Latein-Studium als Magister-Nebenfach?

Fragen zur Ausbildung rund um die alten Sprachen, ihrer Geschichte und ihrer Archäologie

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Latein-Studium als Magister-Nebenfach?

Beitragvon thb » So 13. Mai 2007, 11:56

Hallo!

Ich bin gerade dabei, meine Schullaufbahn mit dem Abitur abzuschließen (habe gerade Abi-Prüfungen) und würde, da meine Begeisterung für die lateinische Sprache in der Oberstufe durch den Latein-LK noch weiter gestiegen ist, Latein als Nebenfach des Magisterstudiengangs Computerlinguistik studieren.

Was haltet ihr generell von einer Idee, Latein als Nebenfach zu studieren?
Ist das sinnvoll oder reicht die Zeit nicht aus, um sich ausreichend mit der Sprache zu beschäftigen?

Bin wenigstens froh, dass noch Magister-Studiengänge angeboten werden und ich nicht Bachelor studieren muss... ;-)

Danke und Gruß,
Thomas
thb
 

Beitragvon nighean_neonach » So 13. Mai 2007, 14:23

Über kurz oder lang werden die übriggebliebenen Magisterstudiengänge alle verschwinden. Da du ja vermutlich erst nächstes Jahr zu studieren anfängst (Wehrdienst / Zivildienst?), ist es fraglich, ob du dich dann noch im Magisterstudiengang einschreiben kannst. Zumindest wirst du wohl bei allen Prüfungen Zeitdruck haben, da sie nach einem bestimmten Termin nicht mehr angeboten werden.

Jedenfalls, wieso sollte man Latein nicht als Nebenfach studieren? Hauptsache es interessiert dich. Die möglichen Fächerkombinationen sind ja meist ziemlich frei, und wenn du ungewöhnliche Fächer kombinierst, erarbeitest du dir Kenntnisse in einer Nische und kannst vielleicht sehr erfolgreich damit weiterarbeiten...
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Beitragvon Eteokles76 » So 13. Mai 2007, 15:01

Ich muss Mona Recht geben, es sollte mich doch sehr wundern, wenn du dich noch irgendwo auf Magister neu einschreiben kannst. Höchstens vielleicht auf Sonderantrag. Was hast du denn gegen den Bachelor einzuwenden? In naher Zukunft (genauer gesagt bis 2010) sollen alle Studiengänge auf Bachelor/Master umgestellt sein und der Arbeitsmarkt wird sich dementsprechend danach richten. Der Vorteil am Bachelor/Master-System ist halt, dass es eher auf die Wirtschaft ausgerichtet ist, sprich es gibt vorgeschriebene Praktika und ein Optionalbereich, in dem man spezielle berufsqualifiziernede Module belegen muss. Im Gegensatz zum Magister ist auch jede Veranstaltung Prüfungsrelevant, sprich die Semesterendnote geht in die Gesamtnote mit ein. Kann ein Vorteil sein, aber auch ein Nachteil, je nachdem ;-)

Was willst Du denn später mal mit dieser Kombination machen? Das solltest du dich vielleicht vorher mal fragen und dann entscheiden. Solltest Du Lehrer werden wollen, steht eh nur Staatsexamen zur Debatte oder aber, seit neustem der Bachelor/Master of Education.

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Beitragvon tami » So 13. Mai 2007, 16:48

sprich die Semesterendnote geht in die Gesamtnote mit ein


entweder ich versteh irgendwas mal wieder nicht oder bei euch läuft es anders als bei uns....
hast du irgendeine quelle, wo ich das nachlesen kann, um zu vergleichen?
das wäre toll :)
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Beitragvon thb » So 13. Mai 2007, 17:36

Hallo!

Danke schonmal für die Tipps!

An der Uni München gibt es zur Zeit NUR einen Magisterstudiengang Computerlinguistik, Bund/Zivi bleibt mir erspart, ich könnte also gleich anfangen.

Wenn das aber mit den Prüfungen und Zeitdruck auftritt, ist's vielleicht doch keine so gute Idee und ich müsste eine andere Hochschule aussuchen.

Das Problem: Mit Bachelor wäre Latein als Nebenfach nicht mehr möglich. Mich interessiert die Sprache an sich, deshalb wäre es hauptsächlich ein Fach, das ich nach Interesse wählen würde und nicht unbedingt im Hinblick auf's Berufsleben.

Lehramt kommt eigentlich eher nicht in Frage...

Gruß,
Thomas
thb
 

Beitragvon nighean_neonach » So 13. Mai 2007, 19:12

Ja, das ist natürlich Mist, wenn mit dem BA die Kombinationsmöglichkeiten eingeschränkt werden... eben weil es nur noch heißt: "fit für die Wirtschaft" und der Begriff Universität im eigentlichen Sinne ad absurdum geführt wird.
Wieso soll man nicht Latein und Computerlinguistik kombinieren können, wenn man sich für beides interessiert? Was man später mal macht, weiß man als Studienanfänger normalerweise sowieso noch nicht mit Sicherheit, vieles ergibt sich ja auch erst durch all das, was man im Studium kennenlernt.
Zuletzt geändert von nighean_neonach am So 13. Mai 2007, 19:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Eteokles76 » So 13. Mai 2007, 19:12

Für tami:

http://www.uni-paderborn.de/fileadmin/k ... O-Kuwi.pdf

Seite 10, §15 Prüfungsleistungen :-)

Ist es bei euch anders? Wenn ja, würd mich das echt interessieren.

@thb: Ja, das ist natürlich ein Problem, Latein wird es so als Nebenfach dann nicht mehr geben, allein weil die Kombination Latein/Computerlinguistik etwas abenteuerlich ist. Du könntest höchstens gucken, ob es an Deiner Uni einen BA für Klassische Phil. gibt (in Marburg gibts sowas) und dann beides parallel studieren.

@ Mona: Ja, das ist schon blöd, dass die Kombinationsmöglichkeiten mit dem neuen System noch etwas eingeschränkt sind. Allerdings glaube ich, dass auch das mit der Zeit ausgeweitet wird, es gibt ja schon auch etwas, ich sag mal "extravagantere" Kombinationen für den Bachelor, auch im Bereich Indogermanistik/Klassische Phil. Das wird sich sicher noch weiter entwickeln. Und ansonsten wär er nicht der erste der einen BA in Informatik und einen BA in Wirtschaft oder eben von mir aus Latein macht...

greetings

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Beitragvon thb » Fr 18. Mai 2007, 20:57

Also ich bin mal in mich gegangen und überlege momentan ernsthaft, ob ich nicht klassische Philologie eigenständig studieren soll, weil mir die Beschäftigung mit dem Lateinischen schon sehr am Herzen liegt.
Mir würde einiges fehlen, wenn ich nach dem Abitur kein Latein mehr hätte, keine Diskussionen über die Intentionen von römischen Autoren, Entwicklungen und Auswüchsen lateinischer Literatur-Gattungen und das analysieren lateinischer Gedichte.

Allerdings habe ich den Lehrberuf ausgeschlossen, das ist nichts für mich. Gibt es überhaupt Berufsmöglichkeiten heutzutage als klassischer Philologe?
Der Berufsberater hat mir von einem solchen Studium abgeraten :sad:


Gratiam habeo!
Valete,
Thomas
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Beitragvon nighean_neonach » Fr 18. Mai 2007, 21:01

Berufsberater kannst du direkt vergessen, vor allem, wenn es um solche eher akademischen Richtungen geht... das sind doch bloß Verwaltungsangestellte, die ihren Papierkram machen, von Uni haben die meistens keinerlei Ahnung ;)

Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Mach das, wenn es dich interessiert! Was daraus dann wird, das wird sich während des Studiums zeigen. Wenn du halbherzig irgendetwas studierst, was dich nicht wirklich interessiert, nur weil man dabei angeblich gute Berufsaussichten hat, kommst du auch nicht viel weiter, als wenn du von ganzem Herzen etwas machst, was du gut findest - dann finden sich nämlich auch Wege, wie's weiter geht. Vielleicht bleibst du ja dann an der Uni in Lehre + Forschung hängen... :)
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Beitragvon Clemens » Fr 18. Mai 2007, 21:05

Dennoch sind derartige Stellen in Forschung und Lehre rar gesät, das sollte man bei aller Euphorie nicht unter den Tisch fallen lassen.
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Beitragvon thb » Fr 18. Mai 2007, 21:10

Gibt es noch andere Möglichkeiten außer Forschung/Lehre? Wie sieht die allgemeine Situation aus? Sicher ist ein Studium nach Interesse das schönste aber wenn man während des Studiums schon Angst haben muss, ob man jemals einen Arbeitsplatz bekommt, ist das ja auch nicht Sinn der Sache...

Ach, wenn nur nicht alles so kompliziert wäre oder ich mich für BWL interessieren würde, wäre das alles kein Problem ;-)
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Beitragvon nighean_neonach » Fr 18. Mai 2007, 22:14

Clemens hat geschrieben:Dennoch sind derartige Stellen in Forschung und Lehre rar gesät, das sollte man bei aller Euphorie nicht unter den Tisch fallen lassen.


Schon klar, bloß wird ja von den üblichen Berufsberatungsstellen meist völlig unter den Tisch fallen gelassen, dass es überhaupt sowas gibt. Ich war nach meiner ersten studientechnischen Sinnkrise (hatte mich unter familiärem Druck für Lehramt entschieden) auch bei der Berufsberatung vom Arbeitsamt - alles, was denen einfiel, war, mir eine bürokaufmännische Lehre nahezulegen :shock: (mit Mitte 20 und einem völlig dafür ungeeigneten Fähigkeitenprofil).

Ein anderer Aspekt: Ich kenne mehrere Leute, die auf den ersten Blick unvereinbare Studienfächer (Mathe + klassische Philologie, Informatik + Archäologie, Politikwissenschaften + Indogermanistik, etc.) kombiniert haben, mittlerweile in dem "alltäglicheren" der beiden Fächer arbeiten oder auf dem Weg dahin sind und das andere als Hobby oder Nebentätigkeit (teils eben an der Uni selbst) weiterbetreiben oder gar eine Möglichkeit und Nische gefunden haben, ihre kombinierten Kenntnisse beruflich anzuwenden.
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Beitragvon Clemens » Fr 18. Mai 2007, 22:24

Gerade so eine eher exotische Kombination klingt sehr reizvoll (und würde ich auch am ehesten empfehlen, wenn man sich nicht zu hundert Prozent sicher ist, dass es das eine Fach und nur das eine werden soll).

Da bei euch im Zuge der Bachelorumstellung die Nebenfächer in der bisherigen Form wegfallen, wird man sich eben überlegen müssen, ein Hauptfach zu nehmen, das in der Studienplanung Vorrang hat, und sich ein nettes Zweitfach zum Vergnügen zu suchen.
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Beitragvon nighean_neonach » Fr 18. Mai 2007, 23:38

Man hat ja beim BA nach wie vor ein Haupt- und Nebenfach, bloß ist an vielen Unis die Auswahl stark eingeschränkt bzw. es werden den Studenten ganz bestimmte (stromlinienförmige) Kombinationen mehr oder weniger dringend empfohlen. Manche ehemals eigenständigen Fächer kann man jetzt nur noch als "minor" (Nebenfach) belegen.
Zur Not muss man bei ausgefallenen Wünschen eben zwei komplette Studiengänge nebeneinander belegen, da kenne ich auch schon einige Leute, die das versuchen. Ist natürlich die Frage, inwieweit man sich inhaltlich und terminplanerisch damit belasten will, wenn eins der Fächer "nur" ein Liebhaberfach oder Hobby sein soll.

Mein Eindruck aus meinem Bekanntenkreis ist aber, dass die auf den ersten Blick exotischen Kombinationen, wenn man sie durchsetzen kann, recht aussichtsreich sind. Gerade wenn man Technik/IT mit einem eher "altertümlichen" ;) Fach verbindet, eröffnen sich oft mit der Zeit ganz unerwartete Anwendungsmöglichkeiten... da ist ja auch ständig alles im Wandel begriffen, deshalb meinte ich, dass man oft zu Studienbeginn noch gar nicht wissen kann, was sich alles ergibt.
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Beitragvon Latein-Fan » Sa 19. Mai 2007, 07:49

Fest steht, dass klassische Philologen denken gelernt haben und sicherlich auch außerhalb des Lehrberufs gern gesehene Leute sind (kommt natürlich darauf an, wie gut du dein Wissen "verkaufen" kannst)

Vl. eröffnest du mal ein römisches Disneyland? :D
Multo maxumum bonum patriae, civibus, tibi, liberis, postremo humanae genti pepereris, si studium pecuniae aut sustuleris aut, quoad res feret, minueris. (Sallust in seinem 2. Brief)
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