Galgenstrick

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Galgenstrick

Beitragvon marcus03 » Do 4. Mai 2017, 10:34

Der Georges liefert unter der Vokabel "verbero" auch die Bedeutung "Galgenstrick" (=Schurke)?

Gibt es einen speziellen Begriff für diese Art von Metonymie? (Gegenstand steht für den/das, auf den/das er
angewendet wird)
Kennt jemand weitere ähnliche Beispiele?

Gratias praemitto.
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Re: Galgenstrick

Beitragvon Willimox » Do 4. Mai 2017, 13:16

Nun ja,
das lässt sich im weitesten Sinn als pars pro toto auffassen, insofern man sich den Gehenkten im Junktim mit dem Instrument vorstellen kann, ja sogar - sit venia dicto - als Personalunion, auch wenn die beiden Elemente erstmal in der Quelldomäne einander fern sind.

Genauer genommen ist hier das als typisch gesehene Umfeld metonymiekonstituierend. Also könnte man Metonymien klassifizieren als solche mit echtem "pars pro toto" und solche, in denen nur ein typisches Umfeld konstituierend wirkt.....

Man vergleiche etwa:

Instrument: dt. Zunge, engl. tongue, lat./ital./port. lingua, gr. glôssa, russ. jazyk, sumer. eme, alle “Sprache”;
Umfeld: ein Glas trinken; Mond "Monat"
Hl. Stuhl, Weißes Haus
Herkunft: Bordeaux, Picasso
Pars pro toto/Synekdoche: kluger Kopf
Tätigkeit: Wache
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Re: Galgenstrick

Beitragvon Prudentius » Fr 5. Mai 2017, 16:13

Ich glaube, man kann auch eine allgemeine Tendenz darin erkennen, nämlich die vom begrifflich-abstrakten zum konkret-Sinnfälligen; "Schurke" ist begrifflich, "Galgenstrick" ist anschaulich, spricht das Gefühl an, erregt Emotionen; das ist auch bei anderen Schimpfwörtern zu beobachten: Halsabschneider, Speichellecker, Schlampe, Arschloch (unverblümte Anrede).
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