Vergleich bei Florus

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Vergleich bei Florus

Beitragvon Adrianus » Do 9. Nov 2017, 14:03

Salvete!

Ich beschäftige mich gerade mit Florus' 2. Buch und überlege gerade, ob der folgende Vergleich sinnvoll bzw. in sich logisch ist:


Quodque in annua caeli conversione fieri solet, ut mota sidera tonent ac suos flexus tempestate significent, sic tum Romanae dominationis, id est humani generis, conversione penitus intremuit omnique genere discriminum, civilibus, externis, servilibus, terrestribus ac navalibus bellis omne imperii corpus agitatum est.

Was meint Ihr? Natürlich werden die formalen Kriterien des Vgl. eingehalten, aber: Hier wird ja die Regel (erster Teil) mit der Ausnahme (zweiter Teil) verglichen...

Besten Dank für Eure Antworten!

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Re: Vergleich bei Florus

Beitragvon marcus03 » Do 9. Nov 2017, 17:02

Adrianus hat geschrieben:Hier wird ja die Regel (erster Teil) mit der Ausnahme (zweiter Teil) verglichen...

Der Untergang von Weltreichen, Herrschaftsstrukturen,Kulturen, etc. ist keine Ausnahme, sondern gehört zum typischen Verlauf/"Gesetz" der Geschichte, wenngleich die Zeiträume natürlich gewöhnlich größer sind als bei Naturerscheinungen.
Der Vergleich hebt primär auf die Vorboten von Veränderungen ab ohne Rücksicht auf deren zeitl. Dimensionen. So wie sich bedeutende Ereignisse in der Natur ankündigen, tun sie es auch mutatis mutandis in der Menschheitsgeschichte. Mehr will der Vergleich wohl nicht sagen.
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Re: Vergleich bei Florus

Beitragvon Willimox » Do 9. Nov 2017, 21:09

In
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Re: Vergleich bei Florus

Beitragvon Willimox » Do 9. Nov 2017, 22:20

In Ergänzung zu marcus03:

Die Korrelation des Vergleichs liegt wohl vor allem in "fortuna transferente" und "conversione annua caeli" (die alljährliche Umdrehung des Himmels mit ihrer Genese der Jahreszeiten), eine höhere, übermenschliche, mechanische bis undurchschaubare, unberechenbare Macht beeinflusst unwiderstehlich ihre Felder. Also den kosmischen Naturbereich mit seinen Elementen von Gestirnbewegung und Stürmen und den als Körper verstandenen politischen Machtbezirk und seine erschütterten Glieder.

Marco Antonio Publio Dolabella consulibus, imperium Romanum iam ad Caesarem transferente Fortuna,
varius et multiplex motus civitatis fuit.

Quodque in annua caeli conversione fieri solet,
ut mota sidera tonent ac suos flexus tempestate significent,
sic tum Romanae dominationis, id est humani generis, conversione penitus intremuit omnique genere discriminum, civilibus, externis, servilibus, terrestribus ac navalibus bellis omne imperii corpus agitatum est.


Es mag auch sein, dass für Florus zwischen der conversio annua und der fortuna astronomisch-astrologisch ein Supervenienzverhältnis besteht. Dann mag das, was launisch und unvorhersagbar agiert, in einer undurchschaubaren anderen Wirklichkeit regelhaft agieren.

Und gewiss bleibt dann ein widerspenstiger Teil, der sich dem Vergleich in der Tiefe weiter sperrt.
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Re: Vergleich bei Florus

Beitragvon Prudentius » Sa 11. Nov 2017, 17:55

Ob der Vergleich sinnvoll ist, hängt von dem Deutungsrahmen ab, in den wir ihn hineinstellen; für das moderne Weltbild sicher nicht: einen Zusammenhang zwischen astronomischen Ereignissen und politischen Umwälzungen erkennen wir nicht an; statt "jährlicher Rotation des Himmels" haben wir "jährlicher Umlauf der Erde"; der "Himmel" ist uns abhanden gekommen, Galilei hat nicht nur die Sonne zum Stehen gebracht, sondern den gesamten Sternenhimmel, und statt des Himmels hat er uns die bodenlose Raumtiefe beschert, so dass wir nicht wissen, wohin wir unser Standbein setzen sollen.

Aber für das antike Weltbild stimmt der Vergleich, so hat man es gesehen, es bestand ein Fluidum von Zeitenwende, denkt an die 4. Ekloge Vergils; es gab die Lehre von den vier Zeitaltern, das Goldene wurde wieder herbeigesehnt, Weihnachten ...
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