ΕΛΛΑΣ - ΒΟΙΩΤΙΑ|Î¦ÎŸÎšÎ™Σ - 62 Warum philosophieren Menschen?

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ΕΛΛΑΣ - ΒΟΙΩΤΙΑ|ΦΟΚΙΣ - 62 Warum philosophieren Menschen?

Beitragvon philistion » Mo 3. Mai 2010, 21:28

Warum philosophieren Menschen? (nach Plutarch)
Über diese Frage macht sich der delphische Priester Plutarch Gedanken.
Apollon löste einerseits die Probleme in Bezug auf das Leben, andererseits schuf er den Menschen Probleme in Bezug auf das Nachdenken.
Der Beginn des Philosophierens ist nämlich das Untersuchen, die Menschen aber untersuchten, weil sie sich wunderten und ratlos waren. Nun schien Apollon einerseits vieles, was irgendeine Überlegung verlangte, mit Rätseln zu verbergen, andererseits forderte er die diejenigen, die denken, zum Prüfen und Untersuchen auf.
Betrachtet aber auch die Inschriften im Heiligtum, das ‚Erkenne dich selbst‘ und das ‚(Mache) nichts im Übermaß‘. Diese veranlassten nämlich viele Untersuchungen der Philosophen.
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Re: ΕΛΛΑΣ - ΒΟΙΩΤΙΑ|ΦΟΚΙΣ - 62 Warum philosophieren Menschen?

Beitragvon Gerontos » Di 4. Mai 2010, 12:13

Hallo philistion,

Im letzten Absatz würde ich „ἐπί-γραμμα“ mit „Inschrift“ und „ κῑνέω“ mit „anregen“ übersetzen.

Mich hat besonders der 2.Teil des ersten Satzes beschäftigt. Wrtl. steht da ja: „..., die (Probleme ) in Bezug auf die Vernunft tat er den Menschen hinein“, wie Du es ja auch ähnlich übersetzt hast. Aber was soll das genau bedeuten? Meine Nachforschungen haben ergeben:
Plutarch hat eine Schrift verfasst mit Titel : "Du bist!" : Über das E in Delphi.
Und darin findet sich u.a.:

Unser Freund Apollon scheint zwar die Nöte des Lebens zu heilen und seine Fragen zu lösen,
indem er den Orakelsuchenden Antwort erteilt;
die Probleme der Erkenntnis aber überläßt er dem philosophisch Begabten und gibt sie ihm auf,
indem er seiner Seele einen Trieb einpflanzt, der ihn zur Wahrheit leitet.
Das wird durch vieles andere bewiesen und auch durch die Heiligung des E.

Quelle: http://12koerbe.de/pan/plutarch.htm

Daran angelehnt könnte man also sinngemäß übersetzen: „..., die in Bezug auf die Vernunft (oder Verstand oder Erkenntnisvermögen ) überlässt er den Menschen (selbst)."

Hier noch meine Übersetzungen zu:

62 E

1. Apollon sprach zu den Einwohnern der Peleponnes und Europas:“ Errichtet für mich heilige Stätten. Ich bin nämlich in der Lage, euch, wenn ihr ratlos seid, zu helfen.“
2. Dieser Gott beschloss auch den Bau einer Orakelstätte in Delphi.
3. Kein unmäßiger Mensch soll das Orakel besuchen.

62 V Die ersten Philosophen

1. Aristoteles führte aus, dass die Menschen gegenwärtig sowie anfangs aus der Verwunderung über ungewöhnliche Dinge heraus begannen, zu philosophieren. 2. Sie bemühten sich, die Eigenschaften der Sonne und anderer Sterne zu begreifen und sagten:“ 3.Auch wenn wir heute nicht wissen, wie das alles entstanden ist, so werden wir doch nicht aufhören, uns über den Ursprung alles Seienden zu unterhalten. 4. Für andere scheint es gut zu sein, Reichtum zu schaffen, für uns aber, die Wahrheit zu erlangen 5. Wir werden viele Mühen auf uns nehmen, um das zu Ende zu bringen.“

Grüße von Gerontos
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Re: ΕΛΛΑΣ - ΒΟΙΩΤΙΑ|ΦΟΚΙΣ - 62 Warum philosophieren Menschen?

Beitragvon philistion » Di 4. Mai 2010, 13:41

Danke Gerontos, interessante Seite! Wusste gar nicht, dass das "ΕΙ" die Antwort der Menschen zu Apollon war.

Laut Gemoll ist ποιέω auch "verschaffen", was hältst du von "die in Bezug auf die Vernunft verschafft er den Menschen"
Ist überlassen nicht etwas zu "weich", also bedingt ποιέω nicht eine gewisse Auferlegung von Apollon aus, also nicht nur dass er den Menschen diese Probleme zur Lösung überlässt sondern dass er sie ihnen "aufbürdet"?
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Re: ΕΛΛΑΣ - ΒΟΙΩΤΙΑ|ΦΟΚΙΣ - 62 Warum philosophieren Menschen?

Beitragvon Gerontos » Di 4. Mai 2010, 14:38

Hallo philistion,

das finde ich treffend, da es den Gegensatz von "ἔλυε" und "ἐν-εποίε" gut hervortreten lässt. Vielleicht auch: ...er machte sie den Menschen zur Aufgabe".

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Re: ΕΛΛΑΣ - ΒΟΙΩΤΙΑ|ΦΟΚΙΣ - 62 Warum philosophieren Menschen?

Beitragvon Quintus » Sa 8. Mai 2010, 20:41

Hallo amici,

mein Vorschlag:

Apollon löste zwar die Probleme in Bezug auf das Leben, aber die in Bezug auf die Vernunft verschaffte er den Menschen [Alternativ: ..die in Bezug auf die Vernunft überließ er den Menschen?] (Apollon löste einerseits die Probleme in Bezug auf das Leben, andererseits schuf er den Menschen Probleme (zu dem ‚tas‘ sind die ‚aporias‘ vom ersten Teilsatz zu wiederholen) in Bezug auf das Nachdenken).
(Denn) der Ursprung des Philosophierens ist zwar das Untersuchen, die Menschen untersuchten aber weil sie staunten und ratlos waren (Der Beginn des Philosophierens ist nämlich das Untersuchen/Suchen, die Menschen aber untersuchten/suchten, weil sie sich wunderten und ratlos waren). Nun schien Apollon zwar vieles, was (irgend)eine Vernunft verlangte, mit Rätseln zu verschlüsseln, aber er forderte die, wenn sie (nach)dachten, auf, zu prüfen und zu untersuchen (Nun schien Apollon einerseits vieles, was irgendeine Überlegung verlangte, mit Rätseln zu verbergen, andererseits forderte er die Denker/diejenigen, die denken, zum Prüfen und Untersuchen/Suchen auf).
Betrachtet aber auch die Inschriften in den Heiligtümern, das "Erkenne dich (selbst)" und das "(Mache) nichts im Übermaß" (Betrachtet aber auch die Inschriften im Heiligtum (Singular), das ‚Erkenne dich selbst‘ und das ‚(Mache) nichts im Übermaß‘). Diese regten nämlich viele Untersuchungen der Philosophen an (Diese erregten/verursachten/veranlassten nämlich viele Untersuchungen der Philosophen).

Viele Grüße,
Quintus
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Re: ΕΛΛΑΣ - ΒΟΙΩΤΙΑ|ΦΟΚΙΣ - 62 Warum philosophieren Menschen

Beitragvon waldi » Sa 11. Mär 2017, 13:03

Beitrag von philistion Mo 3. Mai 2010, 20:28
Warum philosophieren Menschen? (nach Plutarch)
Über diese Frage macht sich der delphische Priester Plutarch Gedanken.

Apollon löste einerseits die Probleme in Bezug auf das Leben, andererseits schuf er den Menschen Probleme in Bezug auf das Nachdenken.
Der Beginn des Philosophierens ist nämlich das Untersuchen, die Menschen aber untersuchten, weil sie sich wunderten und ratlos waren. Nun schien Apollon einerseits vieles, was irgendeine Überlegung verlangte, mit Rätseln zu verbergen, andererseits forderte er die diejenigen, die denken, zum Prüfen und Untersuchen auf.
Betrachtet aber auch die Inschriften im Heiligtum, das ‚Erkenne dich selbst‘ und das ‚(Mache) nichts im Übermaß‘. Diese veranlassten nämlich viele Untersuchungen der Philosophen.

Version: 3
Grammatik: ε-Kontrakta - Präsensstamm Aktiv (Inf.,Part.,Impf.,Imper.)

:)

Beitrag von Gerontos Di 4. Mai 2010, 11:13
Hallo philistion,

Im letzten Absatz würde ich „ἐπί-γραμμα“ mit „Inschrift“ und „ κῑνέω“ mit „anregen“ übersetzen.

Mich hat besonders der 2.Teil des ersten Satzes beschäftigt. Wrtl. steht da ja: „..., die (Probleme ) in Bezug auf die Vernunft tat er den Menschen hinein“, wie Du es ja auch ähnlich übersetzt hast. Aber was soll das genau bedeuten? Meine Nachforschungen haben ergeben:
Plutarch hat eine Schrift verfasst mit Titel : "Du bist!" : Über das E in Delphi.
Und darin findet sich u.a.:

Unser Freund Apollon scheint zwar die Nöte des Lebens zu heilen und seine Fragen zu lösen,
indem er den Orakelsuchenden Antwort erteilt;
die Probleme der Erkenntnis aber überläßt er dem philosophisch Begabten und gibt sie ihm auf,
indem er seiner Seele einen Trieb einpflanzt, der ihn zur Wahrheit leitet.
Das wird durch vieles andere bewiesen und auch durch die Heiligung des E.

Quelle: http://12koerbe.de/pan/plutarch.htm

Daran angelehnt könnte man also sinngemäß übersetzen: „..., die in Bezug auf die Vernunft (oder Verstand oder Erkenntnisvermögen ) überlässt er den Menschen (selbst)."

Hier noch meine Übersetzungen zu:

62 E

1. Apollon sprach zu den Einwohnern der Peleponnes und Europas:“ Errichtet für mich heilige Stätten. Ich bin nämlich in der Lage, euch, wenn ihr ratlos seid, zu helfen.“
2. Dieser Gott beschloss auch den Bau einer Orakelstätte in Delphi.
3. Kein unmäßiger Mensch soll das Orakel besuchen.

62 V Die ersten Philosophen

1. Aristoteles führte aus, dass die Menschen gegenwärtig sowie anfangs aus der Verwunderung über ungewöhnliche Dinge heraus begannen, zu philosophieren. 2. Sie bemühten sich, die Eigenschaften der Sonne und anderer Sterne zu begreifen und sagten:“ 3.Auch wenn wir heute nicht wissen, wie das alles entstanden ist, so werden wir doch nicht aufhören, uns über den Ursprung alles Seienden zu unterhalten. 4. Für andere scheint es gut zu sein, Reichtum zu schaffen, für uns aber, die Wahrheit zu erlangen 5. Wir werden viele Mühen auf uns nehmen, um das zu Ende zu bringen.“

Grüße von Gerontos

Beitrag von philistion Di 4. Mai 2010, 12:41
Danke Gerontos, interessante Seite! Wusste gar nicht, dass das "ΕΙ" die Antwort der Menschen zu Apollon war.

Laut Gemoll ist ποιέω auch "verschaffen", was hältst du von "die in Bezug auf die Vernunft verschafft er den Menschen"
Ist überlassen nicht etwas zu "weich", also bedingt ποιέω nicht eine gewisse Auferlegung von Apollon aus, also nicht nur dass er den Menschen diese Probleme zur Lösung überlässt sondern dass er sie ihnen "aufbürdet"?

Beitrag von Gerontos Di 4. Mai 2010, 13:38
Hallo philistion,

das finde ich treffend, da es den Gegensatz von "ἔλυε" und "ἐν-εποίε" gut hervortreten lässt. Vielleicht auch: ...er machte sie den Menschen zur Aufgabe".

Gerontos

Beitrag von Quintus Sa 8. Mai 2010, 19:41
Hallo amici,

mein Vorschlag:

Apollon löste zwar die Probleme in Bezug auf das Leben, aber die in Bezug auf die Vernunft verschaffte er den Menschen [Alternativ: ..die in Bezug auf die Vernunft überließ er den Menschen?] (Apollon löste einerseits die Probleme in Bezug auf das Leben, andererseits schuf er den Menschen Probleme (zu dem ‚tas‘ sind die ‚aporias‘ vom ersten Teilsatz zu wiederholen) in Bezug auf das Nachdenken).
(Denn) der Ursprung des Philosophierens ist zwar das Untersuchen, die Menschen untersuchten aber weil sie staunten und ratlos waren (Der Beginn des Philosophierens ist nämlich das Untersuchen/Suchen, die Menschen aber untersuchten/suchten, weil sie sich wunderten und ratlos waren). Nun schien Apollon zwar vieles, was (irgend)eine Vernunft verlangte, mit Rätseln zu verschlüsseln, aber er forderte die, wenn sie (nach)dachten, auf, zu prüfen und zu untersuchen (Nun schien Apollon einerseits vieles, was irgendeine Überlegung verlangte, mit Rätseln zu verbergen, andererseits forderte er die Denker/diejenigen, die denken, zum Prüfen und Untersuchen/Suchen auf).
Betrachtet aber auch die Inschriften in den Heiligtümern, das "Erkenne dich (selbst)" und das "(Mache) nichts im Übermaß" (Betrachtet aber auch die Inschriften im Heiligtum (Singular), das ‚Erkenne dich selbst‘ und das ‚(Mache) nichts im Übermaß‘). Diese regten nämlich viele Untersuchungen der Philosophen an (Diese erregten/verursachten/veranlassten nämlich viele Untersuchungen der Philosophen).

Viele Grüße,
Quintus
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