Beitrag von Gerontos Sa 13. Feb 2010, 12:50
Hallo philistion
natürlich will ich Quintus nicht vorgreifen, aber vielleicht sind mir zwei kleine Hinweise gestattet:
(1) "ἐπυνθάνου" ist doch 2. Person sing. und "δίκῃ" würde ich in diesem Zusammenhang auch ziemlich wörtlich mit "Recht" übersetzen.
(2) " Ἀθῆναι" ist die Stadt Athen.
Grüße von Gerontos
Beitrag von Medicus domesticus Sa 13. Feb 2010, 14:05
Hallo philistion,
Meine Verbesserungsvorschläge:
"Nicht wegen des Brauches, o Nikias, fragte ich dieses [Mit Recht fragtest du ((ἐπυνθάνου) dies, o Nikias.]. Es kommt mir gewiss eher als den anderen zu, ein Stratege zu sein. Ich wurde nämlich in ganz Griechenland (wegen) meines Sieges in Olympia bewundert.
Dieses bringt freilich auch euch ständig einen Vorteil. Zuerst [Früher] wurden wir nämlich für schwächer als die Feinde gehalten. Ich aber kämpfte einst, wobei ich sieben Gespanne von Pferden führte, in Olympia. Danach aber gewährten die Götter mir einen Sieg, infolge meiner Tugend wurde die gewaltige Athene vermutet, "zugegen" zu sein [Als/nachdem (Ἐπειδή) aber die Götter mir den Sieg gewährt hatten , (dann folgt ein N.c.I. → Ἀθῆναι..... ὑπελαμβάνοντο)vermutete man sogleich, infolge meiner Leistungsfähigkeit, dass Athen gewaltig/schrecklich sei]
Aber Ihr, o Athener, folgtet immer nicht nur der Besonnenheit [nicht immer nur der Besonnenheit], sondern auch dem Vorteil: Folgt ihm also auch jetzt."
Gruß, Medicus
Beitrag von Quintus Sa 13. Feb 2010, 15:34
Hallo amici,
Medicus domesticus hat geschrieben:
"Nicht wegen des Brauches, o Nikias, fragte ich dieses [Mit Recht fragtest du ((ἐπυνθάνου) dies, o Nikia.]. Es kommt mir gewiss eher als den anderen zu, ein Stratege zu sein. Ich wurde nämlich in ganz Griechenland (wegen) meines Sieges in Olympia bewundert.
Dieses bringt freilich auch euch ständig (oder auch fortwährend) einen Vorteil. Zuerst [Früher] wurden wir nämlich für schwächer als die Feinde gehalten. Ich aber kämpfte einst (tote bedeutet 'da, dann, damals; 'einst' bedeutet 'pote) , wobei ich sieben Gespanne von Pferden führte, in Olympia. Danach aber gewährten die Götter mir einen Sieg, infolge meiner Tugend wurde die gewaltige Athene vermutet, "zugegen" zu sein [Als/nachdem (Ἐπειδή) aber die Götter mir den Sieg gewährt hatten (Ἐπειδή nach Hellas-Wortkunde 'da ja (kausal), temporal 'als', nach Gemoll hat die temporale Bedeutung auch eine gewisse Konnotation, also 'nachdem einmal', 'da denn', für mich würde hier auch gut die kausale Bedeutung passen: Da ja aber die Götter mir den Sieg gewährt hatten) (dann folgt ein N.c.I. → Ἀθῆναι..... ὑπελαμβάνοντο)vermutete man sogleich, infolge meiner Leistungsfähigkeit, dass Athen gewaltig/schrecklich sei]
Aber Ihr, o Athener, folgtet immer nicht nur der Besonnenheit [nicht immer nur der Besonnenheit], sondern auch dem Vorteil: Folgt ihm also auch jetzt."
Viele Grüße,
Quintus
Beitrag von Gerontos Sa 13. Feb 2010, 18:22
Hallo ihr Kundigen!
2 Anmerkungen bzw. Fragen:
(1) Das "nicht"für "οὐ" im ersten Satz, das philistion in Version 1 mit übersetzt hat, ist m.E. doch richtig. Also:"Nicht mit Recht fragtest du" = "Zu Unrecht fragtest du".
(2) Theeoretisch ist mir ja der Unterschied zwischen Imperfekt und Aorist so halbwegs klar, aber im konkreten Fall habe ich immer wieder meine Schwierigkeiten.
So auch hier im ersten Satz mit "ἐπυνθάνου". Die Frage von Alkibiades ist m.E. weder conativ noch durativ noch iterativ, sondern weist doch eher den Charakter eines punktuellen Eintretens auf, wie sie dem Aorist zukommt. Warum also hier der Imperfekt? Es ist mir schon klar, dass in diesem Kapitel der Imperfekt Medium und Passiv bezüglich seiner Grammatik behandelt wird.
Aber rechtfertigt dies seinen -so wie ich es bisher beurteile- falschen Gebrauch ?
Grüße von Gerontos.
Beitrag von Medicus domesticus Sa 13. Feb 2010, 18:41
Hallo Gerontos,
Ein Hoch auf die gegenseitige Verbesserung!
Das οὐ gehört als "nicht" natürlich rein.
Warum Imperfekt?
Ich habe im Menge "Repetitorium der griechischen Syntax" gelesen, dass die Schilderung der Gedanken einer handelnden Person, die dann in die Gegenwart wirkt (er hat ja gefragt und das wird jetzt behandelt), auch im Imperfekt stehen kann.
Mal sehen, was die Profis meinen..
Beitrag von Platon Sa 13. Feb 2010, 19:02
So auch hier im ersten Satz mit "ἐπυνθάνου". Die Frage von Alkibiades ist m.E. weder conativ noch durativ noch iterativ, sondern weist doch eher den Charakter eines punktuellen Eintretens auf, wie sie dem Aorist zukommt. Warum also hier der Imperfekt? Es ist mir schon klar, dass in diesem Kapitel der Imperfekt Medium und Passiv bezüglich seiner Grammatik behandelt wird.
Aber rechtfertigt dies seinen -so wie ich es bisher beurteile- falschen Gebrauch ?
Man nehme statt "fragen" die Grundbedeutungen "erfahren", "ergründen" etc., dann wird der (konative) Charakter des Imperfekts deutlicher
Beitrag von Medicus domesticus Sa 13. Feb 2010, 19:37
Dazu vielleicht auch interessant:
Bei Erzählungen steht oft auch das Imperfekt, wo man den Aorist erwartet (§128 Menge Rep.):
...Dies ist besonders häufig bei den Verben "sagen, fragen, befehlen, schicken, bitten" der Fall.....
Beitrag von dubbelchen Di 16. Feb 2010, 11:42
Hallo!
Ich habe eine Verständnisfrage:
Und zwar ist in dem Satz Ἀλλα τότε ἐγὼ ἑπτὰ ζυγὰ ἵππον ἄγων ἠγωνοσάμην ἐν Ὀλυμπιᾳ ja das Partizip ein Partizip Aorist Medium/Passiv.
Jetzt muss ich das Partizip nach §84,2 entweder Vorzeitig übersetzen, oder (wohl eher die Ausnahme) wenn es nach dem finiten Verb steht, modal.
Hier habt ihr modal übersetzt (einfach weil es wohl am besten passt), aber es steht VOR dem finiten Verb, also eigentlich Vorzeitig. Ist hier eine der Ausnahmen???
Sonst müsste man den irgendwie mit: Damals kämpfte ich, nachdem ich sieben Spanne geführt hatte, in Olympia.
Liebe Grüße,
dubbelchen
Beitrag von Medicus domesticus Di 16. Feb 2010, 12:23
Hallo dubbelchen,
Ich glaube, du verwechselst da was:
ἠγωνισάμην (1. Person Sg. Aorist MP) stammt vom Verb ἀγωνίζομαι; ist hier kein Partizip.
ἄγων ist Präsens-Partizip Akt. und steht somit gleichzeitig zum Hauptverb ἠγωνισάμην.
Φύσις κρύπτεσθαι φιλεῖ.