oder auch wie der örtliche Bürgermeister heißt oder welche Partei gerade in der Landesregierung an der Macht ist... und das sind eigentlich alles Dinge, die ich meiner Erinnerung nach nicht in der Schule gelernt habe
zu recht, denn das wäre ja wohl ein mehr als entbehrliches "faktenwissen" (!), das möglicherweise nach der nächsten wahl bereits obsolet wäre. DAS hat mit allgemeinbildung , meine ich, nicht mehr allzu viel zu tun. wer ein politisches bewußtsein entwickelt hat (HIER wiederum hat die schule anzusetzen), wird sich die namen von lokal- und sonstigen politikern ohnehin von sich aus merken, und wenn nicht, ist auch nichts verloren.
aber dieses beispiel zeigt wieder einmal , dass wir immer wieder versucht sind, für alle möglichen realen und vermeintlichen wissensdefizite die schule verantwortlich zu machen. bin ICH schuld - ich unterrichte als zweitfach geographie - wenn einer meiner schüler beispielsweise die einwohnerzahl von Japan nicht weiß , weil vielleicht genau das im unterricht nicht erwähnt worden ist ? alles, was in der schule angeboten und besprochen wird, ist zwangsläufig selektiv, und es werden gerade in einem fach wie geographie immer unendlich viele dinge (fakten !!) übrig bleiben, von denen im unterricht eben nie die rede war. dasselbe gilt ja auch für die universitäten: muss ich etwa als absolvent eines geographiestudiums nichts über Russland wissen, bloß weil dies niemals thema einer vorlesung und vielleicht nicht einmal gegenstand der abschlußprüfung war ? ich wehre mich entschieden gegen diese konsumistische einstellung zum bildungserwerb, wonach der schüler seiner pflicht bereits genüge tue, wenn er nur das brav aufißt, was ihm zuvor möglichst appetitlich serviert worden ist. bildung kann nicht bloß passiv erworben werden, es gibt hier auch eine bringschuld des auszubildenden. außerdem wäre es absurd, anzunehmen, man brauche bloß ein paar jahre ins gymnasium gehen und komme nach dem abitur/nach der matura als umfassend gebildeter mensch wieder heraus. es ist ähnlich wie in unserem forum: ohne eigenleistung geht nix. leider.
Die meisten Schüler lernen ab der 6. oder 7. Klasse 4-5 Jahre lang lateinische Grammatik. Das ist reines Faktenwissen, nichts weiter. Die o-Deklination oder ein paar Verbstämme aufsagen zu können ist weit weit von kritischer Auseinandersetzung mit Texten entfernt - das wäre ja erst der Punkt, wo der allgemeinbildende Effekt anfängt
die grundlagen zu lernen und zu üben, nach denen eine sprache (im konkreten fall : latein) funktioniert, ist nicht mehr oder nicht weniger faktenwissen, als das wissen um abläufe der römischen geschichte oder erzählungen der griechischen mythologie. dennoch gibt es einen bildungsrelevanten unterschied: wenn ich bloß "weiß", wann die römer am lago Trasimeno verloren haben, bin ich dadurch nicht gebildeter als vorher. wenn ich hingegen partizipial- oder gerundiv"konstruktionen" ins deutsche übersetze, verbessere ich damit meine muttersprachliche ausdrucksfähigkeit; ein bildungseffekt ist also gegeben.