Frage zu einem Satz

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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Sa 12. Nov 2016, 16:13

Danke Zythophilus. Ich lese es mal als Fut. II. Das verstehe ich nämlich im Gegensatz zu einem Vergangenheitstempus mit (kausalem) Nebensinn. :D
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon Prudentius » Sa 12. Nov 2016, 16:47

Euch fehlt wieder einmal diese grammatische Schwerelosigkeit, für die ich ja zuständig bin, dieses Schweben über dem Terminologiechaos.
"libuerit" geht doch als Kj. Perf., vorzeitig gegenüber faciat, das ist sinnvoll, denn libeat, gleichzeitig, könnte heißen, einer Augenblicksstimmung folgend; hier aber soll gesagt sein, dem Handeln geht ein überlegter Entschluss voraus.
Der Kj. des Relativsatzes ist entweder als Modusangleichung oder als kausaler Nebensinn erklärbar ("Schweben!".
:)
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Sa 12. Nov 2016, 17:41

Danke Prudentius,

so leuchtet die Vorzeitigkeit durchaus ein, obwohl es mich aus muttersprachlicher Sicht, die natürlich nicht maßgeblich ist, trotzdem etwas befremdet, dass libet (es beliebt) vorzeitig ausgedrückt (nicht bloß gedacht) wird/werden kann. Aber die lateinische Sprache ist halt auch exakter bei der Zeitenfolge.
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon Prudentius » So 13. Nov 2016, 09:15

Die Bibelstelle ist 1Sam 3:18,

die Vulgata bietet: "Quod bonum est in oculis suis, faciat", die Septuaginta:
"... καὶ εἶπεν Ηλι Κύριος αὐτός· τὸ ἀγαθὸν ἐνώπιον αὐτοῦ ποιήσει", er wird das in seiner Sicht Gute tun.

"... etwas befremdet, dass libet (es beliebt) vorzeitig ausgedrückt (nicht bloß gedacht) wird/werden kann":

Vllt. liegt es auch daran, dass es im L. nur ein geringer Unterschied ist zwischen libeat und libuerit, im D. aber eine umständliche Umschreibung mit Hilfsverbum.
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Do 17. Nov 2016, 18:15

Salvete,

ich bin gestern abermals auf einen Nebensatz gestoßen, bei dem ich mir unsicher bin:
Tum Saul magna praemia et filiae nuptias ei praemisit, qui provocantis spolia rettulisset.


Inhalt ist der Vorspann zum Kampf David gegen den Goliat.

Frage:
Liegt hier ein Relativsatz mit finalem Nebensinn oder ein indirekter Fragesatz vor? So oder so würde ich referret und nicht rettulisset erwarten. Ich bin verwirrt, habe aber dennoch einmal wie folgt übersetzt:

"Sodann versprach Saul demjenigen eine große Belohung und die Vermählung mit seiner Tochter, der die Rüstung des Herausforderers überbringe."

Ich habe aber kein gutes Gefühl dabei. :D

Gratias maximas!
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon marcus03 » Do 17. Nov 2016, 18:43

retulisset: Konj. Plqupf. vertritt den Konj. Fut. II (konditionaler Nebensinn: ..., falls er ...)
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Do 17. Nov 2016, 20:47

Danke marce, das hast du mir leider schon öfter sagen müssen. Ich habe aber zumindest auch an diese Variante gedacht. Ist immerhin ein Anfang. :D Müsste hier ohne konditionalen Nebensinn auch das Futur II stehen? Gefühlsmäßig erscheint mir sowohl rettulerit (der überbracht haben wird) als auch referet (der überbringen wird) möglich. Vertritt der Konj. Plqupf. (in einem anderen Zusammenhang) auch den fehlenden Konj. Futur I?
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon marcus03 » Do 17. Nov 2016, 20:57

iurisconsultus hat geschrieben: Vertritt der Konj. Plqupf. (in einem anderen Zusammenhang) auch den fehlenden Konj. Futur I?

Ja.
Anderes bekannntes Beispiel:
http://latin.packhum.org/loc/448/1/75/297-320#75
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Re: Frage zu einem Satz

Beitragvon iurisconsultus » Do 17. Nov 2016, 21:37

Danke marcus :)
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