Dreistes Plagiat entdeckt?

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Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Oedipus » Mo 10. Mär 2014, 20:07

Liebe Administratoren der Seite e-latein.de,

ich habe die Befürchtung, dass jemand einige eurer Übungsarbeiten in seinem Buch veröffentlicht hat, und 2,99 Euro für ein digitales Buch in seine Tasche steckt:

Frank Callies
Latein - Training für das Latinum: Für Schule & Studium - Für alle Lern- und Schuljahre
http://www.amazon.de/Latein-Training-La ... B00IG92Q5O

In dem Buch befinden sich 40 Übungsarbeiten, die - wie ich feststellen musste - von überall aus dem Internet zusammen"geklaut" wurden.

Ein paar Stichproben, die ihr mit der Vorschau bei Amazon vergleichen könnt:

Text 3 - Ein Palast für Caesar = http://www.latein.at/elatein-neu/arbeit ... r=8&jahr=2
Sogar die Einleitung wurde exakt übernommen!!!

Text 4 - Der Sieg über Marcus Antonius = http://www.latein.at/pgs/referate/arbeiten.php?tr=12
Auch kein Originaltext! - komplett übernommen

Text 9 - Die Ermordung von Pompeius = http://www.latein.at/pgs/referate/arbeiten.php?tr=25
Ist identisch

Text 14 - Die Landung in Latium = http://www.latein.at/elatein-neu/arbeit ... =18&jahr=5
Wiederum alles übernommen, sogar eure deutschen Zwischensätze!!!


Meine Frage: Wurde um Erlaubnis gefragt, diese Texte kommerziell zu nutzen?
Das digitale Buch wird nicht nur auf Amazon, sondern auf allen gängigen Buchportalen angeboten.
Ich finde es eine Frechheit, wenn mein Verdacht sich bewahrheitet.
Falls alles seine Richtigkeit hat, bitte ich meinen Beitrag zu löschen!

Oedipus
Zuletzt geändert von Oedipus am Mo 10. Mär 2014, 22:00, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Oedipus » Mo 10. Mär 2014, 20:21

Addendum:

Die Texte ab der Nummer 20 sehen nicht mehr aus wie Originaltexte. Er scheint auch aus Schulbüchern kopiert zu haben? Falls jemand etwas findet, bitte melden :)
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 10. Mär 2014, 20:32

Das wäre ja der Hammer!
Man findet sehr schnell den Autor auf seiner Homepage zebrabuch-shop.de mit Adresse:
http://www.zebrabuch-shop.de/epages/636 ... es/Imprint
Dem sollte man nachgehen. Anscheinend ein Diplom-Pädagoge (siehe ganz unten).
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Oedipus » Mo 10. Mär 2014, 20:42

Möglicherweise ist es auch genau umgekehrt und die Arbeiten (Einleitungen) auf dieser Homepage kommen eventuell nicht aus eigener Feder. Deshalb wollte ich genau nachhaken.

Die Texte z.B. über Gyges und Orpheus meine ich schon mal gesehen zu haben...
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Zythophilus » Mo 10. Mär 2014, 21:49

Alle Texte, die ich zufällig aus diesem Büchlein ausgewählt habe, finden sich als Übungstexte auf e-Latein wieder. Das können lateinische Texte, die sich an Asterixbänden orientieren, sein, aber auch bei Originaltexten sind Textumfang und Einleitung gleich wie hier. Besonders auffällig Text 14: Die kurzen deutschen Zwischentexte sind ebenso da, aber der Zusammensteller des Büchleins erkennt nicht, dass die Zeilenform dem Versmaß entspricht, und schafft neuen Zeilenumbrüche. Weiters übernimmt er im drittletzten Vers - im letzten Textstück - Dicite, Dardanidae (nĕque enim nescimus et urbem) das Zeichen für die kurze Silbe bei neque.
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Zythophilus » Di 11. Mär 2014, 14:21

Es gibt auch noch die Möglichkeit, dass der Rechteinhaber dem Autor, der kein Lateiner zu sein scheint, seine Einwilligung erteilt hat.
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Oedipus » Di 11. Mär 2014, 15:28

Ich bin von der Asterix-Geschichte ausgegangen (http://www.latein.at/elatein-neu/arbeit ... r=8&jahr=2), bei der eindeutig als Autor: Martin Schmid eingetragen ist.

Auf http://www.latein.at/elatein-neu/index. ... o&gpsid=no heißt es:
Das Kopieren der Texte und Übersetzungen zu privaten, nicht öffentlichen Zwecken ist gestattet, wenn die Urheberrechte nicht verletzt werden


Callies scheint schon seit mindestens 2008 (http://www.amazon.de/Das-gro%C3%9Fe-kle ... 772362974/) in Printform diese 40 "Musterarbeiten" zu verkaufen (Ob es exakt die gleichen sind, ist nur eine Vermutung!). Martin Schmid hat beispielsweise die Arbeit über Asterix am 19. 01. 2005 eingestellt...
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Zythophilus » Di 11. Mär 2014, 17:46

Ist bekannt, welche Texte Callies in "Das große und kleine Latinum" verwendet? Auf dem Cover ist extra "Direkt aus der Schulpraxis" vermerkt.
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Martinus » Mi 12. Mär 2014, 21:57

Das ist wirklich sehr interessant. Ich habe die Texte für Schularbeiten im 1. und 2. Lernjahr, die ich hier eingestellt habe, definitiv selbst geschrieben - mitunter in Anlehnung an Texten aus Schulbüchern. Und mich hat meines Wissens niemand gefragt, ob er die Texte veröffentlichen darf.

Auf alle Fälle hat mich dieser Fall darauf gestoßen, dass es noch Bereiche auf der Seite gibt, bei denen der Serverumzug zu Problemen mit den Umlauten geführt hat.
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Zythophilus » Do 13. Mär 2014, 15:25

Sollten in Callies nächstem Werk die Umlaute auch falsch dargestellt werden, ist es eindeutig. :D
Generell sind die Parallelen wie eben das nicht wirklich sinnvolle Zeichen für eine Kürze bei neque in Stück 14 so eindeutig, dass es ganz klar ein Plagiat ist, wenn es keine Einwilligung des Autors gibt.
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Martinus » Do 13. Mär 2014, 15:46

Die nicht gesetzten Umlaute sind erst seit weniger als einem Monat so, die können noch nicht im Buch enthalten sein. Ich habe Herrn Callies gestern geschrieben und auch schon Antwort erhalten. In meiner eben abgeschickten Mail bitte ich ihn u. a. darum, unsere Konversation hier im Forum posten zu dürfen, um die hier aufgeworfenen Fragen zu beantworten.

Auf ein juristisches Spielchen will ich mich sicher nicht einlassen. Nach dem Serverumzug könnte es zudem schwierig werden zu beweisen, dass ich meine Texte vor der Veröffentlichung des Buches hier eingestellt habe. Allerdings habe ich zahlreiche Schularbeiten aus den letzten zehn Jahren im Original, unter denen mit etwas Glück auch die sein könnten, die in diesem Buch veröffentlicht wurden.

Der Profit, den ich aus der Sache auf alle Fälle ziehen kann, ist, dass meine Aufmerksamkeit auf diesen Bereich gelenkt wurde (Umlaute, Ergänzung von Übersetzungen, Einstellen weiterer Arbeiten). Daher hat der Hinweis in jedem Fall etwas gebracht. Ich habe im Zuge der Rekonstruktionsarbeiten am Griechischforum sogar schon einmal ein „Forum“ gefunden, in dem Beiträge von hier 1:1 gespiegelt werden!

Mal abwarten, wie es weitergeht.
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Zythophilus » Fr 14. Mär 2014, 07:46

Es wäre ein leichtes gewesen, die Einleitungen der Originaltexte ein wenig zu adaptieren, und auch nicht wirklich schwer, die anderen Stücke so zu verändern, dass sie als eigenständig gelten müssten.
In Österreich wird bei Urheberrechtsverletzungen eher lax vorgegangen: Tauchen Übersetzungen der Lektionstexte eines Lateinlehrbuches bzw. die Lösungen der Übungen im Netz auf, kann der betroffene Verlag sie rasch entfernen lassen, aber es gibt normalerweise keine Konsequenzen für den Täter. In Deutschland hingegen gibt es durchaus strafrechtliches Vorgehen gegen Personen, die ähnliches machen, und da waren auch schon Schüler betroffen.
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon Martinus » Fr 14. Mär 2014, 13:56

Der Kontakt mit Herrn Callies ist bisher sehr freundlich verlaufen und er wird mir nächste Woche heraussuchen, von wem er die Lizenz zur Veröffentlichung der Texte erworben hat. Immerhin sind sie mit vielen Fußnoten versehen worden. Ich möchte lediglich als Urheber mit Link auf die Seite erwähnt werden, was bei einem eBook nichts kostet und was ich als fair empfinde, weil es ja tatsächlich so ist. Dieser Rechteverkäufer soll mir dann aber gesondert davon erklären, warum er glaubt, das Recht dazu zu haben.
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Re: Dreistes Plagiat entdeckt?

Beitragvon RM » Sa 15. Mär 2014, 00:22

Mir ist so etwas in anderem Zusammenhang auch schon passiert. Darum hat sich dann zum Glück der Verlag gekümmert. Auf jeden Fall würde ich da nicht locker lassen. Denkt immer an die Geschichte über Aristophanes, die uns Vitruv im Vorwort von Buch 7 De Architectura erzählt!

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