Hallo
RM hat geschrieben:Ich gehe davon nicht unbedingt aus, wenn ich es nicht selbst nachgeprüft habe Zum Glück sind viele Texte ja doch ganz gut überliefert.
Das heißt also, dass Du vor jeder wissenschaftlichen Arbeit mit einem bestimmten Autor erst einmal Deine eigene Textausgabe erstellen würdest
, um auf Nummer sicher zu gehen
. Ich weiß von einem Vortrag, wie schwierig und langwierig die Erstellung einer wissenschaftlichen Textausgabe ist. Das ist selbst bei in Bezug auf die Seitenzahl eher kleineren Schriften eine intensive und langwierige Aufgabe. Also hätte man da sehr viel Arbeit
. Sicher gibt es bessere und schlechtere Ausgaben, aber im Großen und Ganzen wird man ihnen schon vertrauen dürfen, zumal ja im Apparat die anderen Lesarten angegeben sind, und man sich also auch entgegen den vom Editor herausgegeben Text entscheiden darf und eventuell manchmal muss
.
RM hat geschrieben:Quintus hat geschrieben:
... oder man fragt einfach Dozenten in der Uni um Rat, welche Ausgabe sie verwenden würden.
Und was macht man, wenn man sich mit etwas beschäftigt, das der Dozent nicht kennt und von dem es nur genau eine Ausgabe gibt? Außerdem würde ich das nicht machen, wenn ich vorhabe, über einen Text etwas zu veröffentlichen - da rede ich vorher nämlich nur ungern drüber ...
Wenn der Dozent das nicht kennt, hat man natürlich Pech (oder vielleicht auch Glück) gehabt
. Ansonsten ist es wohl für den Dozenten nur schwer möglich, aus der Frage, welche Textausgabe man beispielsweise zu Ciceros De divinatione benutzen sollte, herauszuahnen, was für eine Thematik man in diesem Werk eingehender untersuchen möchte
.
So ernst sollte man diese Diskussion bezüglich der Fragwürdigkeit von wissenschaftlichen Textausgaben allerdings nicht nehmen. Auch wenn sie wohl nicht immer perfekt sind, sind sie für die philologische Arbeit nicht wegzudenken. Ebenso ist es aber sinnvoll, selbst mit wachsamen und kritischem Blick mit ihnen zu arbeiten.
Viele Grüße,
Quintus