Lateinstudium für mich sinnvoll?

Fragen zur Ausbildung rund um die alten Sprachen, ihrer Geschichte und ihrer Archäologie

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Lateinstudium für mich sinnvoll?

Beitragvon Eoneath » Di 3. Aug 2010, 19:04

Eoneath salutem dicit!

Ich befasse mich gerade sehr ernsthaft mit dem Gedanken ein Lehramtsstudium Latein/Deutsch zu beginnen.
Damit ihr meine Sorgen/Gedanken versteht möchte ich euch die Situation erklären, in der ich mich befinde.

Bisher habe ich im Ausland 4 Semester Medizin studiert, und werde wohl an der Chemie "scheitern"; es ist aber ein seltsames Scheitern, denn meine Noten in vielen Fächern schwanken von 1,0 bis "durchgefallen", bestehe ich eine Prüfung -dass ich bestehe ist weitüberwiegend der Fall-, so ist diese meist sehr gut. Ich lege vermutlich Schwächen wie mangelndes mitlernen im Semester, Perfektionismus, und eine gewisse Stimmungsabhängigkeit an den Tag; leider habe ich, ich möchte aber wirklich nicht anmaßend sein, entschuldigt also bitte den Ausdruck, eine gewisse Intelligenz, die mir kurzfristiges Lernen und "schlampig" sein erlaubt. Deswegen halte ich mich sehr selten an Regeln, Schemata- mein eigener fauler Weg klappt ja- bzw. bisher, er klappte bis zur bisherigen Situation. Nun pernicies.
Nach dieser Vorgeschichte bin ich also sehr unsicher, skeptisch und wenig selbstbewusst, was langfristiges -Schimpfwort- "nachhaltiges" Lernen betrifft.
Oben schrieb ich, dass ich im Ausland studiere. Erste Assoziation: Urlaub.
So fühlt sich mein Geist an. Diese Konzentration, die ich in der Schule hatte, konnte ich dort nie erreichen.
Durchgehend, beginnend schon vom letzten Schul(halb?)jahr an.
Entschuldigt bitte dieses rumgeheule, vielleicht hilft es euch für einen kleinen Tipp/Einschätzung.

Und meine Frage, schwerlich zu erraten, ist ob für mich ein Studium auf Lehramt Latein/Deutsch gefahrlos möglich ist. Mit "Gefahr" würde ich den Zustand beschreiben, Mitte 20, nichts erreicht, in zwei Studiengängen gescheitert. Nun bin ich 21, aber alles ist noch möglich.
An der Medizin hat mich gestört, dass dieses anstrengende, stressige Lernen mir jede Freizeit, jede Freude am Lernen und vor allem an intellektueller Betätigung genommen hat. Kein Leben zu haben, keine Zeit für Freunde, keine Kultur- ist furchtbar.

Warum will ich Latein studieren? Was kann ich?
7.-13. Klasse Latein, Note -soweit ich mich erinnere- gut oder auch oft sehr gut.
Prüfungsfach im Abitur (aber nur 10 Punkte).
Teilnahme am Rerum certamen, Klausur 14P, aber HA im Abistress versemmelt,
in der Schule mal eine "Fabula" als Theaterstück mit einigen anderen im Unterricht geschrieben.
Allerdings, vor allem in der Oberstufe, exzessivster Wörterbuchgebrauch; ich würde mir gar zutrauen, selbst "et" nachgeschlagen zu haben.
Jetzt allerdings 2 Jahre Latein-Abstinenz. Fühle mich fast wie ein Newbie.
Graecum habe ich nicht.
Breche ich mein Studium in Medizin nun ab, habe ich einen gewissen Vorlauf, in dem ich mich ein wenig vorbereiten könnte- ein strukturelles Defizit könnte man damit natürlich nicht überwinden.

Latein hat mir in der Schule viel Spaß gemacht, denke ich aber z.B. an Livius auch Probleme.
Ganz allgemein interessieren mich Geschichte, Politik, Philosophie, Literatur.
Liegt es nicht nahe, es zu probieren?

Was sind die großen Stolpersteine, wo lauert Verderben?
Und vor allem, ist es für mich ratsam nach einer solchen Geschichte ein solches Studium zu wagen?

Über Antworte werde ich mich sehr freuen, sie könnten mir eine wichtige Entscheidungshilfe sein. Die, die ich mit diesen Beitrag genervt habe, bitte ich um Verzeihung.
Eoneath
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Re: Lateinstudium für mich sinnvoll?

Beitragvon Medicus domesticus » Di 3. Aug 2010, 21:12

Salve Eoneath!

Deine Anfrage ist nicht so leicht zu beantworten. Ich habe Medizin studiert und bin praktizierender Arzt, deswegen ist deine Frage ganz interessant.
Aber: Die Entscheidung kann dir keiner abnehmen. Das musst du selbst entscheiden, das kann auch kein (anonymes) Forum beantworten.
Ich sage dir nur eines: Ich hatte LK Latein und großes Latinum und habe Latein immer sehr gern gemacht und mache es als Hobby heute immer noch gern. Meine Überlegung war nach dem Abitur auch, ob ich Latein studieren soll. Aber: Ich wollte kein Lehrer werden und ich wollte auch nicht auf der Uni bleiben, aber ich wollte mit Menschen zu tun haben und Medizin hatte mich schon immer interessiert. Wichtig ist für dich, welches Ziel du vor Augen hast. Wenn du mit Leidenschaft Arzt werden willst, dann mache dein Medizinstudium unbedingt weiter. Ich habe mir Latein/Griechisch als Hobby behalten und das ist ein schöner Ausgleich zu meiner ärztlichen Tätigkeit.

Im Endeffekt liegt es an dir selbst!
Gruß, Medicus :)
Optime et feliciter vale!
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Re: Lateinstudium für mich sinnvoll?

Beitragvon Zythophilus » Di 3. Aug 2010, 22:26

SALVE
Wie kommst du jetzt zurecht, wenn du einen lat. Text zur Hand nimmst? Erkennst du die Formen und kannst, auch wenn du öfter ins WB blicken musst, den Text nicht nur grob verstehen?
Die fehlenden Vokabel kann man leicht nachlernen, doch was ist nach zwei Jahren ohne Latein noch von Grammatik und Formenlehre übrig?
Wenn das nicht sitzt, wirst du wenig Chancen haben, die Lücken neben dem eigentlichen Studium, das die Beherrschung von Grammatik und Formenlehre ja zu einem guten Teil voraussetzt, zu schließen und einfach nicht mitkommen.
VALE
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Re: Lateinstudium für mich sinnvoll?

Beitragvon Eoneath » Mi 4. Aug 2010, 15:33

Vielen Dank schonmal an euch beide für die Antworten.
Habe mir gerade Martial geschnappt und konnte den lesen,
Catull auch- aber die beiden habe ich auch immer besonders gerne gelesen :-).

Da ich erst zum Sommersemester anfangen würde, hätte ich ja noch einige Zeit zum wiederholen und vertiefen der Grammatik. Deklinationen sollten kein Problem sein, Konjugationen kommen schnell wieder herein.
Ok, Partizipialkonstruktionen, Gerundium, Gerundivum müsste ich wiederholen. Mit Grammatik hatte ich eigentlich nie große Probleme, sondern war eher der Typ, der die Lösung auf die Frage "Welche Form ist das?" wusste. Vielleicht lese ich mein altes Schulbuch mal durch...

Angenommen, ich hätte ab Oktober Zeit für Latein, was würdet ihr mir empfehlen zu wiederholen? Und wie (was für ein Buch, etc...). Wie gewöhnt man sich an das übersetzen ohne Wörterbuch? Kann man das gut trainieren? Welche Texte sollte ich möglichst vor Beginn des Studiums übersetzt haben/kennen?

Ich überlege, ob ich kurz vorm Semesterstart dann einen Intensivkurs fürs Graecum zu machen- ich habe gehört, dass es sehr sinnvoll sein soll, das Graecum noch vor Studienbeginn zu erlangen.
Eoneath
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Re: Lateinstudium für mich sinnvoll?

Beitragvon Apollonios » Do 5. Aug 2010, 11:18

Mir klingt das, als ob Du viel lieber Latein als Medizin studieren möchtest. Angesichts der Tatsache, daß Du nach heutigem Stand der Medizin mit etwas Glück noch achtzig Jahre vor Dir hast und Dich in dieser Zeit nach Kräften Deines Lebens freuen solltest - mach es einfach. Ob mit irgendeiner Ausbildung direkt Geld zu machen ist, weiß heute eh keiner, also sollte es nicht an Überlegungen zur "Nützlichkeit" scheitern.
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Re: Lateinstudium für mich sinnvoll?

Beitragvon Johannes1923 » So 29. Aug 2010, 23:12

Meinungen und Tipps zum Studium bekommst du auf www.easydegree.at Direkt von Studierenen

ich habe dir alle Latein Studiengänge rausgesucht
http://www.easydegree.at/studycheck/sea ... atein&=Los!

Musste leider feststellen, dass noch keine Studierende sich zu diesen Studiengänge geäußert haben. Vielleicht wird dir später noch geholfen

Lg
Johannes1923
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Re: Lateinstudium für mich sinnvoll?

Beitragvon cherry101 » Fr 21. Jan 2011, 22:16

Mhm, freust du dich jedes Mal, wenn du einen neuen lateinischen Text vor dir hast? Hat dir Latein schon immer Spaß gemacht? Naja dann würde ich sagen, dass du doch einfach mal zu studieren beginnst und dir das einmal anschaust.

Ich hoffe ich konnte dir helfen :)
cherry101
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Re: Lateinstudium für mich sinnvoll?

Beitragvon krambambuli » Mi 26. Jan 2011, 16:10

aus meiner Erfahrung würde ich denen zustimmen, die sagen, dass das Graecum VOR dem Lateinstudium zu machen, sinnvoll ist.

Wär das nicht ne Möglichkeit? Du lernst fürs Graecum, wiederholst Latein, bleibst parallel aber noch in Medizin eingeschrieben - oder hast du gänzlich versemmelt? - und hast dadurch ca. 1 Jahr Zeit, dich genauer mit dem Berufswunsch auseinanderzusetzen ohne dir was zu vergeben?
krambambuli
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