Martial 3,32

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Martial 3,32

Beitragvon medicus » Mo 19. Feb 2018, 19:44

Non possum vetulam. Quereris, Matrinia? possum
Et vetulam, sed tu mortua, non vetula es.
Possum Hecubam, possum Niobam, Matrinia, sed si
Nondum erit illa canis, nondum erit illa lapis.

Ich verstehe nicht, warum hier auf einen Hund angespielt wird :nixweiss:
Sonst ist mir der Sinn schon klar.
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Re: Martial 3,32

Beitragvon Zythophilus » Mo 19. Feb 2018, 20:30

Hecubas/Hekabes Verwandlung in einen Hund wird im 13. Buch der Metamorphosen beschrieben.
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Re: Martial 3,32

Beitragvon medicus » Mo 19. Feb 2018, 21:22

Danke, dann erklärt sich alles.
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Re: Martial 3,32

Beitragvon ille ego qui » Mo 5. Mär 2018, 16:42

... sc. futuere
nonne?
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
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Re: Martial 3,32

Beitragvon Lychnobius » Di 6. Mär 2018, 11:33

Adeo non opinor Matriniam illam impudicam fuisse, ut verbo futuendi uteretur. Fortasse eum vetulam amare non posse questa est (vel quaesivit, nonne posset).
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Re: Martial 3,32

Beitragvon ille ego qui » Mi 7. Mär 2018, 19:36

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Re: Martial 3,32

Beitragvon ille ego qui » Mi 7. Mär 2018, 19:51

Aber um ernsthaft zu antworten: Es mag sein, dass mir "futuere" hier leichter über die Lippen kommt als "ficken". Es lesen ja (u.U.) auch Kinder mit ;) . Außerdem weiß ich nicht, ob "futuere" wirklich so hart ist wie "ficken ;) (im Vergleich "vögeln" oder auch sachlichere Ausdrücke). Nein, es hat mir hier keine besondere Freude bereitet, das zu schreiben; ich hatte tatsächlich erst ein paar Momente überlegt, wie das sprachlich zu verstehen sei.
Aber davon abgesehen kann ich es durchaus verstehen, wenn man in der lateinischen Sprache, die sich mitunter etwas feierlich wirken mag (und so es nur, weil es in der Ausbildung zum Teil so herüberkommt), wenn man der copia verborum obscaenorum, die Latein ja dann auch hat, ganz gerne nachspürt - bzw. einen ironischen Kontrast herstellt.
Insgesamt würde ich sagen, dass an deiner Beobachtung generell vielleicht sogar etwas dran sein mag (auch das Konzept des "Idiosynkrasiekredits" mag da mitunter greifen). Dennoch glaube ich - zumindest in diesem Thread - frei von der vermuteten Motivation ;))
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Re: Martial 3,32

Beitragvon Zythophilus » Sa 10. Mär 2018, 12:24

Wie ist das Verb futuere tatsächlich zu bewerten? Ist ebenso mit einem Tabu wie sein deutsches Pendant belegt? Bei Martial, der es direkt auch verwendet, gibt es Stellen wie im obigen Gedicht, wo das Verb wohl aus Gründen eines gewissen Taktgefühls fehlt. Weiters kann das harmlose Verb dare einen explizit sexuellen Sinn bekommen.
Etwa in derselben Zeit oder etwas später als Martial taucht freilich das Wort fututor in einem ganz öffentlichen Bereich auf. Hier scheint kein Tabu zu gelten, obwohl man bei einem Grabstein doch mehr Pietät erwarten könnte http://lupa.at/1770
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Re: Martial 3,32

Beitragvon marcus03 » Sa 10. Mär 2018, 13:25

Stomachatus hat geschrieben:Der Auftraggeber wollte wahrscheinlich fautor geschrieben haben.

Dann muss der schriftliche Entwurf/Auftrag aber sehr schlampig geschrieben gewesen sein.
Zudem hätte der Fehler sofort auffallen müssen und der Stein wäre sogleich vernichtet worden.
Der Auftraggeber hätte sicher Kleinholz/Kleinstein nicht nur aus dem Werk gemacht. ;-)
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Re: Martial 3,32

Beitragvon marcus03 » Sa 10. Mär 2018, 13:48

Dass einer aus einem fautor einen fututor macht, ist schon seltsam.
Vom Gönner zum Hurenbock ist m.E. schon ein weiter Weg, v.a. wenn der Steinmetz halbwegs Latein konnte.
Oder er wollte sich einen (nicht unbegründeten??)Jux machen? ;-)
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Re: Martial 3,32

Beitragvon marcus03 » Sa 10. Mär 2018, 13:58

Dass fautores oft gerne fututores waren, kann ich mir gut vorstellen. Mit dem nötigem Kleingeld ... :)
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Re: Martial 3,32

Beitragvon marcus03 » Sa 10. Mär 2018, 15:35

Es darf weiter spekuliert werden. Vllt. hat jemand noch einen andere Erklärung als den "Vermeißler".
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Re: Martial 3,32

Beitragvon Zythophilus » Sa 10. Mär 2018, 16:10

Gibt es andere Inschriften, in denen in ähnlicher Weise ein fautor erwähnt wird? Altäre mit Widmungen für Götter kommen vor, aber hier geht es um eine verstorbene Person. Höchstwahrscheinlich war der Auftraggeber noch am Leben, als der Stein aufgestellt wurde, dazu kommt, dass das Schriftbild anders als bei PESSIMAE und PIISSIMAE doch ziemlich unterschiedlich ist: Zwei I beanspruchen nicht mehr Platz als ein E, während FAVTOR eindeutig kürzer als FVTVTOR ist.
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Re: Martial 3,32

Beitragvon Zythophilus » Sa 10. Mär 2018, 16:28

Hier gibt es ganze fünf Inschriften übers römische Reich verstreut, in denen fautor vorkommt, allerdings ist keine mit der Carnuntiner Inschrift zu vergleichen http://edh-www.adw.uni-heidelberg.de/in ... ?qs=fautor
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Re: Martial 3,32

Beitragvon marcus03 » Sa 10. Mär 2018, 17:23

Zythophilus hat geschrieben:Höchstwahrscheinlich war der Auftraggeber noch am Leben, als der Stein aufgestellt wurde

Der Steinmetz hat vermutlich danach nicht mehr lange gelebt und ist keines natürlichen Todes gestorben. ;-)

PS (Aus der Gerüchteküche):
Der bilinguale Englandveteran Optatus soll beim Anblick der Inschrift ausgerufen haben: Fuck you, stonemason!
Auf die Aufforderung hin, den Fehler zu korrigieren, soll der lapicida geantwortet haben: Quod insculpsi, insculpsi. Ob er einen gewissen Herrn Pilatus in seiner Ahnenreihe gehabt hat, konnte bis heute nicht eruiert werden.
Nach einer anderen Quelle soll der Steinmetz der uneheliche Sohn des Optatus gewesen sein, der sich an seinem verantwortungsscheuen Erzeuger rächen wollte, der nie Alimente gezahlt hatte.
Die mitanwesende Steinmetzmutter soll auf bayerisch ausgerufen haben: A Hund bist scho gwen, Optate, und wos für a verrekta. :lol:
Hier ein später Nachfahre jener Mutter:
https://www.youtube.com/watch?v=M2R_KJyeliY
(ab 3:30)
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