Catull C.51

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Catull C.51

Beitragvon Caesar- » Di 11. Mai 2004, 10:32

Der lateinische Text lautet so:

Ille, mi par esse deo videtur,
ille, si fas est, superare divos,
qui sedens adversus identidem te
spectat et audit

dulce ridentuem, misero quod omnis
eripit sensus mihi: ham simul te,
Lesbia adspexi, nihil est super mi
...........,
Caesar-
 

Beitragvon Platon » Di 11. Mai 2004, 11:01

Vorschlag?
Platon
 

Beitragvon romane » Di 11. Mai 2004, 11:13

man könnte es auch einfacher haben, wenn man wissenden Auges ins Internet geht.
Die Freiheit ist ein seltsames Wesen - wenn man es gefangen hat, ist es verschwunden

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Beitragvon Caesar » Di 11. Mai 2004, 11:56

Jene, (kapiere den ersten Satz nicht).......
jene, ............
die immer wieder dich gegenüber sitzt,
schaut er und hört er

süß lachend, Armut was alle meine Sinne raupte:
wenn ich ich dich Lesbia erblickt habe, nichts ist über mich
(wie verbaut man das misero?)
Caesar
 

Beitragvon Platon » Di 11. Mai 2004, 12:17

ille (jener) mi(hi) videtur (scheint mir) par esse deo (gleich zu sein einem Gott), ille (jener) (erg. mihi videtur = scheint mir) superare divos (die Götter zu übertreffen) si fas est (wenn es erlaubt ist (zu sagen)) qui (der) sedens adversus te (sitzend dir gegenüber) identidem (immer wieder) spectat et audit (zuschaut und zuhört) (erg. te) dulce ridentem (wie du süß lachst) quod (was) mihi misero (mir Armem) omnis sensus (Plural!) eripit (alle Sinne raubt). Nam (Denn) simul (wenn) adspexi (ich angeblickt habe) te (dich) nihil est super mi(hi) (superesse = übrigbleiben) (bleibt mir nichts übrig)
Platon
 

Beitragvon Caesar » Di 11. Mai 2004, 12:28

ille auch jene heißen, denn an wen sollte sonst das gedicht von Catull gerichtet sein?

Danke für deine Hilfe
Caesar
 

Beitragvon Platon » Di 11. Mai 2004, 12:35

das wäre "illA", es geht doch darum, dass derjenige, der von Lesbias Lachen unberührt bleibt, göttliche Fähigkeiten haben muss, während Catull bzw. das Ich, das hier spricht, völlig außer sich gerät, wenn er sie anschaut.
Platon
 

Beitragvon romane » Di 11. Mai 2004, 15:35

LINKS unter Übersetzungen findet man neben Übersetzungen so gar Übersetzungen zu Catull...
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Beitragvon Tiberis » Di 11. Mai 2004, 22:00

es geht doch darum, dass derjenige, der von Lesbias Lachen unberührt bleibt, göttliche Fähigkeiten haben muss,

@ platon:
hab ich da was übersehen ? wo steht was von "ungerührt bleibt" ? sind "ille" und "mihi" wirklich zwei verschiedene personen? bitte klär mich auf. bisher dachte ich immer,mit ille wäre auch und vor allem Catull selbst gemeint!
versteh mich bitte nicht falsch, das ist jetzt weder kritisch noch ironisch gemeint, ich habe nur dieses gedicht bisher ganz anders verstanden.
lg,
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Beitragvon Martialis » Di 11. Mai 2004, 23:17

Noch eine Version:

Ille ist ganz allgemein derjenige, der das göttliche Vergnügen der Nähe der angesprochenen Schönen hat. Catull bezieht das und die folgenden physiologischen Phänomene (Stimme schwindet, schwarz vor Augen etc.) auf sich, denn er ist ja bloß Mensch und hält es kaum aus.
Die Vorlage dieser Nachdichtung stammt von Sappho, die es einer ihrer schönen Gespielinnen gewidmet hat.
Martialis
 

Beitragvon jp-magister » Di 11. Mai 2004, 23:21

"C. vergleicht den mit den Göttern, der den überwältigenden Eindruck von Lesbias Reizen längere Zeit aushalten kann: er selbst sei dazu nicht imstande, sondern sie rauben ihm jede Besinnung"
"identidem ist wichtig: eben wer ihre Gesellschaft dauernd ertragen kann, ist glücklich und glücklicher als C., dem schon der erste Anblick die Besinnung raubt."
W. Kroll, Catull, ad. loc.

Vgl. auch die Vorlage von Sappho http://www.gottwein.de/Grie/LyrSapph31.htm
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Beitragvon Martialis » Di 11. Mai 2004, 23:54

Von "aushalten können" ist aber nicht die Rede im Text. Das klingt ja nach Pein statt nach Vergnügen.

"Ille mi par esse deo videtur... qui... te spectat et audit dulce ridentem, ... quod omnes eripit sensus mihi..."
Martialis
 

Beitragvon jp-magister » Mi 12. Mai 2004, 00:10

Vergnügen?

Lingua sed torpet, tenuis sub artus
Flamma demanat, sonitu suopte
Tintinant aures, gemina teguntur
Lumina nocte.

Oder Pein?
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Beitragvon Platon » Mi 12. Mai 2004, 10:06

wo steht was von "ungerührt bleibt" ?


"ille spectat et audit" als Gegensatz zu "eripit omnis sensus mihi"

sind "ille" und "mihi" wirklich zwei verschiedene personen? bitte klär mich auf. bisher dachte ich immer,mit ille wäre auch und vor allem Catull selbst gemeint!


Warum sollten "ille" und "mihi" ein- und diesselbe Person bezeichnen? Allein durch die Zweistrophigkeit bietet sich ein Vergleich zu einer anderen fiktiven (?) Person ja schon an, denn die beiden Strophen werden augenscheinlich von "dulce ridentem" zusammengehalten, dieses "dulce ridere" Lesbias ist es, das Catull von demjenigen trennt, der den Anblick Lesbias ohne "Sinnesverlust" immer wieder "übersteht", dass dieser "superare divos videtur", ist, so denke ich, als maßlose witzige Übertreibung des ersten Sapphoverses zu verstehen.
Platon
 

Beitragvon Martialis » Mi 12. Mai 2004, 13:28

@ jp

natürlich Vergnügen:

dulce ridentem
tenuis flamma
par deo!

Was da geschildert wird, sind doch klassische Stresssymptome, die bei extremer Verliebtheit und gleichzeitiger Nähe auftreten, vgl. Schmetterlinge im Bauch.

@ Platon

1. spectat et audit ist nicht Gegensatz zu, sondern Ursache von sensus erepti: der eine genießt cool, dem andern schwinden die Sinne.

2. Superare divos videtur wäre Blasphemie, so eine Person gibt es nicht, also auch keine, die in Lesbias Nähe cool bleibt.
Par esse deo ist im Grunde auch schon lästerlich, so einen Menschen gibt es auch nicht:
Ille = niemand.

Die Botschaft ist: um Lesbia gegenüber sitzen und längere Zeit (identidem) ihr Lächeln einfach nur genießen zu können, bräuchte man übermenschliche Kräfte.
Martialis
 

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