Man muss vllt. beim Etymologisieren nicht einen zu strengen Maßstab anlegen, wenn man bedenkt, dass dieses ja erst in jüngerer Zeit unter die Wissenschaft "historische Laut- und Formenlehre" unterstellt wurde, das war ja erst im 19. Jh., als die gesamte Philologie sich der positivistischen Wissenschaft anschloss, als man von der Verehrung der Klassiker zu ihrer Analyse überging; in der ganzen vorhergehenden Zeit bewegte sich die Etymologie in einem Freiraum.
Es fing mit den Sophisten an, die den Worten einen Hintersinn ablauschen zu können glaubten, in Platons Kratylos findet man viel davon, es wurde auch Unsinniges und Lachhaftes produziert, z.B. indem man aus dem Göttinnennamen Hera, HPA, das Element Luft, AHP, ableitete.
Vllt. ist auch die "Etymologie" von lucus, Hain, geläufig: "a non lucendo", weil es vor lauter Bäumen finster ist.
Die Etymologie ist auch mit Allegorie und typologischem Denken verwandt, es ist das Bestreben, hinter dem Vordergründigen des "Eigentliche" zu erfassen; sie war auch in der Theologie verbreitet, Luther hat sie bekämpft.