von Cariiina » Fr 30. Jul 2010, 12:13
ich habe, FALLS es jemanden interessiert...
verschiedenste erklärungen bekommen, warum welche übersetzung nicht passt
***Glücklich ist, wer das, was er liebt, auch wagt, mit Mut zu
beschützen.
1. "felix, qui audeat ea, guae amet, fortiter custodire"
Grammatikalisch kann man sich über das Relativpronomen streiten, der Konjunktiv bei "audire" macht wenig Sinn und die Satzstellung ist seltsam. "Lateinischer" wäre: "felix, qui ea, quae amet, fortiter custodire audet."
Die doppelte Relativkonstruktion ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht falsch.
2. Felix, qui, quod amat, defendere fortiter audet.
Sieht grammatikalisch und sinngemäß gut aus. Gefällt mir.
3. Beatus ille, qui ea, quae diligit, fortiter servare audet.
[mit Ellipse: Beatus ille EST]
"beatus" anstelle von "felix" ist denkbar, aber würde ich hier nicht verwenden. "diligere" ist ein schwächeres Wort als "amare", es heißt mehr "wertschätzen" als "lieben".
oder noch einfacher, um den Relativsatz wegzukriegen:
4. rebus caris audaciter defensis recte gaudeas.
"Die lieben Dinge kühn beschützend würde dich richtig freuen" ???
Felix, qui ea, quae amat, audacter servare audet.
"audacter" anstelle "fortiter" ist denkbar, "servare" ist etwas komisch, denn es heißt nur in einer seltenen Nebenbedeutung "beschützen". Eigentlich bedeutet es im klassischen Latein "dienen".
***Mach dir keine Gedanken um die Menschen in deiner
Vergangenheit denn es gibt Gründe warum sie es nicht in deine
Zukunft geschafft haben
1. Ne aestimaveris unius assis homines vitae tuae superioris,
nam causae sunt quibus non pertineant illi res tuas futuras."
Schön! Die Konstruktion mit "aestimaveris unius assis" ist von Cicero abgeschrieben und macht den Satz schon fast literarisch. Wunderschöne Übersetzung.
2. Ne consideraveris homines temporis praeteriti, nam causae
sunt, cur non sint in tempore futuro.
"Bedenke nicht Menschen aus vergangener Zeit, denn es gibt Gründe, warum sie nicht in der Zukunft sind." Etwas am Sinn vorbei.
3. hominibus relictis obliviscere. di si voluissent eos tecum
esse, nonne licuissent?
"Die zurückgelassenen Menschen vergessen. Wenn die Götter gewollt hätten dass diese mit dir seien, warum hätten sie nicht zugelassen?" "Nonne" ist ein Fragepronomen, grammatikalisch hier nicht verwendbar, wenn, dann "cur licuissent". Ist aber egal, die Übersetzung taugt sowieso nicht viel.
4. Noli recordari illos antea tibi notos,
nam multae sunt causae, quibus illi non tibi fuerant futuri.
Noli? Recordari ist Kirchenlatein. Antea eine räumliche, keine zeitliche Angabe. Notus heißt "bekannt", macht wenig Sinn. "Fuerant futuri"... es schüttelt mich als Lateinlehrer.
Noli deliberare homines praeteritos tuos; sunt enim causae,
quod non ad res futuros tuos pervenirent.
Wenn man den ersten Teil vom Satz überarbeitet, (siehe oben), gehts.
***Glaube nicht du erkennst glückliche Menschen an ihrem
Lachen, denn selbst ich habe gelacht nur um nicht weinen zu
müssen!
1. Ne putaveris beatos risu cognoscere posse, nam ipse risi
unica de causa ne flerem"
Besser: ...nihil nisi de causa ne flerem. Ansonsten gut.
2. Noli credere te homines felices ridendo cognoscere, nam ego
ipse/ipsa (männl./weibl.) risi, ne flere deberem.
nd-Konstruktion unnötig kompliziert, aber richtig.
3. Os ridens fallit, nam egomet ipse risi, ne flerem.
"Ein lachender Mund täuscht, denn selbst ich..."
4. Ne arbitratus sis te ridentes beatos habere posse,
praesertim cum ipse ad flendum devitandum (saepe) risi.
Komplizierter Versuch, der leider etwas danebengegangen ist.
5. Ne putaveris te homines felices e risu agnoscere; ego
quoque enim ridebam, ne flevissem.
Wenn "flevissem", dann "risi". "agnoscere"... naja, lieber "cognoscere".
und von jmd anderen
zu A:
Beste Übersetzung ist zweifellos 2, die (beabsichtigt oder nicht) die Form eines Hexameters aufweist.
Felix (=äußerlich, erfolgreich) ist weniger gut als beatus (=innerlich).
Fortis (passiv, defensiv, standhaft) ist besser als audax (aktiv, offensiv, wagemutig).
4 ist künstlich komprimiert und entfernt sich zu weit von der Vorlage.
zu B:
Zu den Übersetzungsvorschlägen kann ich kaum etwas beitragen, denn - ehrlich gesagt - ich verstehe gar nicht, was die deutsche Vorlage eigentlich will. Was heißt, sie haben es nicht in deine Zukunft geschafft? Was ist überhaupt "deine Zukunft"?
3: licuissent ist jedenfalls falsch.
4: Der quibus-Satz ist völlig schleierhaft.
zu C:
1: Wohl beste Übersetzung, aber im Hauptsatz zum AcI te ergänzen.
2: Gute Übersetzung, aber im Hauptsatz posse ergänzen; deberem ist semantisch unpassend (=etwas schuldig sein, zu etwas verpflichtet sein) und entbehrlich (also flerem).
3: An sich gut und prägnant, aber der Kürze werden wichtige Begriffe (glückliche Menschen, erkennen) geopfert. Wenn man das akzeptiert, beste Übersetzung.
4: Ein grammatikalischer Hürdenlauf! Prohibitives ne+coni.perf. ist m.W. bei Deponentien eher ungebräuchlich; das Gerundium flendum ist hier nicht von ad abhängig, sondern das Akk-Objekt zu devitandum (so wie bei "scutis utebantur ad vulnera minuenda"), so kann das Gerundium aber nicht gebraucht werden; praesertim cum heißt im Allg. "zumal da" (causale) und verlangt den Konjunktiv, hier soll es eher "besonders dann, wenn" (temporale) heißen und wäre besser durch tum zu verdeutlichen.
5: Fehlerhafte cons.temp. flevissem, richtig flerem; risu ohne Präposition e hätte genügt.
zu D:
1: Vorschlag mit verbesserter Zeitengebung: Tum me ames (ama), cum ... dignus ero, nam ... indigebo.