WICHTIG! Ceasar

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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WICHTIG! Ceasar

Beitragvon Melanie » Mo 31. Mär 2003, 17:51

Warum begünstigten die innerpolitischen verhältnisse caesars aufstieg?

und welche rolle spielten bei caesar die germannen?
(bis de bello gallico, buch I, 12!)
:?
gruß
mel
Melanie
 

Beitragvon Joachim » Mo 31. Mär 2003, 18:51

Riecht nach: "macht mal meine Hausübung" ... :-o
Joachim
 

Beitragvon melanie » Mo 31. Mär 2003, 19:59

nein...da liegst du leider falsch! :-D
selbst wenn es so wäre müsste ich das nochmal abschreiben!
Von mir aus nur zur 1. frage; welche innerpolitischen verhältnisse (?!)) begünstigten caesars aufstieg- ist damit nur der "ager publicus" gemeint und die vertretung der interessen der gracchen?!? ich verstehe die frage nicht richtig!!
melanie
 

Beitragvon Joachim » Mo 31. Mär 2003, 20:03

melanie hat geschrieben:nein...da liegst du leider falsch! :-D
selbst wenn es so wäre müsste ich das nochmal abschreiben!
Von mir aus nur zur 1. frage; welche innerpolitischen verhältnisse (?!)) begünstigten caesars aufstieg- ist damit nur der "ager publicus" gemeint und die vertretung der interessen der gracchen?!? ich verstehe die frage nicht richtig!!


Waszum Geier soll da der "ager publicus" ??? Die Gracchen waren außerdem schon etwas länger tot ... :)
Joachim
 

Beitragvon Melanie » Mo 31. Mär 2003, 21:25

da siehste mal, dass ich keinen plan hab;o)
ich mein jetzt vor dem galllischen krieg, aber ihr habt wohl mehr ahnung als ich :D irgendwas war da doch mit dem ager publicus und daraus dann ein konflikt oder nicht???
HILFEEE!!!!
Melanie
 

Beitragvon Xellil » Mi 23. Apr 2003, 00:54

zuerst einmal: was bedeutet ager publicus?


ager publicus
Eroberte Gebiete, die als Beute in den Besitz des römischen Staates übergingen. Durch verschiedene Rechtsakte gelangte der ager publicus in die Verfügungsgewalt von Privatpersonen (ager privatus).
Geschichtlicher Überblick (nach C.Peter zum Jahr 486 v.Chr.):
Bei der Gründung der Stadt
erhielten nach der Überlieferung die hundert Geschlechter der Ramnes als Eigentum zweihundert Iugera zugeteilt. Sie machten zusammen eine Centurie aus (centuriatus ager).
Ebenso wurde später mit den jeweils hundert Geschlechtern der beiden anderen Tribus verfahren. (Fest.s.v.: Centuriatus ager in ducena iugera definitus, quia Rumulus centenis civibus ducena iugera tribuit.).
Ein Teil der Ländereien wurde für die Priesterkollegien abgezweigt (Dion.Hal.2,7).
Daneben gab es eine kommunale Gemeindetrift, auf die jeder gegen geringes Entgelt sein Vieh treiben konnte (Plin.nat.18,3,11).
Die späteren reichlich hinzu eroberten Ländereien wurden
teils neu angelegten Kolonien überlassen,
teils verkauft oder verpachtet, oder einzelnen Besitzern als Privateigentum (ager privatus) zugeeignet (assigniert: ager assignatus)
teils (besonders wenn sie noch nicht kultiviert waren) beliebigen Patriziern gegen den Zehnten als Acker- oder Weideland zur Besitzergreifung (occupatio) überlassen. Dies war das eigentliche Staatsland (ager publicus) um das es zwischen Patriziern und Plebeiern fortwährend Streit gab, zum ersten Mal 486 v.Chr. durch den Konsul Sp. Cassius, später besonders durch die beiden Gracchen. Die Plebeier konnten dabei geltend machen, dieses Gebiet hauptsächlich mit ihrem Blut erkämpft zu haben.


gracchen


Gracchen
Die beiden bekannten Sozialreformer gehören der Gens der Sempronii an. Sie waren mit Scipio Africanus minor verschwägert. Sie fanden für ihre Pläne einer tiefgreifenden Agrar- und Sozialreform nicht die Zustimmung des Senats. Die Optimaten erhoben den Vorwurf, Tiberius strebe nach der Tyrannis. Als seine Wiederwahl zum Volkstribunen nicht ausgeschlossen schien, erschlugen ihn Senatoren unter der Führung des Scipio Nasica und warfen seine Leiche in den Tiber.
http://www.kreienbuehl.ch/lat/latein/ku ... cchen.html "Die Zeit der Gracchen und der Sklavenaufstände"
http://www.uni-paderborn.de/Admin/coron ... l#gracchen "Die roemische Revolution" - Die Gracchen
http://www.romanum.de/republik4.html "Das Zeitalter der Revolution; die Gracchen"
Ti. Sempronius Gracchus
Mit der Tochter des Appius Claudius verheiratet. Kämpfte unter Scipio minor 146 v.Chr. in Africa und 133 vor Numantia.
C.Sempronius Gracchus
Kämpfte ebenfalls vor Numantia. 123 und 122 v.Chr. ist er Volkstribun. Er setzt sich für das Ackergesetz seines Bruders ein und opponiert gegen den Senat. Nach weiterer Zuspitzung wurde das SCU verkündet. Gaius ließ sich von einem Sklaven ermorden.




Julius Ceasar



Caesar
[Ein Zweig der "gens Iulia"]
L.Iulius Caesar (1) [> L.Iulius Caesar]
C.Iulius Caesar Strabo Vopiscus [C.Iulius Caesar Strabo]
C. Iulius Caesar [100 - 44 v. Chr. 59 Konsul. 58 - 51 Eroberung Galliens. Seit 49 Bürgerkrieg gegen Pompeius, 15. März 44 im Senat ermordet. Werke: bello Gallicum; bellum civile; unecht sind: bello Alexandrinum; bello Africanum; bellum Hispaniense; verloren: de analogia; Cato]
http://ancienthistory.about.com/educati ... caesar.htm (Ancient/Classical History: Caesar)

http://www.fh-augsburg.de/~harsch/cae_intr.html

http://www.livius.org/caa-can/caesar/caesar01.html (Caesar-Biographie, by Jona Lendering)
http://www.navigium.de (Software)

http://patriot.net/~lillard/cp/caes.html (Lat. Texte: Bell. Gall. / Bell.civ.)
(Englische Übersetzung)
http://www.uni-paderborn.de/Admin/coron ... sar_0.html (Biographie)
http://user.cs.tu-berlin.de/~ohherde/caes.htm (Biographie)
Bellum gallicum

http://www.perseus.tufts.edu/... (De bello Gallico)

BG I-IV lat. Text: BG I | BG II | BG III | BG IV || BG I-II engl. Komm.: BG Pref | BG I | BG II

http://www.ewetel.net/~martin.bode/Caesarh.htm (M. Bode: Caesar, Ausbruch des Gall.Krieges)

Bellum civile

http://www.uni-paderborn.de/Admin/coron ... sar_8.html (Caesars
Weg über den Rubicon und der Bürgerkrieg: 8. Rubicon ...)

L.Iulius Caesar (2) [Sohn von L.Iulius Caesar (1). 52 v.Chr. als Legat Caesars in Gallien. 43 proskribiert aber von Antonius begnadigt.]

L.Iulius Caesar (3) [Sohn von L.Iulius Caesar (2). Seine Vermittlungsversuche zwischen Caesar und Pompeius scheiterten. Er schloss sich Pompeius an; büßte es aber mit dem Leben.]

C.Caesar [Kaiser Caligula]




Xellil
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Beitragvon Xellil » Mi 23. Apr 2003, 01:02

nun noch ein bischen mehr hintergrund informationen:)


Im Jahre 218 fiel Hannibal nach seiner spektakulären Alpenüberquerung in Italien ein. Er schlug die Römer in den nächsten zwei Jahren am Ticinius, an der Trebia, am Trasimenischen See, bei Cannae und bei unzähligen weiteren kleinen Scharmützeln. Er zog plündernd und verwüstend (was damals allgemein üblich war) durch ganz Italien und nahm mehrere große Städte ein (Capua, Tarent). Letzten Endes scheiterte er daran, dass er unter den römischen Bundesgenossen nicht genug Verbündete fand, die sich gegen Rom erheben wollten, es entstand nur regional begrenzter Widerstand. Darüber hinaus verweigerten die karthagischen Machthaber Hannibal ihre Unterstützung; sein makedonischer Verbündeter, Phillipp V., wurde vom Ätolischen Bund und den Römern geschlagen. Dennoch hielt sich Hannibal von 218 bis 202 in Italien und zerstörte das Land auf Jahre hinaus. Als er Italien verließ, hatte er die zähen Römer beinahe ausgeblutet, etliche Bauern saßen auf "verbrannter Erde", waren mittellos und verarmt, oder wurden im Zuge der kompromisslosen Aufrüstung gegen Karthago in den Kriegsdienst eingezogen.

Im Ergebnis des erfolglosen Kampfes Hannibals gegen Rom war die soziale Struktur der römischen Bevölkerung nachhaltig beschädigt. Das Gefälle zwischen der reichen Oberschicht und den Armen wurde eklatant: Die Reichen kauften das verwüstete Land der mittellosen Kleinbauern auf und wurden zu Großgrundbesitzern. Den Armen blieb nichts anderes übrig, als das Land zu verlassen und in die Stadt zu ziehen, um wenigstens ernährt zu werden. Auch heimkehrende Soldaten mussten feststellen, dass das Land welches sie verlassen hatten, inzwischen nicht mehr ihnen gehörte und mussten entweder, genau wie die landlosen Kleinbauern, in die Städte ziehen oder im Kriegsdienst verbleiben.

Hinzu kam, dass die Römer einen einmaligen Siegszug über die Völker des Mittelmeeres antraten. Nicht nur die Karthager wurden besiegt (219-202), sondern auch die Makedonen (200-197, Phillipp V.) und der vielleicht mächtigste, aber ebenso unfähige Gegner, der Seleukidenherrscher Antiochos III. in Kleinasien. Letzterer wurde von L. Cornelius Scipio geschlagen, dem Bruder des Scipio Africanus (Sieger über Hannibal bei Zama in Nordafrika), wofür er den Ehrennamen Asiaticus erhielt.
Da auch das geschlagene Karthago den Römern ein Dorn im Auge war, suchte und fand man zur Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts einen Grund für den dritten Punischen Krieg. Karthago hatte keine Chance; es wurde besiegt, völlig zerstört und existierte danach praktisch nicht mehr.

Ergebnis dieser ruhmreichen Siege war eine gewaltige Sklavenflut. Sklaverei war schon seit Jahrtausenden bekannt und wurde in der Antiken Welt als etwas Natürliches anerkannt. Selbst ein Aristoteles verstieg sich zu der Vermutung, die einen seien zum Herrschen, die anderen zum Dienen geboren. Die reichen römischen Ritter und Senatoren hatten jedenfalls außerordentlich preiswerte Arbeitskräfte erhalten, die sie an Stelle ihrer teureren Landleute rücksichtslos auf den neuerworbenen Ländereien einsetzten. Wieder wurde die Landbevölkerung in die Städte gedrängt. Es darf angenommen werden, dass im zweiten vorchristlichen Jahrhundert zwischen 500.000 und einer Million Sklaven aus Afrika, Griechenland, Asien und Gallien nach Italien kamen. Da in Italien die von Sklavinnen geborenen Kinder ebenfalls Sklaven waren, wurden solche Geburten mit Wohlwollen betrachtet. Man geht davon aus, dass zur Zeit des Kaisers Augustus etwa ein Viertel bis ein Drittel der italischen Bevölkerung aus Sklaven bestand. In Rom selbst machten die Sklaven nahezu die Hälfte der Einwohner aus. Mittlerweile kamen die Sklaven auch nicht mehr nur aus dem Ausland, denn zunehmend gerieten auch verarmte, einstmals freie Italiker in die Sklaverei.

Auch die Gewinne aus den Kriegszügen durch Plünderung oder Reparationszahlungen kamen überwiegend den Reichen zugute, die sich große Teile der Beute aneignen konnten. In dieser Zeit der immer stärker auseinander driftenden Gegensätze begann die Entwicklung zweier unterschiedlicher Parteien, den Popularen und den Optimaten, die sich später ganz offen in Bürgerkriegen gegenüberstehen sollten (Marius - Sulla, Caesar - Pompeius).

Zur ersten öffentlichen Artikulation der "popularen" Partei kam es durch die Gracchen, den Brüdern Tiberius und Gaius. Sie stammten aus gutem römischen Hause, nämlich dem der angesehenen Sempronier. Ihre Mutter war Cornelia, eine Tochter des legendären Siegers über Hannibal, Scipio "Africanus". Die Gebrüder Gracchus genossen die klassische römische Ausbildung in Geschichte, Kultur und Griechisch, die auch ein Sulla und ein Caesar absolvieren sollten.
Tiberius Gracchus war der ältere der beiden Brüder. Er gehörte zur Armee des Scipio Aemilianus, der 133 Numantia, die letzte kelt-iberische Hochburg in Spanien, einnahm. Damit war Spanien endgültig (und auf Jahrhunderte) in römische Hand gefallen, auch wenn später sogar Caesar noch einzelne "Widerstandsnester" ausheben musste. Bei dieser Schlacht um Numantia treffen wir übrigens noch auf andere Personen, die uns bald interessieren werden, z.B. den Numidierfuersten Jugurtha und den jungen Marius. Doch zurück zu Tiberius, der nach dem Fall Numantias nach Rom zurück reiste. Tiberius erschrak über den Zustand Italiens und erkannte deutlich die Missstände auf dem Lande und deren katastrophale Folgen. Durch ständige Kriege, Aufstände und Revolten war das Land in Oberitalien (Gallia Cisalpina) und Etrurien verödet und verarmt. Auf den blühenden Landstrichen, die auf den großen Landgütern der Reichen entstanden waren, arbeiteten vielerlei fremdländische Sklaven, während das eigene Volk hungernd und schmachtend in die Städte floh, abhängig von öffentlichen Getreidezuteilungen. Diese erschreckenden Erkenntnisse beeindruckten Tiberius derart, dass er beschloss, etwas dagegen zu unternehmen. Tatsächlich gab es nämlich ein Gesetz, welches die Kleinbauern vor den reichen "Landhaien" hätte schützen sollen, nämlich das Sextisch-Licinische Ackergesetz aus dem Jahre 367/66. Dieses besagte, dass jeder Bürger höchstens 500 Morgen (125 ha) Staatsland nutzen durfte. Das Gesetz fand in der Folge des zweiten karthagischen Krieges bald keine Beachtung mehr, da die meisten Senatsmitglieder, die über die Einhaltung der Gesetze zu wachen hatten, selbst zu Großgrundbesitzern geworden waren. Sie wollten sich bei ihrer Bereicherung nicht einschränken lassen.

Tiberius Gracchus ließ sich im Jahre 133 in das zehnköpfige Volkstribunat wählen, das einzige Verfassungsorgan, das bei geschickter Handhabe der Stimmkraft dem Senat, der von der adligen reichen Oberschicht dominiert wurde, Paroli bieten konnte. Der Gracche forderte die strikte Anwendung des Sextisch-Licinischen Ackergesetzes und verlangte, dass das unrechtmäßig angeeignete Land (keiner sollte mehr als 500 Morgen besitzen) in Parzellen von 30 Morgen (7,5 ha) an besitzlose Kleinbauern oder Proletarii vergeben werden sollte. Die Landverteilung sollte von einem Drei-Männer-Kollegium überwacht und durchgeführt werden. Die Senatoren wehrten sich natürlich mit allen Mitteln gegen ein Gesetz, welches sie "an den Bettelstab bringen würde". Octavius, ein Strohmann des Senats im Tribunat, nutzte im Senatsinteresse sein Veto-Recht, um das Gesetz zu verhindern. Tiberius tat daraufhin etwas ganz und gar Ungehöriges, etwas revolutionäres, weshalb das Jahr 133 dann auch als das Anfangsjahr der römischen Revolution angesehen wird. Tiberius ließ eine illegale Abstimmung in den Tribuskomitien durchführen und, was sogar noch illegaler war, Octavius absetzen. Damit stellte er den Volkswillen, den er verständlicherweise hinter sich hatte, über den Senatswillen. Das Dreimännerkommitee aber konnte seine Arbeit aufnehmen, das Sextisch- Licinische Ackergesetz fand nun endlich Anwendung.

Im selben Jahr starb König Attalos von Pergamon, der sein kleinasiatisches Reich dem römischen Volk vermachte. Tiberius forderte den Einsatz des Erbes, um Ackergeräte anzuschaffen. Erneut wurde das Gesetz durch eine Volksabstimmung verabschiedet, der Senat wiederum übergangen. Die Senatoren befürchteten mittlerweile, dass die zunehmende Volkssouveränität einen Wandel in der römischen Verfassung herbeiführen könnte. Als sich Tiberius 132 erneut gegen die Gesetze zur Wahl stellte, wurde der Senatsbeschluss consultum ultimum, also der Ausnahmezustand erlassen. Tiberius und seine Anhänger wurden durch Nasica, dem Oberpriester oder pontifex maximus von Rom (ein Amt, dass auch Caesar bekleiden würde), ermordet. Die tumultartigen Zustände auf den Straßen Roms als Reaktion auf diesen Mord wurden durch den Einsatz der Armee gewaltsam beendet.

Aus Angst vor weiteren Unruhen stoppten die Senatoren nicht sogleich das Dreimännerkollegium und das Ackergesetz, beschnitten aber dessen Macht, wodurch es langsam von selbst einschlief.

Zehn Jahre nach Tiberius versuchte sein jüngerer Bruder Gaius, die Reformen des Tiberius weiterzuführen und seine Träume zu verwirklichen. Gaius muss ein sehr couragierter Mann gewesen sein, ein Idealist, denn es ist sicherlich nicht einfach, das Erbe eines Bruders anzutreten, der auf diese Art und Weise ermordet worden war. Doch auch Gaius war zunächst erfolgreich: Er konnte sich neben der Zuneigung des Proletariats auch noch die Unterstützung der Ritter sichern. Diese waren eine Art finanzkräftiges "Grossbürgertum", zwar kein Hochadel, aber dennoch enorm einflussreich. Erneut sollte Staatsgrund an die Armen verteilt werden, und die Soldaten sollten auf Staatskosten ausgerüstet werden (bisher war ihnen die Ausrüstung vom Sold abgezogen worden). Für die Proletarier in der Stadt sollte es billige Getreidezuteilung geben. Da ja Liebe bekanntlich durch den Magen geht, lag das Volk alsbald Gaius zu Füssen und im Jahre 123 wurde er Volkstribun. In seiner Amtsperiode erreichte er unter anderem, dass die Institution der Geschworenengerichte in die Hände der Ritter überging (womit er diesen Stand faktisch köderte), die von jetzt an die bisher vom Senat durchgeführte Kontrolle über die adeligen Provinzstatthalter übernehmen konnten.

122 wurde Gaius wiedergewählt. Er ließ das Ackergesetz ergänzen und forderte die Gründung von Kolonien für römische Bürger außerhalb Italiens. Dann jedoch forderte er ein Weiteres, nämlich das Bürgerrecht für Bundesgenossen. Dieser naheliegende Vorschlag sollte ihm politisch den Hals brechen. Allerdings bleibt für uns festzuhalten, dass Gaius ein visionärer Vordenker war, denn er sorgte sich nicht nur um das Wohl seiner römischen Mitbürger, sondern auch um das der anderen Italiker. Es war schon mutig genug von ihm gewesen, überhaupt in die Fußstapfen seines Bruders zu treten, doch nun schwang er sich auch zum Anwalt aller Italiker auf. Es passierte ihm daraufhin allerdings das Schlimmste, was einem Volkspolitiker passieren kann: Die Basis entzog ihm das Vertrauen. In einer beispiellosen Kleinkariertheit meinten die römischen Proletarier und Ritter, an ihrem einzigen Vorteil gegenüber den Bundesgenossen festhalten zu müssen, nämlich dem Privileg, stimmberechtigter römischer Bürger zu sein. Sie alle, Volk, Ritter und Senat, hätten sich viel Blut und Tränen gespart, wenn sie Gaius' Vorschlag gefolgt wären, denn die Bundesgenossen sollten sich keine fünfzig Jahre später in einem opferreichen Krieg, der Rom an den Rande der Niederlage brachte, ihr Bürgerrecht erkämpfen.

Aufgrund der Entfremdung von seinem eifersüchtelnden Wahlvolk wurde der vorausschauende Gaius folglich im Jahre 121 nicht wiedergewählt. Als der amtierende Konsul L. Opimius (der Name ist Programm - ein Optimat!) versuchte, Gaius' reformatorische Gesetze abzuschwächen, sammelte sich um Gaius erneut eine Schar Anhänger. Der Senat erteilte getreu dem Beispiel aus dem Jahr 132 die senatus consultum ultimum. Opimius organisierte die Anhänger der Optimaten und es kam zu Straßenkämpfen in Rom, bei denen es auf der Seite der Popularen über 3000 Tote gab. Gaius konnte fliehen, geriet aber in eine aussichtslose Situation. Um nicht in die Hände der Optimaten zu fallen, ließ sich der gestürzte Reformator von seinem eigenen Sklaven erschlagen.

Der Senat hatte sich durchgesetzt und übernahm wieder die totale Kontrolle. Dank der Eigensucht der römischen Bürger, die ein trauriges Beispiel für die Borniertheit der menschlichen Natur gaben, konnte der Senat vorläufig ungestört seine Misswirtschaft weiterführen.


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Christian Ilaender, August/September 1996. Korrigiert und verbessert durch Peter Mühlan Januar 2003.
Xellil
 

Beitragvon Xellil » Mi 23. Apr 2003, 01:06

"Gallien in seiner Gesamtheit zerfällt in drei Teile:(...)"

So beginnt Caesars berühmtes Werk "Bellum Gallicum" (Originaltitel: "C. Iulii Caesaris commentarii de bello Gallico"), welches er wohl selbst verfasste und woran kaum jemand vorbeikommt, der Latein lernt. Caesar nimmt es allerdings nicht allzu genau mit dieser geographischen Einteilung, denn tatsächlich bestand Gallien natürlich aus erheblich mehr Teilen. Das Land war den Römern beinahe völlig fremd, sozusagen eine terra incognita der Antike. Zwar gehörte ein Teil des Landes, nämlich die Provinz Gallia Narbonensis, schon seit längerer Zeit zum römischen Reich, doch die Provinz war eigentlich nur zum Schutz der Landverbindung zur wichtigen Provinz Hispania eingerichtet worden. Interesse an einer Expansion in den wilden Bereich im Landesinneren bestand vor Caesar kaum.

Rom hatte allerdings mit den dort lebenden Kelten auch wenig gute Erfahrungen gemacht. Vor langer Zeit hatten sie es sogar geschafft, in Rom selbst einzufallen und es niederzubrennen (387 unter Brennus: "vae victis" = wehe den Besiegten). Auch später waren Kelten aus Gallien oftmals in Italien eingefallen, konnten jedoch abgewehrt werden. Von diesen hünenhaften, aber undisziplinierten Kriegern hielt man sich lieber fern. Die Gallier hielten es mit den Römern, die sie als zähe Gegner kennen gelernt hatten, übrigens ebenso. Es bestanden zwar Handelsbeziehungen, aber das keltische Gebiet des heutigen Frankreich war für die Römer beinahe völlig unerschlossen.

"Die Kelten" sollte man allerdings nicht als ein Volk ansehen. Ethnographisch mag das zwar korrekt sein, sie teilten sich jedoch in Dutzende, untereinander häufig rivalisierende Stammesverbände auf. Wie viele Stämme es gewesen sein mögen, die Caesar nach und nach zum Kampf herausforderte, kann heute wohl kaum noch ermittelt werden, ebenso wenig, wie hoch wohl die Gesamtbevölkerung des damaligen Gallien war. Fest steht nur, dass sie nach dem achtjährigen Wüten Caesars erheblich reduziert sein sollte. Hierzu später mehr.

Dennoch, Gallien war nicht etwa primitiv. Es bestand ein ausgedehntes Straßennetz, was den Handel von der Kanalküste zur Mittelmeerküste überhaupt erst möglich machte. Auch die weit verzweigten Flusssysteme (Rhone, Saone, Doubs,...) waren als Verkehrswege gut geeignet. Schon seit Jahrhunderten pflegte man den Handel mit dem griechischen Massilia (Marseille) und auch mit den anliegenden hellenisierten Gegenden.

Als Caesar im April 58 in seiner Provinz eintraf, gab es keinen Grund, einen solch gewaltigen Krieg zu führen, denn in den Jahren zuvor gab es zwischen Gallien und Rom viel mehr florierenden Handel als kriegerische Auseinandersetzungen. Was also brachte Caesar dazu, einen Krieg mit den Keltenvölkern anzufangen? War sein Vorgehen von Anfang an geplant oder entwickelten sich die Geschehnisse zufällig? Wie nicht anders zu erwarten, kommen Caesars Gegner zu anderen Ergebnissen als seine Befürworter. Die einen behaupten, Caesar hätte Gallien planmäßig angegriffen und unterworfen und dabei geschickt Propaganda eingesetzt, um den Gegner als gefährlicher hinzustellen, als er war. Caesars Befürworter leugnen nicht, dass sich Caesar nach einem großen Krieg gesehnt hatte; tatsächlich hatte er diesen unbedingt nötig, denn während seiner Abwesenheit von Rom musste er auf den Schlachtfeldern möglichst viel Ruhm und Ehre erlangen, damit sein Einfluss nicht verloren ging. Andererseits scheint es eher unwahrscheinlich, dass Caesar von Beginn an ausgerechnet Gallien mit Krieg überziehen wollte (vielleicht um eine angebliche Ost-Lastigkeit des Reiches durch die Siege des Pompeius auszugleichen, wie vermutet wurde), kam er doch nur durch den unerwarteten Tod des Metellus in Besitz der Statthalterschaft der anliegenden Narbonensis. Viel näher hätte ein Vorstoß in Richtung Illyrien oder der Donau gelegen, schließlich befanden sich seine eigentlich vorgesehenen prokonsularischen Provinzen in Norditalien.

Auch über den Kriegsausbruch wird gestritten. Die einen behaupten, Caesar hätte diesen wohlwollend provoziert, während andere ihn freisprechen. Fakt ist, dass die keltischen Helvetier ihre ursprünglichen Siedlungsgebiete verlassen hatten und durch Gallien ziehen wollten. Warum sie ihre Heimat nördlich des Genfer Sees, wo sie erst in der zweiten Generation lebten, nach kurzer Zeit wieder verließen, ist ungewiss. Die einen behaupten, es handle sich um ein typisches Wandervolk, das eben ständig auf der Suche nach besserem Siedlungsraum gewesen sei. Andere gehen davon aus, dass der Germanenfürst Ariovist, der mit seinen Heeren bald auf Caesar treffen würde, die Helvetier vertrieben hatte, um sich linksrheinisch festzusetzen. Als Caesar von dem Wandervolk hörte, reiste er überstürzt aus Rom ab und erreichte innerhalb von acht Tagen Genf.

Die Helvetier waren allerdings weniger angriffslustig, als es Caesar, der sich nach einem Krieg sehnte, lieb gewesen sein kann. Sie schickten eine Gesandtschaft und baten um einen friedlichen Durchzug. Caesar hielt sie hin und gab vor, die Bitte zuerst in Rom prüfen lassen zu müssen. Zwei Wochen später, wohl am 13. April, wollte er ihnen eine endgültige Antwort geben. Dass er angeblich in Verhandlungen mit den Helvetiern stand, hinderte ihn jedoch nicht daran, während der Wartezeit zwischen Rhone und Jura einen Wall anlegen zu lassen. Die Helvetier ließen sich nicht provozieren, sondern kamen zum vereinbarten Zeitpunkt zurück, um sich von Caesar eine Abfuhr zu holen.

Die Helvetier versuchten in kleinen Gruppen über den Fluss zu gelangen - allerdings versuchten nur wenige Stammesmitglieder, mit Booten überzusetzen, der Rest verschwand friedlich ins Hinterland, um nach einer Route zu suchen, bei der man römisches Gebiet nicht kreuzen musste. So zogen sie durch das Gebiet der Sequaner. So leicht entkamen sie Caesars Kriegsplänen allerdings nicht, denn obwohl die Sequaner eigentlich nichts mit den Römern zu tun hatten, so lag ihr Gebiet doch angeblich in direkter Nachbarschaft zu den Häduern, die bei Tolosa (Toulouse) lebten und als römisches Klientelvolk der Provinz galten. Dank ihrer wenig überzeugenden Geographiekenntnisse bemerkten die Senatoren später offenbar nicht, dass das Gebiet der Sequaner gar nicht an das Gebiet der Häduer grenzte, oder sie waren geblendet von den Ergebnissen der Kämpfe. Caesar jedenfalls meinte, eine Gefahr für die Narbonensis feststellen zu können und hatte nun endlich seinen Kriegsgrund gefunden. Ob eine Gefahr tatsächlich bestanden hat, ist in höchstem Maße zweifelhaft, da die Helvetier bisher stets eine Konfrontation mit Rom vermieden hatten. Doch Caesar konnte die Maske nun fallen lassen und sein bisheriger Verteidigungskrieg wurde zu einem Angriffs- oder Präventivkrieg.

Mit einer großen Streitmacht von sechs Legionen (eigentlich mehr als ihm zugestanden hätten) überquerte er am Zusammenfluss von Rhone und Saone die Flüsse und folgte dem helvetischen Treck, der mit Kind und Kegel unterwegs war. Caesar bewegte sich dabei sicherlich außerhalb der Legalität, schließlich hatte er selbst als Konsul ein Gesetz verabschiedet, nach welchem ein Prokonsul nur Krieg führen durfte, wenn er vom Senat dazu ermächtigt war. Später entschuldigte er dies mit der Notwendigkeit zum raschen Handeln angesichts der akuten Gefahr. Zuerst unternahm Caesar noch den Versuch, sein Handeln als legal darzustellen. Sein Verbündeter bei den häduischen socii hieß Diviacus, der schon 61 Rom besucht hatte. Als er damals um Hilfe gegen Ariovist gebeten hatte, war ihm nur wenig Aufmerksamkeit zuteil geworden. Ganz anders jetzt, als die Helvetier immer noch keine Bereitschaft zeigten, sich mit den Römern zu raufen: Caesar instruierte Divciacus, einen Hilferuf im Namen seines Volkes zu formulieren, damit er endlich angreifen konnte. Als Gegenleistung unterstützte Caesar den Häduer gegen seinen Konkurrenten und Bruder Dumnorix. Die von den Häduern im Hilferuf beklagten Zerstörungen in ihrem Gebiet durch die Helvetier haben wohl nicht stattgefunden, da die friedlichen Helvetier sich selbst versorgten.

Caesar erwischte die Helvetier beim Überschreiten der Saone zwischen Lyon und Macon. Sie rechneten nicht mit einem Angriff, da sie den Römern schließlich ausgewichen waren, um Kämpfe zu vermeiden. Den noch nicht übergesetzten Teil des Volkes ließ Caesar sofort angreifen und fügte ihnen blutige Verluste zu. Die erschrockenen Helvetier schickten Gesandte und gingen nun sogar soweit, sich zu unterwerfen und in ihre Siedlungsgebiete zurückzukehren. Zähneknirschend formulierte Caesar Kapitulationsbedingungen für die erneut friedfertigen Helvetier, die diese kaum annehmen konnten (Unterwerfung, Reparationen, Geiseln).

Die Helvetier zogen weiter und Caesar verfolgte sie hartnäckig. Schließlich kam es zu dem von Caesar herbeigesehnten Kampf, bei dem beide Seiten einen hohen Blutzoll entrichteten. Dennoch war die Niederlage der Helvetier vollständig. Nach eigenen Angaben (bellum gallicum) waren die Helvetier mit 368.000 Menschen losgezogen, 110.000 ließ Caesar übrig. Die Zahlen sind sicherlich hoffnungslos übertrieben. Wenn man bedenkt, dass selbst die erfolgreichen germanischen Vandalen bei ihrer Eroberung der römischen Provinz Afrika 528/29 n.Chr. über kaum mehr als 80.000 Menschen und 20.000 Krieger verfügten, so dürfte sich das bei den Helvetiern nicht anders verhalten haben. Überhaupt war es nahezu unmöglich, ein größeres Volk durch das unwegsame Gelände zu führen, geschweige denn zu ernähren. Von den restlichen Helvetiern ließ Caesar nun aber ab (abgesehen von einem Teil, den er in die Sklaverei verkaufte). Sie wurden in ihren alten Gebieten als Verbündete angesiedelt und erhielten weitgehende kommunale Autonomie.

Nun wandte sich Caesar seinem zweiten Gegner in diesem ersten Kriegsjahr in Gallien zu, dem Germanen Ariovist. Wieder erscheint der Kriegsgrund fingiert. Erneut war es Caesars Vasall Diviciacus, der auf einem zu Ehren des Siegers einberufenen gallischen Landtages zuerst den Krieg gegen die Helvetier als gerechtfertigt bezeichnete und dann behauptete, die Sequaner und Häduer unter seinem Bruder Dumnorix hätten für einen Krieg gegen Rom den Germanen Ariovist um Hilfe gebeten. Dieser war auch tatsächlich gekommen und hatte die Gebiete der beiden Völker, die um Hilfe gebeten hatte, besetzt. Nun drohten weitere Germanen über den Rhein zu kommen. Das Hilfegesuch der befreundeten Häduer hatte allerdings einen kleinen Schönheitsfehler: Es kam, als Caesar schon gegen Ariovist im Felde stand.

Jener Ariovist und seine Sueben waren Caesar durchaus nicht unbekannt. Noch in seinem eigenen Konsulatsjahr hatte Caesar Ariovist zu einem "befreundeten König" erklären lassen (schließlich war es den Römern sehr recht, wenn sich die Barbaren gegenseitig bekämpften, und Ariovist hatte seit 71 Kämpfe gegen die linksrheinischen Kelten geführt). Auch die Sequaner, die mit Ariovist zusammenarbeiteten, hatten um 61 Krieg geführt und ihren Lebensraum auf Kosten der Häduer vergrößert. Caesar beschloss nun, die mit ihm verbündeten Häduer zu verteidigen. Dem Senat nannte er als Kriegsgrund erneut, eine Bedrohung der Häduer wäre ebenso Bedrohung für das Gedeihen Roms und ein Krieg sei deshalb unerlässlich. Ebenso betonte er, man müsse der germanischen Gefahr jetzt entschlossen entgegentreten, solange man ihrer noch Herr werden konnte. Dass er damit vielleicht nicht ganz unrecht hatte, zeigte sich 500 Jahre später, als die hereinbrechenden Germanen das Weströmische Reich unterwarfen.

Caesar handelte schnell und eroberte im Handstreich Vesontio (Besancon), die Hauptstadt der Sequaner, da Ariovist angeblich ebenfalls eine Eroberung geplant hätte. Hier wurde Caesar zum ersten Mal mit einer Schwierigkeit konfrontiert, mit der er wohl kaum gerechnet hätte: Seine Truppen meuterten. Offenbar meuterten sie nicht wegen Caesars Person, sondern weil sie schreckliche Angst vor den Germanen hatten (der furor teutonicus, den die Kimbern und Teutonen bei ihren Einfällen von 114-102 so berühmt gemacht hatten, war noch in guter Erinnerung). Zuerst ersuchten die Militärtribunen und Präfekten, zumeist Freunde oder Protegés Caesars, aus Angst vor Kampfhandlungen um Urlaub, oder sie machten ihr Testament. Bald griff die Panik im ganzen Lager um sich und die Moral war auf dem Tiefpunkt. Caesar stellte sich persönlich vor sein Heer, beschimpfte die Feiglinge und erlaubte ihnen, nach Rom zurückzukehren. Er würde notfalls mit der X. Legion allein gegen die Bedrohung der Heimat ziehen. Das wollten die Soldaten der anderen Legionen nicht auf sich sitzen lassen. Die Meuterer besannen sich nach der rhetorisch und psychologisch geschickten Rede des Feldherren und schließlich zog man doch gegen die Germanen, was von Befürwortern Caesars als Beweis seines gewaltigen Charismas angesehen wird. Im übrigen ist nicht eindeutig geklärt, ob die Römer wirklich die Germanen fürchteten, oder ob sie vielleicht auch nicht an Caesars eigentlich illegalen Eroberungskrieg teilnehmen wollten. Die Soldaten waren wohl unzufrieden, da der Krieg wenig Beute zu versprechen schien und man nicht unbedingt gewillt war, für Caesars Expansionsgelüste den Kopf hinzuhalten. Wie auch immer, Caesar konnte die Meuterei beenden und in den Krieg ziehen.

Von Vesontio aus näherte sich Caesar dem germanischen Heer. Ariovist, der offenbar eine Konfrontation mit der starken römischen Armee fürchtete, schickte eine Friedensgesandtschaft. Erneut stellte Caesar kaum annehmbare Bedingungen und verlangte, Ariovist solle seine Eroberungen aufgeben und sich über den Rhein zurückziehen. Ariovist, der ja angeblich ein Freund des römischen Volkes war, glaubte, dass sein Siedlungsgebiet von den Römern anerkannt war und dass Caesar nicht im Sinne des Senats handelte. Dem war zwar wahrscheinlich so, aber die Geschichte wird vom Sieger geschrieben.

Caesar stellte Ariovist und die mit ihm verbündeten Völker: Haruder, Markomannen, Nemeter, Sedusier u.a. Es wurde ein Debakel für die Germanen, Caesar errang einen glanzvollen Sieg. Die Germanen ergriffen wohl schon nach kurzem Kampf die Flucht und wurden von den Römern erbarmungslos niedergehauen. Nach anderen Darstellungen allerdings (vor allem Caesars eigener) entwickelte sich ein heftiges Gefecht, in dem er selbst in vorderster Reihe focht und das lange auf der Kippe stand. Erst das Eingreifen der römischen Reiterei unter Publius Crassus, dem Sohn des Triumvirs, brachte die endgültige Wende und damit den Sieg. Ariovist selbst entkam den Römern, von nur wenigen Gefährten begleitet.

Caesar konnte zwei erfolgreiche Kriege nach Rom melden, schickte seine Truppen in die Winterquartiere und begab sich selbst in seine Provinz Gallia Citerior in der Po-Ebene, wo er Gericht hielt, aber auch näher an Rom war. So konnte er dann auch allerlei Besuch aus Rom empfangen und wieder war es ihm scheinbar egal, wer da kam und ihn um einen Gefallen bat. Im Blick auf seine Karriere erfüllte er wieder einmal jedem zwielichtigen Subjekt seine Wünsche, da er sich für den in der Zukunft liegenden Machtkampf in Rom jedwede Unterstützung sichern wollte.

Im zweiten Kriegsjahr wandte sich Caesar den Belgern zu, was seine Pläne nun eindeutig enthüllte. Nachdem er also die Germanen über den Rhein zurückgedrängt hatte, ging er nun daran, sein Interessengebiet Gallien gegen weitere Einfälle zu sichern und machte den Rhein zur neuen Grenze. Dafür musste er die Völker unterwerfen, die an dem Fluss ansässig waren. Und das waren, zu ihrem Unglück, die Belger.

Diese waren allerdings gewarnt. Sie beriefen im Frühjahr 57 eine Versammlung ein, bei der sie sich zu einem Verteidigungsbündnis zusammenschlossen. Caesar drehte den Spieß um und sprach erneut von einer Bedrohung Roms durch den Zusammenschluss. Damit machte er die Belger, die sich gegen ihn verteidigten, zum Aggressor. Geschwind nutzte Caesar auch den Vorwand, um weitere Legionen in der Cisalpina auszuheben, mittlerweile die XIII. und XIV. Ohne Erlaubnis des Senats hatte Caesar damit die ihm zugestandene Truppenstärke verdoppelt.

Im Frühsommer 57 sammelte Caesar in Vesontio eine Armee von 40.000 Mann, mit der er ins nördliche Gallien zog. Die Remer, die ursprünglich zur belgischen Koalition gehört hatten, wechselten die Seite und empfingen Caesar mit offenen Armen. Das war ein sehr geschickter Schachzug, denn später würden die Remer dafür von Caesar bevorzugt werden, und außerdem hatten sie sowieso gerade Stress mit den Anführern der belgischen Koalition, den Suessionen. Dennoch mussten sie für diesen Schritt zuerst einmal Prügel hinnehmen. Die restlichen Belgerstämme fielen in ihr Land ein und eroberten ihre Hauptstadt Bibrax. Caesar stellte das Koalitionsheer zwar, vermied jedoch ein große Schlacht. Nach Caesars Angaben verfügten die Belger über 300.000 Mann, was sicherlich maßlos übertrieben ist.

Die Belger hatten im Gegensatz zu Caesar allerdings keinen funktionierenden Nachschub; aufgrund ihrer mangelhaften Versorgung lösten sie sich auf und flüchteten in ihre Stammesgebiete. Caesar nutze seine Chance und verfolgte die Flüchtenden gnadenlos. Ergebnis seiner Verfolgungsjagd war die rasche Unterwerfung der Suessionen, der Bellovaker und Ambianer. Es blieben nur noch die Nervier übrig, die den offenen Kampf mit ihm wagten.

Der mächtigste Belger-Stamm traf mit seinem Heer (etwa gleichstark wie das römische) in einem Sambre-Tal bei Maubeuge auf Caesar. Die Nervier brachen aus den Wäldern hervor und überraschten die Römer, die bald in großer Bedrängnis waren. Caesar ergriff persönlich einen Schild und kämpfte Seite an Seite mit seinen Soldaten gegen die wilden Kelten. Sein mutiger und dynamischer Einsatz verhinderte offenbar eine schnelle Niederlage, und nach dem verspäteten Eintreffen der XIII. und XIV. Legion wurde aus der Schlacht ein großer Sieg für Caesar. Die Nervier, die schreckliche Verluste hinnehmen mussten, unterwarfen sich. Caesar nahm ihre Unterwerfung an und gewährte den Überlebenden sogar Schutz.

Gegen die übrigen Belger führte Caesar den Krieg in aller Härte weiter. Im Spätsommer belagerte er die Hauptstadt der Aduatuker. Diese fühlten sich sicher vor den römischen Legionen, da ihre auf einem Berg gelegene Hauptstadt als uneinnehmbar galt. Caesar schätzte die Lage wohl anders ein, denn er begann sofort mit einer Belagerung der Stadt, ließ sie von Wällen einschließen und Belagerungstürme und Rammböcke bauen. Die Aduatuker, die den Gegner zuerst verlacht hatten, boten die Kapitulation an. Caesar verlangte, dass sie alle ihre Waffen über die Stadtmauern werfen sollten. Als das nur zum Teil geschah, ließ Caesar tags darauf die Stadt stürmen und verwüsten. Die Überlebenden (nach Caesar 53.000) ließ er als Sklaven verkaufen.

Während des Feldzuges gegen die Belger hatte der von Caesar entsandte Publius Crassus in der Normandie und der Bretagne ebenfalls erfolgreich gegen die Kelten gekämpft und mehrere Völker unterworfen. Damit war Gallien in Caesars Augen befriedet und in römischer Hand. Das meldete Caesar im Herbst 57 auch so nach Rom. Seinen Herrschaftsanspruch in Gallien machte Caesar dadurch deutlich, indem er seine Legionen in den besetzten Gebieten des ehemals freien Gallien ihre Winterquartiere beziehen ließ. Nach Angriffen der dort siedelnden Stämme mussten sich die Truppen jedoch teilweise wieder in römische Gebiete zurückziehen. Caesar selbst reiste nach Oberitalien und zum erstenmal auch nach Illyricum.

In Rom feierte man Caesar, gewährte ihm sogar ein fünfzehntägiges Dankesfest, was mehr war, als jeder andere vor ihm je erhalten hatte. Dennoch sollte sich die Lage für ihn in Rom bald verschlechtern. Schuld daran war vor allem Publius Clodius, der sich wie ein Hooligan aufführte, anstatt Caesars Anweisungen einfach zu befolgen. Er bewaffnete eine Bande und zog mit dieser pöbelnd durch Rom. So weit waren die Zustände in Rom schließlich gekommen, es herrschte nahezu Anarchie. Der Senat und die Konsuln waren nicht fähig, Ruhe und Ordnung herzustellen. Um diesem traurigen Alltag zu entkommen, wurden Caesars Erfolge besonders begeistert aufgenommen, obwohl sie durch zahlreiche Gesetzesverstöße zustande gekommen waren. Endgültig anerkannt war Caesar damit allerdings noch nicht.

Der Terror des Clodius steigerte sich, als Cicero aus seinem Exil zurückkehrte, wohin er sich aufgrund der Anklage wegen der angeblich unrechtmäßigen Hinrichtung der Catiliniarier hatte zurückziehen müssen. Zu allem Übel kam es im Herbst 57 vermehrt zu Hungerrevolten, denn die Versorgungslage in Rom war katastrophal. Pompeius erhielt ein außerordentliches Kommando, um Lebensmittel zu beschaffen. In dieser Zeit rückte Pompeius offenbar von Caesar ab, stellte seine offene Unterstützung ein und ließ seine Protegés sogar Gesetzesvorschläge gegen ihn einbringen. Er selbst hielt sich vornehm zurück, womit er sich wieder einmal jeder Verantwortung entzog. Auch Pompeius' Verhältnis zu Crassus, dem dritten Triumvir, zerbrach, da Crassus sich selbst große Hoffnungen auf Pompeius' außerordentliches Kommando gemacht hatte. Die Vertreibung des Ägyptischen Königs Ptolemaios XII. "Auletes", des berühmten Oboenspielers, tat ein Übriges, denn Crassus hatte sich erneut ein militärisches Kommando für Ägypten gewünscht. Cicero, der nach seiner Rückkehr zuerst vorsichtig war, wurde mit optimatischer Unterstützung wieder zunehmend mutiger und griff die von Caesar initiierten Gesetze des Vatinius heftig an.

In dieser prekären Situation zeigte sich erneut das Genie und der Einfallsreichtum Caesars. Er brachte es tatsächlich zustande, ein Treffen der Triumvirn in Luca (heute Lucca) zu organisieren, bei dem sich nebenbei auch noch etliche Senatoren einfanden. Damit trafen sich die verfeindeten Verbündeten im Machtbereich Caesars, er wurde zum Macher ihrer Einigung. Alle Abstimmungen betrafen natürlich die römische Politik und zeigten, wie sehr diese drei Mächtigen die Zügel in der Hand hielten.

In diesem zweiten Triumvirat im Jahre 55 wurde beschlossen, dass Crassus und Pompeius Konsuln werden sollten. Die Wahlen für das Amt sollten auf den Herbst 56 verschoben werden, um die Wahl durch beurlaubte Soldaten Caesars zu sichern. Sowohl Pompeius als auch Crassus sollten anschließend Prokonsulate erhalten, die dem Caesars gleichkamen. Pompeius sollte Spanien erhalten, Crassus Syrien und zusätzlich ein außerordentliches Kommando für einen Krieg gegen die Erben des Seleukidenreiches, die Parther. Caesars Prokonsulat sollte verlängert werden, so dass er nach zehn Jahren nach Rom zurückkehren und wieder für das Konsulat kandidieren konnte.

Die Triumvirn setzten sich durch und erneut fiel auch Cicero, eigentlich die einzige Waffe der Optimaten, um. Auf der von ihm selbst beantragten Senatsdebatte zur Abänderung des Caesarischen Agrargesetztes erschien er nicht. Etwas später unterstützte er den Antrag, dass die Staatskasse die Kosten der von Caesar unrechtmäßig ausgehobenen neuen Legionen (mittlerweile waren es 4) tragen sollte. Schließlich unterstützte er die von den Triumvirn geplante Verteilung der prokonsularischen Provinzen. Offenbar brachte ihn die Furcht vor einer erneuten Verbannung zum Einlenken.

Caesar selbst begab sich nach dem Treffen in Luca rasch wieder nach Gallien, denn hier galt es, die eroberten Provinzen zu sichern. Er selbst zog mit einem Teilheer gegen die Aufständischen Veneter und entsandte weitere Teilheere nach Aquitanien (unter Publius Crassus) und in die Normandie.

Die Veneter waren ein wehrhaftes Seefahrervolk, ansässig in der Bretagne. Caesar verfolgte sie hierher, konnte jedoch ihre Küstenstädte, die in felsigen Bereichen lagen, nicht gut angreifen oder belagern. Wenn ihm eine Eroberung gelang, zogen sich die Veneter auf ihre hochseetüchtigen Koggen zurück.

Caesar bewies Flexibilität und Einfallsreichtum. Aus dem Nichts ließ er eine Flotte requirieren oder erbauen und sie in ihrer Takelage mit schwenkbaren Sicheln ausrüsten. So stellte er in der Bucht von Quiberon (wo auch die Engländer 1759 einen glanzvollen Seesieg gegen die Franzosen erkämpfen würden) die überraschten Veneter. Von Land aus beobachtete er die Seeschlacht und konnte sich am Erfolg seiner Taktik erfreuen: Die venetischen Koggen wurden durch die Sichelvorrichtungen, welche die Takelage der Schiffe zerriss, manövrierunfähig gemacht und sogleich geentert, dann machten die römischen Truppen den Gegner erbarmungslos nieder. Nach der vollständigen Niederlage kapitulierten die Veneter. Caesar statuierte ein Exempel, ließ die Anführer des Aufstandes hinrichten und die Überlebenden als Sklaven verkaufen.

Ein weiterer Feldzug in das Gebiet der Moriner (in Flandern) brachte ihm allerdings nur kalte Füße, denn die Moriner versteckten sich in den Wäldern und Sümpfen. Seine Füße mögen sich erwärmt haben, als er erfuhr, dass Publius Crassus erfolgreich eine Schlacht gegen die hartnäckigen Aquitanier bestanden hatte und auch die Normandie befriedet wurde. Ansonsten verlief das Jahr recht ereignislos und trug zur Konsolidierung der Eroberungen bei.

Spätestens in diesem Jahr müssen wir bei Caesar eine Veränderung persönlicher Natur konstatieren. Es stellt sich nämlich die Frage, wie der verwöhnte, weichliche römische Lebemann - der oft kränkelte - die harten Kriegszüge in Gallien durchhielt. Offenbar stellte Caesar seinen aufwendigen Lebensstil um und lebte wie ein neuer Mensch, äußerst genügsam. Trotz seines schwächlichen Körpers ertrug er alle Mühen, die er seinen Soldaten auferlegte, auch selbst. In der Schlacht focht er mutig in der ersten Reihe und verzichtete des öfteren auf sein Pferd, um Seite an Seite mit den Soldaten zu stehen. Als einer seiner Gefährten, Oppius, erkrankte, verzichtete er auf die einzige verfügbare Hütte und übernachtete unter freiem Himmel. In Notzeiten teilte er die erbärmlichen Rationen seiner Männer, die ihn dafür verehrten. Sein weiches Gesicht soll in dieser Zeit hart geworden sein. Manche Autoren sagen ihm nach, dass er die in dieser Zeit angewöhnten militärischen Eigenheiten eines Feldherren nie wieder ablegte, und dass seine Politik später davon maßgeblich beeinflusst wurde.




Aus dem dekadenten Genussmensch Caesar wurde im Gallischen Krieg ein enthaltsamer und erfolgreicher Feldherr.

Im Jahre 55 bekleideten Pompeius und Crassus in Rom das Konsulat und setzten alles durch, was sich die Triumvirn vorgenommen hatten. Das gelang ihnen allerdings nur durch den Einsatz terrorisierender Mörderbanden. Cicero wandte sich angewidert von der Politik ab und kam zu einem eher freundschaftlichen Verhältnis zu Caesar, welches freilich später wieder abkühlen sollte. Nach seinem Konsulat brach Crassus nach Syrien auf und führte den geplanten Krieg gegen die Parther. Dieser brachte ihm jedoch kein Glück: Bei Carrhae erlitt er 53 eine vernichtende Niederlage; sein Kopf und seine Hände wurden am parthischen Hof zur Belustigung herumgereicht. Auf diese Art und Weise verabschiedete sich Crassus, der ehemalige Finanzier Caesars, aus dem Kreis der Mächtigen.

Caesar, der zu Beginn des Jahre 55 eine Heerfahrt nach Britannien geplant hatte, wurde plötzlich mit einer neuen Gefahr konfrontiert, der er mit drakonischen Mitteln entgegentrat. Die germanischen Usipeter und Tenkterer drängten unter suebischen Druck in das Land der Belger. Sofort rückte Caesar an, um die Rheingrenze zu halten. Die beiden Stämme entsandten Gesandtschaften, die um Frieden und um Zuteilung von Siedlungsgebieten baten. Caesar lehnte ab und riet den Völkern, sich mit den rechtsrheinischen romfreundlichen Ubiern zu einigen. Es kam jedoch zu einem Geplänkel, wobei germanische Reitertruppen überlegene römische Verbände aus dem Felde schlugen.

Als die Usipeter und Tenkterer erneut eine Gesandtschaft schickten, statuierte Caesar rücksichtslos ein Exempel an ihnen, denn er war nicht im geringsten bereit, über die Rheingrenze zu diskutieren. Er setzte die Gesandtschaft gefangen und griff die in ihren Wagen lagernden Germanen mit voller Heeresmacht an, wobei er sie nahezu völlig auslöschte. Er selbst spricht von 430.000 Toten. Die Gesandtschaft ließ er nach diesem Genozid wieder frei.

Später im Jahr wurde ein zwanzigtägiges Dankesfest für Caesar im Senat beantragt, für die Rettung vor der germanischen Gefahr. Es gab jedoch auch kritische Stimmen, und Cato verlangte sogar, Caesar für seinen Frevel den Germanen auszuliefern. Catos Forderung, sicherlich auch politisch motiviert, blieb jedoch erfolglos, denn Caesar konnte seinen Ruhm mit zwei weiteren Aktionen beträchtlich vergrößern. Um den Germanen zu zeigen, dass sie in ihrer rechtsrheinischen Heimat nicht sicher vor ihm waren, ließ er im Neuwieder Becken eine Brücke über den Rhein schlagen, ein antikes Meisterwerk aus Holz, erbaut in zehn Tagen, etwa zehn Meter breit und vierhundert Meter lang. Der Rheinübergang, der Roms Macht auch in der germanischen terra incognita demonstrierte und in Rom mit Beifall aufgenommen wurde, war allerdings eher symbolischer Natur. Die geplante Strafexpedition gegen die Sugambrer fiel ins Wasser, denn diese flüchteten in die Wälder. Nach wenig mehr als drei Wochen nutzloser Verfolgung zog sich Caesar zurück, wobei er die Brücke zerstören ließ.

Doch der abenteuerlustige Prokonsul hatte noch einen Trumpf im Ärmel: Mit einer Flotte von ca. 100 Schiffen, die er im Frühjahr hatte erbauen lassen, setzte er zum noch ferneren Britannien über, was für seine römischen Mitbürger wie ein Vorstoß an das Ende der Welt wirkte. In Britannien selbst kam es nur zu vereinzelten Kampfhandlungen mit dem Ziel, britische Hilfslieferungen an die gallischen Kelten zu unterbinden. Im großen und ganzen war das Unternehmen nur als Erkundungsausflug für die Eroberung im folgenden Jahr geplant.

Caesar reiste Ende des Jahres in seine italische Provinz und musste in Illyrien gegen die räuberischen Piruster kämpfen, die sich alsbald unterwarfen. Ansonsten geschah wenig Interessantes, nur dass sich Caesars Ankunft in Gallien bis Juni 54 verzögerte. Nach seiner Ankunft musste er bald feststellen, dass er den Galliern noch längst nicht den letzten Zahn gezogen hatte, denn diese erwiesen sich widerstandsfähiger, als es Caesar von ihnen erwartet hätte. Ein erstes Signal dieses wiedererwachten Kampfgeistes nach zwei Jahren relativer Ruhe war ein regional beschränkter Aufstand der Treverer, die Caesar schnell unterwerfen konnte. Bei seiner zweiten Heerfahrt nach Britannien dürfte er aber ein sehr ungutes Gefühl gehabt haben.

Überhaupt stand diese Mission unter einem ungünstigen Stern. Der eigentlich verbündete, aber seit jeher widerspenstige Häduerfürst Dumnorix entfernte sich mit seinen Reitertruppen unerlaubt von der Invasionsarmee und verfluchte das römische Joch. Caesar nahm die Gelegenheit dankbar wahr, Dumnorix endlich aus dem Weg zu räumen, doch muss ihm auch bewusst geworden sein, wie sehr es in der keltischen Bevölkerung brodelte.

Caesar setzte mit fünf Legionen und einer gewaltigen Flotte nach Britannien über (600 Handelsschiffe waren in seinem Gefolge, um die erwarteten Erzfunde, die Kriegsbeute und vor allem Sklaven zu transportieren). Die Britannier flohen offenbar schon beim Anblick der Flotte und der gelandete Caesar, der sein Empfangskomitee wahrscheinlich vermisste, musste feststellen, dass Britannien ein eher karges Land war, in dem seine Bewohner ein ärmliches Leben fristeten. Dennoch stieß Caesar, den so schnell nichts verdrießen konnte, bis über die Themse vor, besiegte einen britannischen König namens Cassivellaunus und eroberte dessen Stadt. Die Britannier versprachen Tributzahlungen, aber sobald Caesar nach Gallien zurückgekehrt war, kamen sie ihrer Verpflichtung nicht mehr nach. Mit Caesar gingen auch die sicherlich enttäuschten Händler, denn in Britannien gab es im Gegensatz zum recht reichen Gallien kaum etwas von Wert.

Nach seiner Rückkehr nach Gallien erreichte Caesar die Nachricht vom Tod seiner Tochter Julia und nicht viel später auch vom Tod seiner Mutter; seine Position in Rom war damit erheblich schlechter (Julia war die Frau des Pompeius gewesen). Dennoch war es ihm nicht möglich, in seine italische Provinz Cisalpina abzureisen, denn die Anzeichen für einen gallischen Aufstand verdichteten sich. So ermordeten die Karnuten ihren von Caesar eingesetzten König Tasgetius, und bald erhoben sich die Eburonen zur offenen Rebellion. Caesars Legionen lagen bereits in ihren Winterlagern, verteilt über ganz Gallien. Der gewiefte Eburonenfürst Ambiorix überredete unter einem Vorwand die in seinem belgischen Gebiet stationierten 15 römischen Kohorten zu einer Verlegung. Die Legaten Sabinus und Cotta gingen darauf ein und wurden mit ihrem Tross von Ambiorix' Truppen überfallen und komplett aufgerieben. Das war die schwerste Niederlage römischer Verbände im bisherigen Kriegsgeschehen.

Nun erhoben sich unter Ambiorix' Leitung auch die Nervier und Aduatuker (nebst kleineren Stammesverbänden) und griffen das Winterlager des Quintus Cicero (Bruder Ciceros) im Nervier-Gebiet an, der nur mit Mühe standhalten konnte. Mit einer gewaltigen Energieleistung rückte Caesar in Eilmärschen mit zwei Legionen an und es gelang ihm, die Belagerten zu entsetzen und die Gallier zu verjagen. Ganz in der Nähe konnte sich der ebenfalls in Bedrängnis geratene Labienus (Legat Caesars) durch eine Schlacht der Treverer entledigen.

Anfang 53 hob Caesar zwei neue Legionen in Oberitalien aus, eine weitere wurde ihm von Pompeius zur Verfügung gestellt. Somit verfügte er über eine gewaltige Streitmacht, um den Aufstand der Belger zu beenden. Noch bevor der Winter zu Ende ging, fiel Caesar mit 4 Legionen ins Land der Nervier ein und unterwarf sie zum zweiten Mal. Den Ambiorix gedachte er durch die Unterwerfung der zu ihm übergelaufenen Stämme zu schwächen. Nach einem gallischen Landtag Caesars in Lutetia (Paris) zog er gegen die nicht erschienenen Gallierstämme. In Eilmärschen führte er sein Heer in das Land der Senonen und Karnuten, die sich kampflos ergaben. Die Treverer wurden erneut durch Labienus geschlagen und unterwarfen sich. Das gleiche Schicksal erlitten die Menapier durch Caesar, als dessen Heer in ihre waldreiche Heimat einrückte.

Caesar demonstrierte erneut Stärke und überschritt zum zweiten Male den Rhein. Die angerückten Sueben zogen sich zurück und Caesar verließ Germanien wieder, ließ zur Warnung die erbaute Brücke unter der Bewachung einiger Kohorten dieses Mal aber stehen.

Nun endlich konnte Caesar seine Rache für die Vernichtung 15 römischer Kohorten vollziehen. Mit voller Heeresmacht verwüstete er das eburonische Land, wobei er das Volk nach eigenen Angaben ausrottete. Ambiorix aber entkam, auch wenn er seine Bedeutung für immer verloren hatte. Der Senonefürst Acco hatte das Pech, in Caesars Hände zu fallen.

Nachdem einige Germanenstämme Q. Cicero in seinem Lager angegriffen hatten, kehrte Caesar zurück in das Land der Aduatuker, woraufhin sich die Germanen eilig zurückzogen. Caesar berief im Herbst einen Landtag in Durocortorum (Reims) ein, auf welchem er Fürst Acco auspeitschen und köpfen ließ. Daraufhin verließ er Gallien und ging nach Oberitalien, offenbar im Glauben, die Kelten befriedet zu haben. Wie sehr er sich irrte, musste er im folgenden Jahr feststellen, als die Kelten ihn zum ersten Mal an den Rande der Niederlage brachten.

Wieder begann das Jahr mit einem unglücklichen Omen: Caesars Vasall Clodius wurde entweder im Dezember 53 oder im Frühjahr 52 ermordet. Dies schwächte Caesars Position in Rom entscheidend, und die "Barbaren" erwiesen bemerkenswerte Einsicht in die römische Politik, glaubten sie doch, den idealen Zeitpunkt für eine Koalition gegen den bedrängten Caesar gefunden zu haben. Doch trotz der gefährlichen Situation steckte der nicht auf, sondern stellte sich dem Gegner, der niemals zuvor so stark war.

Im Frühling 52 stürmten die Karnuten ihre eigene Hauptstadt Cenabum (Orleans) und erschlugen dort jeden Römer, den sie fanden. Das war das Signal für einen gemeinsamen Aufstand, den der junge und hoffnungsvolle Arvernerkönig Vercingetorix schon länger vorbereitet haben muss. Es gelang ihm, die verfeindeten gallischen Stämme weitgehend in einer Koalition zu vereinigen und seinem Oberbefehl zu unterstellen.

Caesar traf im Februar/März in Narbo (Narbonne) ein und wurde durch das Koalitionsheer von einem großen Truppenteil in gallischen Winterlagern abgeschnitten. Er handelte rasch und bedenkenlos: Mit einem kleinen Kampfverband überschritt er die verschneiten Cevennen und verwüstete das Gebiet der Arverner, Cenabum wurde erobert und zur Strafe gebrandschatzt. Außerdem gelang es Caesar, sich mit seinen Truppen zu vereinigen. Vecingetorix verhielt sich taktisch unklug und griff Caesar nicht an. Er verfolgte konsequent die Strategie der verbrannten Erde. Jedes Gehöft, jedes Dorf und jede Stadt, in der die Römer Nahrung zu finden hofften, sollte vernichtet werden, Felder und Gärten mussten dem Erdboden gleich gemacht werden, um die Römer zu stoppen. Sein Vorgehen zeigte zuerst Wirkung, denn bei den römischen Truppen, die durch den Nahrungsmangel und das nasskalte Wetter entmutigt waren, sank die Moral. Caesar - der Psychologe - stellte seinen Legionen den Abzug frei. In ihrer Ehre getroffen, lehnten die Truppen ab und die Moral war wieder hergestellt.

Caesar belagerte die befestigte Hauptstadt der Biturigen, Avaricum (Bourges), eine der wenigen Städte, bei der Vercingetorix eine Ausnahme gemacht hatte und sie auf Flehen der Bevölkerung nicht hatte niederbrennen lassen. Nachdem die Stadt im Mai 52 gefallen war (dank der überlegenen römischen Belagerungstechnik und Pionierarbeit) hatte das für den Gallierführer eine gute und eine schlechte Seite: Da Caesar die Bevölkerung durch seine Soldaten hinmetzeln ließ (von 40.000 überlebten angeblich nur 800), rückten die Gallier enger an Vercingetorix, erkannten seine Fähigkeiten und stellten sich von nun an endgültig hinter ihn und seine Strategie. Doch hatte Caesar sein Versorgungsproblem kurzzeitig gelöst und die erste Möglichkeit, ihn zu verjagen, war vertan worden.

Caesar mischte sich nun erneut in die Machtkämpfe unter den Häduern ein, mit den Remern und den Treverern einer der wenigen gallischen Stämme, die nicht zur Koalition unter Vercingetorix gehörten, und brachte seinen Favoriten auf den Thron. Sein Heer teilte er und entsandte Labienus mit vier Legionen gegen die Senonen und Parisier. Mit dem Restheer zog er gegen Gergovia, die Hauptstadt der Arverner.

Vercingetorix erwies sich während der Belagerung als geschickter Heerführer. Noch immer mied er die offene Konfrontation, fügte dem Belagerungsheer immer wieder kleinere Nadelstiche zu. Dazu schürte er im Hintergrund Unruhe unter den häduischen Hilfsverbänden in Caesars Heer und ebenso in deren Stammland. Hier brach nun auch bald eine anti-römische Revolte aus. Caesar setzte sich sofort in Marsch, um das Land des wichtigen Verbündeten zu befrieden. Als er zurück kehrte, hatte sich die Lage für ihn keinesfalls gebessert. Noch immer war Gergovia dank seiner festungsähnlichen Anlage auf einem Berggipfel so gut wie uneinnehmbar, und Vercingetorix fügte ihm durch seine Guerillataktik herbe Verluste zu. Caesar persönlich hatte also seine erste bittere Niederlage erlitten und brach die Belagerung erfolglos ab. Daraufhin sagten sich die Häduer endgültig von ihm los. Labienus, der von der Niederlage bei seinem Zug auf Lutetia hörte, brach den Marsch ab, um nicht von Caesars Verbänden abgeschnitten zu werden, und vereinigte sich wieder mit Caesar.

Vercingetorix hatte nun Oberwasser. Auf einem eilig einberufenen Landtag wurde er als Oberbefehlshaber bestätigt, und tatsächlich standen die Chancen noch nie so gut, die Römer aus Gallien zu vertreiben.

Caesar befand sich auf dem Rückzug in der Nähe von Dijon, als Vercingetorix die erfolgreiche defensive Taktik aufgab und zur Offensive überging, nachdem er sein Heer bei Alesia gesammelt hatte. Warum der bisher so besonnene Anführer dieses Risiko plötzlich einging, ist unbekannt. Vielleicht hatten seine kriegerischen Kelten im Sommer 52 genug vom untätigen Abwarten und forderten ihren Anführer zur offenen Konfrontation mit dem doch schon geschlagenen Gegner auf. Vielleicht wurde der junge Arverner auch selbst ungeduldig.

Seine berittenen Truppen trafen auf Caesars Reiterei, die größtenteils aus angeworbenen Germanen bestand, und erlitten trotz zahlenmäßiger Überlegenheit eine erbärmliche Schlappe. Vercingetorix beging den absolut tödlichen Fehler, sein begonnenes Werk nicht zu vollenden. Anstatt Caesars demoralisierte Truppen mit seiner zahlenmäßigen Überlegenheit zu erdrücken, erlaubte er sich nach der Niederlage seiner Reiter den Luxus des Rückzuges. Nun war die Initiative an Caesar zurückgefallen, welcher seinerseits nicht einen Moment zögerte. Als er hörte, dass sich Vercingetorix nach Alesia zurückgezogen hatte, gab er den sofortigen Befehl zur Umkehr und schloss den Arverner in Alesia ein. Diesem gelang es kurz vorher, ein Hilfsgesuch an die Koalitionspartner auf den Weg zu bringen.

Caesar vollbrachte nun eines seiner größten militärischen Meisterwerke, denn er überstand eine Belagerung während einer Belagerung, wobei sowohl das Heer, das er in Alesia belagerte, als auch das anrückende Koalitionsheer jeweils größer als das seinige war. Vercingetorix verfügte über ca. 80.000 Mann, während die herbeieilenden Gallier wesentlich zahlreicher gewesen sein müssen (250.000?). Caesar wird kaum über mehr als 50.000 Mann verfügt haben.

Er erschuf trotz wiederholter Ausbruchs- und Störversuche der Eingeschlossenen ein Belagerungswerk, welches einem Kunstwerk gleichkam. In nur einen Monat trieb Caesar seine Soldaten dazu an, Alesia mit einer 17 Kilometer langen Befestigung (Wall und Graben) einzuschließen. Da er die Bedrohung durch die anrückenden Verbündeten des Vercingetorix kannte, ließ er einen weiteren 21 Kilometer langen Wall aufwerfen, befestigt mit Türmen, Wassergräben, Fallgruben, Palisaden, Fußangeln und Bodenhindernissen.

Als das Entsatzheer eintraf, wurden die Belagerer dann selbst zu Belagerten. Es kam zu viertägigen äußerst heftigen Gefechten, bei denen die Gallier wiederholt versuchten, Caesars Befestigungen zu erstürmen. Dennoch hielten die Bollwerke, in einem Monat errichtet, stand. Nur einmal durchbrachen gallische Reiter die Mauern, wurden jedoch durch heftige römische Gegenwehr unter Labienus und einen tollkühnen Reiterangriff Caesars persönlich, der seine Reiterei um das gallische Koalitionsheer herumgeführt hatte, zurückgeworfen. Schließlich brachen die enttäuschten Gallier die Belagerung ab, und Vercingetorix, dessen Truppen dem Verhungern nahe waren, ritt zu Caesar und ergab sich. Schon vorher hatte er die Bevölkerung Alesias vor die Tore in den römischen Belagerungsring schicken müssen, da er sie nicht mehr ernähren konnte. Auch die Römer konnten die Bevölkerung nicht verpflegen, weshalb sie kläglich auf dem Schlachtfeld verhungerte. Vercingetorix wurde gefangengenommen und würde bei Caesars Triumphzug durch Rom in sechs Jahren schließlich hingerichtet (erdrosselt) werden.

Doch war der Kampfeswille der Gallier war immer noch nicht vollständig gebrochen, weshalb sich Caesar im Jahre 51 (nachdem er in Bibracte überwintert hatte) zu mehreren Strafexpeditionen gezwungen sah. So unterwarf er die widerspenstigen Karnuten endgültig, ebenso wie die Bellovaker und Atrebaten. Um Ambiorix zu schwächen, verwüstete er erneut das Land der Eburonen. Das alles ereignete sich von Mai bis Juni, im Sommer war die Zeit von Caesars Unterfeldherren angebrochen. C. Fabius und C. Caninius besiegten den Anden Dumnacus vor Lemonum (Poitiers). Fabius besiegte dann nochmals die Karnuten und weitere Küstenvölker. Caninius, später Fabius und Caesar selbst belagerten schließlich die letzte Hochburg der Karnuten, Uxellodunum. Nach der Eroberung bewies Caesar grausamen Großmut: Zwar ließ er den Belagerten das Leben, aber sie wurden verstümmelt: Jedem wurde die rechte Hand als warnendes Beispiel abgeschlagen. Gleichzeitig besiegte Labienus wieder einmal die Treverer.

Damit waren die Kriegshandlungen in Gallien nahezu endgültig beendet. Caesar überwinterte in Nemotecenna (Arras) und beruhigte im Jahre 50 das Land. Der Krieg hatte wohl mehr als eine Million Menschenleben gekostet und Gallien wirtschaftlich und militärisch ausgeblutet. Widerstand gegen Rom würde auf Jahrzehnte nicht möglich sein, und bis dahin war die keltische Bevölkerung schon romanisiert. Was Caesar schon 56 nach Rom gemeldet hatte, war erst jetzt wahr geworden: Gallien war befriedet.

Bei einer geschätzten Gesamtbevölkerung Galliens zwischen 4-8 Millionen Kelten, die sich in etwa 20 Grosstämme und 40 kleiner Stämme aufteilten, gelang es Caesar nach eigenen Angaben 1.192.000 Gegner zu erschlagen. Ein weiterer großer Teil wurde versklavt. Doch nun musste Caesar wieder seine ganze Aufmerksamkeit auf Rom richten, denn dort war seine Position mittlerweile unhaltbar, wenn er sich nicht dazu entschied, militärisch zu intervenieren.



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Christian Ilaender, November 1996. Korrigiert und verbessert von Peter Mühlan, Januar 2003.

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Xellil
 

Beitragvon Xellil » Mi 23. Apr 2003, 01:13

Caesar hatte es bei seiner Rückkehr nach Rom nicht eilig; man erkennt wieder seine Scheu, die Hauptstadt zu betreten. Gemächlich reiste er mit seinem Anhang, zu dem neben Decimus Brutus, einer seiner späteren Mörder, auch Oktavian gehörte, der Enkel einer Schwester Caesars, den er unter seine Fittiche genommen hatte. Im Juli 45 residierte Caesar in Oberitalien und im Frühherbst hielt er sich immer noch außerhalb Roms auf seinem Landgut bei Labici (im Norden der Albaner Berge) auf, wo er am 13.9. ein Testament verfasste und Oktavian zu seinem Haupterben erklärte. Anfang Oktober betrat Caesar schließlich wieder römischen Boden.
Nach seinem vierzigtägigen Triumph über Gallien, Ägypten, Kleinasien und Afrika fand in Rom ein gewaltiger fünfzigtägiger Triumph über Spanien statt. Schon mit dem Eintreffen der Siegesnachricht von Munda am 20.4.45 in Rom war Caesar mit Ehrungen aus dem Senat überhäuft worden. Der 21.4. wurde zum allgemeinen Feiertag ernannt, Caesar durfte bei jedem öffentlichen Anlass das Triumphalgewand und einen Lorbeerkranz tragen. Sein Titel als Imperator wurde auf seinen legitimen Erben übertragbar und er erhielt das Recht, in den nächsten 10 Jahren das Konsulat zu bekleiden. Dazu wurde er zum Diktator auf Lebenszeit ernannt. Caesar erhielt den Ehrentitel pater patriae, sein Geburtstag wurde mit Staatsopfern begangen und sein Geburtsmonat wurde nach ihm benannt (s.u.). In allen Munizipien und Tempeln wurde sein Standbild aufgestellt, ebenso wie auf dem Kapitol in Gesellschaft der ehemaligen Könige von Rom. Zu all dem sollte Caesar auch einen Tempel und einen Kult erhalten. Zu einer Vergöttlichung zu Lebzeiten kam es allerdings nicht mehr.

Offenbar verkannte Caesar, dass all diese Ehrungen durch den unterwürfigen Senat auch ein erhebliches Hass- und Neidpotential aufbauten, denn die Gerüchte um die Tyrannis verstummten bis zu seinem Tod nicht. Dem Volk war die ungeheure Machtanhäufung auch nicht geheuer. Als anlässlich seiner Erfolge das Standbild einer Siegesgottheit und das Standbild Caesars durch die Stadt getragen wurden, blieben die üblichen Beifallsbekundungen aus.

Seine Rückkehr nach Rom begann im Oktober unter einem ungünstigen Stern: Als amtierender Konsul legte Caesar sein Amt nieder, um es an Freunde aufgeteilt zu verschenken. Die somit illegal eingesetzten Konsuln für drei Monate erlebten keine glückliche Amtszeit: Das Volk zischte die ungeliebten, aufoktroyierten Amtsinhaber bei öffentlichen Anlässen nieder. Am 31.12. kam es zum Eklat: Bei den Neuwahlen zu den kommenden Konsulaten erschien einer der von Caesar Eingesetzten nicht - er war in den frühen Morgenstunden verstorben. Caesar ernannte kurzerhand einen anderen Günstling zum Konsul, der bis zum 1.1.44 amtierte, also nur wenige Stunden. Cicero bemerkte dazu später höhnisch, der Konsul sei sehr fleißig gewesen, denn in seiner Amtszeit hätte er nicht einmal die Zeit zum Schlafen oder zum Frühstücken gehabt.

Eine weitere Maßnahme Caesars war die Aufstockung des Senats von 600 auf 900 Senatoren. Neben den durch den Bürgerkrieg freigewordenen Plätzen, die er neu besetzen konnte, vergab er auch die neu geschaffenen Sitze an Freunde, Weggefährten, Speichellecker und sonstige Anhänger. Darunter befanden sich auch viele ausländische Fürsten, die er zu belohnen suchte, was auf Roms Häuserwänden zu dem geistreichen Graffito führte, niemand solle sich erdreisten, einem Senator den Weg zur Curie zu weisen. Auch die Anzahl der Magistraturen stockte er auf, so die Anzahl der Quästoren von 20 auf 40 und die der Prätoren von 8 auf 16. Mit diesen Ämtern wurden ebenfalls viele seiner Unterstützer belohnt, doch auch das größer gewordene Reich ließ sich so leichter verwalten.

Caesar hatte allerdings auch noch andere Pläne: Er war sich der Probleme in Rom durchaus bewusst, wo eine heillose Überbevölkerung herrschte. Einigen hunderttausend Römern ließ er unentgeltliche Getreidezuweisungen zukommen und begann dann eine entlastende Kolonisationspolitik. Über 80.000 Menschen wurden nach Spanien, Afrika, Illyricum und in die Narbonensis umgesiedelt, die meisten davon Veteranen Caesars. Weitere Kolonisationen waren sicherlich geplant, wurden aber unter Caesar nicht mehr realisiert: Entweder verfolgte er das Vorhaben nur halbherzig oder die verbleibende Zeit reichte nicht mehr aus.

Schon Ende 46 hatte er eine Kalenderreform verabschiedet, die im Wesentlichen bis heute unseren Kalender bestimmt. Papst Gregor XIII. machte 1582 nach einer relativ geringfügigen Änderung daraus unseren heutigen Gregorianischen Kalender. Der römische Kalender zur Zeit der Republik basierte im Prinzip auf dem Mondjahr. Das einfache Jahr bestand aus 355 Tagen. Um die Abweichungen zum Sonnenjahr (365 Tage) zu korrigieren, schob man in jedem zweiten Jahr einen Schaltmonat (!) von abwechselnd 23 und 22 Tagen ein. Trotzdem entstand eine durchschnittliche Abweichung von einem Tag pro Jahr, die ab und zu durch einen veränderten Schaltmonat auszugleichen war. Jahresbeginn war seit 153 v. Chr. der erste Januar. Die Gestaltung des Kalenders lag fest in der Hand der pontifices, die ihre Kompetenzen durchaus auch im Interesse bestimmter Faktionen missbrauchten. So konnten sie z.B. die Stichtage steuern, wann Schulden zu tilgen bzw. Steuern oder Versorgungsbezüge zu zahlen waren. Es herrschte jedenfalls eine erhebliche Unordnung und Unsicherheit, auch bei den Festtagen, und die Abweichungen verursachten mittlerweile riesige Probleme. Caesar beauftragte im Jahre 46 eine Gruppe ägyptischer Astronomen unter Sosigenes, einen neuen Kalender zu entwickeln. So entstand der Julianische Kalender, der Elemente des ägyptischen Sonnenjahres, der griechischen Astronomie und der traditionellen römischen Zeitrechnung in sich vereinte und dessen Gültigkeit Caesar ab dem 1. Januar 45 anordnete. Um den Kalender aber mit bestimmten astronomischen Gegebenheiten zu synchronisieren, musste zuvor die aufgelaufene Zeitdifferenz ausgeglichen werden. Das Jahr 46 erhielt deshalb zwei zusätzliche Schaltmonate und war ausnahmsweise 445 Tage lang (annus confusionis). Der neue Kalender ging von einer Jahreslänge von 365,25 Tagen aus (Sosigenes wusste bereits, dass das Sonnenjahr geringfügig kürzer war, hielt die Differenz aber für unerheblich - erst bei der gregorianischen Kalenderreform 1582 sollte sie berücksichtigt werden). Drei von vier aufeinanderfolgenden Jahren waren jeweils 365 Tage lang, das vierte als Schaltjahr 366 Tage. Außerdem wurde Caesars Geburtsmonat Quintilis in Iulius umbenannt.

Kaiser Augustus musste allerdings noch einmal korrigierend eingreifen. Durch eine fehlerhafte Auslegung von Caesars Anordnung waren zu viele Schaltjahre angefallen. Augustus ließ drei Schaltjahre ausfallen und legte das Jahr 8 nach Chr. und jedes vierte darauf folgende Jahr als Schaltjahr fest. Außerdem verewigte auch er seinen Namen im Kalender: Er ließ den Monat Sextilis in Augustus umbenennen. Dieser Kalender wurde bald überall im römischen Reich gültig. Unsere Jahreszahlen wurden erst im 6. Jahrh. rückwirkend ermittelt (Diogenes Exiguus), und es ist ein glücklicher Zufall, dass alle Jahre mit durch vier teilbaren Jahreszahlen (im Gregorianischen Kalender nur noch fast alle) zu Schaltjahren wurden.

Auch auf dem staatsrechtlichen Sektor plante Caesar Reformen. Durch ein Gesetz reorganisierte er die Städte des Reiches, allerdings wurden seine Verfügungen erst am 3.6.44 (also nach seiner Ermordung) von den amtierenden Konsuln Antonius und Dolabella in Caesars Amtsnachlass gefunden und durchgeführt. Die Entwürfe Caesars (soweit sie tatsächlich auf ihn zurückgingen) verbesserten die Getreideversorgung, die Straßennutzung, die Stadtratsorganisation und den italischen Zensus. Caesar weigerte sich immer noch, einen radikalen Schuldenerlass durchzuführen, erlaubte aber Schuldennachlässe und die Beibehaltung der persönlichen dignitas eines Schuldners, auch wenn er Zahlungsunfähigkeit eingestehen musste. Was die reiche Oberschicht (und damit vor allem die Hauptgläubiger) ebenfalls entsetzte, war die Begrenzung der Proprätur in den Kolonien auf ein Jahr und die Prokonsularität auf zwei Jahre (anders als Caesar sollte kein Prokonsul mehr eine starke Militärmacht in der ihm angewiesenen Provinz aufbauen können).

Dennoch wurde er vom Senat mit weiteren Ehrungen überhäuft. Sein Amt als Pontifex Maximus wurde auf seinen Erben übertragbar, sein Stuhl, zwischen den amtierenden Konsuln in der Curie aufgestellt, wurde vergoldet, er erhielt das Erstspracherecht auf jeder Versammlung. Die Priesterschaft der Wolfsabwehrer, die Luperci, wurden um ein Kollegium erweitert, und zwar um das iulianische. Man bot ihm auch einen Leibwächtertrupp an, bestehend aus Senatoren und Rittern, den Caesar aber ablehnte. Entweder war er sich seiner akuten Bedrohung nicht bewusst oder er ignorierte sie.

Caesars Ideenreichtum, diese Ehrungen zu beantworten, waren noch immer nicht erschöpft. Rom war damals, verglichen mit den kulturellen Hochburgen der Antike wie Alexandria, Ephesos, Babylon oder dem mittlerweile zerstörten Karthago (dessen Wiederaufbau Caesar begann), eher ein Provinznest und sollte endlich mit repräsentativen Bauwerken ausgerüstet werden, die mit den Weltwundern konkurrieren könnten. Auf dem Marsfeld sollte ein gewaltiger Tempel, dem Mars geweiht, errichtet werden. Am Fuße des Tarpeischen Felsens plante er den Bau des größten Theaters der Welt. Der Tiber sollte umgeleitet, gewaltige Sumpfgebiete trockengelegt werden. Die Untiefen vor Ostia, dem Seehafen Roms, sollten beseitigt werden, ein Tiberkanal zur Verbindung des Tyrrhenischen Meeres mit der Adria war geplant (und wurde erst im 19. Jhr. verwirklicht). Alle diese Pläne konnte er nicht realisieren. Ob Caesar es geschafft hätte, das alles in die Tat umzusetzen, wenn ihm ein längeres Leben vergönnt gewesen wäre, bleibt offen. Vielleicht handelte es sich wirklich um Gigantomanie, vergleichbar mit Alexander, vielleicht hätte er aber dank seiner scheinbar unerschöpflichen Energie tatsächlich diese Pläne verwirklicht.

Caesar wäre nicht er selbst gewesen, hätte er nicht auch über eine neue Militäraktion nachgedacht. Das geplante Unternehmen wäre allerdings einer der gewaltigsten Feldzüge der Antike geworden. Caesar plante, mit 16 Legionen und 10.000 Reitern gegen die Parther zu ziehen, die seinen Mit-Triumvir Crassus auf dem Gewissen hatten und jetzt die römischen Besitzungen in Syrien hart bedrängten. Nach der Niederwerfung der mächtigen Parther wollte Caesar nach Norden ziehen, vorbei am Schwarzen Meer, bis nach Germanien, dieses erobern und über Gallien nach Rom zurückkehren. Angelegt war das Unternehmen, das Ende März 44 starten sollte, auf drei Jahre, und es bezeugt erneut Caesars Widerwillen, sich in Rom aufzuhalten. Für die dreijährige Abwesenheit erhielt Caesar per Gesetz die Erlaubnis, Magistrate für die Jahre 43-41 zu bestimmen. Die entsprechenden Posten wurden an Gefolgsleute verteilt.

In Rom spitzten sich im Winter 44 die Ereignisse immer mehr in Richtung des unvermeidlichen Höhepunktes zu. Caesars Anspruch auf königliche Gewalt schien für seine größten Gegner immer offensichtlicher. Am 15.2. gab es einen Vorfall während des Lupercalienfestes: Während der Feierlichkeiten krönte der mit einem Wolfsfell bedeckte Priester des Lupercalienkollegiums, Antonius, Caesar mit dem Königsdiadem - wie er verkündete - von der Hand des Volkes. Dieses war zahlreich anwesend und schien von seinem "eigenen" Angebot wenig begeistert zu sein: Es gab keinen aufkommenden Jubel, sondern nur schweigenden Widerwillen. Caesar antwortete schlagfertig, Jupiter möge allein König unter den Römern sein. Nun bejubelte das Volk die Ablehnung Caesars. Wir wissen nicht, ob diese Szene abgesprochen war, um die Stimmung im Volke auszuloten. Die Stimmung hatte Caesar allerdings richtig eingeschätzt, indem er die dargebotene Königswürde ablehnte, doch für ihn war aufgeschoben sicherlich nicht aufgehoben. Schließlich brach der März an, den Caesar nicht überleben sollte.

Wie schon erwähnt, gärte es unter den konservativen Optimaten und Republik-Anhängern. Die unübertroffene Machtfülle Caesars erfüllte sie mit Misstrauen, Neid und Angst. Auch die Tyrannis eines Caesar wurde allgemein befürchtet. Den schien der Personenkult zu blenden, denn er ließ sich weiter zum Popanz aufbauen und nahm jede Ehrung geschmeichelt an. Bald hatte sich im Senat eine Fraktion gebildet, die zu einem Attentat auf den Diktator bereit war, unter ihnen der als ehrenvoll geachtete Marcus Iunius Brutus, dem Caesar einst nach der Schlacht von Pharsalos verziehen hatte. Mit von der Partie war ein weiterer Brutus (Decimus), C. Cassius Longinus, Trebonius (einer von Caesars hoch geachteten Unterfeldherren in Gallien), Lucius Calpurnius Piso (den Caesar früher einmal zum Konsul gemacht hatte und der noch dazu sein Schwiegervater war) - alles geachtete Optimaten oder Populare, Gegner und Freunde Caesars...die Opposition war mittlerweile im ganzen Senat entstanden, unabhängig von Faktionen und Fraktionen. Insgesamt gab es um die 60 Verschwörer.




Brutus, ein ehrenvoller Mann und Vertrauter Caesars, war einer seiner Mörder.

Am 14.3. speiste Caesar zu Abend bei seinem magister equitum. Im Laufe der Unterhaltung antwortete er auf die Frage, welchen Tod er bevorzugen würde: "Am liebsten plötzlich und unerwartet." Der Idus brach an (Idus ist die Bezeichnung des 13. oder 15. Tages eines Monats im römischen Kalender). Am Morgen befiel Caesar auf einmal Übelkeit und er war kurz davor, die anberaumte Senatssitzung abzusagen. Auch seine Frau Calpurnia hatte schlecht geschlafen und sogar von seiner bevorstehenden Ermordung geträumt. Einer der Verschwörer, Decimus Brutus, begab sich zu dem zögernden Diktator und überredete ihn, dennoch die Senatssitzung in der Curia des Pompeius nicht zu verschieben, um Stärke an den Tag zu legen. Einen Zettel mit einer Warnung vor dem Attentat begrub Caesar achtlos unter seinen Akten. Gegen 11 Uhr machten sich Caesar und D. Brutus auf den Weg.

Inzwischen hielt der Trebonius den amtierenden Konsul Antonius unter Vorwänden in einem Vorraum der Curia fest. Mittlerweile war Caesar eingetroffen. Unterwegs hatte er die Warnung eines Sehers, die ihm zugerufen wurde, achtlos in den Wind geschlagen. Sogleich wurde er von einigen der Verschwörer umringt. Ein gewisser Tillius Cimber brachte die Bitte um Begnadigung für seinen Bruder vor, was Caesar ihm rundweg abschlug. Daraufhin legte ihm Tillius die Hände an den Hals und riss seine Toga herab. Die Verschwörer stürzten sich auf den Diktator, und als erster stieß ihm Casca seinen unter dem Gewand verborgenen Dolch in den Nacken. In dem entstehenden Tumult drehte sich Caesar zu Casca um und herrschte ihn an: "Verdammt, was tust du?". Nun zogen auch die anderen Verschwörer ihre Dolche. Alle fielen über den verhassten Diktator her, durchbohrten ihn mehrmals und zerfetzten seinen Leib. Auch Brutus, den Caesar wie einen Sohn geliebt hatte, stieß zu. Caesar leistete danach endlich keinen Widerstand mehr, sondern fragte nur noch verbittert: "Auch du, Brutus?". Blutbesudelt brach Caesar vor der Statue des Pompeius zusammen und starb. Er hatte mindestens dreiundzwanzig Stichwunden empfangen.

Brutus trat vor die Senatoren und versuchte zu sprechen, doch die schockierten Männer flohen aus der Curie. Auch die Verschwörer wurden von der Panik ergriffen und flohen. Rom wurde durch Tumulte schwer erschüttert, und um die Nachfolge des Diktators sollten noch jahrelang blutige Kriege geführt werden.



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Christian Ilaender, Januar 1997. Verbessert und korrigiert durch Peter Mühlan, Februar 2003.

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Xellil
 

Beitragvon Xellil » Mi 23. Apr 2003, 01:29

nach dem gallienkrieg:





8. Rubicon...Symbol für einen mörderischen Bürgerkrieg.
Clodius, der Verbündete Caesars.
Rubicon.
Die Milde von Corfinium.
Sieg gegen die spanischen Pompeianer.
Der elftägige Diktator.
Dyrrhachion, Caesars bitterste Niederlage.
Der glanzlose Sieg von Pharsalos und die Milde Caesars.


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Nachdem Caesar den Aufstand in Gallien niedergeschlagen und die letzten Brandherde in seiner Provinz eingedämmt hatte, musste er sich einer noch größeren Gefahr zuwenden. In Rom hatten sich die Ereignisse derartig zugespitzt, dass Caesar nur noch aufgeben oder militärisch eingreifen konnte. Aufgeben lag nicht in seiner Natur.
Wie aber war es soweit gekommen? Dazu muss man beim Jahr 58 beginnen, als Caesar sein kriegerisches Engagement in Gallien startete und Pompeius die Position des Ersten Mannes in Rom anstrebte. In Publius Clodius Pulcher hatte Caesar einen wertvollen, wenn auch nicht unproblematischen Mitstreiter gefunden. Clodius war ein sehr aktiver Volkstribun, der eine wesentlich erfolgreichere populare Politik fuhr, als es Caesar gelungen war. Gleich mehrere Ackergesetze, Provinzaufteilungen und ähnliches konnte Clodius durchsetzen. Im Jahre 58 verjagte man Cicero aus Rom, da Clodius über die Verurteilung der Catilinarier durch den ehemaligen Konsul wetterte. Cicero wurde verbannt. Es folgte in den nächsten Jahren ein ständiges Hin und Her, die Lage in Rom wurde zunehmend chaotischer und anarchischer, denn jeder Gesetzesvorschlag wurde durch den Terror bewaffneter Horden durchgesetzt. Der Senat forderte die Rückkehr Ciceros, Pompeius zog sich nach einem angeblichen Anschlag vorläufig aus der Politik zurück. 57 durfte Cicero nach Rom zurückkehren, nachdem es zu Tumulten und Hungerrevolten gekommen war, und sollte später Caesar seine Dankbarkeit erweisen, denn zweifellos hatte dieser die Rückkehr wohlwollend gefördert.

Wieder kam es zu Unruhen und Gerichtsverfahren aller gegen alle. Pompeius, der seine Felle davonschwimmen sah, verschaffte sich ein außerordentliches Kommando zur Beschaffung von Getreide. Dank Caesars Vermittlung und dem mäßigenden Einfluss der Julia (Frau des Pompeius und Tochter Caesars) gelang es 56 in Lucca, das Triumvirat zu erneuern. 55 schafften es Pompeius und Crassus, mit Hilfe bewaffneter Einschüchterungstrupps die Konsulatswahlen herauszuzögern (es gab ein interregnum) und sich schließlich selbst wählen zu lassen. Die ersten Entscheidungen besagten, dass Pompeius Spanien und Crassus Syrien als prokonsularische Provinz erhalten sollten, Caesars Prokonsulat wurde bis zum Jahre 50 verlängert. Nun sah die Lage für Caesar schon rosiger aus und durch massive Bestechungen konnte er auch die Konsuln von 54, Domitius Ahenobarbus und Claudius Pulcher, auf seine Seite bringen. Crassus reiste nach Syrien ab, Pompeius blieb in Italien und ließ seine Amtsgeschäfte in Spanien, wo keine Möglichkeit zum Krieg bestand, von anderen führen.

Jetzt kam es allerdings zu einem zu einem für Caesar unerwarteten, traurigem Ereignis: Seine Tochter Julia starb, und die verwandtschaftliche Beziehung zu Pompeius war abgerissen. Die Ehe zwischen Pompeius und Julia war wohl glücklicher Natur gewesen zu sein: unter ihrem Einfluss scheint sich der alternde Militär mehr den Vergnügungen, vor allem kultureller Art, zugewendet zu haben. Scheinbar besuchten er und seine junge Frau diverse Theateraufführungen und sonstige kulturelle Hochgenüsse, Pompeius erbaute ein großes Theater. Einerseits führte dies dazu, dass er scheinbar nicht auf den Gedanken kam, neidisch auf Caesar zu sein - dessen Stern kometenhaft empor strebte - und gegen ihn zu opponieren; Andererseits zog sich Pompeius auch mehr aus der Politik zurück, was dazu führte, dass die Sitten in der Hauptstadt verrohten und politische Entscheidungen mit Hilfe der Volksversammlung und marodierender Banden durchgesetzt wurden - was hauptsächlich auf Publius Clodius zurückging. Es war wohl in dieser Zeit, dass der Senat nach einem starken Mann suchte, der die Verhältnisse in Rom wieder ordnen konnte...diese Person konnte eigentlich nur Pompeius sein. Viele Senatoren, vor allem die Optimaten (deren fundamentalistischen Anhänger sich selbst als die "boni" bezeichneten, z.B. Cato, Bibulus, Metellus Scipio) werden erhebliche Bauchschmerzen bei diesem Vorgang bekommen haben. Oft hatte Pompeius gegen sie Entscheidungen durchgedrückt, jedoch: es blieb ihnen keine Wahl - niemand sonst hatte den Einfluss, die dignitas und zur Not auch die entsprechenden Veteranen zur Verfügung, um für Ruhe in der Stadt zu sorgen. So entfremdete sich Pompeius unter dem Einfluss der Optimaten zunehmend Caesar, was auch deutlich durch Pompeius nächste (und letzte) Ehe wurde: er heiratete Metalla, die Tochter des Metellus Scipio. Später würde dies dazu führen, dass sich Pompeius unversehens als Gegner Caesars wiederfand, mit einem Haufen Optimaten und Boni im Kommandantenzelt die sich über seinen Führungsstil (man ließ sich als hochgeborener Römer eben nicht gerne etwas von einem picentischen General sagen) mokierten und ihn letztlich in die Niederlage trieben; Später dazu mehr.

Vorerst aber sorgte Pompeius für eine gewisse Konsolidierung in der Stadt und baute zarte Verbindungen zu der senatorischen Führungsschicht auf. 53 und 52 verursachte Pompeius jeweils ein interregnum, das heißt, er verhinderte die Wahl eines Konsuls - somit war er so etwas wie ein Alleinherrscher, denn niemand außer ihm hatte soviel Einfluss, wie er. Auch ansonsten war die Zeit mal wieder geprägt durch etliche Prozesse, Gesetzvorschläge und Abstimmungen, die Lage blieb angespannt, die Stimmung war aufgeladen.

Im Dezember 53 (oder Frühjahr 52) verübte Milo einen blutigen Überfall. Milo war zuvor ein Gegner des Clodius gewesen und hatte sich mit seinen Schlägerbanden wüste Prügeleien mit den Truppen des Clodius geliefert. Offenbar ermuntert von Pompeius, der gerne andere die Drecksarbeit für sich erledigen ließ (z.B. durch die unzähligen von ihm bezahlten und gedungenen Volkstribunen), machte er auf der Via Appia nahe Bovillae den Clodius nieder. Clodius war zunächst nur verwundet, aber Milo ließ auch noch die Schenke stürmen, in die Clodius sich geflüchtet hatte. Der Volkstribun, den das Volk verehrte, wurde erschlagen. Tags darauf traf der Leichnam des Volkshelden in Rom ein und das aufgebrachte Volk brannte die Curia samt dem Toten nieder. Die Konsulkandidaten, beides Optimaten (denen der Tod des Rabauken sehr gelegen kam), wurden vom tobenden Volk belagert und bedroht, die Protestler konnten jedoch vertrieben werden.

Pompeius ließ Milo, den er wahrscheinlich unterstützt hatte, nun wie eine heiße Kartoffel fallen und beschuldigte ihn auch noch eines Mordversuches gegen ihn, Pompeius, selbst. Schliesslich hatte Milo seine Schuldigkeit getan, der populare Unruheherd Clodius war aus dem Weg geräumt. Erneut kam es zu Tumulten in Rom, und der Senat übertrug Pompeius durch ein Notstandsgesetz (Senatus consultum ultimum) das Konsulat mit diktatorischer Vollmacht, denn ein Amtskollege fehlte ihm. Er sollte die Lage in Rom und Italien befrieden. Das Gegenteil geschah. Pompeius wollte jetzt die Macht und strebte sie skrupellos an. Dabei ging er allerdings reichlich ungeschickt, um nicht zu sagen dilettantisch, vor. Im Frühjahr 52 liess er nämlich beschließen, dass Caesar sich in Abwesenheit um das Konsulat 48 bewerben durfte. Damit glaubte er den beunruhigten Caesar zufriedengestellt zu haben, offenbar scheute er einen offenen Bruch und eine klare Politik. Caesar ging es darum, dass er nach der abgelaufenen Zehn-Jahres Frist direkt in sein zweites Konsulat übergehen konnte, womit er immun gegen die etlichen Anklagen wäre, die die Optimaten gegen ihn in der Schublade hatten.

Widersprüchlicherweise ließ Pompeius im Sommer dann allerdings ein Gesetz verabschieden, das die Anwesenheit eines Bewerbers für ein Amt in Rom voraussetzte. Der vergessliche Alleinkonsul ließ der fertigen Gesetzestafel den Zusatz anfügen, dass Caesar eine Ausnahme bilde. Juristisch war das jedoch nicht die Sicherheit, nach der es Caesar verlangte. Langsam fielen die Masken.

Pompeius heiratete also erneut und schlug ein Angebot Caesars aus, der ihm eine seiner (zur Zeit noch verheirateten) Nichten angeboten hatte und im Gegenzug Pompeius' Tochter heiraten wollte (Caesar selbst war noch mit Calpurnia verheiratet). Im Jahre 51 veröffentlichte Caesar dann seine Comentarii, den bellum gallicum. Da der Krieg nach der Schlacht von Alesia angeblich beendet war, forderte einer der Konsuln des Jahres 51 von Caesar die Entlassung seiner Truppen und Caesars Abberufung aus Gallien, was der Senat aber ablehnte. Über das von Caesar an die Bürger von Novum Comum verliehene Bürgerrecht wurde öffentlich gestritten, der Statthalter der Stadt sogar ausgepeitscht, ein offener Affront gegen Caesar.

Bei einer Senatssitzung im Sommer 51 (22.7.) im Apollon-Tempel wurde beschlossen, den Sold an Pompeius' Truppen auszuzahlen und die von ihm an Caesar ausgeliehenen Einheiten zurückzubeordern, um gegen die Parther Krieg zu führen. Caesar gehorchte zähneknirschend, gab den abreisenden Legionen noch ein hohes Geldgeschenk und hob sogleich neue Truppen aus, um seine alte Sollstärke wiederzuerreichen. Die pompeianischen Legionen warteten in Brundisium vergeblich auf ihre Verlegung in Richtung Osten, da die Einschiffung in Erwartung von Kämpfen in Italien verzögert wurde.

Der Senat beschloss am 29.9. über die prokonsularischen Provinzen am 1.3.50 zu verhandeln, womit Caesar eine Abberufung drohte, bevor er als Konsul gerichtliche Immunität genießen konnte. Die Sitzung fand wie geplant statt, jedoch verhinderte Curio, den Caesar nach Clodius' Tod offenbar eingekauft hatte, einen Beschluss mit seinen tibunatischen Veto. Im Sommer 50 kam es zum vieldiskutierten Seitenwechsel des Labienus, eines der fähigsten Unterfeldherren Caesars im gallischen Krieg (wir kennen ihn noch von seinen diversen Siegen gegen die Heere der Treverer). Dennoch verließ er Gallien in aller Eile und reiste zu Pompeius, um diesen fortan zu unterstützen. Caesar, der die schlechte Nachricht zuerst nicht glauben wollte, schickte dem ehemaligen Kameraden schließlich sein Gepäck nach, das er in der Eile vergessen hatte.

Nach allerlei entgegengesetzten Beschlüssen und Abstimmungen fand bei einer Abstimmung am 1.12. ein Antrag die große Mehrheit (370:22), Caesar und Pompeius abzuberufen. Pompeius sperrte sich gegen den Vorschlag, womit auch Caesar eine Befolgung unmöglich war. Vielleicht um Zeit zu gewinnen, vielleicht auch um eine kriegerische Auseinandersetzung wirklich noch zu vermeiden, bot Caesars die Entlassung von Teilen seiner Armee an, er wollte seine italische Provinz abgeben und im Endeffekt nur Illyricum und eine Legion behalten. Der Vorschlag stieß bei Pompeius auf wenig Gegenliebe, denn die Konfrontation war nun fest geplant. Marcellus, amtierender Konsul und Handlanger des Pompeius, verlangte, die Legionen für den Partherkrieg gegen Caesar zu entsenden und übertrug ohne jede Legitimation das Kommando dem Pompeius, der hinter diesen Winkelzügen stand. Damit war quasi der Krieg erklärt. Curio floh am 10.12. zu Caesar nach Ravenna, und Antonius wetterte in einer Rede am 21.12. gegen Pompeius.

Noch im Januar bot Caesar dem Senat an, zurückzutreten, wenn auch Pompeius zurücktreten würde. Dieser wollte nun aber alles und steuerte weiterhin auf Kriegskurs. Der Senat beschloss am 7.1.49 ein senatus consultum ultimum, nach dem Caesar entweder sein Kommando niederlegen sollte oder zum Staatsfeind erklärt würde (zu diesem Zeitpunkt wurde der Senat schon von den Optimaten beherrscht, Caesars Anhänger waren zu ihm geflohen, da sie vorher durch Terrortrupps eingeschüchtert und denunziert worden waren). Auch Antonius floh nun, nachdem die Lage hoffnungslos geworden war. Der Senat übergab Pompeius das Kommando für den Krieg, der sogleich mit der Aushebung seiner Veteranen in Italien begann.

Am 10.1. erreichte die Nachricht Caesar. Er entsandte Truppen unter Antonius gegen Arretium (Arezzo) und Ariminum (Rimini) und überschritt selbst den Rubicon, welchen ein Promagistrat nur ohne Truppen hätte überqueren dürfen. Dabei soll er die berühmten Worte "alea jacta est" von sich gegeben haben, denn die Unvermeidlichkeit des Krieges war nun klar. Was aber mag er empfunden haben, an diesem nebligen Wintermorgen des Jahres 49? Er wusste, dass er das Land in einen brutalen Bürgerkrieg führte, aus welchem nur einer als Sieger hervorgehen konnte. Dennoch war ihm bewusst, dass er die Ereignisse nun nicht mehr aufhalten konnte, außer wenn er sich selbst auslieferte. Zumindest er hatte einiges dafür getan, den Krieg zu verhindern. Jetzt wollte er den Krieg so führen, dass so wenige Römer wie möglich den Tod finden sollten; der Krieg gegen sein eigenes Volk hat ihm mit Sicherheit nicht gefallen.

Am 12. und 15.1. ließ Caesar, der außerordentlich rasch handelte, Pisaurum (Pesaro), Fanum Fortunae (Fano) , Ancona und Arretium besetzen. Es gab erneut Verhandlungen mit Pompeius' Abgeordneten, die jedoch ergebnislos verliefen. Pompeius selbst musste seine erste Niederlage eingestehen, bevor er überhaupt gegen Caesar gekämpft hatte. Dem optimatischen Senat hatte er versprochen, er könne in Italien auf Anhieb 10 Legionen ausheben (Caesar hatte seine Kräfte aufgesplittert und verfügte im Januar nur über eine Legion); sobald er mit dem Fuß aufstampfe, würden sich seine Veteranen erheben, um an seiner Seite zu kämpfen. Zugunsten seiner Prahlerei hatte er die militärische Vorbereitung offenbar völlig vergessen und musste dafür nun die Konsequenzen in Kauf nehmen. Seine Elite-Legionen befanden sich immer noch in seiner prokonsularischen Provinz in Spanien, und in Italien fühlte sich kaum einer bemüßigt, an seiner Seite zu kämpfen, also beschlossen er und der optimatische Senat, Rom und Italien aufzugeben und nach Griechenland überzusetzen, wo man auf die starke Klientel des Pompeius aus den Mithridatischen Kriegen baute. Am17./18. 1. verließen Pompeius und etliche Senatoren Rom und flohen nach Brundisium, den sich nähernden Caesar im Nacken. Pompeius ließ schwer enttäuschte Senatoren und Freunde zurück, die auf ihn gebaut hatten, unter anderem Cicero.

Mittlerweile vereinigte sich Caesar mit einigen seiner Legionen und rückte weiter vor. Sein Unterfeldherr Curio besetzte am 20. Iguvium (Gubbio), Caesar selbst Auximum (Osimo, bei Ancona), Firmum (Fermo) und Asculum (Ascoli) am 3.-8.2.49. Vor Corfinium (Corfinio) musste Caesar endlich eine richtige Belagerung veranstalten, denn dort hatte sich Pompeius' Protegé L. Domitius Ahenobarbus zurückgezogen, mit einer Truppenstärke von ca. 20.000 Mann. Caesars schnelles Vorrücken hatte Domitius von Pompeius abgeschnitten und die Belagerung traf ihn offenbar unerwartet, sein Hilfegesuch an den noch in Italien weilenden Pompeius verhallte ungehört. Caesar nahm die Stadt schon am 21. 2. ein. Allgemein wurde das nach einer Eroberung übliche Blutbad in der Stadt erwartet, Caesar selbst hatte die Gelegenheit, sich an Domitius und 50 römischen Senatoren und Rittern zu rächen. Diese Gelegenheit, die Marius oder Sulla mit Freude wahrgenommen hätten, ließ er ungenutzt verstreichen, er entließ den Gegner sogar einfach und erlaubte denjenigen, die bleiben wollten, den Übertritt in seine Armee. Auch Domitius ließ er gehen, mitsamt der Kriegskasse. Dieser Vorfall, der als die Milde von Corfinium berühmt wurde, sicherte Caesar seinen mildtätigen Ruf und auch die Zustimmung des niederen Volkes. Offensichtlich scheute er sich auch davor, römisches Blut zu vergießen.




Seine Milde machte Caesar berühmt.

Am 21.2. machten sich sowohl Caesar als auch Pompeius nach Brundisium auf, wo letzterer schon am 25. eintraf. Am 4.3. setzten die beiden amtierenden Konsuln mit 30 Kohorten nach dem griechischen Dyrrhachion (Durres) über, woraufhin Pompeius alle weiteren Verhandlungen aufgrund der Abwesenheit der Konsuln ablehnen konnte. Am 17.3., belagert von Caesar mit sechs Legionen, verließ auch Pompeius Italien nach Dyrrhachion. Caesar, der über keine eigene Flotte verfügte, konnte ihm nicht folgen und wandte sich demzufolge Rom zu, wo er seine Schritte legalisieren lassen wollte. Curio entsandte er mit drei Legionen nach Sizilien, um es zu befrieden, ein weiterer Unterfeldherr sollte Sardinien nehmen.

Seit seiner Abreise aus Rom im Jahre 58 war er nicht mehr in der Hauptstadt gewesen und seine Rückkehr blieb kurz und unglücklich. Vorher traf er mit Cicero auf dessen Landsitz zusammen, um ihn für sich zu gewinnen. Es ist eine der wenigen Male, wo Cicero sich als aufrichtig und seiner Gesinnung entsprechend loyal verhielt, denn er lehnte Caesars Bitten um Unterstützung ab. Für den 1.4. berief Caesar eine Senatssitzung ein (aus Rücksicht auf seine Promagistratur außerhalb des pomerium, des geweihten Bodens von Rom), wo sich aber kaum mehr als ein Rumpfsenat traf. Darüber hinaus wurden Caesars Reden, Bitten und Anträge vom Pompeianer Metellus erfolgreich abgewehrt. Auch Caesars Vorhaben, in den dreitägigen Sitzungen eine Gesandtschaft an Pompeius zusammenstellen zu können, scheiterte, denn die Anwesenden fürchteten die Rache des in Griechenland weilenden Machthabers, der erklärt hatte, jeden, der in Rom geblieben war, als Feind anzusehen.

Es kam zu einem weiteren Eklat, bei dem Caesar seine Beliebtheit im Volke verlor. Mit seinen Truppen stürmte den Saturntempel, wobei er den Metellus erst gewaltsam vertreiben musste, und plünderte die ungeheuren Schätze des Heiligtums, um seine Kriegskasse aufzufüllen. Unter den Pfiffen der Bevölkerung verließ Caesar Rom, um den Krieg weiterzuführen.

Er ließ einige Legionen zum Schutz Italiens und Illyricums zurück und machte sich auf den Weg ins pompeianische Spanien, um die Gefahr des Zwei-Fronten-Krieges zu beenden. Vor Massilia (Marseille), der unabhängigen Griechengründung unter dem Schutz Roms, traf er auf den ersten Widerstand. Die Stadt täuschte Verhandlungsbereitschaft vor, hielt in Wirklichkeit jedoch zu Pompeius. Im April verstärkte Domitius, in Corfinium noch von Caesar gnadenvoll entlassen, die Masslilianer. Caesar konnte den Spanienfeldzug nicht länger aufschieben, gab den Bau einer Flotte in Auftrag und überließ dem Trebonius mit drei Legionen die Belagerung, die am 4.5. begann.

Caesar selbst stand nun in Spanien mit sechs Legionen den fünf Elite-Legionen des Pompeius unter den erfahrenen Heerführern L. Afranius und M. Petreius (letzterer hatte die Catilinier vernichtet) gegenüber. Auf ihre Ortskenntnis vertrauend, verzichteten die Pompeianer auf eine offene Feldschlacht und führten einen recht erfolgreichen Guerillakrieg gegen Caesars Truppen. Die verschiedenen Scharmützel endeten meistens unentschieden, und auch Caesar drängte nicht auf die Entscheidungsschlacht. Gegen Anfang Juni wurde Caesar durch schwere Regenfälle und den ansteigenden Flüssen vom Nachschub abgeschnitten, die Lage war gefährlich. Diese Nachricht gelangte nach Rom und viele bisher zögerliche Senatoren begaben sich nun schnellstens zu Pompeius, um sich gerade noch rechtzeitig auf dessen Seite zu schlagen, denn jetzt sah er mehr denn je wie der sichere Sieger aus. Caesar jedoch handelte wie immer schnell und außerordentlich kreativ. Er ließ ein Flotte von Lederbooten bauen, die er in Britannien gesehen hatte, und in aller Eile eine notdürftige Brücke errichten. So konnte er der fast aussichtslosen Lage glücklich entrinnen. Daraufhin schlugen sich die Bergstämme nördlich des Ebro auf seine Seite.

Die beiden Heere lagerten nun nahe beieinander und tauschten Besuche aus. Afranius, dem die Besucher aus Caesars Heer offenbar ein Dorn im Auge waren, ließ sie gefangen nehmen und hinrichten und befahl den sofortigen Aufbruch in die Ebrogebiete, wo Pompeius noch aus seiner Zeit vom Kampf mit Sertorius eine starke Klientel hatte. Caesar dagegen schickte die Pompeianer unversehrt zurück zu ihrem abrückenden Heer. Am 28. 7. konnte der schneller aufgebrochene Caesar dem Afranius die Passage über den Fluss verlegen und ihn von der Versorgung abschneiden. Immer noch zögerte er die große Schlacht, die längst überfällig schien, hinaus und führte Verhandlungen. Am 2.8. schließlich kapitulierten die Afranier, ohne das es zur Schlacht gekommen wäre. Erneut erlaubte Caesar ihnen den Abzug, Überläufer durften bleiben. Afranius und Petreius begaben sich zu Pompeius nach Griechenland. Caesar hatte den Krieg in Spanien in vierzig Tagen ohne viel Blutvergießen gewonnen und zur Freude der stadtrömischen Bevölkerung seine Milde unter Beweis gestellt, auch wenn seine Soldaten murrten.

Schnell zog er ins untere Spanien, das rasch kapitulierte. Caesar setzte den unfähigen Longinius als Statthalter ein, der die Provinz ausbeutete und mehrere Aufstände provozierte. Das ist Caesar oft zum Vorwurf gemacht worden, zeigt vielleicht aber auch seine verzweifelte Lage: Durch den Abfall der meisten Nobiles und Senatoren standen ihm nur wenige Männer mit Führungsqualitäten zur Verfügung, der Posten des Statthalters der Hispania Ulterior musste notgedrungen mit dem gierigen Longinius besetzt werden.

Caesar eilte Ende Oktober nach Italien zurück und traf am 25.10. gerade rechtzeitig in Massilia ein, um die Kapitulation der Stadt, die von Seuchen gebeutelt und durch die aus dem Nichts erschaffene caesarianische Flotte erfolgreich vom Nachschub blockiert wurde, entgegenzunehmen. Dennoch demütigte er die Stadt nicht, beließ ihr ihre Quasi- Unabhängigkeit und ließ sie auch nicht plündern.

Diese Entscheidung und seine angeblich lasche Kriegsführung in Spanien führten in Italien zu einer Meuterei seiner IX. Legion, die sich aufs ganze Heer auszuweiten drohte. Caesar reagierte kaltblütig. Er warf den sich um ihre Beute betrogen fühlenden Soldaten Gier vor, forderte sie dazu auf, ihre Drohung, zu Pompeius überzulaufen, doch wahr zu machen und ließ die Rädelsführer schließlich hinrichten. Die Situation war bereinigt und Gegner und Befürworter streiten sich, ob die Meuterei Ausdruck des allgemeinen Unwillens gegen Caesar und seinen Krieg war oder ob der Feldherr erneut seine Qualitäten in der Menschenführung und Psychologie bewiesen hatte.

Inzwischen hatte Caesar erfahren, dass er durch Marcus Aemilius Lepidus legal zum Diktator ernannt worden war. In Rom war er nicht nur deshalb wieder hoch im Kurs, sondern auch, weil er den Krieg in Spanien so unblutig gewonnen und seine ernorme militärische und physische Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt hatte (man bedenke, dass seit dem Übergang über den Rubicon erst knapp 10 Monate vergangen waren). In Rom veranstaltete der Diktator für elf Tage kein Blutbad, wie es zu Marius' und Sullas Zeit noch an der Tagesordnung gewesen wäre, sondern leitete Reformen ein. In nur elf Tagen erfüllte er ein unglaubliches Arbeitspensum und setzte zuerst auf alle freien Schlüsselpositionen Männer seines Vertrauens, so den Lepidus zum Statthalter in Spanien, und Decimus Brutus, der die Flotte vor Massilia kommandiert hatte, erhielt Gallien. Er setzte durch, was er schon früher gefordert hatte, dass nämlich die Söhne der von Sulla Proskribierten aus dem Exil zurückkehren durften und keiner Denunziation mehr ausgesetzt waren. Ebenso verlieh er den Transpadanern und den Gadesiern (Cadiz, Spanien) das von ihm versprochene Bürgerrecht, womit er bewies, dass er seine Versprechen an seine Klientel einlöste, auch wenn das vielleicht unangenehm war. In der wirtschaftlichen Umstrukturierung waren Caesars Regelungen gemäßigt, denn er setzte die popularen Forderungen nach Schuldenerlass, die früher zu seinem Programm gehört hatten, nicht durch, was ihm von seinen Gegnern den erbitterten Vorwurf der politischen Inkonsequenz einbrachte. Doch Caesar musste trotz seiner erfolgreichen Rückkehr nach Rom auch Rückschläge hinnehmen. Curio beispielsweise hatte zwar Sizilien befrieden können, war dann jedoch nach Afrika übergesetzt (gehalten von dem geflohenen Cato). Dort wurde er von dem Numiderkönig Iuba, der mit den Pompeianern unter einer Decke steckte, überrascht und vernichtend geschlagen. Curio fand dabei den Tod. Auch die von Caesar nach Illyricum entsandten Truppen waren von Pompeius aufgerieben worden. In dieser Situation war es nicht ratsam, die in Rom verbliebene Oberschicht, die die Hauptgläubiger waren, durch einen Schuldenerlass vor den Kopf zu stoßen (entsprechende Gerüchte wurden beispielsweise durch Cicero verbreitet). Um die Verhältnisse in Rom zu stabilisieren, entschied sich Caesar offensichtlich dafür, nur ein Gesetz zu erlassen, das die Anhäufung von Barvermögen verbot (um den Geldumlauf wieder in Gang zu bringen), einen Höchstzinssatz festlegte und die Schulden um etwa ein Viertel verminderte. Caesar entsprach damit der wirtschaftlichen Notwendigkeit im kriselnden Rom und vermied es gleichzeitig, wichtige Volksschichten gegen sich aufzubringen. Die Hoffnungen des Volkes wurden jedoch durch sein maßvolles Handeln enttäuscht.

Caesar reiste am 22.12.49 nach Brundisium, um sich nach Griechenland einzuschiffen. Dafür stand ihm nur eine lächerlich kleine Flotte zur Verfügung, denn schon vorher hatte der von ihm zurückgelassene Dolabella seine 40 Schiffe gegen die von Oktavius und Scribonius befehligte pompeianische Flotte verloren. Pompeius selbst hatte in Griechenland 9 Monate zur Verfügung gehabt, um seine Armee aufzubauen, er erhielt Truppenunterstützung aus Thessalien, Achaia, Böotien und Syrien, 7.000 Reiter wurden ihm aus Kreta uns Sparta bereitgestellt, Bithynien, Athen und Kerkyra (Korfu) stellten die Flotte.

Dennoch setzte Caesar am 4./5. Januar 48 bei stürmischer See über die Adria, denn er wollte endlich Pompeius zum Kampf stellen. Dass er es wagte, bei diesem Wetter überzusetzen, überraschte Bibulus, einst unglücklicher Mitkonsul Caesars und nun Kommandeur der Blockadeflotte, und er ließ Caesar mit 21.000 Mann nach Griechenland entkommen. Der frisch gelandete handelte rasch, denn nun hatte er die Initiative. Er nahm Oricum und Apollonia (in Südalbanien, Großraum Vlora) und schuf sich somit Nachschubbasen. Seine Flotte von 30 Schiffen, die er zurückgesandt hatte, wurde von dem endlich wachsamen Bibulus komplett vernichtet. Dennoch grämte sich der glücklose Bibulus über sein Versagen derart, dass er noch im März schwer erkrankte und starb.

Pompeius glaubte offenbar, alle Zeit der Welt zu haben, denn er rückte nur langsam auf Caesars Verbände zu und selbst, als er sie erreicht hatte, gab er sich mit Hinhalte- und Guerillataktik zufrieden, die offene Feldschlacht wollte er vermeiden. Aufgrund der Schwäche seiner Truppen konnte es auch Caesar nicht darauf ankommen lassen. Pompeius' abwartendes Verhalten wird ihm oft zum Vorwurf gemacht, denn kaum jemals war die Gelegenheit so günstig, Caesar zu vernichten. Vielleicht aber dachte er wie Caesar und wollte Blutvergießen so lange wie möglich vermeiden. Immerhin hatte Caesar selbst in Spanien bewiesen, wie man einen Feind besiegen kann, der von der Versorgung abgeschnitten ist, ohne eine blutige Schlacht zu schlagen. Doch trotz der schlechten Ausgangslage: Caesar war aus einem anderen Holz geschnitzt und hätte niemals aufgegeben. So belauerten sich die beiden Heere gegenseitig an den Ufern des Apsos.

Caesar unterbreitete dem abwartenden Pompeius ein weiteres Friedensangebot, was dieser jedoch rundweg ablehnte, denn schließlich hätte Caesar bei Verhandlungen in Rom jetzt die stärkere Position gehabt, gestärkt durch seine Siege von Spanien und Massilia und den Maßnahmen seiner elftägigen Diktatur. Caesar konnte die Kriegsschuld nun endgültig dem Pompeius in die Schuhe schieben und mit gutem Gewissen in jeden weiteren Kampf ziehen. Früher hatte Caesar allerdings schon aus denkbar ungünstigeren Positionen zum Frieden aufgerufen.

In den ersten Monaten konzentrierte sich das Kriegsgeschehen auf die Griechenstadt Dyrrhachion, Stützpunkt und Nachschubbasis der Pompeianer. In Gewaltmärschen versuchten beide Armeen, die Stadt als erste zu erreichen. Pompeius gewann den Wettlauf. Er besetzte die Stadt und ließ Gräben ausheben, die Caesar getreu dem Beispiel von Alesia mit einem Belagerungssystem umgeben ließ. Zuvor war er durch die soeben übergesetzten Truppen des Antonius verstärkt worden, denn eine Vereinigung der Truppenteile hatte Pompeius nicht verhindern können. Kurz nach dem Anlanden der Truppen Ende März vernichtete Pompeius dann Caesars Flotte erneut.

Ab Mitte April bis Anfang Juli belagerte Caesar Pompeius in Dyrrhachion. Dieser konnte sich durch seine Flotte ausreichend verpflegen, während Caesar und seine Soldaten sich Brote aus Wasser und Wurzeln backen mussten. Pompeius äußerte deshalb, bei seinen Gegnern handele es sich mehr um wilde Tiere als um Menschen. Auch eine weitere unschöne Szene fand statt. Bei einer angeblich verhandlungsbereiten Gesandtschaft des Pompeius befand sich auch der zu ihm übergelaufene Labienus, einst gefeierter Unterfeldherr Caesars in Gallien und nun sein erbitterter Feind. Dieser beschimpfte Caesars überraschte Abgeordnete wüst und ließ sie schließlich mit Steinwürfen vertreiben.

Caesar selbst brach in einem kleinen Fischerboot bei stürmischer See nach Italien auf, um dort seine restlichen Truppen abzuholen. Als der Fischer umkehren wollte, fuhr Caesar ihn an, er solle weiterfahren, schließlich trage sein Boot ihn und sein berühmtes Glück. Schließlich musste der Fischer aber doch aufgeben und kehrte an Land zurück.

Pompeius hatte schließlich genug von der würdelosen Belagerung und entschloss sich, sein militärisches Können ein letztes Mal unter Beweis zu stellen. Anfang Juli warf er seine Truppen gegen Caesars Belagerungsring. Der Angriff wurde zwar zurückgeschlagen, doch Pompeius hatte in Erfahrung gebracht, wo die Lücken in Caesars Verteidigungswerk waren. In der Nacht des 6.7.48 setzte Pompeius in einer Nacht- und Nebel-Aktion seine Leichtbewaffneten mit seiner Flotte im Rücken von Caesars Truppen ab und brach selbst mit voller Heeresmacht an der Südflanke des Belagerungsringes aus. Seine Armee zählte sicherlich weniger als die von Caesar erwähnten 50.000 Mann (aus dem Gallischen Krieg wissen wir, dass er die Truppenstärke des Gegners hemmungslos übertrieb, um seinen Ruhm zu vergrößern). Dennoch darf angenommen werden, dass er Caesar überlegen gewesen ist und vor allem seine Reiterei war wohl fünfmal so stark wie Caesars Reitereinheiten (ca. 7.000 : 1.400). Der nächtliche Ausbruch traf Caesar unvorbereitet, seine Truppen ergriffen in Panik die Flucht. Er selbst stellte sich dem Feind entgegen und wollte seine Soldaten an der Flucht hindern. Daraufhin drohten die eigenen Soldaten, ihn niederzumachen, und nur Caesars Leibwächter verhinderten Schlimmeres. Nach eigenen Angaben verlor er bei seiner schwersten und bittersten Niederlage an die tausend Mann (wahrscheinlich waren es mehr).

Caesar sammelte seine geschlagenen und demoralisierten Truppen. Auf Unterstützung konnte er nicht mehr hoffen, und so beschloss er, in Richtung Thessalien zu ziehen, wo die von ihm entsandten Truppenteile auf ihn warteten. Pompeius aber beging den schwersten Fehler seines Lebens, das sowohl von großen Plänen und Siegen als auch von verpassten Chancen und nicht genutzten Möglichkeiten gekennzeichnet war: Er begnügte sich damit, dem fliehenden Caesar langsam zu folgen.

In Thessalien verbesserte sich die Moral von Caesars Truppen schnell, denn es war reich an Nahrung im Gegensatz zum kargen Epirus. Caesar zog auf Apollonia, welches keine Anstalten machte, sich zu ergeben. An der thessalischen Stadt Gomphi statuierte er deshalb ein Exempel: Die Stadt wurde entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten im Bürgerkrieg gestürmt und geplündert. Auch Metropolis fiel ihm zum Opfer.

Pompeius war mittlerweile auch eingetroffen und ab Ende Juli lagerten die beiden Heere auf der Ebene von Pharsalos. Warum Pompeius ausgerechnet jetzt die Schlacht suchte, nachdem er fast ein halbes Jahr abwartend gekämpft hatte, ist unbekannt. Vielleicht glaubte er endlich, den Sieg von Dyrrhachion ausnutzen zu können, wahrscheinlich wurde er auch von seinen Offizieren und Untergebenen zur Schlacht gedrängt, schließlich hatte man Caesar erst vor einem Monat eine empfindliche Niederlage beigebracht. Im Zelt des Pompeius wurde schon um die Nachfolge und den Besitz von Caesar und seinen Männern gestritten, was dieser spottend in seinen Büchern über den Bürgerkrieg erwähnt. Pompeius liess sich also von den ihn begleitenden Optimaten zur Schlacht überreden (unter anderem befand sich Domitius Ahenobarbus und Catos Freund und Spiesgeselle Favonius bei ihm) und damit beging er seinen nächsten Fehler. Caesar hatte zwar seine Situation konsolidiert, litt aber dennoch wieder zunehmend unter Versorgungsmängeln. Im Gegensatz zu Pompeius hatte er keine Klienten in Griechenland, die sich ihm verpflichtet fühlten. Wäre Pompeius bei seiner bisherigen anwartenden Taktik geblieben, so wäre ihm der Sieg vermutlich automatisch zugefallen: Er war ohnehin an Truppenstärke überlegen und Caesars hungernde Truppen hätte er wohl in demoralisiertem Zustand besiegen können. So aber wagte er, getrieben durch die über seinen Führungsstil frotzelnden Nobiles, überraschend die Schlacht.

Am 9.8.48 kam es zur Entscheidungsschlacht, die das Ende der Römischen Republik bedeutete (das hätte sie auf jeden Fall, denn auch Pompeius hätte wohl bei einem Sieg die Alleinherrschaft beansprucht). Caesar schätzte Pompeius Truppen auf 54.000 Mann (wieder ist eine Übertreibung wahrscheinlich, dennoch wird Pompeius überlegen gewesen sein). Caesar erwies sich als der bessere oder glücklichere Heerführer. Er sah voraus, dass Pompeius ein Umfassungsmanöver auf dem rechten Flügel durch seine starke Reiterei, kommandiert ausgerechnet durch Labienus, vorhatte. Caesar verstärkte den Flügel, der daraufhin in der Lage war, die pompeianische Reiterei zu vernichten. Nun handelte Caesar: Ohne zu zögern setzte er selbst zur Umfassung an, welche gelang und ihm den Sieg brachte. Über 6.000 Römer und etliche Tausende Auxilliare aus Pompeius' Armee kamen zu Tode. Caesars Armee stürmte das feindliche Lager. Pompeius selbst entkam um Haaresbreite auf einem schnellen Pferd durch das hintere Lagertor (porta decumana), nachdem er seine Rangabzeichen abgelegt hatte. Caesar aber beklagte am lautesten die gefallenen Römer und gestand sich ein, dass ihn die Geschichte verdammt hätte, hätte er nicht gezwungenermaßen zu den Waffen gegriffen.

Caesar stellte angewidert fest, dass das Zelt des Pompeius schon für die Siegesfeier vorbereitet war. Er selbst feierte seinen Sieg nicht, noch ließ er seine Wut an den Gefangenen aus, sondern begnadigte sie erneut. Auch die Korrespondenz des Pompeius, die dieser aufgrund seiner Eile nicht mehr vernichten konnte und die sicherlich etliche Gefangene und Römer in der Heimat kompromittiert hätte, verbrannte er (angeblich) ungelesen. Caesars Milde, clementia Caesaris, war tatsächlich erstaunlich. Damit gelang es ihm jedoch, die Verhältnisse zu beruhigen, da niemand Angst vor Proskription haben musste.

Neben all den anderen pompeianischen Nobiles begnadigte Caesar auch den Marcus Iunius Brutus, Sohn seiner ehemaligen geliebten Servillia, und sein zukünftiger Mörder. Schon vor der Schlacht hatte er ausdrücklich befohlen, ihn und einige Gefährten zu schonen.

Caesar verfolgte in den kommenden Wochen dem fliehenden Pompeius und reiste nach Kleinasien, wo Städte wie Ephesos sich ihm unterwarfen. Wieder vermied Caesar Racheakte oder Plünderungen. Schließlich erfuhr er, dass Pompeius sich nach Ägypten begeben hatte, wo er hoffte mit Hilfe des befreundeten Königshauses der Ptolemäer eine neue Armee aufstellen zu können. Früher hatte er den Ptolemaios XII., den berühmten Oboebläser, einmal unterstützt. Dieser war jedoch drei Jahre zuvor gestorben und seine Nachfolger wollten es sich nicht mit Caesar, der mit 50 Schiffen und 4.000 Mann Alexandria anlief, verderben. Als Caesar am 4.10.48 in Alexandria landete, wurde ihm als Willkommensgeschenk der Kopf des am 28.9. ermordeten Pompeius, 58 Jahre alt, zu Füssen gelegt.

Caesar soll schockiert gewesen sein und Tränen in den Augen gehabt haben. Er beerdigte den Kopf seines ehemaligen Triumvirs und Schwiegersohnes im Tempel der Nemesis vor den Toren Alexandrias, angewidert von dem Versuch des alexandrinischen Königshauses, sich bei ihm durch diesen Mord anzubiedern. Den Siegelring des Pompeius schickte er als Beweis seines endgültigen Sieges nach Rom.



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Christian Ilaender, Dezember 1996. Verbessert und korrigiert durch Peter Mühlan, Januar/ Februar 2003.

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Xellil
 

Beitragvon Gast » Mi 23. Apr 2003, 01:30

Gast
 

Beitragvon Joachim » Mi 23. Apr 2003, 01:30

Quelle: http://www.layline.de/geschichte/Caesar_0.html

Nett, aber hingeworfen - ohne ein großer Wurf zu sein. :shock:
Joachim
 

Hallo Joachim

Beitragvon Xellil » Mo 5. Mai 2003, 21:55

nett, aber bitte nicht mit steinen werfen:))

dein link ist ein toter link:)
Xellil
 


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