Frage zu einem Satz

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Mo 5. Sep 2016, 16:02

Salvete, kann mir jemand bei beim unterstrichenen ne-Satz, der frei nach Ov., Met. 4, 685 gebildet zu sein scheint, helfen?
deinde, cum Perseus etiam atque etiam interrogaret, ne videretur nolle casus suos fateri, quod nomen illi terrae esset dixit, neque occultavit quomodo ipsa vocaretur.

Ich stehe leider auf dem Schlauch :?

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agte sie, wie jenes Land hieß,Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon marcus03 » Mo 5. Sep 2016, 16:51

um nicht den Eindruck zu erwecken, sie wolle ihr/e ??? (poetischer Plural) nicht zugeben

wörtl.: ... damit sie nicht ihre ??? nicht zugeben zu wollen schien (NCI)
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Mo 5. Sep 2016, 17:33

Danke marcus!

Ganz verstehe ich das aber immer noch nicht. Der Hintergrund ist ja der, dass Perseus Andromeda deshalb zum Reden bringen wollte, weil er spürte, dass nicht sie selbst daran schuld war, dass sie an den Fels gefesselt worden war.

Könnte man demnach ungefähr wie folgt übersetzen: damit sie sich nicht glaubte, ihr Schicksal nicht verraten zu wollen (= verbergen zu müssen). :? Mein Bauchgefühl sagt mir aber irgendwie, das sei eine Überinterpretation. :lol:
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon marcus03 » Mo 5. Sep 2016, 17:46

iurisconsultus hat geschrieben:damit sie sich nicht glaubte,


Was soll das bedeuten? :? Hier bekomme ich einen schlechten Magen. :lol:
vgl:
videor= ich scheine, mache den Eindruck, als ob ich
mihi videor= ich bilde mir ein, ich glaube
sibi videtur= sie bildet sich ein, sie glaubt

damit sie nicht den Eindruck machte, ihr Schicksal nicht verraten zu wollen: Das sollte Sinn machen. :)
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Mo 5. Sep 2016, 18:16

Danke marcus, das war auch meine Lesart, obwohl mir die lat. Formulierung immer noch spanisch vorkommt. Entschuldige den Tippfehler ("sich"). Ich war gerade mit der Straßenbahn unterwegs und nicht ganz bei der Sache. :wink:
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon marcus03 » Mo 5. Sep 2016, 18:22

iurisconsultus hat geschrieben:obwohl mir die lat. Formulierung immer noch spanisch vorkommt.


Was ist daran "spanisch"? Die Konstruktion (NCI) ist doch gut nachvollziehbar, oder?

"damit sie nicht glaubte" steht nicht da. Man könnte höchstens sagen: dass man von ihr nicht glaubte, dass sie ... :?
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Mo 5. Sep 2016, 18:42

Grammatisch ja, aber inhaltlich kommt mir der Satz, angesichts dessen, was eigentlich ausgedrückt werden sollte (v. s.), holprig vor.

videri: IV. glauben, denken, sich einbilden (Navigium)
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon Tiberis » Mo 5. Sep 2016, 20:29

ohne nähere kenntnis des kontextes würde ich übersetzen:

dann, als P. immer wieder fragte, sagte sie, um nicht den eindruck zu erwecken, sie wolle ihre erlebnisse/ abenteuer nicht preisgeben, wie jenes land heiße, und verbarg auch nicht ihren eigenen namen.

stilistisch ist dieser satz (klingt irgendwie nach Hygin :roll: ) einigermaßen bedenklich...
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Mo 5. Sep 2016, 21:08

Danke optime Tiberis für deine Übersetzung und deine stilistische Einschätzung, die ich teile. Kontext ist die Andromeda-Sage (v. s.). Ich weiß leider nicht, ob die Formulierung auf Hygin zurückgeht. Sie findet sich jedenfalls im Lesebuch von Miraglia, Fabulae Syrae (2010).

Schöne Grüße aus Linz!
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon Zythophilus » Mo 5. Sep 2016, 21:28

Bei Hygin kommt die Stelle jedenfalls nicht vor.
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon Sokrates » Mo 5. Sep 2016, 22:29

Salvete,

ich sehe da erhebliche Probleme, im Lateinischen: Objektlosigkeit von winterrogaret, sofern der Kontext den Inhalt nicht bietet, dann die weite Kataphorik von zwei Nebensätzen verschiedenen Grades ohne genanntes Subjekt (was besonders am Übergang winterrogaret/viderert stört) und schließlich wieder ein Nebensatz im Nachfeld. Das klingt nicht rund, oder?
im Deutschen: mit deinde, cum = dann, als wird man leicht zu cum temporale verführt, wenn man das Original nicht kennt, vielleicht darauf nun, da ....

LG
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon Tiberis » Di 6. Sep 2016, 00:18

iurisconsultus hat geschrieben:Ich weiß leider nicht, ob die Formulierung auf Hygin zurückgeht. Sie findet sich jedenfalls im Lesebuch von Miraglia, Fabulae Syrae (2010).

dann ist ja alles klar: Miraglia selbst hat diese sätze fabriziert :D , und zwar in anlehnung an Ovid (worauf du ja schon hingewiesen hast). leider ist im vorliegenden satz von der sprachlichen eleganz sowie der klarheit des vorbilds nichts mehr übrig. :sad:
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Di 6. Sep 2016, 15:26

Salvete sodales,

jetzt habe ich noch eine Frage zu folgendem Konditionalsatz (Miraglia). Thema ist die Mucius-Sage.
Rex igitur, iratus et periculo territus, minatus est se eum ignibus cruciaturum esse, nisi confessus esset quae consilia Romani cepissent

Warum steht hier der Irrealis der Vergangenheit? Mucius hatte ja im Zeitpunkt der Drohung noch die Möglichkeit, die Pläne der Römer zu entdecken. Vermutlich verkenne ich irgendetwas!

maximas gratias praemitto!

Auch an Sokrates und Zythophilus ein Danke für eure Beiträge!
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon Zythophilus » Di 6. Sep 2016, 15:43

Ganz falsch ist hier m.E. confiteretur auch nicht, aber der Konj.Plusqu.pf. drückt aus, dass das vor dem cruciaturum geschehen muss.
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon marcus03 » Di 6. Sep 2016, 15:51

Der Konj. Plqupf. vertritt den nicht existierenden Konj. des Futur II, der hier nach der cons. temp. stehen muss. :)
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