antike Kochkunst

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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Beitragvon RM » Di 12. Nov 2002, 02:13

@Chefren: wachsen in Ägypten auch Zitronatzitronen? Vale! RM
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Beitragvon RM » Di 12. Nov 2002, 09:34

Und hier wieder ein Hauptgericht, das sich lohnt:
Pullus fusilis (Apic. 6,9,15): pullum sicuti liquaminatum a cervice expedies. Teres piper, ligusticum, gingiber, pulpam caesam, alicam elixam, teres cerebellum ex iure coctum, ova confringis et commiscis, ut unum corpus efficias. Liquamine temperas et oleum modice mittis, piper integrum, nucleos abundantes. Fac impensam et imples pullum vel porcellum, ita ut laxamentum habeat. Similiter in capo facies. Ossibus eiectis coques.
Hähnchen mit flüssiger Füllung: nimm das Hähnchen wie das Laser-Hähnchen vom Nacken her aus. Zerstoße Pfeffer, Liebstöckel, Ingwer, Hackfleisch, gekochte Grütze, zerstoße ein in Brühe gekochtes Hirn, schlage Eier auf und verrühre sie damit, so daß du eine glatte Masse erhältst. Verrühre es mit "Garum" und gib ein wenig Öl, Pfeffer und reichlich Pinienkerne hinzu. Mach eine Füllung und fülle das Hähnchen oder ein Spanferkel, so daß noch etwas Platz bleibt. Ähnlich mache es mit einem Kapaun. Koche es ohne Knochen.
Ein Hähnchen (1-1,2kg) reicht für 4-5 Personen, je nach Größe. Für die Füllung benötigt man ca. 200g Hackfleisch (250-300g, wenn man das Hirn wegläßt), 80g Grütze, 50g Pinienkerne, 3 Eier. Die Füllung sollte recht würzig sein (also nicht mit Gewürzen sparen). Das Entbeinen des Hähnchens ist nicht unbedingt notwendig.
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Beitragvon chefren » Di 12. Nov 2002, 15:50

RM ich weiss nur von normalen Zitronen, die dort in geringem Maße wachsen. Zitronatzitronen sind mir nicht bekannt, gut möglich das es aber welche gibt und es nur keine Unterscheidung zwischen diesen und anderen, also zwischen den Sorten gemacht wird.
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Beitragvon RM » Di 12. Nov 2002, 22:18

Na ja, den Unterschied sieht man schon, wenn man sie in der Hand hält. Zitronatzitronen sind viel größer und haben eine etwas dunklere und relativ runzlige Schale. Schneidet man sie durch, sieht man, daß sie innen Fruchtfleisch wie eine Limone haben und außen eine dicke Schicht (2-3cm) weißes Fruchtfleisch, das kandiert das Zitronat ergibt. Auf Sizilien findet man sie häufig, etwas seltener in Süditalien. Auf einigen pompeianischen Fresken taucht sie bereits auf, wenn ich mich recht erinnere. :-) RM
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Beitragvon chefren » Di 12. Nov 2002, 23:55

Klar sieht man diesen, ich weiss aber halt nicht ob da so ein grosser Unterschied gemacht wird, wenn man halt die Landwirtschaftlichen Produkte beschreibt. Es steht halt einzig und alleine ZITRONEN, und nichts anderes.
Wenn irgendwo Fischfang eine Haupteinnahmequelle ist, steht auch meist nur Fische, als Produkt da und nicht die genauen Sorten.
Für sowas müsste man schon speziell irgendwo nachfragen, wo man sich mit solch einer Sachen intensievst beschäftigt.

Also entweder gibts dort halt wie gesagt keine, oder sie werden mit zur grossen Gruppe der Zitronen gezählt.
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Beitragvon RM » Mi 13. Nov 2002, 00:03

... ich dachte, Du hättest Dich schon mal vor Ort umsehen können ... :( RM
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Beitragvon chefren » Mi 13. Nov 2002, 00:04

Bedaure nein, bisher war mir die Möglichkeit dazu noch nicht gegeben :-(
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Beitragvon RM » Mi 13. Nov 2002, 00:09

Schade! Ihr Ägyptologen müßtet doch eigentlich ... naja, wird schon 8-) RM
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Beitragvon chefren » Mi 13. Nov 2002, 00:12

Ja, wir müssen, bzw. sollten. Wir haben ja bei uns an der Uni selbst eine Ausgrabung dort unten am laufen, also irgendwann werd ich da dann wohl auch mal buddeln gehn.

Geplant ist eine Ägyptenreise aber bereits für den nächsten Sommer, sofern nichts dazwischen kommt werd ich dann für 2-3 Wochen dort unten verweilen.
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Beitragvon RM » Do 14. Nov 2002, 03:12

Und hier, da Chefren gerne auf Fleisch verzichtet, wieder mal was Vegetarisches:
Gustum de praecoquiis (Apic. 4,5,4): duracina primotica [pusilla praecoquia] purgas, enucleas, in frigidam mittis, in patina componis. Teres piper, mentam siccam, suffundis liquamen, adicies mel, passum, vinum et acetum. Refundis in patina super praecoquia, olei modicum mittis et lento igni ferveat. Cum ferbuerit, amulo obligas. Piper aspargis et inferes.
Vorspeise von Aprikosen: schäle kleine Aprikosen, entsteine sie, tauche sie in kaltes Wasser und lege sie in eine Pfanne. Stoße Pfeffer, getrocknete Minze, gieße "Garum" und gib Honig, "Passum", Wein und Essig hinzu. Gieße das in die Pfanne über die Aprikosen, gib ein wenig Öl dazu und laß es auf kleiner Flamme kochen. Wenn es gekocht hat, binde mit Stärkemehl. Streue Pfeffer darüber und serviere
Einfach, aber gut! "Passum" ersetzt man am besten durch Vinsanto. Für 4 Personen benötigt man ca. 1kg Aprikosen.
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Beitragvon chefren » Do 14. Nov 2002, 10:08

Das klingt gut :-)

Das Wochenende naht, und ich werde es testen ;-)
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Beitragvon RM » Mo 18. Nov 2002, 10:01

@Chefren
Hast Du es ausprobiert? Stimmte die Mengenangabe? :-)

Und hier das ultrakurze Rezept schlechthin:
Ova frixa (Apic. 7,19,1): oenogarata
Spiegeleier: mit "Oenogarum"
"Oenogarum" ist eine Mischung aus "Garum" (kann man durch das vietnamesische "Nuoc Mam" ersetzen) und Wein, hier ist dem Weißwein der Vorzug zu geben. Da das Sprichwort sagt "ab ovo ad malum" (vom Ei zum Apfel) kann man es als hors-d'Å“uvre verwenden.
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Beitragvon chefren » Di 19. Nov 2002, 23:44

Bei der Menge kommts ja ehe immer drauf an, wer wie viel Hunger hat und wer wie viel ist, aber im Grundegenommen, würd ich sagen es stimmt.

Hat übrigens wirklich gut geschmeckt :-)

__

Die Spiegeleier klingen ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber mal schaun ob ich mich auch diesem Versuch unterziehen werde um es mal zu testen. ;-)

__
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Beitragvon RM » Mi 20. Nov 2002, 00:46

@Chefren: Freut mich, daß es geschmeckt hat.

Nun, man kann die Spiegeleier sicher, wie allgemein üblich, nur mit Salz und evtl. Pfeffer essen. Ich habe es auch hauptsächlich vorgeschlagen, weil es wirklich eins der kürzesten Rezepte (das kürzeste?) im Apicius ist.

Als nächstes müßte ich dann eigentlich das "porcellus hortolanus" posten. Das ist (zusammen mir der "patina Apiciana") eins der längsten und kompliziertesten und von den Zutaten her für heutige Verhältnisse fast undurchführbar. Na, werd' ich mir mal überlegen.

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Beitragvon Ginordus » Fr 22. Nov 2002, 20:58

wurde hier schon gesagt (ich hoffe nicht, hatte keine Lust ALLES durchzulesen), dass die Römer nach dem Essen, jedenfalls die Reichen, ihren FInger in den Mund gesteckt haben um danach noch mehr zu essen???
Ich finds pervers, aber ne gute Idee für noch mehr vorzügliche Speisen, wie Weintrauben;-)
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