ...

Beitragvon Zythophilus » Mi 16. Nov 2011, 23:19

mansio ist zu allererst ein nomen actionis, "das Bleiben", und wird dann auf das Gebäude übertragen. Es kann also der normale Wohnort wie auch ein vorübergehender, eine Herberge sein. Das frz. Wort "maison" leitet sich ja davon ab.
domus verschwindet offenbar aus der lateinischen Volkssprache, ist später eher als "Villa" zu verstehen, während der normale Mensch in einer casa wohnt; dieser Begriff entwickelt sich zum gebräuchlichen Wort für "Haus", wie die romanischen Sprachen zeigen - die einzige Ausnahme ist stellt das Sardische dar, wo domus in dieser Bedeutung weiter verwendet wird.
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Re: mansio entdeckt ...

Beitragvon romane » Do 17. Nov 2011, 15:32

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Re: mansio entdeckt ...

Beitragvon Brakbekl » Do 17. Nov 2011, 18:36

Zythophilus hat geschrieben:mansio ist zu allererst ein nomen actionis, "das Bleiben", und wird dann auf das Gebäude übertragen. Es kann also der normale Wohnort wie auch ein vorübergehender, eine Herberge sein. Das frz. Wort "maison" leitet sich ja davon ab.


evntll ist "bleiben" schlecht als Nomen actionis zu beschreiben, allerdings mag angesichts des Zustandes mancher Bleiben das aktive Element doch in den Vordergrund gerueckt werden .....

Le miracle de la maison de Brandenbourg veranlasst mich zu der Frage, wann wohl die Bedeutung "Familie, Geschlecht" auf mansio uebergegangen sein mag? Bislang vermutete ich diese eher bei domus.
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Re: mansio entdeckt ...

Beitragvon Zythophilus » Do 17. Nov 2011, 20:03

Im Französischen wird eben "maison" so verwendet wie "Haus" bei uns oder "casa" in den meisten roman. Sprachen. Die Bezeichnung des Gebäudes wird zunächst auf die dort Wohnenden übertragen und verselbständigt sich dann weiter.
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Re: mansio entdeckt ...

Beitragvon Zythophilus » Do 24. Nov 2011, 08:46

Ergänzung: nomen actionis bedeutet nicht unbedingt, dass etwas getan wird. Es handelt sich um ein von einem Verb abgeleitetes Substantiv, im Lateinischen oft auf -io, im Deutschen oft auf -ung.
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Re: mansio entdeckt ...

Beitragvon Brakbekl » Do 24. Nov 2011, 13:25

Zythophilus hat geschrieben:Ergänzung: nomen actionis bedeutet nicht unbedingt, dass etwas getan wird. Es handelt sich um ein von einem Verb abgeleitetes Substantiv, im Lateinischen oft auf -io, im Deutschen oft auf -ung.


Ich bin auf den siebenfachen Schriftsinn abboniert, Bierfreund, daher erlaube ich mir manchmal solche Mißverständnisse .... :-D (muß das ganze Wochenende schuften!)

Gruß
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