ΕΛΛΑΣ - ΑΙΓΑΙΑΙ ΝΗΣΟΙ - 72 Zwischen Hass und Vernunft

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ΕΛΛΑΣ - ΑΙΓΑΙΑΙ ΝΗΣΟΙ - 72 Zwischen Hass und Vernunft

Beitragvon philistion » Mo 14. Jun 2010, 00:02

Zwischen Hass und Vernunft (nach Sophokles u.a.)
Auf der Fahrt nach Troia hatte Odysseus den Griechen geraten, Philoktet, der an den Folgen eines Schlangenbisses fürchterlich litt, auf der Insel Lemnos auszusetzen. Zehn Jahre lebte dieser dort in völliger Einsamkeit.
Philoktet hatte jedoch keinen Durst weil eine Quelle Wasser gewährte. Immer wenn er Hunger hatte, jagte er und verwendete dabei die Pfeile des Herakles. Aber er ersehnte, mit Menschen zu verkehren und griechische Stimmen zu hören.
Damals fand sich offenbar Odysseus in Lemnos ein, um den Philoktet wegzuführen: „Gott gibt uns“, sagte er,“ das Orakel: ‚Troja soll durch die Pfeile des Herakles zerstört werden.‘ Fahre jetzt mit mir!“ Aber als dieser sich nicht in Bewegung setzen wollte, sagte er: "Du willst doch nicht etwa , wie du jetzt lebst, ohne Rettung (weiter)leben? Gebrauche deine Vernunft (oder: Besonnenheit)!"
Philoktet aber hasste den Odysseus so, (so) dass er das elende Leben in Lemnos gewählt hätte, wenn ihn nicht Herakles nach seinem Erscheinen überredet hätte, indem er überzeugende Worte gebrauchte.
Version: 3
Grammatik: Kontrakta auf -ἠω

Hatte nun mal einige Tage gar keine Zeit um mich mit dem Hellas zu beschäftigen, sollte nun aber die nächsten Wochen wieder besser gehen.
Der Text fiel mir diesmal auch nicht gerade leicht, hoffentlich sind nicht all zu viele Patzer in der Übersetzung.

Nun ist es gar nicht mehr weit bis zur goldenen Mitte :)
Zuletzt geändert von philistion am Fr 18. Jun 2010, 13:41, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: ΕΛΛΑΣ - ΑΙΓΑΙΑΙ ΝΗΣΟΙ - 72 Zwischen Hass und Vernunft

Beitragvon Gerontos » Mo 14. Jun 2010, 12:39

Hallo philistion!

Zeile 1,2: Das Part. vielleicht besser kausal wiedergeben: „..., weil eine Quelle“. Im nächsten Satz habe ich eine Umstellung vorgenommen , das Part wie Du bei-, aber etwas anders zugeordnet: „Wenn er Hunger hatte, ging er auf die Jagd und verwendete dabei die Pfeile (Plural = Pfeile) des Herakles.“
Zeile 4: „παρεγένετο εἰς...“ : „εἰς“ gibt ja eine Richtung vor, also: „ er gelangte auf die Insel“. „ἀπάξων“ ist als Part. Fut. final zu übersetzen (s. Tab. in §82,1), „..., um den Philoktet wegzuführen“.
Zeile 5: Ich sehe „θεός“ hier als Nominativ, weil „χρῇ“ kein Imperativ, sondern einfach 3.Pers. Ind. Akt. ist. „Gott gibt uns das Orakel <.....>.“ Auch hier wieder: Plural von „τόξον“ = „Pfeile“.
Zeile 6: Bei dem „ σύμ-πλει“ bin ich etwas unsicher, da das „πλει“ keinen Akzent aufweist. Ich denke aber schon, dass ein Imperativ vorliegt: „Segle mit mir“.
Zeile 7: „βούλει“ ist 2.Pers. Ind. Präs. von „ βούλομαι“ und „ζῇς“ ist Präsens.
„Du willst doch nicht etwa , wie du jetzt lebst, ohne Rettung (weiter)leben?“
Wenn man „χρῶ“ im „Greek Word Study Tool“ eingibt , erscheinen sehr viele Übersetzungsmöglichkeiten. Ich halte „verb 2nd sg pres imperat mp“ von „χράομαι“ = „gebrauchen“ im Kontext für am sinnvollsten: „Gebrauche deine Vernunft!“.


72 E

1. Viele Menschen wandten sich an Zeus, weil er der mächtigste Gott war.
2. Wenn sie nun zur Orakelstätte kamen flehten sie den Gott an: „Gib uns ein Orakel, dass wir aus den Gefahren errettet werden und in Frieden leben.
3. Denn wenn nicht, müssen wir durstig und hungrig leben (wrtl.: Wenn aber nicht, (besteht = ergänzt) die Notwendigkeit für uns zu leben als durstende und hungernde).


72 V Odysseus

1. Sowohl Freunde wie auch Feinde wurden häufig von dem listigen Odysseus getäuscht. 2. Dieser hatte nämlich seine Freude daran, wenn er sah, dass sie von Verwirrung ergriffen waren.3. Als die Anführer der Griechen in Verlegenheit waren , wer geeignet sei, den Krieg gegen Troja zu Ende zu bringen, sagte Odysseus schließlich: „Ich werde versuchen, irgendeine geeignete List zu finden.“ 4. Nach dem Krieg aber irrte er lange Zeit über das Meer, weil er dem zornigem Poseidon unterlegen war.

Grüße von Gerontos
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Re: ΕΛΛΑΣ - ΑΙΓΑΙΑΙ ΝΗΣΟΙ - 72 Zwischen Hass und Vernunft

Beitragvon Quintus » Fr 18. Jun 2010, 00:41

Hallo amici,

mein etwas verspäteter Vorschlag:

Philoktet hatte jedoch keinen Durst weil eine Quelle Wasser gewährte. Wenn er Hunger hatte, ging er auf die Jagd und verwendete dabei die Pfeile des Herakles (Immer wenn er Hunger hatte, jagte er und verwendete dabei die Pfeile des Herakles (das ist hier ein Iterativ der Vergangenheit: Optativ im ei-Satz, Imperfekt im Hauptsatz, Hellas-Gr. § 97,5)). Aber er ersehnte, mit Menschen zu verkehren und griechische Stimmen zu hören.
Damals gelangte offenbar Odysseus auf die Insel, um den Philoktet wegzuführen, wobei er sagte: "Ein Gott gibt uns das Orakel: < Troja soll mit den herakleischen Pfeilen zerstört werden. > Er soll offenbar mit mir segeln." (Damals fand sich offenbar Odysseus in Lemnos ein, um den Philoktet wegzuführen: „Gott gibt uns“, sagte er,“ das Orakel: ‚Troja soll durch die Pfeile des Herakles zerstört werden.‘ Fahre jetzt mit mir!“) Aber als dieser sich nicht in Bewegung setzen wollte, sagte er: "Du willst doch nicht etwa , wie du jetzt lebst, ohne Rettung (weiter)leben? Gebrauche deine Vernunft (oder: Besonnenheit)!"
(Aber) Philoktet hasste den Odysseus so, (so) dass er gewählt hätte elend in Lemnos zu leben, wenn ihn nicht Herakles, der erschienen war, überredet hätte, indem er überzeugende Worte verwendete (Philoktet aber hasste so den Odysseus, so dass er das elende Leben in Lemnos (to athliws en Lemnw zen) gewählt hätte, wenn ihn nicht Herakles nach seinem Erscheinen / als er erschienen war, überredet hätte, indem er überzeugende Worte verwendete/gebrauchte.)


PS: Eine moderne Umsetzung der Philoktet-Geschichte: Heiner Müller: Philoktet.

Viele Grüße,
Quintus
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Re: ΕΛΛΑΣ - ΑΙΓΑΙΑΙ ΝΗΣΟΙ - 72 Zwischen Hass und Vernunft

Beitragvon philistion » Fr 18. Jun 2010, 13:38

Danke für die Korrektur und den Tipp, Quintus!

Vielleicht interessiert jemanden das hier: http://liveweb.arte.tv/de/video/Philokt ... trasbourg/

Leider nur auf Französisch gefunden, meint Ihr da findet man noch irgendwo eine deutsche Version?
Ist mir dann doch zu anstrengend mit meinem Schulfranzösisch dieses Theaterstück anzuschauen.
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Re: ΕΛΛΑΣ - ΑΙΓΑΙΑΙ ΝΗΣΟΙ - 72 Zwischen Hass und Vernunft

Beitragvon waldi » So 12. Mär 2017, 11:42

Beitrag von philistion So 13. Jun 2010, 23:02
Zwischen Hass und Vernunft (nach Sophokles u.a.)
Auf der Fahrt nach Troia hatte Odysseus den Griechen geraten, Philoktet, der an den Folgen eines Schlangenbisses fürchterlich litt, auf der Insel Lemnos auszusetzen. Zehn Jahre lebte dieser dort in völliger Einsamkeit.

Philoktet hatte jedoch keinen Durst weil eine Quelle Wasser gewährte. Immer wenn er Hunger hatte, jagte er und verwendete dabei die Pfeile des Herakles. Aber er ersehnte, mit Menschen zu verkehren und griechische Stimmen zu hören.
Damals fand sich offenbar Odysseus in Lemnos ein, um den Philoktet wegzuführen: „Gott gibt uns“, sagte er,“ das Orakel: ‚Troja soll durch die Pfeile des Herakles zerstört werden.‘ Fahre jetzt mit mir!“ Aber als dieser sich nicht in Bewegung setzen wollte, sagte er: "Du willst doch nicht etwa , wie du jetzt lebst, ohne Rettung (weiter)leben? Gebrauche deine Vernunft (oder: Besonnenheit)!"
Philoktet aber hasste den Odysseus so, (so) dass er das elende Leben in Lemnos gewählt hätte, wenn ihn nicht Herakles nach seinem Erscheinen überredet hätte, indem er überzeugende Worte gebrauchte.

Version: 3
Grammatik: Kontrakta auf -ἠω

Hatte nun mal einige Tage gar keine Zeit um mich mit dem Hellas zu beschäftigen, sollte nun aber die nächsten Wochen wieder besser gehen.
Der Text fiel mir diesmal auch nicht gerade leicht, hoffentlich sind nicht all zu viele Patzer in der Übersetzung.

Nun ist es gar nicht mehr weit bis zur goldenen Mitte :)

Beitrag von Gerontos Mo 14. Jun 2010, 11:39
Hallo philistion!

Zeile 1,2: Das Part. vielleicht besser kausal wiedergeben: „..., weil eine Quelle“. Im nächsten Satz habe ich eine Umstellung vorgenommen , das Part wie Du bei-, aber etwas anders zugeordnet: „Wenn er Hunger hatte, ging er auf die Jagd und verwendete dabei die Pfeile (Plural = Pfeile) des Herakles.“
Zeile 4: „παρεγένετο εἰς...“ : „εἰς“ gibt ja eine Richtung vor, also: „ er gelangte auf die Insel“. „ἀπάξων“ ist als Part. Fut. final zu übersetzen (s. Tab. in §82,1), „..., um den Philoktet wegzuführen“.
Zeile 5: Ich sehe „θεός“ hier als Nominativ, weil „χρῇ“ kein Imperativ, sondern einfach 3.Pers. Ind. Akt. ist. „Gott gibt uns das Orakel <.....>.“ Auch hier wieder: Plural von „τόξον“ = „Pfeile“.
Zeile 6: Bei dem „ σύμ-πλει“ bin ich etwas unsicher, da das „πλει“ keinen Akzent aufweist. Ich denke aber schon, dass ein Imperativ vorliegt: „Segle mit mir“.
Zeile 7: „βούλει“ ist 2.Pers. Ind. Präs. von „ βούλομαι“ und „ζῇς“ ist Präsens.
„Du willst doch nicht etwa , wie du jetzt lebst, ohne Rettung (weiter)leben?“
Wenn man „χρῶ“ im „Greek Word Study Tool“ eingibt , erscheinen sehr viele Übersetzungsmöglichkeiten. Ich halte „verb 2nd sg pres imperat mp“ von „χράομαι“ = „gebrauchen“ im Kontext für am sinnvollsten: „Gebrauche deine Vernunft!“.


72 E

1. Viele Menschen wandten sich an Zeus, weil er der mächtigste Gott war.
2. Wenn sie nun zur Orakelstätte kamen flehten sie den Gott an: „Gib uns ein Orakel, dass wir aus den Gefahren errettet werden und in Frieden leben.
3. Denn wenn nicht, müssen wir durstig und hungrig leben (wrtl.: Wenn aber nicht, (besteht = ergänzt) die Notwendigkeit für uns zu leben als durstende und hungernde).


72 V Odysseus

1. Sowohl Freunde wie auch Feinde wurden häufig von dem listigen Odysseus getäuscht. 2. Dieser hatte nämlich seine Freude daran, wenn er sah, dass sie von Verwirrung ergriffen waren.3. Als die Anführer der Griechen in Verlegenheit waren , wer geeignet sei, den Krieg gegen Troja zu Ende zu bringen, sagte Odysseus schließlich: „Ich werde versuchen, irgendeine geeignete List zu finden.“ 4. Nach dem Krieg aber irrte er lange Zeit über das Meer, weil er dem zornigem Poseidon unterlegen war.

Grüße von Gerontos

Beitrag von Quintus Do 17. Jun 2010, 23:41
Hallo amici,

mein etwas verspäteter Vorschlag:

Philoktet hatte jedoch keinen Durst weil eine Quelle Wasser gewährte. Wenn er Hunger hatte, ging er auf die Jagd und verwendete dabei die Pfeile des Herakles (Immer wenn er Hunger hatte, jagte er und verwendete dabei die Pfeile des Herakles (das ist hier ein Iterativ der Vergangenheit: Optativ im ei-Satz, Imperfekt im Hauptsatz, Hellas-Gr. § 97,5)). Aber er ersehnte, mit Menschen zu verkehren und griechische Stimmen zu hören.
Damals gelangte offenbar Odysseus auf die Insel, um den Philoktet wegzuführen, wobei er sagte: "Ein Gott gibt uns das Orakel: < Troja soll mit den herakleischen Pfeilen zerstört werden. > Er soll offenbar mit mir segeln." (Damals fand sich offenbar Odysseus in Lemnos ein, um den Philoktet wegzuführen: „Gott gibt uns“, sagte er,“ das Orakel: ‚Troja soll durch die Pfeile des Herakles zerstört werden.‘ Fahre jetzt mit mir!“) Aber als dieser sich nicht in Bewegung setzen wollte, sagte er: "Du willst doch nicht etwa , wie du jetzt lebst, ohne Rettung (weiter)leben? Gebrauche deine Vernunft (oder: Besonnenheit)!"
(Aber) Philoktet hasste den Odysseus so, (so) dass er gewählt hätte elend in Lemnos zu leben, wenn ihn nicht Herakles, der erschienen war, überredet hätte, indem er überzeugende Worte verwendete (Philoktet aber hasste so den Odysseus, so dass er das elende Leben in Lemnos (to athliws en Lemnw zen) gewählt hätte, wenn ihn nicht Herakles nach seinem Erscheinen / als er erschienen war, überredet hätte, indem er überzeugende Worte verwendete/gebrauchte.)


PS: Eine moderne Umsetzung der Philoktet-Geschichte: Heiner Müller: Philoktet.

Viele Grüße,
Quintus
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