Seltsamer Text

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Seltsamer Text

Beitragvon marcus03 » Di 26. Sep 2017, 16:38

"In Effigiem Musici et Organici sæculi hujus longe præstantissimi Domini Iohannis Adami Reinken : Quem probet Auditus quid surdis pingitur Oclis? Si vis hunc dingne pingere pinge Melos: Mæandros. quin cum rectā ratione furores. Certosque Errores suspice Phoebe lyrá. Dædada Dextra jubet linguamque stilumque Silere. Auribus attonitis hanc stupor ipse stupet. Græcia si mendax : Reinecco Amphiona præfers. Auriculas Referes præmia digna Midæ. : Joannis Bambamius D." (Johannes Bambamius war ein Hamburger Advokat und auch Gelehrter, der diesen Text verfasste und 1699 starb).

http://digitalisate.sub.uni-hamburg.de/ ... 6ae757b62f


Dieser Text wurde heute in einem anderen Forum als Übersetzung angefragt.
Ich glaube,es sind Distichen. Leider komme ich mit dem Inhalt nicht klar.

Wie kann man das verständlich wiedergeben? Ein komischer Text i.m.A. :?
Für Zusatzerklärungen wäre ich sehr dankbar.

Gratias praemitto
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Re: Seltsamer Text

Beitragvon Tiberis » Di 26. Sep 2017, 20:24

naja, so schlimm ist es auch wieder nicht, bis auf das zweite Distichon, das auch mir nicht ganz klar ist, v.a. wie "Maeandros" hier zu verstehen ist. Außerdem gehe ich davon aus, dass suscipe (statt suspice) zu lesen ist.



"In Effigiem Musici et Organici sæculi hujus longe præstantissimi Domini Iohannis Adami Reinken :
(auf das Bild des weitaus besten Musikers u. Organisten dieses Jahrhunderts, Joh.A. Reinken)

Quem probet Auditus quid surdis pingitur Oclis?
Si vis hunc di[n]gne pingere pinge Melos:
Mæandros. quin cum rectā ratione furores.
Certosque Errores suspice Phoebe lyrá.
Dædada Dextra jubet linguamque stilumque Silere.
Auribus attonitis hanc stupor ipse stupet.
Græcia si mendax : Reinecco Amphiona præfers.
Auriculas Referes præmia digna Midæ

wozu wird für taube Augen jemand gemalt, dem das Gehör Beifall schenkt?
Wenn du diesen Mann würdig malen willst, male die melodie.
(...)
Die Hand des Daedalos (=des Künstlers) lässt Sprache u nd Stil verstummen,
Das Ohr ist wie vom Donner gerührt, und das Staunen (über sie) selbst ist verblüfft.
Würde Griechenland (= der griech. Mythos) lügen , dann gibst du dem Amphion gegenüber Reincken den Vorzug. Als würdigen Lohn wirst du die Ohren des Midas bekommen.
Zuletzt geändert von Tiberis am Mi 27. Sep 2017, 00:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Seltsamer Text

Beitragvon Zythophilus » Di 26. Sep 2017, 21:31

Vers 1 sehe ich anders, denn sonst wäre der Konjunktiv probet nicht sinnvoll. quem ist m.E. ein Relativpronomen, während die Frage selber mit quid eingeleitet wird. "Wozu wird für taube Augen der gemalt, den das Gehör billigt bzw. dem ... Beifall schenkt?" Dieser Vers zielt wie das ganze Stück wohl darauf ab, dass das Bild des Musikers ihm nicht gerecht wird - nur Musik sei seiner würdig.
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Re: Seltsamer Text

Beitragvon Tiberis » Di 26. Sep 2017, 22:51

ja, da hast du natürlich recht. :oops: (wurde entsprechend korrigiert)
hast du übrigens auch eine Lösung für das 2. Distichon?
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Re: Seltsamer Text

Beitragvon Zythophilus » Mi 27. Sep 2017, 06:29

Ich denke, dass mit Maeandros und furores Musikstücke oder musikalische Fachausdrücke gemeint sind, aber was in diesen Versen wirklich steht, weiß ich nicht.
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Re: Seltsamer Text

Beitragvon Tiberis » Mi 27. Sep 2017, 18:54

utitur obscuro sermone poeta maloque.
difficile est scitu, quid sibi verba velint.
heu, quanto superas conata illius inepta,
disticha cum scribis, Zythophile, arte tua!
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