von Roxane » Fr 13. Feb 2015, 17:58
Hallo Prudentius, liebe Griechischfreunde!
Nun möchte ich doch noch mal gerne jemanden - nun ja, ich gestehe, sehr gerne dich, Prudentius - um eine Durchsicht bitten, irgendwann mal, vielleicht nach und nach, und falls jemand/ du überhaupt Muße ha(s)t, versteht sich! Der folgende Abschnitt war nämlich ein ziemlicher Kraftakt. Hier nun das Ergebnis, das nach langem Grübeln, großen Anstrengungen und vielem Nachschlagen zustande kam.
@Glis: falls du mitliest, hast du noch Interesse, andere Textstellen zu vergleichen?
φαῦλοι [28c] γὰρ ἂν τῷ γε σῷ λόγῳ εἶεν τῶν ἡμιθέων ὅσοι ἐν Τροίᾳ τετελευτήκασιν οἵ τε ἄλλοι καὶ ὁ τῆς Θέτιδος υἱός, ὃς τοσοῦτον τοῦ κινδύνου κατεφρόνησεν παρὰ τὸ αἰσχρόν τι ὑπομεῖναι ὥστε,
ἐπειδὴ εἶπεν ἡ μήτηρ αὐτῷ προθυμουμένῳ Ἕκτορα ἀποκτεῖναι, θεὸς οὖσα, οὑτωσί πως, ὡς ἐγὼ οἶμαι· “ὦ παῖ, εἰ τιμωρήσεις Πατρόκλῳ τῷ ἑταίρῳ τὸν φόνον καὶ Ἕκτορα ἀποκτενεῖς, αὐτὸς ἀποθανῇ--αὐτίκα γάρ τοι”, φησί, “μεθ᾽ Ἕκτορα πότμος ἑτοῖμος” –
ὁ δὲ τοῦτο ἀκούσας τοῦ μὲν θανάτου καὶ τοῦ κινδύνου ὠλιγώρησε, πολὺ δὲ μᾶλλον [28d] δείσας τὸ ζῆν κακὸς ὢν καὶ τοῖς φίλοις μὴ τιμωρεῖν, “αὐτίκα”, φησί, “τεθναίην, δίκην ἐπιθεὶς τῷ ἀδικοῦντι, ἵνα μὴ ἐνθάδε μένω καταγέλαστος παρὰ νηυσὶ κορωνίσιν ἄχθος ἀρούρης”.
μὴ αὐτὸν οἴει φροντίσαι θανάτου καὶ κινδύνου;’οὕτω γὰρ ἔχει, ὦ ἄνδρες Ἀθηναῖοι, τῇ ἀληθείᾳ· οὗ (da wo) ἄν τις ἑαυτὸν τάξῃ ἡγησάμενος βέλτιστον εἶναι ἢ ὑπ᾽ ἄρχοντος ταχθῇ, ἐνταῦθα δεῖ*, ὡς ἐμοὶ δοκεῖ, μένοντα κινδυνεύειν, μηδὲν ὑπολογιζόμενον μήτε θάνατον μήτε ἄλλο μηδὲν πρὸ** τοῦ αἰσχροῦ.
*Pape: das imperson. δεῖ, conj. δέῃ, auch δῇ, s. Mein. III, 293, es bedarf, ist nöthig; mit acc. c. inf., Pind. Ol. 6, 28; Her. bes. von Schicksalbestimmungen, οὐ γὰρ ἔδει Ναξίους ἀπολέσϑαι, sie sollten nicht untergehen, 5, 33;
**Pape: wie πρὸ aber auch einen Vorrang bedeutet, u. der Platz vor einem Andern .. so ist πρό auch vor, mehr als, lieber; κέρδος πρὸ δίκας αἰνῆσαι, List vor Recht preisen, höher als Recht preisen, Pind. P. 4, 140; .. δυςδαίμων σφιν ἁ τεκοῠσα πρὸ πασῶν γυναικῶν, 910, unglücklich vor allen Weibern, unglücklicher als alle;
Schlechte [28c] müssten (/sind wohl) ja nach deiner Definition alle Halbgötter sein, welche in Troja gestorben sind, die, die wir nicht kennen (wörtlich: die Übrigen/ Fremden) sowie der Sohn der Thetis, der, ehe es dazu kam (ingressiv), dass er etwas Schändliches ertrug (/an ihm zurück blieb)*, so wenig (wörtlich: so sehr nicht) an die Gefahr dachte, dass er,
indes hatte seine Mutter, weil er entschlossen war, Hektor zu töten, ihm als Göttin etwa folgendes, wie ich glaube, gesagt: “Mein Kind, wenn du den Mord an deinem Gefährten Patroklos (= deinen Gefährten P. in Bezug auf den Mord) rächst und Hektor tötest, kannst (gr. Fut.) du selbst getötet werden – denn dir ist gleich nach Hektor”, sagte sie, “ein Unglück gewiss” -
(dass er), obwohl er das gehört hatte, den Tod und die Gefahr geringschätzte und, da er in weit höherem Maße [28d] in Besorgnis war, als untauglicher Mann fortzuleben und besonders (καὶ) seine Freunde nicht zu rächen, antwortete: “Augenblicklich möchte ich tot sein, sobald einer dem Missetäter Recht gewährt hat**, um nicht hier als lächerliche (Gestalt) neben den geschweiften Schiffen als eine Last der Erde zurück zu bleiben”.
Du meinst doch nicht etwa, er habe über Tod und Gefahr nachgedacht? So verhält es sich nämlich, Männer von Athen, in Wahrheit: Da wo sich einer selbst aufgestellt hat, weil er meinte, es sei das Höchste (von der sozialen Stellung, Langensch.), oder (da wo) er von einem Befehlshaber aufgestellt worden ist, dort ist es nötig, wie mir scheint, dass er standhält und (= indem er standhält) sich einer Gefahr aussetzt und nichts mehr (πρὸ) einkalkuliert (= wobei er nichts mehr einkalkuliert), weder Tod noch etwas anderes (= nichts anderes), als die Schande.
*wörtlich: vor dem hinsichtlich des Schändlichen etwas Ertragen
** "sobald einer dem Missetäter Recht gewährt hat": hier bin ich mir nicht sicher!
Seid allesamt gegrüßt von R.
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