Erdbebentheorie des Aristoteles.

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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Erdbebentheorie des Aristoteles.

Beitragvon Laptop » So 29. Jun 2014, 01:41

Salvete. Kennt jemand die Erdbebentheorie des Aristoteles und kann diese erläutern? Ich habe drei Textabschnitte zusammengestellt, von denen ich keinen so richtig verstehe. Der Erste ist für mich inhaltlich völliges Kauderwelsch.

Im 4. Jh. v. Chr. entwickelte Aristoteles die so genannte pneumatische Theorie: Seiner Vorstellung nach wird die Erde von zwei Elementen, dem Feuchten und dem Trockenen ausgedünstet. Außerhalb und innerhalb der Erde entstünde dadurch Luft, das Pneuma. Dringe Wasser in Erdhöhlen ein, suche sich das Pneuma einen Ausweg und es komme zu einem Erdbeben.


Nach Aristoteles (348-322 v. Chr.) wird die feuchte Erde durch innere Wärme und die Sonne so aufgeheizt, dass Winde und Stürme entstehen, die den Untergrund mit seinen zahlreichen Höhlungen erschüttern, wie Winde auch im menschlichen Körper Zittern und Krämpfe erzeugen können.

Im 4. Jahrhundert vor Christus stellte Aristoteles die Behauptung auf, durch die Wärme der Sonne und des Erdinneren werde die feuchte Erde so aufgeheizt, dass Stürme entstünden. Diese würden dann den Untergrund mit seinen zahlreichen Aushöhlungen erschüttern.


Unklar ist mir die Begründung, daß bei Hitze Sturm entstehen soll. Warum soll der Sturm dann die “Höhlungen” (welche Höhlungen überhaupt?) erschüttern?
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Re: Erdbebentheorie des Aristoteles.

Beitragvon RM » Mi 2. Jul 2014, 19:07

Ich habe mich damit zwar noch nicht präziser beschäftigt, aber natürlich kann eindringendes Wasser in der Nähe vulkanisch aktiver Stellen u. U. lokale Erdbeben auslösen. Dass sich Wasserdampf, der aus Wasser entsteht, dass mit heißem Material in Berührung kommt, explosionsartig ausbreiten kann, ist ja bekannt.
Dass Winde oberirdisch durch Temperaturunterschiede entstehen, ist leicht zu beobachten und wird von Aristoteles wohl auf das unterirdische Geschehen verallgemeinert worden sein. Die Beobachtung von Vulkaneruptionen (Ätna, Santorin etc.) wird wohl zur Idee geführt haben, dass Gase dabei eine Rolle spielen. Dass die in Höhlungen eindringende Flüssigkeit die darin befindliche Luft verdrängt und dadurch große Kräfte ausgeübt werden, hat Ktesibios ein Jahrhundert nach Aristoteles für die Entwicklung pneumatischer Geräte einsetzen können.
Etwas auf dem Holzweg waren die Griechen mit ihrer Elementtheorie, weil es sich bei den griechischen Elementen lediglich um Aggregatzustände handelte. Am Beispiel von Wasser hätte man das damals schon leicht widerlegen können. Was die Erdbeben angeht, waren sie aber wohl noch weit davon entfernt, auf die Idee mit der Plattentektonik zu kommen.

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Re: Erdbebentheorie des Aristoteles.

Beitragvon Prudentius » So 6. Jul 2014, 08:16

Hallo Laptop,

du solltest Aristoteles selbst zu Wort kommen lassen (Meteorol. 2:7-8, habe aber den Text nicht gesehen), man weiß ja nicht, wie man diese Sekundärquellen einschätzen soll.

Für uns ist merkwürdig, dass die Erdbeben unter Meteorologie fallen.
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