(salvete iterum, contubernales
)
Liebe Laura,
Damit du keinem Missverständnis zum Opfer fällst ... ich habe zum Anfang meines Studiums ganz grausame Dinge gehört und mich
trotzdem nicht davon abhalten lassen
Diese Aussagen kamen teils von einer Tutorin, teils von anderen Studenten, von denen viele das Studium dann auch abgebrochen haben. Klar, es lässt sich nicht leugnen, Latein ist nicht was für jeden. Aber man muss auch wieder Folgendes sagen: Viele studieren Lehramt, weil sie nicht wissen, was sie besseres tun sollen ... viele nehmen dann Latein, obwohl sie es in der Schule weder sonderlich mochten, noch besonders gute Noten geschrieben haben, aber einfach denken, dass man es mit den Einstiegschancen leichter hat. Im Moment stehen die Chancen, als Lateinlehrer übernommen zu werden, nun mal noch deutlich besser als mit Kombinationen aus modernen Sprachen oder moderne Sprache + Nebenfach. Das wird sich in Zukunft allerdings auch ändern.Das solltest du auch bedenken, aber dich davon nicht abschrecken lassen.
Zum Beispiel habe ich eine Kollegin, die Englisch und Deutsch studiert hat, aus dem Referendariat rausgekommen ist und jetzt in Bayern absolut keine Stelle findet ... weil die Anzahl der Plätze, die vergeben werden, im Moment lächerlich gering ist. Also hat sie sich in andere Bundesländer beworben und wird ab nächstem Schuljahr in Kiel beginnen, mit Verbeamtung - ihrem Freund haben sie, da die Schule unbedingt eine Englischlehrerin braucht, gleich eine Planstelle mit geschaffen.
Ich will damit sagen: Wichtig ist vor allem, dass du den Beruf, für den du dich entscheidest machen möchtest, machen möchtest und dafür fähig bist - der Rest kannst du mit Willen bewältigen.
Um zu sehen, ob du auch für den späteren Beruf, nicht nur fürs Studium, fähig bist, gib Nachhilfe (wenn du das eh nicht schon machst), beschäftige dich mit Kindern und Jugendlichen (z.B. Babysitting, Jugendgruppen), halte deine Referate frei und mit dem Ziel, dass dir alle mit Spannung zuhören ... als Lehrer musst du gut und spannend erklären und erzählen können und gern mit jüngeren Menschen arbeiten wollen.
Dann zum Studium: Es gibt im Grunde drei verschiedene Arten von Veranstaltungen, und zwar Vorlesungen, Seminare und Stilübungen.
Ja, in Vorlesungen muss man dasitzen und eifrig mitschreiben (besonders bei unserem einem und einzigen Professor in Latein). Normalerweise verstehst du das dann schon, ich meine, es würde dem Prof nun auch nicht sonderlich viel bringen, wenn niemand das versteht, was er sagt. Ansonsten wirst du dich sicher mit ein paar Studienkollegen zusammentun, mit denen du die Vorlesungen dann auch mal zusammen durchgehen kannst, wenn ihr euch nicht ganz sicher fühlt. Und die Profs kannst du natürlich auch fragen.
In den Seminaren arbeitet ihr normalerweise an einem Text oder einem Werk eines Autors ... hier geht es vor allem ums Interpretieren. In etwa so wie bei einem Deutschaufsatz, aber du musst wissenschaftlich arbeiten, das heißt, Sekundärliteratur (kritisch) lesen und so über das, was du weißt und was du selbst interpretierst zu einem bestimmten Schluss kommen. So in etwa. Deine Ergebnisse stellst du in einem Referat vor, danach wird meistens diskutiert und oft schreibst du dann noch eine Hausarbeit darüber.
In den Stilübungen geht es um Übersetzen, und zwar Latein->Deutsch bzw. Deutsch->Latein. Dabei werden auch Fragen zu Wortschatz und Grammatik umfangreich behandelt. Mir persönlich machen die Stilübungen am meisten Spaß, besonders Deutsch->Latein, weil das wirklich die kleinen grauen Zellen in Bewegung bringt
Natürlich hast du die Wahl zwischen Dozenten, auch an der Uni, nur hast du eher wenig Wahl in Erlangen ... es gibt einen Professor und einen Dozenten für Stilübungen. Ansonsten werden desöfteren mal Dozenten aus anderen Fachrichtungen ausgeliehen. Das ist die Besonderheit unseres Instituts: Es ist sehr klein. Der Vorteil daran ist (ja, ich empfinde es als angenehm
), dass fast jeder jeden kennt, und dass die Atmosphäre daher fast schon familiär ist (im Gegensatz zu Jura zum Beispiel - dort sitzen in einer Vorlesung 900, bei uns um die 50).
Ich hoffe, du kannst dir jetzt die Realität des Lateinstudiums und die momentane Situation etwas besser vorstellen - hast du dir schon überlegt, was für ein Zweitfach du studieren willst?