Tertia und Quartus

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Tertia und Quartus

Beitragvon Brakbekl » Fr 13. Apr 2012, 15:57

Ich lese bei Menninger: "Seine Kinder nennt der Römer erst vom fünften ab mit Zahlnamen: Quintus, Sextus, Septimus; es gibt keinen Quartus oder Tertius der römischen Geschichte."

Quelle: http://books.google.de/books?id=dbyR3WA ... ennt+der+Römer%22&source=bl&ots=hhIWTYdgKD&sig=R-KRBOpaJETMgBiuyBhhVcdeaJk&hl=de&sa=X&ei=QyyIT8XrDobVsgbB-qG8Cw&ved=0CCMQ6AEwAA#v=onepage&q=%22Seine%20Kinder%20nennt%20der%20Römer%22&f=false

Da scheint heutzutage, falls es stimmt, zumindest vergessen: http://www.babyclub.de/service/vornamen ... ertia.html

Was sagen denn die Belesenen zu der Meinung Menningers? Im kleine Pauly steht unter - Namensgebung - Personennamen II Rom nichts dazu.
fide et virtute famam quaere
Benutzeravatar
Brakbekl
Senator
 
Beiträge: 3264
Registriert: Sa 18. Aug 2007, 15:07

Re: Tertia und Quartus

Beitragvon Zythophilus » Fr 13. Apr 2012, 19:08

Was die Zahlwörter als Vornamen betrifft, so gibt es in der klassischen Zeit* echte Vornamen nur für Männer. Frauen erhalten nur das nomen gentile in der femininen Form. Da es aber ab der zweiten Tochter kompliziert wird, kann man sie natürlich durchnummerieren, daher ein Name wie Tertia. Nicht offizielle Vornamen wie Kosenamen hatten sie, denke ich zumindest, schon.
Vorher waren auch weibliche Vornamen vorhanden, wie Tita http://www.geocities.ws/italianostra_1/romano19.gif oder auch die römische Hochzeitsformel ubi tu Gaius ego Gaia belegen.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 16845
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: Tertia und Quartus

Beitragvon Brakbekl » Fr 13. Apr 2012, 20:00

Danke Bierfreund, aber kennst Du ein Gegenbeispiel zu Menningers zitierter Aussage?
fide et virtute famam quaere
Benutzeravatar
Brakbekl
Senator
 
Beiträge: 3264
Registriert: Sa 18. Aug 2007, 15:07

Re: Tertia und Quartus

Beitragvon Zythophilus » Fr 13. Apr 2012, 20:28

Die Parallele, die Menninger hier sehen will, ist nicht besonders überzeugend. Für die ersten vier Monate und die letzten zwei des ursprünglichen römischen Jahres gibt es doch einen fixen Namen, dazwischen kommen aus Zahlwörtern gebildete. Seinen ersten drei Söhnen kann ein Römer Namen aus einer gewissen nicht sehr großen Auswahl geben, danach kommen Zahlwörter als Namen, konkret Quintus und Sextus - den angeführten Septimus kenne ich nicht in dieser Funktion - und erst wieder Decimus. Bei den wenigen möglichen Vornamen waren die Zahlwörter offenbar recht praktisch, noch dazu, wo der Vorname offensichtlich weniger wichtig war, aber ich denke nicht, dass sie verpflichtend waren
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 16845
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: Tertia und Quartus

Beitragvon Brakbekl » Fr 13. Apr 2012, 20:38

Er will ja nur beweisen, daß die vier eine archaische Zählgrenze war. Darum würde erst der 5. Monat Zahlbenamt, und eben erst ab der Nummer 5 Kind benannt. Ich wollte nur fragen, ob das zweite Argument stimmt. Vielleicht gib es ja doch in der Literatur an versteckter Stelle einen Tertius?
fide et virtute famam quaere
Benutzeravatar
Brakbekl
Senator
 
Beiträge: 3264
Registriert: Sa 18. Aug 2007, 15:07

Re: Tertia und Quartus

Beitragvon Zythophilus » Fr 13. Apr 2012, 22:21

Es mag sein, dass hinter diesem Usus tatsächlich noch ein solches unbewusstes Muster steckt, aber wirkliche Belege lassen sich wohl kaum auftreiben.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 16845
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam


Zurück zu Alte Geschichte und Archäologie



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste