Hallo!
Ich habe, hier und da reinschauend, bei fünf Versuchen fünf verschiedene Aussagen bekommen bezüglich der ersten beiden Silben des antiken bzw. lateinischen Verses:
a) lang - kurz
b) lang - lang
c) lang - kurz oder lang - lang
d) lang - kurz oder lang - lang oder kurz - lang
e) lang - lang oder kurz - kurz
Die letzte im besonderen (Glücklich, Compendium) lässt mich an meiner bisherigen, offensichtlich abgrundtief blauäugigen Annahme, c) sei die einzige Möglichkeit, doch irre werden?
Ich frage wegen dieses Textes von Johann Heinrich Voss (also nichts eigentlich lateinisches):
An Goeckingk
Welche Hexe, geübt, zur Walpurgsgala
Meister Satans auf Bock und Ofengabel
Hinzureiten; vor Lust aus ihrem Nachttopf
Ungewitter zu gießen; Flöh' und Wanzen,
Mäus' und Ratzen in unbekreuzte Häuser
Frommer Leute zu bannen; Saatenfelder
Kahl zu hexen; und nachts die Kuh des Nachbars
Durch den Ständer zu melken, dass die Viehmagd
Voll Verwunderung Blut statt Milch herauszerrt:
Welch triefäugichtes, schieles, ausgestäuptes,
Längst für Galgen und Rad und Strang und Holzstoß
Reifgewordenes Weib - erfand das Posthorn,
Welches mächtiger noch an Zaubertönen,
Als des Hamelschen Ratzenfängers Pfeife,
Allen dichtrischen Aberwitz und Unsinn,
Der im heiligen römschen Reich nur aufkeimt,
Mir herbannt! Denn so oft des Schreckenhornes
Taratantara tönt; kommt Ode, Volkslied,
Epigramm und Idyll', Epistel, Fabel,
Elegie und Ballad', und aller Misswachs,
Der auf sandiger Heid', in kalten Sümpfen,
Oder brennendem Miste wild hervorschoss:
Kommt im Sturme dahergesaust, und wuchert
Durch die Beete des schönen Blumengartens,
...
Das wollte ich vortragen (schwungvolles Stück, allemal), und wenn oben d) gilt, müsste ich über Versanfänge wie "Mir herbannt ..." noch mal nachdenken; und bei e) über "Der im heiligen ..." Im allgemeinen hat Voss da ja recht genau gearbeitet.
Aber so richtig glauben kann ich das gerade nicht?!
Dank & Gruß,
Soleatus