Willibaldus Zythophilo salutem dicit
1. Reflexivum der 1. und 2. Person:Zustimmung, schulpraktisch gesehen muss man oft auf das verzichten, was schulpraktisch gesehen abundanter Luxus ist.
Dennoch, auf der philologischen Ebene und bei der Erkundung unserer mentalen, hochentwickelten Software "Sprache"
und daher in diesem Thread kann man über diesen Schulbezirk und seine Normen hinausgehen.
Reflexivität wird im deutschen durch ein einziges Lexem signalisiert, das auf Reflexivität spezialisiert ist:
sich (Genitiv seiner).Dazu dann reflexiv gebrauchte Personalpronomen.
Beispiel:
Ich mag mich, du magst dich, ihr mögt euch.Wenn man so will kann man diese Pronomen als Pseudoreflexiva oder Reflexiva in Zweitrolle klassifizieren.
Bei diesen reflexiv benutzbaren Verben wie
mögen, sichert die 1. und die 2. Person die Eindeutigkeit:
Der Rückbezug ist eindeutig. Es gibt nur eine einzige Person, auf die das
Ich oder
Du zielt, nämlich die
sprechende oder die angesprochene Person. Analoges passiert im Plural.
2. Mehrdeutigkeit in der 3. Person: oblique CasusErst in der 3. Person gibt es einen Eindeutigkeitsverlust:
Er liebt X.
X kann die im Subjekt präsentierte Person sein
oder auch andere 3. Personen als "Liebesopfer".
Daher die Notwendigkeit ein Signal zu installieren,
das hier Eindeutigkeit schafft:
Er mag sich vs
Er mag ihn.
Selbstliebe oder Liebe gegenüber einem anderen.
Das Lexem
sich kann Dativ oder Akkusativ sein, anders operiert der Lateiner: sibi, se.
Im Deutschen kann das verblüffen.
Man denke etwa an Ausdrücke wie:
Er wäscht
sich (Akk).
Er wäscht
sich die Haare.
Nur wenigen wird bewusst, dass im zweiten Satz plötzlich ein Dativ steht, eine Art Dativus commodi,
während
sich im ersten Satz ein akkusativ ist..
Er föhnt sich. (Akk)
Er föhnt sich die Haare (Dativ, Akk)
3. Die erste Person und ihre mögliche ReflexivitätZurück zur ersten Person und der möglichen Reflexivität:
Ich wasche mich enthält ein reflexiv gebrauchtes Personalpronomen.
Offensichtlich eindeutig, keine Polysemie.
Ich bin ich mag selten formuliert werden, gibt aber durchaus einen Sinn.
Etwa die Vergewisserung nicht anders zu agieren als man es eben tut.
Ein Satz in der Dritten Person ist da auch interessant:
Life is Life (Opus),
Wann ist ein Mann ein Mann? (Grönemeyer: Männer),
Ich bin, der ich bin (AT).Diese drei Sätze enthalten keine Handlung, die jeweiligen Subjekte und ihr Hilfsverb
sehen in ihrem Umfeld kein affiziertes oder effiziertes Objekt vor.
Es geht eher um eine Subjekt-Subjekt-Beziehung in Gleichheit oder Identität.
Oder um den Hinweis auf einen überschießenden Randbezirk der kerngleichen Innstanzen:
Ein Mann ist halt ein Mann kann etwa bedeuten, dass Männer anderen Frauen hinterherschauen, weniger
zur Treue neigen usw.
Der AT-Satz mag ausdrücken, dass Gott sich als jemand
versteht, der nicht durch anderes definierbar ist, er ist der für Menschen
in menschlichen Termen Undefinierbare.
Eine Zeitlang war es bei Filmankündigungen (und heute wieder) üblich so etwas zu schreiben.
Jane Fonda ist Cat Ballou.
Pierre Brice ist Winnetou.
Offensichtlich fokussiert dieser Satztyp, dass jemand ein anderer ist,
beziehungsweise einen anderen (Akkusativobjekt!) spielt,
aber so in der Rolle aufgeht, dass er ein anderer ist.
Gleichzeitig ist das Ganze aber so
echt, dass man nicht umhin kann,
den Künstler zu sehen und zu würdigen, der ein solches Rollenspiel, einen solchen Personentausch hinkriegt.
Ein Artifex, als olcher erkennbar und nicht erkennbar.
Ein Satz wie
"Caesar ist er", "Er ist Caesar" ist sicher seltener
als Sätze wie "Er liebt X". Immerhin aber ist auch in den Caesarsätzen
das "er" und seine Beziehung zu Caesar nicht ganz ohne Polysemie.
Es kann eine Identität vorliegen, muss aber nicht.
Ob wohl die Seltenheit dieser Satzstruktur ausreichend begründet,
dass die Sprache hierfür kein eigenes Reflexivpronomen herausgebildet hat?
Wie nutzt das Epigramm, wie nutzen Zythophilus´Epigramme das Pronomen
und sein Rätsel-Potential Identifikations-Spiel?
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Thais habet nigros, niveos Laecania dentes.
Quae ratio est? Emptos haec habet, illa suos.
Vale