Seid gegrüßt alle miteinander und im Besonderen mein geschätzter Mentor Prudentius!
Hiermit melde ich mich in alter Frische zurück und beginne sogleich mit einer Frage zu einem simplen Satz aus der Johannespassion, der Antwort Jesu auf die Frage des Pilatus Οὐκοῦν βασιλεὺς εἶ σύ;
ἀπεκρίθη [ὁ] Ἰησοῦς Σὺ λέγεις ὅτι βασιλεύς εἰμι.
In meiner Bibel so übersetzt Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König.
Das hört sich ganz so an als würde Jesus Pilatus zustimmen und somit ein Geständnis abliefern. Ist das so? Bezeichnet sich Jesus hier wirklich selbst als König?
Eine positive Antwort Jesu hätte zu einer Verurteilung geführt. Aber hat er die Frage denn bejaht? Ich meine nicht! Wenn er das gewollt hätte, hätte er wohl (in seiner Sprache) etwas gesagt, das dem griechischen φημί entspricht, denn In der Antwort ist φημί »ja«, »ja wohl«.
Stattdessen antwortet er mit Σὺ λέγεις ὅτι βασιλεύς εἰμι.
Das kann man meiner Meinung nach folgendermaßen übersetzen:
Es antwortete Jesus: Du sagst, dass ich ein König bin (=nicht ich bin es, der das sagt). (λέγειν sagen, sprechen, erzählen) oder
Es antwortete Jesus: Du meinst, dass ich ein König bin. (λέγειν meinen, denken, eigtl. bei sich, in der Seele sagen) oder
Es antwortete Jesus: Du sagst mir nach, dass ich ein König bin. (εὖ λέγειν τινά, einem Gutes nachsagen)
Dieses λέγεις verstand Pilatus, wie ich lese, auch gar nicht als „Schuldeingeständnis, das einen sofortigen Hinrichtungsbefehl erzwungen hätte: Denn er bot Jesu Freilassung an, weil er nicht von seiner Schuld überzeugt war. Jesu Antwort wird daher auch als Distanzierung („Du behauptest es“) oder als Aufforderung („Sage du es, urteile selbst“) gedeutet.“
Und warum heißt es im Griechischen dann nicht φάσκεις ? In der Bedeutung »behaupten« gebraucht die Att. Prosa, wie es bei Pape zu lesen ist, nämlich namentlich φάσκω.
Was meint ihr?