Nun ja, der sogenannte Bologna-Prozeß führt natürlich dazu, daß man seinen BA an einer Uni in England und seinen MA an einer Uni in Italien machen kann. Insofern wäre das schon ein Schritt in eine Richtung zu mehr - zumindest theoretischer - Mobilität, also im Prinzip ein Vorteil - wenn er denn genutzt wird.
Das was dem Studium nicht gut tun wird, ist die zunehmende Verschulung nach Art englischer und amerikanischer Nobelunis (Oxford, Harvard etc.), wobei man natürlich vergessen hat, daß diese Unis, was das Geld betrifft, aus dem Vollen schöpfen können, und die Studenten direkt auf dem Campus wohnen und nichts machen außer zu studieren. In Deutschland ist diese Art Uni eine reine Wunschvorstellung und nicht realisierbar. Wir hätten in Europa den Vorteil, daß es viele kleine Unis relativ hoher Qualität gibt. Diesen Vorteil nutzen wir jedoch nicht, sondern versuchen, unter Verteilung von ein paar Euros auf bestimmte Unis, Eliten heranzubilden, die wir am Ende unter den gegebenen Voraussetzungen weder brauchen noch bekommen. Wozu brauche ich z.B. Spitzenleute in den Geisteswissenschaften, wenn ich diesen Fächern von politischer Seite einen so geringen Stellenwert beimesse?
Ich gehe davon aus, daß wir wie in der letzten Wirtschaftskrise ab dem Jahr 2000 auch dieses Mal mehrere Jahre, wenn nicht sogar ein Jahrzehnt brauchen werden, um wieder auf den aktuellen Stand zu kommen. In dieser Zeit werden wir wieder zu hören bekommen, daß für Bildung kein Geld da ist (weil dieses ja schon für "wichtigere" Dinge verplant ist). Ich hoffe, daß es dann nicht wieder geschieht, daß durch Pensionierung der Professoren vakante Professuren unbesetzt bleiben bzw. gestrichen und neue - wahrscheinlich hochinteressante - Projekte nicht mehr finanziert werden. Denn eigentlich hängt das Problem der Universitäten hauptsächlich an den Personal- und Sachmitteln, nicht daran ob ein Abschluss Magister, Diplom oder Master heißt.
RM