sinemetu hat geschrieben:Leider wird man aus den angegebenen Quellen nicht schlau in Bezug auf die konkrete Frage nach dem Begriff.
Bei der logischen Sekunde handelt es sich um einen bloß fiktiven (= logischen) Zeitpunkt, um bestimmten Fallkonstellationen juristisch Herr zu werden, die einer gesetzlichen Regelung harren. Die Denkfigur hat vor allem bei mehrpersonalen Verhältnissen im Sachenrecht Bedeutung. Einfachestes Beispiel ist das gesetzlich nicht geregelte Streckengeschäft: Der Konsument C kauft beim Einzelhändler B eine Sache, die B nicht lagernd hat. B weist daher den Zwischenhändler A an, die Sache direkt an C (und nicht an B selbst) zu liefern. Hat A das getan, stellt sich dann aber beispielsweise heraus, dass der Kaufvertrag B-C ungültig ist, bliebe das Eigentum bereits bei A hängen, weil C keinen gültigen Titel hat und B die Sache nie übergeben wurde, wohingegen bei einer Übergabe von A über B nach C das Eigentum erst bei B stecken bleibt (eine näher Begründung führte hier zu weit). Diese unterschiedliche Rechtsfolge hat vor allem für die Gläubiger des A bzw. B (Pfändung bzw. Insolvenz) Bedeutung und ist sachlich nicht zu rechtfertigen. Um sie zu vermeiden, behandeln wir Juristen den kurzen wie den langen Weg und fingieren also, dass die Sache auch beim kurzen Weg für eine logische Sekunde durch B hindurchgehe, er mithin für eine logische Sekunde Eigentümer wird.
Qui statuit aliquid parte inaudita altera,
aequum licet statuerit, haud aequus fuit.
(Sen. Med. 199-200)