Salvete,
das Verb bedecken entspricht in der Tat dem lat. tegere. Wichtig ist zum einen die Unterscheidung der Diathese, zum anderen die nach Aktionssart/Aspekt.
Nach meinem Dafürhalten ist bedecken prinzipiell ein transitives Vollverb mit perfektiver Aktionsart, also ein abgeschlossener Vorgang, den ein Subjekt an einem Objekt vornimmt, und eben kein Zustand. (Dass ein Autor dieses von der Aktionsart her perfektive Verb in einem Tempusstamm mit durativem Aspekt verwenden kann, ist ein sekundär.).
Insofern unterscheidet es sich von "paarweise auftretenden" Verben, die lexikalisch (legen transitiv, perfektiv liegen intransitiv, imperfektiv) oder morphematisch-paradigmatisch (wie im Griechischen zu πείθω πέποιθα (älter, starkes Perfekt, intrans. πέπεικα schwache Neubildung, transitiv) alternieren.
Trotzdem ist Verben wie bedecken, umgeben, einschließen.. eine gewisse Ambivalenz in Aktionsart nicht abzusprechen, weil sie eben auch (zumindest in entsprechendem Kontext und mit entsprechender Satzsyntax) einen Zustand ausdrücken können. Man vergleiche das Aktiv mit dem Zustandspassiv, in dem der Muttersprachler den Vergangenheitsaspekt (Aspekt hier im weiteren Sinne!) ausblendet und das Partizip eher zu einem Partizipialadjektiv, also zu einen "Charakteristikum" mit einem Präsens-Verb, wird.
Ich sehe das etwas anders als in dem Paragraphen der "lateinischen Sprachlehre". Sicher, das Zustandspassiv ist geläufiger, aber tegit kann man normalsprachlich durchaus analog mit bedeckt wiedergeben.
Schnee bedeckt die Erde -> Die Erde ist schneebedeckt.
Achtung: Obwohl Schnee Subjekt ist, wird es im Passiv nicht zum Urheber, sondern eher zum Mittel, was man daran erkennt, dass sich das Verbalkompositum weniger mit "von Schnee" als Urheber, sondern "mit Schnee" als Mittel auflösen lässt.
Dies "deckt" sich mit der scharfen Beobachtung Welkes, dass im Aktiv eine Metapher vorliegt, die ein "Vehikel" sei, um aus einem originären Vorgangsverb ein Zustandsverb zu machen, cf. KLAUS WELKE, Tempus im Deutschen: Die Rekonstruktion eines semantischen Systems, S.144 und S. 145 oben, abrufbar über Google Books.
https://books.google.de/books?id=QP2SmnvmBmcC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=falseLG, Sokrates